Massen-Tourismus ist ein relativ neues Phänomen im Baskenland, in den betroffenen Zentren führt dies zu Verteuerung und Vertreibung: Gentrifizierung. Aber nicht nur Tourismus ist verantwortlich, auch die neoliberale Urbanismus-Politik.
Bilbo ertrinkt im Tourismus
Die Altstadt von Bilbao hat einen kritischen Punkt erreicht, durch den die Lebensqualität ernsthaft in Frage gestellt wird. Im Rahmen des derzeitigen Stadtmodells ist der Stadtteil zu einem kommerziellen und touristischen Zentrum geworden, das die Bedürfnisse der Nachbarinnen und Nachbarn völlig außer Acht lässt und ausschließlich auf die Interessen des privaten Kapitals ausgerichtet wird. Nach der Pandemie-Zwangspause hat erneut ein Massentourismus eingesetzt, der alle Rekorde zu brechen verspricht.
Urbane Nomaden und Gentrifizierung
Wenn es um touristische Unterkünfte geht, ist die Internet-Plattform Airbnb mittlerweile in aller Munde. Was für Tourist*innen eine billige Absteige ist, bedeutet für Einheimische den Verlust an Mietoptionen. Immobilien-Besitzer sind bereits in das lohnende Tourismus-Geschäft eingestiegen. Airbnb entzieht dem Markt Mietwohnungen und fördert die Immobilien-Spekulation. Neben dem Wohnungsmangel steigen die Mieten, ärmere Bevölkerungs-Gruppen werden vertrieben, alltägliche Lebenswelt verändert sich.
Profit auf Kosten der Ärmeren
Seit dem angeblichen Ende der Coronavirus-Pandemie und der relativen Rückkehr zur Normalität sind die Sanktionen wegen illegal an Touristen vermietete Wohnungen um 40% gestiegen. Seit Juli letzten Jahres hat die baskische Regierung 87 Bußgelder verhängt, die sich fast alle auf 10.000 Euro belaufen. In den beiden Jahren vor der Pandemie waren es insgesamt nur 65 Bußgelder. Jede dem Tourismus zugeführte Wohnung verschärft die Mietproblematik und fördert die Gentrifizierung in betroffenen Wohngebieten.
Die Piraten der Stadt
Illegale Touristen-Unterkünfte sind in Bilbao zu einem Problem geworden. Der Nutzen des Tourismus ist nur dann positiv, wenn er zu einer gerechten Umverteilung des dadurch erzeugten Wohlstands führt. Doch das ist im Fall der Touristen-Wohnungen nicht der Fall. Jede an Reisende vermietete Wohnung steht dem einheimischen Markt nicht mehr zur Verfügung. Gentrifizierung und Vertreibung ist die Folge. Wenn dann noch nicht einmal die üblichen Steuern und Abgaben bezahlt werden, ist der Schaden doppelt.