... mach nen Euro auf die Schnelle!
Noch zwei Monate, dann sind wir bei zwölf Monaten Pandemie. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die baskischen Spritzen lassen auf sich warten – sofern sie überhaupt eine Hoffnung darstellen. Von einer Welle in die nächste ... der Titel der Kolumne ist eine Kopie aus den 1980ern, um eine neue Musikrichtung zu beschreiben, die schnelle Mark (heute Euro) machen jetzt Pharma-Unternehmen, die nicht erklären wollen, was sie der Menschheit zur Bekämpfung des Coronavirus zumuten. In zwanzig Jahren wissen wir mehr.
Die dritte Pandemie-Welle läuft, die wenig Vertrauen erweckenden Impfungen kommen spärlich. Das Baskenland liegt am Ende der Impfquoten und níemand weiß warum. Die einen hoffen auf eine nette Pfingstreise in die Karibik, die anderen stellen sich auf Dauer-Corona ein. Durchhalte-Parolen machen die Runde, Zynismus ist Trumpf.
(2021-02-12)
ZUM LEBEN ZU WENIG
Anhörung im Parlament in Araba: "Wir vertreten das kleine Gastgewerbe, nicht die großen Ketten. Wir haben kleine Lokale und vertreten die dortigen Beschäftigten." - "Die Situation der kleinen Kneipen in den elf Monaten der Pandemie ist tödlich. Ein Drittel des Jahres 2020 waren wir gezwungen, ganz zu schließen, die restlichen zwei Drittel waren wir auf 50% reduziert, mit zeitlichen Einschränkungen.“
Bei einer Umfrage hat die Plattform dieser kleinen Lokale herausgefunden, dass in Gasteiz 40 Lokale geschlossen werden mussten, etwa 180 Familien sind direkt in die Arbeitslosigkeit gegangen. "Und nicht nur das, sie sind durch Covid arbeitslos geworden und haben zudem riesige Schulden angesammelt: Miete, Strom, Unkosten. Gleichzeitig haben sie zu 100 % Steuern gezahlt."
Bei den Selbstständigen ist der Jahresumsatz um 60 % gesunken, die ERTE-Kurzarbeiter haben 35 % weniger Lohn. "Wir verstehen nicht, warum das Gastgewerbe geschlossen wird, wenn die Daten des Gesundheits-Ministeriums sagen, dass weniger als 3% der Infektionen mit dem Gastgewerbe in Verbindung stehen".
Der staatliche Rettungsplan stellt 500.000 Euro für Hotels und Gastronomie in Aussicht. "Wir haben das durchgerechnet für ganz Araba. Wenn es hier 2.200 Lokale gibt und die Hilfe unter allen aufgeteilt wird, sind das 200 Euro pro Lokal. Davon ziehen die Buchhaltungs-Firmen 50 bis 100 Euro ab, jedes Lokal würde am Ende somit zwischen 100 bis 150 Euro erhalten. Auf 12 Monate gerechnet etwa 10 Euro Hilfe“.
ZU-SCHLAG: Die baskische Gastronomie fordert "harte Hand" und Sanktionen gegen die Kneipen, die die Schutz-Maßnahmen verletzen – Der Gastronomie-Sektor fordert 50 Millionen Schadensersatz für durch die Schließung provozierte Ausfälle – "Ich bin kein Negationist", verteidigt sich der Richter, der die Schließung der Gastronomie zurücknahm – Die baskische Polizei löst ein Massenbesäufnis von 93 Jugendlichen auf.
(2021-02-11)
PANDEMIE AUF STAMMTISCHNIVEAU
Die Liga der Epidemolog*innen in Euskadi ist tief in ihrem Stolz getroffen. Der Richter, der am Vortag die Schließung der baskischen Gastronomie rückgängig machte, hat sich mit seinen Kommentaren ins Visier von deftigen Angriffen gestellt. Wieder einmal wird die Pandemie nicht auf der Gesundheitsebene ausgetragen, sondern auf juristisch-polemischem Parkett mit Stammtisch-Niveau. “Epidemologen sind einfache Ärzte, die einen Zusatzkurs gemacht haben”, war eine der Perlen, die der Mann im Talar von sich gegeben hatte, auf Twitter, im Interview, medial immer im Zentrum.
Er ist nicht der einzige, der sich freiwillig in den Tele-Mittelpunkt stellt, unter den obersten Richtern und Richterinnen gehört das praktisch mit zum Geschäft. Doch nicht alle lassen sich zu derart platten Sprüchen hinreißen. Jetzt ist er vom Rechtsprecher zum Gejagten geworden. Einer der plötzlich alle gegen sich hat. Jene, deren Maßnahme er blockiert hat (die Regierung), aber auch viele von denen, die von seiner Entscheidung profitieren und endlich wieder ihre Gaststätten und Bars öffnen dürfen. Dafür muss er sich Vorwürfe von Ignoranz, Großkotzigkeit, Größenwahn und Idiotie anhören. Nicht zu Unrecht.
Niemand macht sich etwas vor: “Was haben wir für Leute in verantwortlichen Positionen. Zum Gluck musste dieser Idiot nicht über wesentlichere Dinge entscheiden, einen Mord, eine Vergewaltigung … alles schon mal dagewesen”. Bei so viel Nichternsthaftigkeit und Irrationalität fehlt nur noch eine Retourkutsche der baskischen Regierung.
Die Pandemie-Betroffenen stellen sich ins Parkett und schauen ungläubig auf das hochkarätige Unterhaltungs-Programm im Covid-Management-Theater. Wann Wo Wie soll das alles enden? Und warum … Olatz
PRESS-SCHLAG: Zum Thema Pandemie wurde gemeldet, dass Athletic Bilbao gegen Levante unentschieden spielte und die Entscheidung im Rückspiel fallen wird.
(2021-02-10)
AUFATMEN
Euskadi atmet auf. Wo in den letzten vier Wochen keine Möglichkeit bestand, Essen zu gehen oder in der Kneipe Freundinnen zu treffen auf ein Bier, war heute gute Stimmung. Trotz Coronavirus, oder gerade deshalb. Die Gastronomie schleppt seit Sommer einen schwarzen Peter mit sich, den sie nicht verdient hat. Die Kneipiers beschweren sich, dass sie durch die Auflagen, wie man sich in Kneipen zu verhalten hätte, zu Polizisten degradiert würden. Aber sie machen es eben, so gut es geht. Und die verantwortliche Kundschaft gibt sich ebenfalls alle Mühe, alles richtig zu machen: immer Sitzen (für Bask*innen eine Höchstleistung), nicht mehr als vier, nach dem Schluck die Maske hoch. Allein mit solcher Disziplin bleibt der Bask*innen liebster Ort der Kommunikation erhalten. Denn Kneipen sind weit mehr als “Gaststätten“ oder “Wirtschaften“, wie es der deutsche Sprachgebrauch nahelegt.
Keine ruhige Zeit hat der vorsitzende Richter, der für diese neuen Glücksgefühle gesorgt hat. Mit seiner Entscheidung, die Schließungs-Maßnahme der baskischen Regierung aufzuheben. Alte Interviews mit ihm werden herausgezerrt, Aussagen seziert. Vorgeworfen wird ihm, er habe sich als Jurist über die Gesundheits-Experten gestellt. Anmaßung ersten Grades! Die Expert*innen, die in zwölf Monaten nicht in der Lage waren, die Pandemie zu bremsen, sind zutiefst beleidigt. Ehrenkäsig, wie sie sind. Einen nüchternen Grund haben sie nicht. Eher Grund zur Selbstkritik.
