BASKULTUR-VIDEO (2)
“Als die Bilder laufen lernten“ war eine Sendung der 1960er Jahre im deutschen Fernsehen. 55 Jahre danach versucht nun auch BASKULTUR.INFO, Bewegung in die Bilder zu bringen. Natürlich unter ganz anderen Bedingungen, denn mittlerweile gibt es Internet und alles ist voll von Film, Animation und Video. An eigene Produktionen ist noch nicht zu denken, deshalb beschränken wir uns auf eine Mischung von “laufenden Bildern“ und kürzeren erklärenden Reportagen.
Laufende Bilder: Vorweg sei angemerkt, dass keines der an dieser Stelle vorgestellten Videos in deutscher Sprache zu hören ist. Das ist nicht weiter schlimm, denn BASKULTUR beschreibt und erklärt den Zusammenhang, um den es in jedem Beitrag geht. Statt tiefgründigen Lese-Artikeln sind hier kurze Reportagen mit größerem Bildanteil zu finden.
INHALT:
(11) Mieterpressung im Migrations-Viertel (10) Soziale Ungleichheit fördert Coronavirus (9) Fiesta Bilbao, der große Traum (8) Protest der Gastronomen gegen Covid-Schließung (7) Papiere für alle Migrant*innen (6) Schlägertrupps gegen Hausbesetzer (5) Gegen Kolonialismus und ultra-spanische Verherrlichung von Völkermord (4) Alarde Antifaxista, Antifaschistischer Marsch (3) Mord in El Salvador (2) Francos letzte Hinrichtungen (1) Ion Arretxe, Folteropfer
(2020-11-30)
SPEKULANTEN IM MIGRATIONSVIERTEL (11)
Brutal, wie im Spielfilm aus der Bronx, und doch mitten unter uns: Knallharte Wohnugns-Spekulation, Ausbeutung der Ärmsten der Armen. Eine Vielfach-Wohnungs-Besitzerin im ohnehin von Polizei-Rassismus heimgesuchten Arbeiter- und Migrations-Stadtteil San Francisco (Bilbao) versucht seit Jahren, aus armen Mieter*innen das Letzte herauszupressen. Für ein Mini-Zimmer werden 370 Euro kassiert, ein Mietvertrag und das Recht zur Einschreibung bei der Meldebehörde müssen extra bezahlt werden. In der Wohnung leben bis zu elf Personen mit Einzelverträgen. Als die saharauische Mieterin durch den Lockdown zahlungsunfähig wurde, wurde sie mit Rauswurf bedroht, das Wasser wurde (illegalerweise) abgestellt, Lampen ebenfalls und Müll in den Hof geworfen. Die daraus folgende Gezieferplage wurde mit illegalem Gift bekämpft ... die Liste der Haifisch-Praxis geht weiter. Dagegen hat sich im Barrio eine Aktions-Gruppe zusammengefunden, die gegen solcherart Willkür mobilisiert und Rechtsbeistand organisiert. Am 28. November war Kundgebung, um öffentlich auf die Misstände aufmerksam zu machen. (AZET – ALDE ZAHARREKO ETXEBIZITZA SINDIKATUA – WOHNUNGS-GEWERKSCHAFT ALTSTADT. 3 Min, Sprache: Arabisch, UT: Baskisch-Spanisch) (VIDEO)
(2020-11-15)
COVID: RUFER IN DER WÜSTE (10)
Der Baske Rafael Bengoa ist weder Sozialist noch Anti-Kapitalist. Er ist Mediziner und Epidemiologe, Arbeitsschwerpunkt Gesellschaft und Gesundheit. In der Vergangenheit hat er für die Welt-Gesundheits-Organisation WHO gearbeitet und war Senator für Gesundheit der baskischen Regierung zwischen 2009 und 2012, in der Regierung von Patxi Lopez. Bengoa hat den Verlauf der ersten Pandemie-Welle analysiert und kommt zum Schluss, dass viele Fehler begangen wurden. Er kritisieriert, dass nach dem ersten Lockdown nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um für eine mögliche zweite Welle gerüstet zu sein. “Wir haben aus der ersten Welle fast nichts gelernt“.
