MIGRATION-DIASPORA ist die Geschichte der Migration aus Euskal Herria und ins Baskenland, vom 16. Jahrhundert bis heute; baskische Migrantinnen und Migranten in der Diaspora, baskische Kulturzentren in aller Welt.
Nur Einheimische und Fußball-Schüler
Seit den Williams-Brüdern hat sich das Publikum von Athletic Club Bilbao daran gewöhnt, dass auch afrika-stämmige Fußballer das rot-weiße Trikot tragen. Was nicht gegen die Club-Philosophie verstößt, die da lautet: bei Athletic spielen nur im Baskenland geborene Spieler*innen und solche, die hier das Kicken gelernt haben, egal wo geboren. Zu Nico und Iñaki Williams kommt demnächst auch der aus Marokko stammende Aymane Jelbat, der im Alter von 23 Jahren bereits eine kleine Odyssee hinter sich hat.
Afrika und den Atlantik überlebt
Mariam ist eine Frau aus Kamerun, die in Bilbao von einer Aktivistin zu Hause aufgenommen wurde und ihrem Grenzübertritt nach Frankreich plant. Sie erzählt von ihrer fast vierjährigen Reise, auf der Flucht vor Gewalt und Armut. Mariam, die bereits fünf riesige Länder durchquert hat, hat sich zum Ziel gesetzt, über die Grenze zu ihren Verwandten in Frankreich zu gelangen. Sie ist 36 Jahre alt und hat einen Traum. Ihre Erinnerung umfasst 10.000 km Reise, mit viel Kummer, aber auch mit guten Freunden.
Integration, Vorurteile, Kopftücher
Marokkaner*innen in Bizkaia: Die größte Gruppe von Migrant*innen in Bizkaia fühlt sich gut integriert und arbeitet an ihrem Image. Dennoch sind die Marokkaner*innen immer noch Opfer der üblichen Vorurteile. Schwarze Schafe schaden der Gemeinschaft. "In zehn Jahren wird es sicher als normal betrachtet, wenn unsere Kinder Stadträte und Polizisten sind". Doch in der Zwischenzeit ist viel Energie für Integration und gegen Vorbehalte nötig, eine Mietwohnung zu finden, ist zum Beispiel nicht einfach.
Arabisch, Mandarin, Amazigh und Rumänisch
Neben Spanisch und Baskisch werden in der Provinz Bizkaia Galicisch, Arabisch, Tamazight und Rumänisch von mehr als 10.000 Personen gesprochen. Bizkaia, wie das gesamte Baskenland, ist eine aufnahmefreundliche Region. Seit Jahrzehnten, vor allem in den letzten zwei, ist die Provinz zur neuen Heimat von Tausenden von Menschen aus der ganzen Welt geworden. Das bedeutet, dass die sprachliche Vielfalt erheblich bereichert wurde: mittlerweile werden hier mehr als 120 Sprachen gesprochen.
Rassistische Migrations-Politik
Der Bidasoa-Fluss bildet die natürliche Grenze zwischen Iparralde und Hegoalde, dem nördlichen und südlichen Baskenland. Auf “französischer Seite“ liegt Hendaye (Hendaia), auf der südlichen Seite Irun. Verbunden sind die beiden Orte durch die “Internationale Santiago-Brücke“ – mit dem Wegfall europäischer Grenzkontrollen ein problemloser Transit. Dschihadismus, Pandemie und Abschirmung gegen afrikanische Migration haben diese Grenze erneut zum Hindernis gemacht. Den Bidasoa zur tödlichen Falle.
Reise-Vermittler: Jean Vigné
Während der größten baskischen Auswanderungswelle nach Südamerika Ende des 19. Jahrhunderts waren viele Emigrations-Vermittler aktiv, sowohl in Iparralde (Nord-Baskenland), als auch in Hegoalde (Süd-Baskenland). In Soule (baskisch: Zuberoa, Xiberoa), der östlichsten Region von Iparralde und den anderen beiden Provinzen des baskischen Nordens standen diese Vermittler den Ausreisewilligen zur Seite, organisierten deren Überfahrt und vermittelten ihnen sogar Arbeit in Buenos Aires oder Montevideo.
Eine neue Generation aus Afrika
Die Bilder, die diesen Artikel begleiten, stammen nicht aus Miami oder Minnesota, dem Ort, an dem George Floyd lebte. Sie stammen aus Bilbo und erinnern daran, dass George Floyd bei einer Polizeikontrolle zu Boden geworfen wurde, dass ein rassistischer Polizist das Knie auf seinen Hals setzte bis er erstickte. Das ist ein Jahr her. Die afrikanische Community im Baskenland ist mittlerweile gut organisiert und mobilisierte zum Gerichtsgebäude, um gesellschaftlich-institutionellen Rassismus anzuklagen.
Die Basken vom anderen Ende der Welt
Eine große Anzahl von Baskinnen und Basken war es nicht, die das ferne Australien als Emigrationsziel wählten. Konkret zwischen den 1920ern und Mitte der 1960er Jahre. Danach ersetzten Maschinen die handwerkliche Ernte des Zuckerrohrs, Arbeiter wurden nicht mehr gebraucht und der migratorische Zulauf stoppte. Eine neue Vereinigung hat sich nun das Ziel gesetzt, die Erinnerung an jene jungen Bask*innen aufzufrischen, die vom Baskenland nach Australien auswanderten, um in der Zuckerrohrernte zu arbeiten.