Viel zu lange wurde die Last der Verantwortung auf der Gastronomie abgeladen. In den Kneipen dürfe es keine Massifizierung geben. Und was ist mit dem Kaufhaus? Dort drängen sich die Massen, weil sie nicht mehr aus dem Ort in die großen Malls fahren dürfen. Interessiert keinen Experten. Massifizierung in den Fabriken? Interessiert keine Expertin! 45% der Bevölkerung ist für einen neuen Lockdown zur Problembehebung. Aber bitte für alle und alles! Ohne schwarzen Peter! Zwölf Monate sind lang, umso mehr, wenn keine Aussicht auf ein Ende des Leidens besteht. Deshalb ist die Erleichterung verdient. In diesem Sinn: Zum Wohlsein und Gesundheit! Olatz
SCHLAGWETTER: Regierung wettert gegen Richterinnen nach der Wiederöffnung der Gaststätten – Unerhört sei, dass sich Gerichte in gesundheitliche Angelegenheiten einmischen – Die Kneipenbetreiber befürchten eine Verschärfung der Maßnahmen – Mehr als 19.000 Lehrer*Innen seit Schulbeginn krankgeschrieben – Die Unter-55-Jährigen, die Covid hatten, müssen sechs Monate auf die Impfung warten – Manchester gegen San Sebastian in Turin – Die Regierung entlässt den Gesundheits-Experten, der sich über den Lockdown hinwegsetzte – Navarra: weniger als 100 neue Fälle, nur 3% positiv – Massen-Impfungen in Stadien vorgesehen –Bischof gibt sich als Vikar im Altersheim aus, um schneller an die Impfung zu kommen.
(2021-02-09)
SCHLAG AUF SCHLAG
Schlag-1: Das oberste baskische Gericht hat der Klage der Gaststätten-Betreiber*innen nachgegeben und deren Schließung durch die baskische Regierung für nichtig erklärt. Vorläufig. Damit können die Kneipen ab sofort wieder öffnen, unter den bereits vorher festgelegten Bedingungen. Das Gericht sah es nicht als erwiesen an, dass der Kneipenbetrieb für die dritte Corona-Welle mit verantwortlich war. Schlag-2: Ein hoher baskischer Beamter wurde entlassen, weil er trotz besserem Wissen seinen Wohnort für Freizeitzwecke verlassen hat.
GOLDEN GATES
Bill Gates warnt vor neuen Bedrohungen für die Menschheit nach dem Coronavirus. In einem Interview sagte er, die nächste Bedrohung für die Menschheit sei der Klimawandel. "Die Zahl der Todesfälle wird höher und im Jahr 2100 fünfmal tödlicher sein als das Coronavirus". Außerdem warnte Gates von Bio-Terrorismus: "Es besteht die Möglichkeit, dass jemand, der viel Schaden und Schmerz verursachen will, in der Lage ist, ein Virus zu schaffen, dessen Auswirkungen viel weiter gehen als bei COVID-19".
Gates könnte Recht haben, wenn die weltweite Moral weiter so verkommt. Das Problem ist, dass ganz schlaue Leute ihn nun (nach der Pandemie) auch noch für den Klimawechsel und den Bio-Terrorismus verantwortlich machen werden. Nach dem Motto, wer es angekündigt hat, hat die Fäden in der Hand. 2100? Wir alle werden es nicht erleben, auch Gates nicht.
REGELN FÜR DIE ANDEREN
LABI heißt die baskische Elefantenrunde, bei der im Krisenstab über die Schutzmaßnahmen Anti-Corona entschieden werden. Ausgangssperre, Kneipenschließung, Ortseinschluss – alles geht von den 20 Gestalten des LABI aus. Derzeit gilt der absolute Lockdown für Orte mit rotem Alarm, niemand raus und niemand rein. Außer mit Sondergenehmigung. “Muss wohl für die andern gelten, nicht für mich“, muss sich einer der Elefanten gedacht haben und fuhr zum Golfen in die rote Nachbarstadt. Stunden später folgte die Entlassung.
Wie häufig im Leben hat der Vorgang verschiedene Lesarten. Erstens. Einer dieser Korrupten, die sich als was Besseres fühlen. Zweitens. Dumm genug, um zu glauben, er würde nicht erwischt werden. Drittens. Ist es das wert, wegen einmal Golfen die Karriere zu riskieren? (solche Leute werden nach der Entlassung ohnehin befördert). Viertens. Im Krisenstab zu sitzen bedeutet eine große Verantwortung (und Ehre) gegenüber der Gemeinschaft, Gesellschaft, den Betroffenen – in einer solchen Situation an Golfspiel zu denken (Trump), nimmt der Person jegliche Ernsthaftigkeit und Moral. Fünftens. Was ist schlimmer: im Parlament lügen, dass einem schwindelig wird? Oder die Regeln verletzen? Der herumschweifende Elefant wurde jedenfalls ausgerechnet von der Lügen-Elefantin entlassen. Sechstens. Wie viele weitere Ober-Verantwortliche aus der LABI-Runde denken an Golfen, Skifahren oder ihre Zweitwohnung in Castro, wenn sie über Leben und Tod der einfachen Frau auf der Straße entscheiden?
SCHLAGZAHLEN: Spanien sprengt den Rekord an Covid-Toten an einem Wochenende – Sechs Tote in einem Hochhaus in Bilbao – Die Impfquote in der Türkei beträgt ca. 4%, in den mehrheitlich von Kurdinnen bewohnten Gebieten liegt der Wert bei 1% – Tubacex Laudio bestätigt die Entlassungen von 150 Beschäftigten – Der spanische Pandemie Oberguru Simon hält eine vierte Covid-Welle “selbstverständlich für möglich“, doch werde es “eine langsamere und weniger umfangreiche Welle“ sein, weil schließlich “jede Woche 400.000 Personen geimpft werden“.
(2021-02-08)
FAKE-NEWS
Wer mit dem Rücken zur Wand steht, teilt aus, ohne genau zu zielen,. Oder besser noch: auf die üblichen Verdächtigen. Ich muss gestehen, selbst als Eingeweihte habe ich eine Weile gebraucht, um die Geschichte zu begreifen: im Dschungel der Fakes, Lügen, Gerüchte und Halbwahrheiten. Aber in diesen neuen Zeiten haben sich die Formen verändert und mit ihnen die Kriterien, unsere Umwelt zu beobachten und zu analysieren.
Akt 1: Donostia. Noch ist es nicht 22 Uhr, die Sperrstunde hat nicht angefangen. Baskische Polizei stürmt die Altstadt und versucht, dort versammelte Jugendliche zu vertreiben. Die Lage eskaliert schnell, Gummigeschosse werden eingesetzt, Unbeteiligte werden schwer verletzt.
Akt 2: Wegen drohender Entlassungen haben sich Gewerkschafter vor einer Fabrik versammelt. Darunter der Generalsekretär. Alle stehen ruhig da, der Moment wird gefilmt. Aus der Polizeilinie löst sich ein Behelmter, geht auf die Gruppe zu und schlägt dem Chef seinen Schlagstock über die Stirn. Nasenbein gebrochen, weitere Verletzungen.
Akt 3: Ondarrua, Küstenort. Ob es ein illegales Besäufnis war oder eine Provokation zwischen Jugendlichen und der Ertzaintza lässt sich nicht rekonstruieren. Der Ort ist als Hochburg der baskischen Linken bekannt. Wenn sich Jugendliche dort zusammentun, muss es sich um Reste der ETA-Kultur handeln – so die Polizei-Version, die von der Regierung gerne kolportiert wird.