Bengoa geht davon aus, dass soziale Ungleichheiten die Verbreitung des Coronavirus begünstigt haben und fordert, zur besseren Vorbereitung auf die Zukunft genau dort anzusetzen. Ohne von Armut, Sozialkürzungen und kapitalistischen Verhältnissen zu sprechen fordert er, die Gesundheits-Systeme auszubauen und Maßnahmen gegen gesellschaftliche Ungleichheiten anzugehen. Implizit nennt er den Zusammenhang zwischen der (heuzutage üblichen) Tierhaltung und der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen. Zu sehen und hören ist ein Teil eines Interviews, das Rafael Bengoa der meistverkauften baskischen Tageszeitung gab. (El Correo, 6:50 Minuten, spanisch) (VIDEO-LINK). Baskultur.info publiziert die Übersetzung des Interviews in der Rubrik Kultur – Wirtschaft (LINK).
AMETS NAGUSIA – ASTE NAGUSIA (9)
“Aste Nagusia“ ist Baskisch und bedeutet “große Woche“, gemeint ist die Fiesta-Woche, die normalerweise im August stattfindet, dieses Jahr jedoch abgesagt werden musste. “Amets Nagusia“ spielt mit der Begriffs-Ähnlichkeit und bedeutet “großer Traum“. Denn genau das war es, ein großer Traum, nach dem Franquismus eine neue Form von populärer Fiesta zu entwicklen. Ganz demokratisch wurde ein Ideen-Wettbewerb durchgeführt und die beste Idee ausgewählt. Sie bestand darin, dass Stadtteilgruppen die Fiesta maßgeblich organisieren sollten, in Absprache mit dem Rathaus, aber selbstorganisiert.
Die Koordinationsgruppe der Fiestagruppen in Bilbao, Bilboko Konpartsak, gab 2016 einen Dokumentarfilm in Auftrag, für den Persönlichkeiten aus der Anfangs- und Entwicklungszeit der Aste Nagusia interviewt wurden. Sie schildern, was damals, nur drei Jahre nach dem Tod des Massenmörders Franco unter dem “großen Traum“ verstanden wurde und wie sich die Dinge seither entwickelt haben. (Youtube, Bilboko Konpartsak (Fiestagruppen Bilbaos): “Amets Nagusia“, Dokumentarfilm, 2016, baskisch und spanisch, 75 Minuten) (LINK)
(2020-11-08)
UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE VERBOTENE GASTRONOMIE
Mehr als 17.000 Personen machten sich gestern auf den Weg, um ihre geliebte Gastronomie-Szene zu unterstützen, die seit wenigen Tagen wegen Coronavirus-Maßnahmen von der baskischen Regierung komplett geschlossen wurde. Dazu kamen viele andere, die auf den Bürgersteigen beim Späteinkauf von der Mobilisierung überrascht wurden und die Gelegenheit nicht ausließen, den Vorbeikommenden Beifall zu klatschen.
Kneipenangestellte, Köch*innnen, Reinigungskräfte, Getränkelieferanten – sie alle fürchten einen zweiten Einbruch der Geschäfte, nachdem schon der erste Einschluss von März bis Mai große Löcher in den Kassen hinterlassen hatte und einige gar nicht mehr öffnen konnten. 60.000 Arbeitsplätze in 13.5000 Gaststätten stehen auf dem Spiel. Unterstützt wurden die Demonstrierenden vom Friseur-Sektor, von Hafenarbeitern, die seit Wochen im Streik sind, von Rentner*innen, die sich seit drei Jahren um eine würdige Bezahlung bemühen. Auch viele Kulturarbeiter*innen fanden sich ein, ein weiterer heftig betroffener Sektor, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.
