UNIMA trifft TOPIC
Die Tatsache, dass Donostia (San Sebastián) in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt sein darf, hat sicher dabei geholfen, weitere Kulturevents in die gipuzkoanische Metropole zu holen. Nicht zuletzt den Welt-Kongress der Marionetten und das damit verbundene Unima-Festival. Donostia hatte sich gemeinsam mit der Stadt Tolosa um die Austragung dieser Groß-Veranstaltungen beworben. Ende Mai sind die beiden Städte eine Woche lang Schauplatz internationaler Marionetten-Gruppen von Weltformat.
Zwischen dem 28. Mai und dem 5. Juni 2016 gastiert der Weltkongress der Puppenspielerinnen in Tolosa und Donostia (San Sebastián), gleichzeitig findet dort das UNIMA-Festival statt, das Marionetten-Festival der „Unión Internationale de la Marionnette“, auf Englisch „World Puppet Festival“. Alle vier Jahre findet dieser Weltkongress statt, der Standort zwischen der Europäischen Kulturhauptstadt Donostia und der 33 Kilometer entfernten Stadt Tolosa (20.000 Ew) ist gut gewählt. Denn Tolosa ist für das Baskenland die Marionetten-Stadt schlechthin, dort befindet sich das Internationale Puppenspiel-Zentrum TOPIC (1). Das Bewerbungsvideo der beiden Städte für die Austragung des Weltkongresses ist in baskischer und spanischer Sprache hier zu sehen (Link).
Internationales Marionetten-Festival
An neun Festival-Tagen werden mehr als 30 renommierte Theater-Gesellschaften aus aller Welt Aufführungen anbieten. Was die internationalen Gruppen anbelangt wird es eine einmalige Gelegenheit sein, ihre Marionetten-Werke zu sehen. In verschiedenen Formaten und auf verschiedene Altersgruppen ausgerichtet werden die Werke präsentiert, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wird jeweils etwas Interessantes dabei sein. Bei den darstellenden Gruppen handelt es sich um herausragende Projekte, die die jeweilige Puppenspiel-Tradition ihrer Länder darstellen.
Die Zahl der Aufführungen ist beschränkt, laut Organisatorinnen soll Qualität vor Quantität gehen. Neben den Vorstellungen in Tolosa und Donostia wird ein Teil der Puppenspielerinnen die Gelegenheit zu Mini-Tourneen mit Vorstellungen in anderen baskischen Städten wahrnehmen. Eröffnung und Schließung von Kongress und Festival werden per Großevent in der Kulturhauptstadt begangen. Nicht zuletzt kann davon ausgegangen werden, dass unabhängige und nicht offiziell eingeladene Puppenspielerinnen die Gelegenheit wahrnehmen, in den beiden Städten auf der Straße ihre Vorstellungen zum Besten zu geben.
Gespielt wird in San Sebastián hauptsächlich im Teatro Principal, im Theater Victoria Eugenia, im Gazteszena, am Easo-Platz, am Catalunya Platz, am Constitutions-Platz, an der Concha-Promenade, am Boulevard und in der Koldo Mitxelena Bilbiothek, insgesamt werden es 20 Bühnen sein. In Tolosa wird im TOPIC-Marionetten-Zentrum gespielt. Daneben werden die Straßen beider Städte ebenfalls zur Bühne. Die Eröffnungs-Veranstaltung findet am 28. Mai am Zurriola-Strand statt, mit der Gruppe „Tol Theatre“ als Protagonistinnen. Für die spektakuläre Aufführung wird ein riesiger Kran große Puppen, Schauspielerinnen, Fahrräder und Sängerinnen über den Strand hieven. Diesem Event folgen neun Tage Puppenspiel-Festival. Für Erwachsene gibt es die Vorführungen: „Spartacus“, „Peregrinaçao“, „Alice in Wonderland“, „I Sisyphus y Out“ – für die jüngere Generation ist geplant: „Red Earth revisited“, „Altzoko Haundia“, „Oscar, el niño dormido“, „Animare“, „Les Funambules“ sowie „Tutu“.
Daneben gibt es im Kulturzentrum Okendo eine Ausstellung über die großen Puppenspielerinnen der Geschichte im spanischen Staat, sie endet am 25. Juni 2016. Dokumentiert wird in der Ausstellung die Arbeit bekannter Marionettistinnen und ihr Einfluss auf die folgenden Generationen von Puppenspielerinnen. Darunter sind auch weniger bekannte Figuren, denn nach dem Spanischen Krieg von 1936 und während der folgenden franquistischen Diktatur wurden viele vielversprechende Karrieren be- oder verhindert.
Der UNIMA-Kongress
In San Sebastián und Tolosa wird gleichzeitig der UNIMA-Kongress stattfinden, das vierjährig stattfindende Welttreffen der „Union Internationale de la Marionnette“ (2). Dazu zählt am 28. und 29. Mai im Rahmen der Sommeruniversität der baskischen Universität UPV/EHU ein Symposium. Titel der öffentlichen Veranstaltung ist „Das Repertoire des Marionetten-Theaters in Europa und Amerika“ (El teatro de títeres de repertorio en Europa y América: la Máquina Real). Zu erwarten sind verschiedene Vorträge zum Thema.
TOPIC in Tolosa
Das Tolosa Puppets International Centre wurde 2009 gegründet, es ist das einzige integrale Zentrum für die Kunst des Puppenspielens in Europa. TOPIC hat sich in den wenigen Jahren seiner Existenz zum Treffpunkt internationaler Puppenspielerinnen entwickelt, zu einem Ort, an dem gelernt werden kann, gezeigt, geforscht und produziert, und an dem Erfahrungsaustausch stattfinden kann. Daneben hat TOPIC selbstverständlich eine Bühne für Vorstellungen und Experimente. Dafür steht eine entsprechende technische Ausstattung zur Verfügung.
Als aktive Mitglieder der UNIMA (Internationale Vereinigung von Puppenspielerinnen) agieren die des TOPIC auf verschiedenen regionalen und internationalen Ebenen. In erster Linie wendet sich dieses Marionetten-Projekt an Kinder, um sie mit dieser Form des Theaters bekannt zu machen. Mit dem TOPIC hat sich Tolosa zu einem wichtigen Fokus für die Welt der Marionetten entwickelt. Auf den zur Verfügung stehenden 3.600 qm gibt es ein Museum mit einer ständigen und temporalen Ausstellungen, ein Dokumentationszentrum mit digitalem Archiv und Videothek, einen Saal für 250 Zuschauerinnen, einen weiteren Saal für Produktionen, Montagen und Proben, sowie Räume für Workshops und Kurse.
ANMERKUNGEN:
(1) TOPIC ist der Name des Puppenspiel-Zentrums in Tolosa (Gipuzkoa), die Abkürzung ist englisch und bedeutet Tolosa Puppets International Centre (Link)
(2) UNIMA - Unión Internationale de la Marionnette. Webseite (Link)
FOTOS:
(1) Bewerbungsfoto Tolosa – Donostia (Foto: dss2016.eu)
(2) Webseite UNIMA
(3) Webseite UNIMA