Akt 4: Verschiedene Politiker der in allen übergreifenden Institutionen regierenden PNV-Christdemokraten erklären die baskische Linke – EH Bildu – als verantwortlich für die “Ausschreitungen“. Damit verbunden ist der implizite Vorwurf, die Partei sei verantwortlich für die erneute Ausbreitung der Pandemie. Es wird sogar ein neuer Begriff erfunden: “mozkorra borroka“, in Anlehnung an die vergangene Sabotage-Praxis “kale borroka“ der ETA-Jugend, “mozkorra“ bedeutet “sich betrinken“. Die Attacke steht in Widerspruch zur Tatsache, dass EH Bildu strengere Schutz-Maßnahmen fordert, um die Pandemie einzudämmen. Nicht das Gegenteil, wie die Regierung insinuiert.
Akt 5: Alle Parteien der Opposition im baskischen Parlament, von links bis rechts, fordern die Entlassung der Gesundheits-Senatorin. Sie hatte in einem Impf-Skandal für alle Öffentlichkeit sichtbar eine Lüge erzählt, die in den Medien zwanzigfach widerlegt wurde.
Akt 6: Wenn Politik versagt (Müll, Covid), werden die Bluthunde geschickt. Schon im vergangenen April nach San Francisco, um über Migrant*innen herzufallen. In Donosti und Ondarru, um Jugendgruppen zu markieren. Gegen die parlamentarische Linke, um vom eigenen Versagen bei der Covid-Bekämpfung abzulenken.
Epilog 2: Wer mit dem Rücken zur Wand steht, sucht in aller Not Feindbilder, um von der eigenen Unfähigkeit und Korruptheit abzulenken. Schuld haben immer die andern. Immer.
Epilog 2: Bereits vor der Pandemie lebte das Baskenland in einem Polizeistaat, wie er nur in der Türkei seinesgleichen findet. Damals standen wir am Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter. (OLATZ)
SCHLAGADERN: Die Pandemie stabilisiert sich in Euskadi mit 632 Fällen – Zwei junge Männer von 26 und 30 Jahren zwischen Leben und Corona-Tod – In Baiona beginnt die Impfung mit AstraZeneca, Krankenpfleger zuerst – Die Zahl der Neuansteckungen in Navarra liegt unter 100 – Südafrika suspendiert AstraZeneca, weil der Stoff gegen die einheimische Variante nicht wirksam ist – Neun von elf Nonnen, die mit einem Negationisten-Priester eine Messe gefeiert haben, sind positiv – Die Arbeit der Schnell-Patrouillen der Polizei gegen das Covid – Die Altersbeschränkung bei der AstraZeneca-Spritze zwingt zu einer Änderung der Zielgruppe: Krankenhaus-Personal der zweiten Linie – Innerhalb von drei Wochen nur noch ein Drittel Fälle in Altersheimen – Kritische Woche für die Intensivstationen – 10% der Covid-Fälle entwickeln schlimme Symptome – Wer die Osterwoche rette will verdient den Phantasie-Nobelpreis.
(2021-02-06)
DAS LÜGENGEBÄUDE
Die Ansteckungszahlen steigen seit Wochen enorm. Schuld sind die Jugendpartys ohne Schutz und die Familientreffen an Weihnachten oder am Wochenende (bei einem Kindergeburtstag in einer Privatwohnung wurden dreizehn Erwachsene und neunzehn Kinder erwischt). Jede Nichteinhaltung von Schutzmaßnahmen, jeder maskenfreie Mund, jede geschlossene Schulklasse ist eine Überschrift in der Zeitung wert. Alles wird reduziert, limitiert, reguliert, minimiert oder gleich ganz geschlossen. Nur von der Industrie, von den großen Fabriken hören wir gar nichts. Keine einzige Meldung über Schutzmaßnahmen, Ansteckungen, Virusherde – nichts. Nichts von Daimler, wo immerhin 5.000 Personen arbeiten, nichts von Michelin-Gasteiz, Stille auch bei Volkswagen-Pamplona, um nur die größten zu nennen. Draußen herrscht Coronavirus hoch zehn, drinnen im Fabrikgebäude ist Covid null. Fünftausend und kein Fall. Auch nicht im übernächsten Schlachthof. Hat hier keiner der Bediensteten Weihnachten in der Familie gefeiert? Oder mit acht Freunden heimlich einen drauf gemacht? Nichts. Wer das glauben soll ... Olatz
SCHLAGBÄUME (6): Das Gesundheits-Ministerium erkennt zum ersten Mal, dass die britische Variante tödlicher sein kann – 15 positive Obdachlose werden vom Kloster in Krankenhaus gebracht – Überfüllung der Intensivstationen führt zur Verschiebung von Krebstherapien – AstraZeneca wird zwischen 18 und 55 Jahren gespritzt – Die USA erreichen die Zahl von 459.000 Covid-Toten – Die Polizei untersucht den Raub von Impfstoffen in Zaragoza – Sputnik V auf Erfolgskurs in Lateinamerika – Der Bischof von Teneriffa betrog das Gesundheitsamt und ließ sich impfen – Russland und China erweitern ihren Einfluss in Osteuropa durch ihre Spritzen-Diplomatie.
(2021-02-05)
AN DER KURZEN LEINE
Seit einem Jahr sind wir gezwungen, ständig unsere Gewohnheiten zu wechseln. Läden auf, Läden zu. Homeoffice: ja oder nein. Kneipen auf, Kneipen zu. Kino, ja, Kino nein. Freie Bewegung: ja oder nein. Nie zuvor wurden wir derart ferngesteuert. Je länger der Prozess (die Pandemie) dauert, desto weniger verstehen wir diese Maßnahmen, diese Limitierungen und Schikanen, weil sich die erwünschten Konsequenzen nicht einstellen. Nie zuvor waren klare Köpfe so nützlich für das geistige Überleben.
“Dass ich um 22 Uhr zu Hause sein muss, ist mir egal, der Tag ist ja lange genug, um draußen zu sein und Menschen zu treffen“, sagte mir eine Freundin. “Was mir fehlt ist eine offene Kneipe um die Mittagszeit, um einen Kaffee oder einen Wein zu trinken und die Zeitung zu lesen. Die Zeitung, ganz banal. Nun kauf ich sie, um zu Hause zu lesen, aber am Ende liegt sie nur ungelesen rum. Wir sind Gewohnheitstiere und wissen manchmal gar nicht, was wir tun oder weshalb. Wir reagieren, wenn uns etwas weggenommen wird, wovon wir ohnehin nicht überzeugt sind. Wenn ich die Nachrichten anschaue und Bilder sehe von bestimmten Orten, denke ich, sobald dieser Lockdown zu Ende ist, muss ich da mal vorbeischauen. Ob ich das wirklich schaffe ist eine andere Frage. Heute würde ich spontan die Initiative ergreifen, aber es geht nicht. Und wenn es geht, kommt sicher etwas dazwischen.“ Sie hat Recht, wir sind seltsame Wesen, wie Kinder, die genau das wollen, was sie nicht kriegen können. (Olatz)
SCHLAGZEILEN (5): Intensivstationen am Höhepunkt, das Virus flaut ab – 253 Schulklassen bleiben geschlossen – Urkullu hält an der umstrittenen Gesundheits-Senatorin fest, schließt aber künftige Fehler nicht aus – Die gesamte baskische Opposition fordert die Entlassung der Senatorin – Athletic spielt das Halbfinale des Pokals gegen Levante – 45% der baskischen Bevölkerung hält einen neuen Totaleinschluss zu Hause für notwendig – Die Familie des verschütteten Arbeiters von Zaldibar befürchtet, dass die Halde versiegelt wird, ohne die Leiche gefunden zu haben – 15 Tage ohne Kneipen in Bilbao – Keine AstraZeneca-Impfung über 65 Jahre – Der ETA-Gefangene Troitiño wird freigelassen nach 30 Jahren Haft und einer unheilbaren Krankheit.