In der Gastronomie versteht niemand, warum die Regierung zweierlei Mass anlegt und die großen Supermärkte normal weiter arbeiten dürfen. Fragwürdig ist auch die Massifizierung, die sich zur Rushhour in den öffentlichen Transportmitteln abspielen, ohne dass dort interveniert würde. Sie wiesen darauf hin, dass das Nachtleben seit Monaten lahmgelegt ist und die Covid-Zahlen dennoch nicht zurückgehen. Zudem hat ein Forschungs-Institut herausgefunden, dass nur 2,3% der Covid-Fälle mit der Gastronomie in Verbindung stehen. Die Schutzmaßnahmen werden nicht grundsäctzlich in Frage gestellt, aber sie müssten verbunden sein mit Unterstützung für den Sektor.
Mit ihren Forderungen richten sie sich direkt an die baskische Regierung. Die soll dabei helfen, dass Kredite und Mieten herabgesetzt oder ausgesetzt werden; die Steuerlast soll gesenkt werden, dafür soll die Mehrwertsteuer vorübergehend herabgesetzt werden. “Ohne Einnahmen darf es auch keine Ausgaben geben“ heißt es. Alle Angestellten sollen volle Arbeitslosenhilfe erhalten solange die Schließung andauert. Kritisiert wurde, dass in unnützige Mammut-Projekte wie den Hochgeschwindigkeitszug AHT Millionen gesteckt werden, während ein ganzer Wirtschafts- und Kulturbereich zu ersticken droht. (FOTOSERIE) (VIDEO)
(2020-10-17)
PAPIERE FÜR ALLE!
Die Migrant*innen in Bilbao organisieren sich. Der Protagonismus der einheimisch-weißen Solidaritäts-Bewegung kann in den Hintergrund treten, die Betroffenen artikulieren sich selbst. Nach dem Lockdown wurde zum wiederholten Mal gegen Rassismus und für Legalisierung mobilisiert. Federführend sind Personen aus Zentralafrika und dem Maghreb, Männer und Frauen. Am heutigen 17. Oktober ging es zur Einwanderungs-Behörde im Stadtzentrum, um eine Legalisierung und Papiere für alle zu fordern. Circa 400 Personen versammelten sich zur Kundgebung, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.
Die Losungen auf Transparenten und Schildern waren: “Papiere für alle – oder keine Papiere für niemand“ – “Leben, nicht überleben“ – “Das Leben der Straßenverkäufer ist uns wichtig“ – “Institutioneller Rassismus tötet“ – “Wenn du willst, dass ich gehe, dann hole deine Unternehmen aus meinem Land“ – “Das Ausländer-Gesetz ist ein Zeichen weißer Vorherrschaft“ – “Niemand ist illegal“ – “Das Mittelmeer ist das Massengrab Europas“ – “Rassismus ist der Virus, Solidarität ist die Heilung“ – “Schließung der Auffanglager“ – “Die Würde Europa ertrinkt im Mittelmeer“. (Reportage Baskultur.Info 2020-10-17) (FOTO-SERIE) (VIDEO)
(2020-10-15)
SECURITY GEGEN HAUSBESETZER
Hausbesetzung im Baskenland hat eine lange Tradition. In erster Linie, um Raum für Sozial- oder Kommunikations-Zentren zu schaffen. Dazu werden leere Fabriken oder Lager besetzt. Die zunehmende Prekarität und Armut hat in den vergangenen Jahren gleichzeitig einerseits für viele zum Verlust der Wohnung geführt, andererseits zu einer Zunahme der Besetzungen von Wohnraum. Diese Zunahme und die spektakulärsten Fälle haben zu einem großen Medien-Interesse und zu einer regelrechten Kampagne gegen die Besetzerinnen geführt. Mit dem Tenor: “Wenn du übers Wochenende weg fährst, kann es passieren, du kommst zurück und deine Wohnung ist besetzt“.
