berbeia1Älteste Festung im baskischen Westen

Reste der möglicherweise ältesten Burg im Westen des Baskenlandes wurden in Araba gefunden. In ihrer zweiten Grabungs-Kampagne hat die Forschungsgruppe für Kulturerbe und Kulturlandschaften der baskischen Universität UPV/EHU in der ehemaligen Festung Berbeia in Araba eine Reihe von Entdeckungen gemacht, die nahe legen, sie als die älteste Burg im westlichen Baskenland zu betrachten. Entstehen und Besiedlung gehen auf das 6. und 7. Jahrhundert zurück. Die Festung Berbeia liegt auf einer Höhe von 849 Metern.

Die in Gaubea (Valdegobia), zwischen den Orten xx und Espejo in Süd-Araba gelegene Festung Berbeia ist wahrscheinlich die älteste Burg-Anlage im westlichen Baskenland (Araba, Bizkaia, Gipuzkoa). Sie gehörte zum Königreich Navarra.

"Berbeia ermöglicht es uns, die Merkmale und Funktionen der ersten mittelalterlichen Burgen im Baskenland zu verstehen", so Juan Antonio Quirós Castillo, Professor an der Fakultät für Geographie, Vorgeschichte und Archäologie der UPV/EHU und Leiter der Forschungsgruppe Kulturerbe und Kulturlandschaften. Im Gegensatz zu anderen mittelalterlichen Festungsanlagen in diesen Gebieten verfügt Berbeia über keine größeren Verteidigungsanlagen, obwohl der Ort nach Ansicht von Expert*innen im frühen Mittelalter eines der wichtigsten Machtzentren in dieser Gegend war.

Gegenstände von großem Wert

berbeia2Quirós leitet die archäologischen Ausgrabungen in Berbeia, bei denen in der zweiten Kampagne eine Reihe von archäologischen Materialien geborgen werden konnten. Sie zeigen, dass die Burg bereits im Frühmittelalter genutzt wurde und eines der wenigen bisher bekannten Beispiele in diesem Gebiet ist, unweit des Salztales Salinas de Añana, baskisch Gesaltza.

Entdeckt wurde ein seltenes Exemplar einer Gürtelschnalle aus einer starren Bronzeplatte, mit eingeritzten Motiven verziert. Sie ermöglicht es, die erste mittelalterliche Besiedlung auf die Zeit zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert festzulegen. "Die wenigen bisher bekannten Exemplare stammen aus Nekropolen wie Aldaieta, Escota oder Buzaga. Die Entdeckung lässt vermuten, dass die Bewohner*innen des Schlosses täglich Gegenstände von hohem Wert benutzten. Dabei wurde der soziale Status der Einzelpersonen durch ausgeklügelte Formen unterschiedlicher Kleidung und Erscheinung zum Ausdruck gebracht", betont der Direktor von GIPyPAC.

Andere Funde, darunter Keramiken von möglicherweise islamischem Ursprung, werden derzeit untersucht. Sie werden dabei helfen, die Lebensweise der in der Festung lebenden Eliten und die verschiedenen Formen ihrer Beschäftigung besser zu verstehen.

Außerdem wurden unter der mittelalterlichen Bebauung die Überreste einer Castro-Festung aus der Eisenzeit (keltische Kultur) gefunden, was die strategische Bedeutung des Ortes im Laufe der Zeit unterstreicht. "Unter Berücksichtigung all dieser Informationen gewinnt die Hypothese, die das Befestigungssystem von Berbeia mit der Burg von Lantarón identifiziert, immer mehr an Kraft", sagt der UPV/EHU-Professor. Lantarón liegt etwa 20 Kilometer weiter südlich, in Richtung der zur spanischen Provinz Burgos gehörenden Kleinstadt Miranda del Ebro.

Ein Ort von Bedeutung

berbeia3Im Gegensatz zu anderen mittelalterlichen Festungsanlagen in der Region sind in Berbeia keine monumentalen Gebäude oder großen Verteidigungsanlagen vorhanden". Dennoch wurde die Burg zu einem der wichtigsten Zentren des frühen Mittelalters". Die Existenz einer Festung in diesem Gebiet war bislang erst für das 12. Jahrhundert belegt. Doch frühere Dokumente zeigen, dass der Ort ein wichtiger räumlicher und sozialer Bezugspunkt für die Bewohner*innen von Gaubea (span: Valdegobia) und der frühmittelalterlichen Grafschaft Lantarón war.

Um das Jahr 1000 Berbeia war als Teils des Königreichs Navarra ein Ort, an dem Recht gesprochen und Streitigkeiten zwischen verschiedenen Kontrahenten geschlichtet wurden. Es war auch eine militärische Hochburg, von der aus ein großes Gebiet entlang des Ebro-Flusses und des Omecillo-Tals kontrolliert wurde. Berbeia war auch ein unbeständiger Wohnort für die Eliten, die die Grafschaft über ein Netz von Beziehungen zum Bistum Valpuesta und anderen zentralen Orten in Gaubea regierten.

Wie andere ebenfalls hatte die Burg Berbeia weitere Nebenzentren, darunter die Festung am nahe gelegenen Berg Peña los Castros. "Die Entdeckung von Keramik-Hörnern an beiden Orten zeigt uns, dass zur Übermittlung von Nachrichten zwischen den beiden Festungen auch Tonsignale genutzt wurden", erklärt Quirós. Denn zwischen diesen Orten liegen landschaftliche Hindernisse, visuell besteht keine Verbindung. “Solche Hörner sind vor allem aus Fundorten in Frankreich bekannt, auf der iberischen Halbinsel konnten nur wenige entdeckt werden“.

ANMERKUNGEN:

(1) Localizan en Araba el que puede ser el castillo más antiguo de Euskal Herria occidental” (Die möglicherweise älteste Burg im Westen Euskal Herrias in Araba) Gara, 2022-09-07 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(*) Festung Berbeia (naiz)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-09-10)

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