(2021-02-04)
VERWESUNGS-GERÜCHE
“Die Massenimpfung hat erneut den Charakter unseres Gesellschafts-Systems gezeigt, d.h. die Abhängigkeit von den falschen Interessen der Pharmaindustrie, das Chaos in der Produktion, die mangelnde Voraussicht bei der Verteilung der Dosen, die Auseinandersetzungen zwischen den Verwaltungen, die Plünderung von öffentlichen Haushalten, um an private Gesundheits-Unternehmen und Spekulanten Cash zu überweisen, die alarmierende Desorganisation, die Abwesenheit von menschlichem Kontakt zwischen den Gesundheits-Stationen und ihrer jeweiligen Nachbarschaft, der Mangel an Leuten für die Gesundheitsberufe, die ihre Zukunft weit außerhalb des Landes suchen mussten, die Kürzung der Haushalte für öffentliche Gesundheit, die Schamlosigkeit von Gestalten, die sich einschleichen, um außer der Reihe geimpft zu werden“ ... das habe ich zufällig im Internet gelesen, zur Kenntnisnahme, Olatz.
SCHLAGANFÄLLE (4): Urkullu sieht keinen Oster-Tourismus mit viel Bewegung – Das Gesundheits-Ministerium schließt den Impfstoff AstraZeneka für über 80-Jährige aus – 1.057 neue Fälle in Euskadi – Was wissen wir über die britische und die afrikanische Covid-Variante? – Falsche Etikettierung bei 69% der Schutzmasken – So wird auf der Müllhalde Zaldibar weiter nach Joaquin Beltran gesucht – Kann ich mir aussuchen, mit welcher Spritze ich geimpft werden will? – Oñati hat einen Faktor von 78 Covid-Fällen auf 100.000 Personen, der niedrigste in Euskadi – Barcenas packt aus und beschuldigt Rajoy, Cospedal, Cascos, Acebes, Rato Arenas und del Burgo des Schwarzgeld-Bezugs – 60.000 Tote wegen Covid in Spanien – Südafrikanische Covid-Variante in Barcelona – Zum ersten Mal seit 1969 weniger als 20 Millionen Touristen – In zehn Regionen werden Patienten wegen Überfüllung der öffentlichen Krankenhäuser in private geschickt – Valencia: 62 irreguläre Impfungen entdeckt, darunter Verwaltungs-Angestellte – Portugal macht in höchster Covid-Not die Grenzen dicht – Noch ein Tag mit mehr als 1.200 Ansteckungen – Das baskische Parlament lehnt einen Gesetzes-Vorschlag von EH Bildu ab, die Mietpreise zu limitieren – Die Hälfte der Intensiv-Patienten sind jünger als 50 – Besorgnis: "Ganze Familien werden eingeliefert" – "Die Impfung in Euskadi ist katastrophal und schlecht organisiert" – Lagran, einziger Ort in Euskadi ohne Covid-Fall.
(2021-02-03)
RUSSISCHER FRÜHLING
Zwanzig Grad, Frühlingswetter, die Temperatur katapultiert mich aus dem Haus, an den Fluss zum Spaziergang. Ausnahmsweise mit T-Shirt und Shorts. Und mit Corona-Schutzmaske versteht sich. Eine Museums-Woche geht zu Ende. Donnerstag Pressetermin für “Malerei in Bilbao“ im Guggenheim, Sonntag Sala Rekalde bei Augustin Ibarrola, Montag Kulturzentrum Alhondiga eine Schach-Ausstellung, Dienstag Otl Aicher und das AKW Lemoiz bei den Schönen Künsten und baskische Geschichte im Archäologie-Museum. Fehlte nur noch Kandinsky.
Ich nutze den sonnigen Moment zum Besuch des Museums, bei dem man stolz ist über die Zahl von 1,3 Millionen Besucher*innen jährlich. Macht im Schnitt 3.500 pro Tag, im Tourismus-August selbstverständlich mehr. Einen Artikel über die Ausstellung hatte ich schon geschrieben, fehlt nur der Anblick. Achtzig Werke auf vier Säle verteilt, vom Konkreten zum Abstrakten. Eine farbenfrohe Stille zum Genießen. Kandinsky exklusiv, nur mit vier Wächterinnen in schwarz muss ich mir den Russen teilen: ich und Kandinsky. Kandinsky und ich. Wo sonst Hunderte wuseln (oder mehr), bin ich die einzige Besucherin. Keine Spur von 3.500 Störer*innen.
Im Museum, das nicht für mich gebaut wurde, sondern für die Zukunft der Stadt. Für eine Zukunft, die aus prekären Arbeitsverhältnissen besteht. Eine Zukunft in Monokultur und Abhängigkeit vom Tourismus. Das Uhrwerk dieser Zukunft ist stehen geblieben, sicher nur einen Moment, ausgerechnet heute. Kandinsky und ich. Tiefe Stille zur intensiven Betrachtung. Eine angenehme Seite der Pandemie. Olatz
(2021-02-02)
ORGANISIERTES CHAOS
Welch Chaos bei den verantwortlichen Behörden und Ministerien herrscht, zeigt ein Blick nach Madrid. Während die Tourismus-Ministerin Reiseverkehr an Ostern und die Rettung des Ostergeschäfts nicht ausschließen wollte, sprach der oberste Virologe von einem Ding der Unmöglichkeit. Angesichts der hohen Belastung der Intensivstationen im Staat ist es zynisch, über Tourismus zu spekulieren. Ähnliches in Nafarroa. Die dortige Minister-Präsidentin Chivite (Sozialdemokratin) sagte laut und klar, dass es eine Unverantwortlichkeit sei, die San-Fermines-Fiestas durchzuführen, und schloss sie aus. Der Bürgermeister von Pamplona (ziemlich weit rechts), gab sich daraufhin beleidigt und meinte, diese Entscheidung falle in seine Kompetenz. Womit er nicht ganz Unrecht hat, denn Unverantwortlichkeit ist immer die Kompetenz der Rechten.