Ein Fall in Bilbao-Enekuri hat das Besetzungs-Büro Bilbao, das für Besetzerinnen Rechtshilfe anbietet, zur Intervention gezwungen. Zwei Wochen vorher wurde ein leerstehendes Haus besetzt, das zu einem geschlossenen Restaurant gehört. Die erste Falsch-Information bestand darin, dass überall behauptet wurde, das Restaurant sei besetzt worden. Dann schickte der Besitzer eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat, besetzte Objekte zu ent-besetzen, mit Drohungen, Gewalt und illegalen Methoden.
Am 15. Oktober stand eine Rechtsanwältin zahlreich erschienenen Medien Rede und Antwort. Sie berichtete von Drohungen der “Schlägertrupps“, die sich auch gegen sie selbst gerichtet hatten. Mehrfach wurde versucht, die Schlösser des Hauses aufzubrechen, was laut Gesetz illegal ist. Denn sobald sich Besetzer mehrere Tage in einer Immobilie aufhalten, gilt der Ort rechtlich als ihre Behausung. Geräumt werden kann nur nach einem gerichtlichen Beschluss, der seine Zeit braucht.
Eine Vertreterin des Besitzers bot Geld, damit die Besetzer das Objekt freiwillig räumen, ansonsten wurden die Bedrohungen zu einem Dauerzustand. Die anwesende Polizei verhielt sich passiv, obwohl klar war, dass sich mehrfach illegale und bedrohliche Machenschaften ereignet hatten. Die Juristin ließ die Gelegenheit nicht aus, auf die verzerrenden Daten hinzuweisen, die in den Medien kursieren. In den vergangenen Monaten war es gelegentlich zu Besetzungen von leerstehenden Privatwohnungen gekommen. Die Juristin wies erstens darauf, dass es im spanischen Staat pro Tag 33 Besetzungen gäbe, dem stehen 157 Zwangsräumungen wegen Zahlungs-Unfähigkeit gegenüber. 70% der besetzten Immobilien befinden sich im Besitz von Banken, 10% von Spekulanten und Investoren. Nur der verbleibende Rest seien Privateigentümer. (2020-10-15 / Okupazio-Bulegoa / Besetzungs-Büro / spanische Sprache) (VIDEO)
(2020-10-12)
VÖLKERMORD UND HISPANIDAD
Am 12. Oktober 1492 “entdeckte“ Kolumbus (span: Colón) in der Karibik das erste Stück Land auf seinem vermeintlichen Weg nach West-Indien. Im Auftrag der spanischen Krone folgte was wir heute als Völkermord an 70 Millionen Ureinwohner*innen bezeichnen. Weit entfernt, dieses dunkle Kapitel in humaner Weise aufzuarbeiten, feiert die “spanische Nation“ den Tag in vollkommen zynischer Weise. Könnte sich jemand einen “Tag des Deutschtums“ vorstellen (etwa zum Jahrestag der Besetzung Namibias), der nicht sofort Erinnerungen an Faschismus und Diktatur auslösen würde? Genau das geschieht jeden 12. Oktober am höchsten National-Feiertag in Spanien, am "Día de la Hispanidad", dem Tag des "Spanischtums".
Die peripheren Kulturen und kleinen Nationen des Staates haben mit diesem rücksichtslosen Ultra-Nationalismus wenig am Hut. Deren Ministerpräsidenten glänzen in Madrid durch Abwesenheit. Im Baskenland und Navarra entwickelten sich in den vergangenen Jahren eindrucksvolle Initiativen, die versuchen, den Charakter des Tages auf den Kopf zu stellen und ihn zu einer Anklage gegen die Verherrlichung der “glorreichen Eroberungen“ zu machen. Die Älteren erinnern sich noch, dass dieser fragwürdige Tag früher “Tag der Rasse“ genannt wurde!
