Das Meer zur Stromerzeugung
Im Baskenland, wo das erste kommerzielle Wellenkraftwerk betrieben wird, soll verstärkt auf Meeresenergie gesetzt werden. Die Basken hoffen auf einen "Durchbruch" der erneuerbaren Meeresenergie in den kommenden Jahren und verweisen auch auf das erste kommerzielle Wellenkraftwerk, das hier seit knapp drei Jahren Strom erzeugt. Auf dem Kongress "Bilbao Marine Energy Week" sollen vom 20. bis 24. April über die Erfahrungen, die Entwicklung und die Zukunft der Meeresenergie debattiert werden.
Im "Bilbao Exhibition Centre (BEC) werden beim bisher größten Kongress über Meeresenergie etwa 600 Teilnehmer erwartet, wurde bei der Vorstellung am Montag in Bilbao erklärt. Ausgerichtet wird er von der baskischen Energieagentur (EVE), vom Forschungszentrum "Tecnalia", in der die Forschung verschiedener Unternehmen gebündelt wird, und dem BEC. (In der Folge die Dokumentation eines Artikels von Ralf Streck unter dem ursprünglichen Titel "Das Meer zur Stromerzeugung verstärkt im Blick").
Das Wellenkraftwerk Mutriku
Gesponsert wird der Kongress auch vom großen baskischen Energieerzeuger Iberdrola. Es ist einer der größten Energieversorger Spaniens. Iberdrola war 2008 der siebtgrößte Stromproduzent in Europa und setzt seit langem verstärkt auf erneuerbare Energien. Ángeles Santamaría ist bei Iberdrola für dies Sparte verantwortlich. Sie erklärte bei der Vorstellung, dass in diesem Sektor "die Zukunft liegt". Deshalb treibe die Firma auch bedeutsame Projekte in Großbritannien und in Deutschland voran.
Dass man im Baskenland über große Energieversorger verfüge und einen besonderen Wert auf Forschung und Entwicklung bei der Entwicklung des Landes legt, zeichne das Gebiet im Norden Spaniens mit seiner Atlantikküste aus, um gerade die Meeresenergie voranzutreiben. "Die Industrie im baskischen Energiesektor verfügt über die Technologie, das Know-how und die notwendige Führungsstärke, um sich im internationalen Wettbewerb um die aufstrebende Meeresenergie zu positionieren, die in den kommenden Jahren ein deutliches Wachstum erfahren wird", erklärt die Ministerin für Entwicklung und Wettbewerb der baskischen Regionalregierung Arantza Tapia.
Bei der Vorstellung betonte José Luis Villate, dass man auf diesem Feld einen langen Atem brauche. Der Kongressdirektor und Direktor im Bereich Meeresenergie bei Tecnalia geht davon aus, dass man bis 2020 große Fortschritte auf dem Gebiet der Meeresenergie machen und im kommenden Jahrzehnt "im großen Stil" wettbewerbsfähige Anlagen bauen werde. Es gehe nun darum, die Kosten zu senken, denn bisherige Anlagen seien noch sehr teuer. Deshalb setze man bei der Energieagentur auf Innovation und Forschung, "weil es sonst andere tun und wir in Zukunft die Technologie importieren müssen".
Dass sieht auch der EVE-Technikdirektor Javier Marqués so, womit die Erfahrungen von EVE mit dem ersten kommerziellen Wellenkraftwerk im baskischen Mutriku zusammengefasst sind, das im Sommer 2011 in Betrieb ging. In einer dem Hafen der Kleinstadt vorgelagerten Mole wurden 16 Turbinen installiert, die 300 Kilowatt Strom erzeugen, nur etwa ein Viertel der Leistung eines Windrads. Die Anlage, die von EVE betrieben wird, kostete etwa 2,5 Millionen Euro und hat bisher 36.000 Euro durch den Verkauf des Stroms eingenommen. 2014 war ein gutes Jahr, denn große Wellen brachen sich im Frühjahr 2014 beständig an der Mole und sorgten für Einnahmen von 17.500 Euro. Im Vorjahr blieb die Stromerzeugung, die knapp 50 Prozent niedriger ausfiel, allerdings hinter den Erwartungen zurück.
Auf dem Kongressprogramm steht deshalb auch ein Besuch in Mutriku. Dass die Pilotanlage die hohen Investitionskosten wieder einspielt, war nie das Ziel. Mit ihr sollte die Umsetzbarkeit bewiesen und mit den Einnahmen aus dem verkauften Strom die Kosten für Wartung gedeckt und neue Initiativen im Bereich Meeresenergie gefördert werden. Auf dem Programm steht auch der "Bimep-Day". Denn EVE betreibt in Armintza mit Bimep einen Forschungspark, in dem Firmen und Forschungszentren auf dem offenen Meer schwimmende Anlagen erproben können, die einen der Kongressschwerpunkte bilden. Armintza ist ein Stadtteil von Lemoiz, wo auch ein von Iberdrola fertiggestelltes Atomkraftwerk steht. Es konnte angesichts des massiven Widerstands der Basken nie in Betrieb genommen werden.
Auf dem Kongress geht es aber nicht allein um Strom aus Wellen, Gezeiten oder Strömungen, sondern auch um Windkraft. Tecnalia baut derzeit mit vier baskischen Firmen aus dem Schiffsbau auch an einem Prototyp einer schwimmenden Windkraftanlage mit dem Namen "Nautilus Floating Solutions". Er soll in etwa zwei Jahren vor der baskischen Küste in Betrieb gehen. Eine Verankerung von Offshore-Windrädern im Meeresboden ist wegen der großen Tiefe oft wie im Baskenland sehr schwierig und teuer, weshalb auch in diese Richtung geforscht und auf dem Kongress debattiert wird.
QUELLE:
Ralf Streck, Heise.de: "Das Meer zur Stromerzeugung verstärkt im Blick"
ABBILDUNGEN:
Alle Bilder sind aus dem Foto Archiv Txeng (FAT). Sie zeigen von oben nach unten das Wellenkraftwerk in Mutriku im Bau, sowie Küstenstreifen in Bermeo und Gorliz.
(PUBLUKATION BASKULTUR.INFO 2015-03-25)