SCHLAGLICHTER (2):
In Euskadi wurden bisher nur 2% der Bevölkerung geimpft, die Herden-Immunität auf Juni verschoben. – Zeichen der Verlangsamung der Pandemie in Euskadi mit 908 Fällen in 24 Stunden. – Die britische Variante schreitet weiter vor mit 109 Fällen. – Spanien verbietet Flüge von Brasilien und Südafrika aus Angst vor neuen Covid-Varianten. – Das Krankenpersonal im Hospital Basurto ist verärgert über den Rhythmus der Impfungen. – Die russische Serum Sputnik V ist bis zu 92% wirksam. – Euskadi verliert im Januar 8.250 Arbeitsplätze, die Zahl der von ERTE-Kurzarbeit betroffenen sinkt auf 32.500. – Die Zahl der Ansteckungen in Altersheimen stabilisiert sich. – Der Sekretär der CCOO-Gewerkschaft macht eine Anzeige wegen der brutalen Polizeiaktion, bei der ihm mit dem Schlagstock die Nase gebrochen wurde. – Die Ertzaintza untersucht die Vorgänge wegen Brutalität im Dienst. – Weniger Covid in Euskadi, mehr Covid in Navarra. – Die Mehrheit der Anträge auf Minimales Lebens-Einkommen werden abgelehnt, die extreme Armut steigt durch die Pandemie. – Covid als Berufskrankheit beim Gesundheits-Personal anerkannt. – Die dritte Welle im Januar zerstört in Spanien 218.953 Arbeitsplätze und erweitert die Liste der Arbeitslosen um 76.216. – Die Mietpreise in Euskadi stiegen 2020 um 4%, die Kaufpreise um 1,9%. – Navarras Ministerpräsidentin Chivite sagt die San-Fermines-Fiestas ab. – Die spanische Tourismus-Ministerin schließt Reiseverkehr an Ostern und die Rettung des Ostergeschäfts nicht aus. (Olatz)
(2021-02-01)
SCHLAGLICHTER (1)
Die Ansteckungszahlen in Euskadi gehen nicht zurück, die Intensivstationen stehen vor dem Abgrund – Covid in der Führung der baskischen Polizei – Fake-Kampagne der PNV, um die baskische Linke mit der Verbreitung des Virus in Zusammenhang zu bringen – Euskadi registriert 952 Fälle, die Positiv-Quote steigt auf 8,2% – Gesundheits-Senatorin tritt nicht zurück, obwohl sie im Parlament offensichtlich gelogen hat – Januar war der zweitschlimmste Monat der Pandemie – Die Polizei hat seit dem Einschluss Bilbaos 180 Kontrollen durchgeführt – Dritter Tag mit weniger Fällen in Navarra – Massenbesäufnis in Zizur mit Drogen – Eine 80-Jährige bei einer Party mit elf Personen in Rekalde – Auch die Schließung der Gaststätten führt zu keiner Verbesserung der Pandemie-Lage – Die Zahl der geschlossenen Schulklassen wegen Covid beträgt 210, schlechteste Zahl seit Schulbeginn in September – Der britische Virus breitet sich mit 94 Fällen in Euskadi aus, die Senatorin sagt, es sei besonders ansteckend – Das Zentral-Krankenhaus Barakaldo sagt Operationen ab, die nicht dringend sind – Pfizer verspricht 75 Millionen Impfeinheiten mehr für die EU – 19 Kinder und 13 Erwachsene bei eine Geburtstagsfeier in San Francisco – Frankreich verlangt einen PCR-Test, um die innerbaskische Grenze zu überschreiten – Gesundheit, der Schleudersitz der Urkullu-Regierung: drei Senatorinnen in drei Jahren. – Schlaglichter. (Olatz)
(2021-01-28)
CHAOS MADE IN ÜBERALL
Es herrscht Chaos im Covid-Management. Auf allen Ebenen. Regional, staatlich, international. Beginnen wir mit dem naheliegenden. Der baskische “Du-warst-noch-nicht-dran-mit-der-Spritze“-Skandal zieht Kreise. Die politisch Verantwortliche teilt Rügen aus, obwohl sie von der illegitimen Aktion informiert worden war: sie lügt vor den Kameras. Die Bösen sind immer die anderen, selbst die mit demselben Parteibuch. Rücktritts-Forderungen abgelehnt, politisch ist die Dame der Unwahrheiten nicht mehr haltbar. Wer konsequent Rücktritt fordert, wird der Hexenjägerei bezichtigt.
Untiefen tun sich auf, im Krankenhaus wurden alle zur Impfung eingeladen, sogar die Zulieferer, die die Süßigkeiten-Automaten zu füllen haben. Endlich eine klassenlose Gesellschaft! Selbst Gewerkschafter haben den Arm hingehalten, weil sie die Geschichte von der Totalimpfung glaubten. Im Boot zu sitzen kann verlockend sein. Der Skandal hat Dimensionen erreicht, in denen von Aufklärung keine Rede mehr sein kann. Wo zuerst zwei böse Buben standen, stehen nun zwölf Dutzend im Rampenlicht.
VERWEIGERUNG
Die einen drängeln sich vor, die andern verzichten freiwillig. Erste Spritzen-Verweigerungs-Zahlen machen die Runde. Im Bereich öffentliche Gesundheit sind es 2% der Beschäftigten, die sich dem Stich entzogen haben. In den Altersheimen sind es in allen drei Euskadi-Provinzen 20%. Zwanzig! Ausgerechnet hier! Auch die Alten sind nicht alle euphorisch was die Impfung betrifft. Der Fernsehsprecher spricht von großer Besorgnis – die Betroffenen werden schon wissen, was sie tun, an vorderster Front im Einsatz und keine Deckung im Schützengraben.
Interessant der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Altersheimen. Letztere sind unkündbar und wissen, was ihre Rechte sind: sich nicht impfen zu lassen beispielsweise. Hier haben 20% nein gesagt. Anders bei den Privaten. Dort gab es Druck, die Nein-Sagerinnen sollten es schriftlich tun und sich vor zwei Zeuginnen erklären. Illegale Gewissensprüfung. Euskadi hat ein Problem.
DAS KARTELL HAT VERSAGT
In Madrid und Barcelona ist der Stoff ausgegangen, weil der spanische Nachschub ausbleibt. Ohne Lieferungen steht der zweite Pfizer-Stich in den Sternen. Da ist man im Baskenland etwas schlauer, hier wird die Kanüle am wenigsten angesetzt, für die zweite Runde ist gesichert. Die Herden-Immunität ist aussichtslos geworden.
WER HAT NOCH NICHT …
Und im Staat? Weil er sich ebenfalls vorgedrängelt hat wurde der oberste Militär ersetzt, einer, der zuvor von der “Nation moralische Integrität“ verlangt hatte. Keine Entlassungen hingegen bei den Bischöfen, das fällt in Gottes Kompetenz bzw. die seines irdischen Vertreters … Die vertraglich zugesicherten Impf-Dosen bleiben aus, angeblich wegen Produktionsproblemen, die EU vermutet jedoch, sie wurden anderswo verkauft, wo es mehr zu verdienen gab – es lebe der Kapitalismus und seine freie Marktwirtschaft!
Der oberste Covid-Krisen-Manager im Gesundheits-Ministerium mit dem tollen Vornamen Salvador (der Erlöser) Illa hat den Job hingeschmissen und widmet sich nun den Regionalwahlen in Katalonien, wo die Sozialdemokraten endlich die Nationalisten wieder vertreiben wollen. Am 14. Februar soll dort an die Urnen gegangen werden, mitten in der dritten Welle. Schon komisch in Katalonien: wenn das Volk ehrlich befragt wird, kommt die Polizei; und wenn niemand an die Urne will, werden sie aufgestellt. (Nachdenklich, Olatz)
(2021-01-25)
DIE PHARMA-MAFIA
Kein Millionengeschäft ohne Mafia-Beteiligung.Und wo keine Mafia präsent ist, übernehmen die Unternehmen selbst die Rolle. Im spanischen Staat ist es die herrschende Klasse, die sich den Anzug des Bösewichts angezogen hat und sich Seren sichert, die ihr nicht zustehen.