SCHLUSS MIT KOLONIALISMUS
“Hier gibt es nichts zu feiern, hier werden Imperialismus und Kolonialismus angeprangert“. Mit dieser Sicht der Dinge waren sich die Gruppen “Mujeres del Maíz“ aus Nikaragua, “Africa United“ und “Compartiendo Raíces“ aus Ekuador mit der abertzalen Partei Sortu einig. Auf den Straßen der navarrischen Hauptstadt Iruñea (Pamplona) zeigten sie Volkstänze und ihre Kultur, die in vielen Teilen der lateinamerikanischen Gesellschaften längst ausradiert ist. Beklagt wurde zudem die Vorherrschaft und Arroganz der spanischen und französischen Sprache in jenen Kulturen, die vor 500 Jahren mit Vernichtung und Genozid überzogen wurden. Gemeinsam sprachen sich die veranstaltenden Gruppen für Akzeptanz unter Verschiedenen aus und für eine baskische Republik. Um ihrem Diskurs Nachdruck zu verleihen, kippten die Organisatorinnen zwei vorher aufgestellte Statuen, auf denen der aktuelle König Felipe II und Kolumbus nur kurz Platz nehmen durften. Mit langen Seilen wurden sie zu Boden gezogen. (Ahotsa.info 2020-10-12) (VIDEO)
KONQUISTADOREN RAUS!
Gemeint ist das Straßenverzeichnis, ebenfalls in Pamplona. Dort beschäftigte sich die “Migrantinnen-Bewegung Navarras“ mit der Ersetzung von Straßen-Namen von Eroberern durch Namen, die voller notwendiger Erinnerung sind. Der Vizekönig José de Armendáriz (1640-1740, Markgraf, Burggraf und Vizekönig von Peru) wurde ersetzt durch die senegalesische Insel Gorée, die dreihundert Jahre lang der wichtigste “Umschlagplatz“ für Sklaven gewesen war; die nach dem Konquistadoren Pedro de Ursua benannte Straße (1525-1561, auf der Suche nach dem Goldland von eigenen Soldaten ermordet) darf sich nun Chitarera-Straße nennen, nach dem kolumbianischen Urvolk, das Kolonialismus und Ermordung erfahren hatte, just durch den Ritter Ursua. (Ahotsa.info 2020-10-12) (VIDEO)
MARSCH DER BATAILLONE
In Bilbao wurde am symbolischen Tag des Völkermords an den Widerstand gegen die Besetzung des Baskenlandes durch die Faschisten erinnert, die ebenfalls in zahlreichen Massakern endete und vierzig Jahre Diktatur nach sich zog, die bis heute nicht aufgearbeitet sind. 150 Personen zogen in Bataillone verschiedener Ideologie aufgeteilt durch die Innenstadt Bilbaos, um an jene zu erinnern, die damals ihr Leben und ihre Zukunft riskierten, um das Baskenland, die Republik oder die soziale Revolution zu verteidigen. Alle Miliz-Einheiten dieser Alarde Antifaxista zogen in der seinerzeit üblichen Original-Kleidung durch die Straßen, denn Uniformen gab es damals nicht. So zog jedes Bataillon mit seinen eigenen Insignien in den Verteidigungs-Krieg. Dem historischen Umzug schloss sich eine Demonstration von drei bis vierhundert Personen an. (Ecuador Etxea, 2020-10-12) (VIDEO). Im Vergleich Szenen vom selben Aufmarsch im Vorjahr 2019. (Ecuador Etxea, 2019-10-12) (VIDEO)
TOD IN EL SALVADOR
