Tagesstimmungen einfangen – Unglaubliches kommentieren – billige Anekdoten zum Besten geben – bissig sarkastisch kommentieren – dem Leid auf den Grund gehen – dem Banalen die Stirn bieten – die Wahrheit aussprechen (prawda, verflucht!) – die Stimmung auf den Höhepunkt treiben – alles nur kein ordentlicher Journalismus: hier sind Sie richtig! Hier arbeitet die Satire-Abteilung von Baskultur.info auf Hochtouren. Wir haben aus der Übertreibung eine Regierung gemacht. Bitte beißen Sie sich fest!
Wieder malochen und regieren
Baskische und katalanische Parteien sind das Zünglein an der Waage, wenn das gespaltene Spanien eine neue Regierung kriegen soll. Im September wird deshalb gefeilscht wie in der Medina von Marrakesch. Ausgerechnet den Moment der größten Glückseligkeit haben spanische Fußball-Funktionäre zur allergrößten männlichen Pleite gemacht. Sexismus nach dem Gewinn der Frauen-Weltmeisterschaft hat einen weltweiten Tsunami ausgelöst, der nur die Basken verschonte, weil sie schon einen Deut besser erzogen wurden.
Ungeklärte Fälle
Die Erinnerung im Mai beinhaltet die Auflösungs-Erklärung von ETA im Jahr 2018, wie auch die faschistischen Morde am Montejurra-Berg 1976. In Almeria wurden 1981 drei Jugendliche aus Santander von der Guardia Civil gefoltert und ermordet, weil sie für ETA-Leute gehalten wurden. 2007 starb die Schriftstellerin Eva Forest, die den Tod von Carrero Blanco in Operation Menschenfresser dokumentierte. 1937 wurden die Nazis in Paris bei der Weltausstellung mit dem Guernica-Gemälde von Picasso konfrontiert.
Jemand nicht in Urlaubslaune?
Noch lecken sich die Wahlverlierer die Wunden, in Pokerrunden wird eine neue Regierung ausgespielt. Katalonien hat das Ass. Überall sind Fiestas, da können alle tanzen, singen und glücklich sein. Nur Frauen haben nichts zu lachen. Sie werden auf dem Heimweg belästigt und vergewaltigt. In Gruppen gehen ist ein Schutzmittel, das Nottelefon in die Handfläche geschrieben. Begleitdienste werden organisiert von helfenden Gutmenschen. Der Machismus wird nicht bekämpft, sondern reproduziert, auch bei Fiestas.
Gernika. 86 Jahre danach
Der Monat April ist im Baskenland untrennbar mit dem Schicksal der Stadt Gernika in Bizkaia verbunden. Am 26.4. inszenierten nazideutsche Bomberstaffeln einen groß angelegten Feldversuch mit ihren modernen Bombardierungs-Techniken. Dem fiel die Stadt am Oka-Fluss zum Opfer. Auch das kürzlich in Madrid verabschiedete Erinnerungs-Gesetz hat die spanische Regierung nicht dazu bewegt, sich als Rechtsnachfolgerin des Franco-Regimes für das Massaker zu entschuldigen. Die Aufarbeitung stagniert weiter.
Operation Ausfahrt. Vorsicht!
Der Besenwagen ist vorbeigefahren, die berühmteste Tour der Welt ist passé und hat im Baskenland drei Tage lang ihre Spuren hinterlassen. Wunden werden geleckt, der Ausnahmezustand ist beendet, der Massentourismus nicht. Die Tour-Flüchtlinge kehren heim nach Donostia oder Bilbo, um mit einem spanischen Wahlkampf konfrontiert zu werden, der alles oder nichts verändert. Kreuzfahr-Schiffe gehen ein und aus, in Pamplona laufen die Stiere tägliche Ehrenrunden für den Macho und Nobelpreisler Hemingway.
Gesundheit in aller Munde
Die Bevölkerung im Baskenland und in Navarra hat die Gesundheit entdeckt, oder besser gesagt: die Gefahren für die Gesundheit. Bisher hatte das baskische Gesundheits-System den Ruf, eines der besten im Staat zu sein. Doch nach Kürzungen und Privatisierungen ist die öffentliche Grundversorgung in Frage gestellt. Nicht erst die Pandemie hat Gesundheit zur Sorge Nummer eins der Bevölkerung gemacht. Demonstrationen, Streiks, Anklagen, Lügen bestimmen die Schlagzeilen. Eine Debatte mit Klassencharakter.
Die unendliche Demokratie
Eigentlich sollten vergangenen Monat Mai nur die Kommunal-Parlamente neu gewählt werden, ein paar Regionen dazu. Doch wurde daraus ein Tsunami, der für die Sozialdemokraten im Desaster endete. Die Folge: vorgezogene Neuwahlen zum spanischen Parlament. Der Kollateralschaden ist vorprogrammiert: nach zwei Monaten Kommunal-Wahlkampf beginnt in direktem Anschluss der Staats-Wahlkampf. Die Zwischenzeit verbringen wir mit neuen Vakuum-Parolen und bittere Zänkereien um die Koalitionen auf kommunaler Ebene.
Wir wollen leben
Inflation und Preissteigerungen drohen weiterhin mit Verarmung. Streiks in Schule, im Metall- und Gesundheits-Bereich, in Altenheimen, bei den Haushaltshilfen und in Frankreich gegen eine neue Rentenregelung. Der baskische Karneval überschattet den ganzen Monat. Jahrestage: Mord an der Studentin Yolanda Gonzalez, Winterfest Santa Ageda Eguna, zweifach tödlicher Müllunfall in Zaldibar, Tod in Lemoiz durch ETA, Foltertod von Joxe Arregi, Putschversuch in Madrid, Goicoechea Verrat in Kriegszeiten.