Die Pharma-Industrie hat nach der Waffenindustrie den schlechtesten Ruf überhaupt im Kapitalgeschäft. Dieser Ruf soll sicher auch in der Pandemie nicht leiden. Das Unternehmen Oxford-AstraZeneka hatte der EU bereits im August, in einem frühen Entwicklungs-Stadium der Anti-Covid-Spritze, Lieferungen versprochen und Verträge gemacht. Nun plötzlich, wo der europäische Stoff der amerikanischen Doppelspritze folgen soll, hat das Unternehmen Liefer-Schwierigkeiten (wie zuvor Pfizer). Scheinbar gibt es nicht nur eine Coronavirus-Pandemie, sondern auch eine Pharma-Produktions-Pandemie. In der EU schöpft man Verdacht: möglicherweise wurden die Seren an kaufkräftigere Abnehmer abgegeben. Deshalb soll die Firma nun die Liefer-Bilanz offen legen. Trau keinem über zwanzig dreißig vierzig Millionen.
Was im Baskenland mit den Impfungen geschieht, ist ein Geheimnis. Die Region steht im Staat am Ende der Impfliste. Wenn es so weiter geht, könnte die Kampagne bis 2024 dauern, weit entfernt vom Ziel, bis August 70% der Bevölkerung immun gespritzt zu haben.
Ein Blick über die Grenzen ergibt ein Horrorszenario von Ungleichheiten. Am Horizont erscheint ein Szenario aus erster, zweiter und dritter Welt – wie im wirklichen Leben. In Lateinamerika haben Argentinien und Chile Imfpstoffe, Kolumnbien, Ecuador und Peru haben keine. Die Mafia hat an dieser Stelle bisher keinen Namen.
Schlimmeres wird aus Israel gemeldet. Der Zionisten-Staat zahlt für die Seren den doppelten Preis wie die EU (40 Dollar) und hat bereits 25% seiner Bevölkerung gedopt, Weltrekord. In die besetzten Gebiete – Palästina – kommt hingegen keine einzige Spritze. Menschenrechts-Organisationen laufen nach dieser Nachricht Sturm, besonders überraschend ist sie jedoch nicht. “Dem Feind kein Wasser“ ist ein spanisches Sprichwort, das sich die hebräische Staats-Mafia zu eigen macht. Menschenrechte spielen hier keine Rolle. (Olatz)
(2021-01-24)
KORRUPTION IM GROSSEN STIL
Es gibt einen spanischen Begriff, für den es keine Übersetzung gibt, weil es sich um eine typisch hispanische Massen-Erscheinung handelt. Nicht, dass sie einmalig wäre, aber nirgendwo anders derart ausgeprägt: “Picaresca española“ – “spanisches Gaunertum“ kommt der Sache am nächsten.
Italien ist bekannt für seine Mafia und die arabischen Länder für Bakschisch. In spanischen Gefilden nimmt man sich eben: die Reichen nehmen viel, die Armen wenig, aber alle, soviel sie kriegen können. Bevorzugt aus der Staatskasse oder in Akten der Verhinderung, dass Geld dorthin fließt. Wo es irgend etwas Wertvolles zu kriegen gibt, steht man Schlange.
Das derzeit wertvollste Gut sind Impfstoffe. Bisher nur knapp vorhanden, gibt es Prioritäts-Pläne, die eine vernünftige Verteilung regeln sollen. Zuerst jene, die am meisten gefährdet sind, die es am ehesten brauchen. Die Liste ist öffentlich einsehbar. Ein VIP zu sein, ist dabei kein Kriterium, die oberen Zehntausend werden diesmal nicht zuerst bedient. Und privat lassen sich die Seren in diesem Fall nicht einkaufen, zumindest nicht die im Lande gängigen.
Nun tritt die “picaresca“ auf den Plan. Jeder kennt einen, jede kennt eine, die Zugang haben, oder zumindest eine Kusine, die Zugang hat, oder ein Schwager oder ein alter Kollege aus Schulzeiten ... Man geht unsichtbar vorbei an der Warteschlange und nimmt sich, was eigentlich anderen zusteht.
Was in Bilbao mit zwei alten Kanalarbeitern aus der Partei begann (“ich lass mich doch schnell mal außer der Reihe spritzen“), hat sich in nur zwei Tagen zu einem landesweiten Phänomen ausgeweitet, bei dem kein Anfang und kein Ende zu erkennen ist. Nach den Politikern kamen die Militärs, danach die Guardia Civil, es gab Entlassungen und Rücktritte. Nun ist von Pfaffen, Beamten, Staatssekretären und Aufsichtsrats-Vorsitzenden die Rede – alles Gestalten, die es nicht gewohnt sind, sich hinten anzustellen, sondern die ihre Ansprüche selbstverständlich mit “ICH“ beginnen. Die Ego-Kaste der Bestimmer und Kassierer hat sich hinten rum bedient. Wie immer, ganz im Sinn der “picaresca“.
Wir bilanzieren: Jede illegitime Spritze für den General oder den Bischof ist eine, die der Krankenschwester oder der Frau im Altersheim fehlt. So einfach. Olatz
(2021-01-22)
FEUER UNTERM DACH
Endlich kommt etwas Stimmung in den langweiligen Covid-Laden, seit bekannt wurde, dass sich hohe Funktionäre der PNV-Gesellschaft auf krummen Touren ihren Impfstoff besorgt haben. Dass nun Kübel von Dreck über deren Häupter geleert werden, passt denen natürlich gar nicht. Deshalb sind sie zum Gegenangriff übergegangen. Erstens soll es sich nicht um zwei Einzelfälle gehandelt haben, und zweitens soll das baskische Gesundheits-Ressort, Osakidetza, davon informiert gewesen sein. Der Kopf der erst kürzlich eingesetzten Senatorin wird gefordert. Die bestreitet das.
Nun folgt auf eine Stellungsnahme eine zweite, auf ein Dementi das nächste. Die Geschassten verteidigen sich nicht nur, sie gehen in die Offensive. Der Vorstand der Krankenhäuser, denen sie vorstanden, soll hochgradig gefährdet gewesen sein, mehrere hohe Tiere sollen sich angesteckt haben. Deshalb habe man zu den Spritzen gegriffen.
Unterdessen stellte sich die Behauptung der Missetäter, es habe sich um übrig gebliebene Impfstoffe gehandelt, als Lüge heraus. Eine Ärztin sagte im Fernsehen, es gäbe ein Protokoll für den Fall, dass aus irgendwelchenGründen Tages-Rationen von Impfstoffen übrig blieben. Dafür gäbe es eine Notfall-Liste, die sofort aktiviert werde, denn die Seren können bekanntlich nach Auftauen nicht mehr konserviert werden.
Das Ulkige an der Geschichte ist, dass es sich bei den Guten und den Schlechten in diesem Ringkampf um Partei-Kolleginnen aus der baskischen Rechten handelt, die sich nun den Covid um die Ohren hauen! Als Krönung des Ganzen stellte die Abgeordnete der faschistischen Vox-Partei die Frage, ob die entlassenen Direktoren in drei Wochen denn nun die notwendige zweite Impfung erhalten – wie Pfizer das vorsieht – oder nicht. Gute Frage! Olatz
(2021-01-20)
SPRITZEN FÜR DIE ELITE
Coronavirus. Wieder ein Skandal, der viel deutlich macht und wenig überrascht. In Murcia haben sich 450 “Beamte im gehobenen Dienst“ gegen Covid impfen lassen, obwohl sie nach den Wichtigskeits-Protokollen noch lange nicht dran gewesen wären. Im Baskenland waren es die Aufsichtsrats-Vorsitzenden zweier großer Krankenhäuser, die denselben Weg gingen. Beide tragen das Parteibuch der PNV in der Tasche, der Baskisch Nationalistischen Partei, die seit 10 Monaten kein Konzept findet, die Pandemie aufzuhalten und sich eins um andere Mal für Wirtschaft, Profit und Kapitalismus entscheidet – gegen Gesundheit, Würde und soziale Versorgung.