In Gares (Navarra) wurde im September an die junge Ärztin Begoña Garcia "Alba" Arandigoyen erinnert. Sie war vor 30 Jahren nach Santa Ana, El Salvador gegangen, um als solidarische Medizinerin Kriegsverletzte zu versorgen. Bei einem Angriff der rechtsgerichteten Regierungs-Truppen wurden sie gefangen genommen und im Anschluss mit Schüssen aus nächster Nähe hingerichtet. Zu jenem Zeitpunkt war sie im siebten Monat schwanger. Ihr Fall fand Eingang in die Wahrheits-Kommission, die in El Salvador nach der Beilegung des bewaffneten Konflikts eingerichtet wurde, ihr Tod wurde als schweres Kriegsverbrechen eingestuft und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Bei der Gedenkfeier in Gares wurde erneut gefordert, dass die Verantwortlichen für das Verbrechen endlich zur Rechenschaft gezogen werden, was bis heute nicht geschehen ist. (Ahotsa.info, 2020-09-12) (VIDEO)
DIE LETZTEN HINRICHTUNGEN DES FRANQUISMUS
Am 27. September 1975 wurden früh morgens die letzten fünf zum Tode Verurteilten politischen Gefangenen von franquistischen Schergen hingerichtet. Das Regime hatte sich gar nicht erst die Mühe von scheinbar ordnungsgemäßen Prozessen gemacht, sondern Schnellverfahren vor Kriegsgerichten angeordnet, bei denen die Todesurteile bereits in der Schublade lagen. Trotz internationalen Protesten und Angriffen auf spanische Botschaften in Europa blieb das Regime hart. Man wollte Blut sehen, um den überall im Staat aufflammenden Protesten und Rebellionen durch Arbeiter und Studierende Einhalt zu gebieten und ihnen einen Denkzettel zu verpassen.
Hingerichtet wurden drei Mitglieder der bewaffnet kämpfenden Gruppe FRAP sowie die beiden ETA-Mitglieder Angel Otaegi und Jon Txiki Paredes. Im Baskenland wurde der 27. September seither zum Gudari Eguna erklärt, zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Franquismus und der postfranquistischen Repression. Im Video erzählt der Bruder von Txiki Paredes dessen letzte Stunden, die er miterleben konnte. Mikel Paredes war sogar Zeuge der Erschießung seines Bruders durch ein Kommando von freiwilligen Guardia Civiles. (Naiz, 2015-09-27) (VIDEO) (VIDEO)
ION ARRETXE, FOLTEROPFER
Ion Arretxe ist eines der bekanntesten Opfer von Folter durch die spanische Guardia Civil. Der später als Schriftsteller und Drehbuch-Schreiber bekannt gewordene Arretxe wurde am selben Tag verhaftet wie Mikel Zabaza, Busfahrer aus Donostia, der fälschlicherweise der ETA-Mitgliedschaft verdächtigt wurde und an den Folgen der GC-Folter starb.
Ion Arretxe überlebte die Misshandlungen und wurde nach der Kontaktsperre-Haft ohne Anklage entlassen. Mikel Zabalzas Leiche wurde erst einen Monat nach der Verhaftung gefunden. In einem Interview erzählt Arretxe von Folter, erst im Wald und später in der Intxaurrondo-Kaserne von Donostia, zu gleicher Zeit wie Mikel Zabalza, den Arretxe nicht einmal kannte. Eine Erfahrung, die er in seinem Buch "Intxaurrondo, la sombra del nogal" (Intxaurrondo, der Schatten des Walnussbaums) niederschrieb. Ion Arretxe starb am 18. März 2017, die Verhaftung der beiden und weiterer Personen (am 26. November 1985) jährt sich in diesem Jahr zum 35. Mal. (Ahotsa.info, 2015-11-14) (VIDEO)
ABBILDUNGEN:
(1) Collage FAT
(2) Ion Arretxe (wikipedia)
(3) Otaegi – Txiki (wikipedia)
(4) Mord in El Salvador
(5) Alarde Antifaxista (FAT)
(6) Anti-Kolonialismus (diariodenavarra)
(7) Hausbesetzung in Bilbao
(8) Migranten fordern Papiere
(9) Gastronomie-Demonstration
(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-10-14)