Nach Bekanntwerden des Skandälchens trat einer der beiden von seinem Posten zurück, der andere wurde von seiner Partei rausgeschmissen. Beide sind altbekannt, sie haben sich jahrzehntelang auf Stadtrats-Bänken den Arsch platt gesessen und ein Vermögen verdient. Nach dem Abgang aus der “Volksvertretung“ gehen solche Leute gewöhnlich durch die legendäre “Drehtür“ auf Aufsichtsposten von privatisierten Dienstleistungen oder befreundeten Unternehmen, die der Partei noch einen Gefallen schulden.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass PNV- und PSOE-Politik im Baskenland auf diese Art funktioniert. Formal ist es keine Korruption wie jene, die im Staat betrieben wird, wo rotzfrech direkt in die Kassen gegriffen wird. Deshalb galt Euskadi lange als die “Oase“ in der iberischen Korruptions-Landschaft. Dieser Mythos hat sich nach einer Unzahl von Prozessen, Urteilen und Amtsenthebungen schon länger verflüchtigt.
Die Geschichte macht noch etwas deutlich: was dem Trump sein “America first“ ist der PNV ihr “ni lehenago“ – ich zuerst. Die Mentalität der Egoisten und Egomanen, die für Gesellschafts-Ordnungen wie Kapitalismus und Faschismus grundlegend ist. Erst ich, dann meine Familie, dann meine Vettern und danach meine politischen Freunde. Eine Vorstellung von horizontaler Gesellschaft gibt es dabei nicht.
Genau deshalb funktionieren die Anti-Covid-Methoden nicht. Weil alle voller Privilegien und Egoismen sind. Der ideale Weg, die Pandemie zu meistern wäre, alle geben etwas ab oder schränken sich ein wenig ein, zum Wohle der Gemeinschaft. Sicher werde ich nun der Weltfremdheit oder Illusion beschuldigt: eine solche Gemeinschaft ist doch Utopie! Mag sein. Sozialistische Ideen sind heutzutage tatsächlich Illusion. Und wenn es schon nicht der Faschismus selbst ist, den wir vor Augen haben, dann doch Selbstsucht und Privilegien-Keilerei direkt vor unserer Nase. (Olatz)
(2021-01-19)
RUHIG BLUT
Wieder steigen die Covid-Zahlen. Unaufhörlich. Zum dritten Mal. Wieder droht eine Mischung von Einschluss und Ausschluss. Einschluss im Ort, Ausschluss aus den Gast- und Kulturstätten. Der Mediziner Bengoa sagte kürzlich (wir dokumentierten): “Wir stehen da, wo wir vor einem Jahr waren, oder schlechter.“ Er hat Recht. Und weil es so ist, darf die Frage gestellt werden: Warum fangen wir ein drittes Mal bei Null an! Viele werden es nicht hören wollen, aber wenn sich eine Katastrophe drei Mal wiederholt, haben die Maßnahmen zur Problemlösung nicht genutzt. Gar nichts. Null. Außer vielleicht, die Zahl der Toten in Grenzen zu halten. Und selbst das steht in Frage.
EINS ZWEI DREI ...
Der dritte Ein- und Ausschluss wird anders aussehen als der erste, anders als der zweite. Die Politik versucht so zu tun, als habe man etwas gelernt. Die dritte Welle beweist das Gegenteil. “Inzidenz“ ist das neue Zauberwort, die Zahl von Ansteckungen auf 100.000 an einem Ort. Wo 500 überschritten werden, gilt Alarmstufe rot, die Bewegungsfreiheit wird aufgehoben, die Gaststätten geschlossen (seit November waren sie ohnehin nur bis 20 geöffnet). Vor einer Woche waren es acht Orte in Euskadi, die dieses Schicksal teilten, kurz danach 16, heute 32 und morgen noch mehr. Bilbao als Großstadt kommt dazu.
“Vielleicht sollten sie besser die Namen von den Orten nennen, die noch nicht betroffen sind, das ist weniger Arbeit“, sagte mein Barkeeper heute beim Mittagswein. “Die 500er-Marke ist Schwachsinn. Wenn in einem kleinen Ort im Altersheim eine Großansteckung passiert, liegt er gleich bei 1.500. Aber das klärt sich dann innerhalb einer Woche oder zehn Tagen. Aber in einer Großstadt wie Bilbao liegt der Fall anders. Heute kocht es in einem Stadtteil, morgen im nächsten, so schnell kommen wir da nicht mehr raus.“ Mitte Februar schätzt er, kann er seinen Laden wieder aufmachen, so lange kann ich keinen ruhigen Wein trinken, muss die Zeitung wieder im Kiosk kaufen.
... IN DER BÄCKEREI
Dass das Murmeltier nun zum dritten Mal grüßt, hat nicht nur Folgen für Kneipen und Schulsport. Viele sind mit der Geduld am Ende. Manche beginnen mit kleinen Amokläufen. Große Familienfeiern und heimliche Besäufnisse von Jugendlichen in immer besser getarnten Verstecken, in Hotels, leerstehenden Fabriken, gemieten Landhäusern, bei Oma auf dem Dachboden, nehmen zu. Die vielerorts brutal eingreifende Polizei beschwert sich über immer brutalere Gegenwehr, wenn Versammlungen aufgelöst werden.
Kein Licht am Ende des Tunnels. Dies ist die schlechteste Nachricht bei dieser dritten Halbzeit. Wenn es so weiter geht, wird es eine vierte geben, eine fünfte, und so weiter. Und dazwischen immer wichtige wirtschaftliche Gründe – Ostern, die Urlaubszeit, der Tourismus – um die Maßnahmen zu lockern und wieder in die Falle zu tappen. Wer hier nicht zu absolut rationalem Denken in der Lage ist, Selbstbeschränkung eingeschlossen, hat die Patience-Partie verloren. Wer an den alten Gewohnheiten der Fest-, Sucht- und Saufkultur festhält, kriegt es unweigerlich mit den Repressionskräften zu tun. Oder mit denen, die per kollektivem Einschluss die Rechnung für die Exzesse bezahlen. Momentan, das ist glasklar, sind die weihnachtlichen Familienfeiern die Ursache für den dritten Durchgang.
COLD AS ICE
Mehr und mehr erfordert diese Pandemie Geduld, eiskalte Überlegung und eine Portion Optimismus, die dabei hilft, aus den verlorenen Momenten neue produktive Schlüsse zu ziehen. Stammtisch-Argumente helfen da wenig, sie haben faschistoiden Charakter. Wir können die gewonnene Zeit nutzen, um die Rentner*innen bei ihrem jahrelangen Kampf um eine würdige Rente zu unterstützen. Wir können dabei helfen, dass die hochschwangere Frau im Barrio nicht zwangsgeräumt wird. Wir können mit unserer Anwesenheit beim Protest gegen einen Fall von sexistischer Gewalt deutlich machen, dass es vor allem Frauen sind – auf allen denkbaren Ebenen – die den Preis zahlen für die Folgen der Pandemie. Alles legal und nicht verboten.
Doch geht das nur mit Kopf, Verstand und Empathie. Daran fehlte es schon vorher und nun noch mehr. Verfluchte Weihnachtsfeiern. Verfluchte Jugendpartys. Absurde Randale. Ruhig Blut ist angesagt, sonst blutet der Kopf. (Olatz)
(2021-01-17)
SCHLAGZEILEN VON GESTERN
Das Coronavirus schnellt in Euskadi auf die Rekordzahl von 835 neue Fälle und 74 weitere Einweisungen an einem Tag. / Spanien registriert mit 40.197 Fällen einen neuen Rekord an täglichen Ansteckungen seit Beginn der Pandemie. / Madrid ist die einzige Region, die die Woche unter extremem Risiko begann und bis heute keine starken Einschränkungen aufweist. / Gesundheits-Minister Illa versichert, dass die dritte Welle ohne häuslichen Lockdown gemeistert werde. / Extremadura, Valencia und Castilla León verbuchen neue Ansteckungs-Rekorde. / Die Betten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Valencia sind praktisch alle belegt. / Wie schnell wird in jeder autonomen Region geimpft? Und wie schnell in anderen Ländern? / Die Fehler, die uns in die dritte Welle geführt haben: erneut eine zu schnelle Lockerung und Priorität für die Wirtschaft. / Der starke Anstieg der Ansteckungen verdammt die Regionen zu härteren Maßnahmen. / Die unschuldigen Kinder bezahlen die Rechnung mitten in der Kältewelle: ohne Licht und Heizung. / Der Gesundheits-Minister ist bereit, über ein Vorziehen der Ausgangssperre zu sprechen, schließt aber einen häuslichen Einschluss aus. / Das baskische Gesundheits-Ministerium ändert die Impf-Kriterien und spritzt zuerst das Gesundheits-Personal. / Nirgendwo wird weniger geimpft als in Euskadi. / Euskadi spricht sich für die Vorverlegung des Ausgangssperre aus. / Die Spritzen-Lieferungen ins Baskenland werden reduziert, weil dort am wenigsten geimpft wird.
Schlagzeilen von gestern, die uns auf restriktive Maßnahmen von heute vorbereiten. Überschriften, die von Unfähigkeit, Unzulänglichkeit und chaotischem Management handeln. Die Aussichten, dass es in Bilbao auch 2021 keine Fußball-Europa-Meisterschaft und keinen Massentourismus geben wird, sind bestens! – Olatz
(2021-01-16)
PFIZER SCHIESST DEN VOGEL AB
Die Unternehmensgruppe, welche den erste genehmigten Impfstoff für die westliche Welt entwickelte (abgesehen von Russland und China), hat einen Produktions-Stopp verkündet, um die Produktion umzustellen. So die offizielle Version, die in den bürgerlichen Medien brav wiedergegeben wurde. Das klingt wie “Rücktritt aus persönlichen Gründen“, wenn ein Politiker vorher von seinen Gegnern zerlegt wurde. Wenigstens seit Beginn der Pandemie ist dieser Konzern mit der Entwicklung des Impfstoffs beschäftigt, neun Monate Zeit, um sich auf eine entsprechend umfangreiche Produktion und auf einen weltweiten Auftrags-Eingang einzustellen. Das Ganze riecht nicht nach Ausrede, es stinkt danach.
Nach der schnellen Entwicklung der Spritze und dem großen Misstrauen auf internationaler Ebene gegenüber dieser Geschwindigkeit, sowie nach dem globalen Medienrummel um den Konzern ist die Nichteinhaltung von Lieferverträgen ein Skandal höchsten Grades. Auffällig ist die ruhige, fast abwiegelnde Reaktion der Politik, die bis gestern eine massive Impfung als einzige Hoffnung gegen die Pandemie darstellte.
So gibt es neben der offiziellen Version des Unternehmens weitere Lesarten des Vorgangs. Beschränken wir uns auf zwei. Das Unternehmen hat versucht, mit allen Mitteln als erstes durch die Spritzen-Ziellinie zu gehen, um sich für alle Ewigkeit in die Pandemie-Geschichtsbücher einzutragen. Dabei kam es zu gravierenden Logistik-Fehlern. Oder: Der Produktions-Umbau ist ein Vorwand, um irgendwelche Mängel, Unzulänglichkeiten im Impfstoff zu verbergen oder zu korrigieren, die der Öffentlichkeit auf jeden Fall verborgen bleiben müssen. (Olatz)
(2021-01-15)
AMOKLAUF
Frau könnte meinen, dass eine Menschheits-Katastrophe wie die aktuelle Pandemie die Sinne schärft für Gesundheit und alles, was damit zu tun hat. Weit gefehlt. Gestern hatte sich die (nicht gerade ökologie-verdächtige) Regionalregierung Navarra aus dem Fenster gelehnt und das Rauchen in Straßencafes und beim Gehen verboten. Nun hat ein Gericht dieses Verbot gestoppt. Freies Gift für freie Bürger.
Alle haben das Recht, sich lebensverkürzenden Maßnahmen zu unterziehen, eine Art von Euthanasie in Zeitlupe – und die Nachbar*innen von nebenan gleich mit. Denn Rauch ist Rauch und der kennt bekanntlich keine Grenzen. Erinnert sich jemand, dass nach Tschernobyl in Bayern schlimme Radioaktiv-Wolken geortet wurden? Der Wind, der Wind ... ich muss mich auf der Straße also weiter belästigen lassen, ohne die geringste Chance auf Rücksicht. Freier Rauch für freie Bürger, freier Markt für freie Unternehmen, freies Abholzen für freie Multis, freie Abgase für freie Konsumenten – die Freiheit der Egoisten, Rassisten, Trumpisten und Kapitalisten geht mir schon lange ziemlich gegen den Strich. Jemand arbeitet daran, mich zu einem Amoklauf zu treiben, aber den Gefallen tu ich nicht. Vorerst nicht. Und wenn, dann auf meine Art. Auf eine Neues – Olatz.
LOKALER LOCKDOWN
Die baskische Regierung hat bei der Zentralregierung den Vorschlag gemacht, die nächtliche Ausgangssperre von 22 Uhr auf 18 oder 20 Uhr vorzuziehen. Denn die rechtliche Grundlage dafür liegt in der Hand von Madrid. Zudem hat der baskische Krisenstab angeordnet, alle Orte mit einer Ansammlung von 500 Covid-Fällen auf 100.000 Personen (in 14 Tagen) zu isolieren. Gaststätten werden geschlossen, Schulsport wird eingestellt. Die Bevölkerung darf das Ortsgebiet nicht verlassen, von außen darf niemand rein.
In Bizkaia sind folgende Ortschaften mit 82.125 Bewohner*innen abgesperrt: Amorebieta, Bermeo, Lekeitio, Gernika, Markina, Mundaka, Muskiz, Sondika, Zamudio. In der Provinz Araba sind 7.300 Personen betroffen in den Orten Agurain, Asparrena und San Millán. In der Provinz Gipuzkoa darf die Bevölkerung in acht Gemeinden ihren Ort nicht mehr verlassen: Zumaia, Beasain, Andoain, Villabona, Aizarnazabal, Berastegi, Ibarra und Zegama. Neben dem roten Alarm (Lockdown) gibt es Listen in organge und gelb, die alle drei Tage aktualisiert wird. Auf- und Abstieg einbegriffen.
ABBILDUNGEN:
(1) Collage FAT
(2) Rauch (BFR)
(3)
(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2021-01-15)