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Freizeitsport in den navarrischen Vorpyrenäen

Außer Hochgebirge hat das Baskenland landschaftlich alles zu bieten, sogar wüstenähnliche Gegenden. Aber davon soll an dieser Stelle nicht die Rede sein. Vielmehr von einem ansteigend bergigen Gebiet, das sich für verschiedene Freizeit-Sportarten eignet wie Bike, Wandern, Trekking oder Berglaufen. Das Ganze ist 30 Kilometer von Iruñea (Pamplona) entfernt, mit dem Auto eine starke halbe Stunde. In jener Gegend um Eugi hat eine Initiative alte Jakobswege genutzt, um sportliche Alternativen anzubieten.

Freizeitsport ist attraktiv, insbesondere wenn er in einer landschaftlich privilegierten Umgebung stattfindet kann. Auf alten Jakobswegen und Schmugglerpfaden, zu Fuß oder auf dem Rad im baskischen Nord-Navarra Runden zu drehen ist ein Genuss in jeder Hinsicht.

Das Rad- und Wandergebiet liegt zwischen den Orten Zubiri und Eugi und gehört zum Sammelort Esteribar. Das Dorf Eugi (390 Einwohner*innen) liegt von den Hauptstraßen abgelegen an einem von 1968 bis 1973 gebauten Stausee. Überregional bekannt ist der Ort wegen der idyllischen Seelage und wegen der Ruinen einer sieben Kilometer entfernt liegenden alten Waffenfabrik. Im Norden steigen die Berge langsam an Richtung Pyrenäen. Diese Gegend hat sich das Projekt EREMUA ausgesucht – nicht nur um Sport zu betreiben. Auf den alten klassischen Wegen ist gleichzeitig Kultur und Tradition angesagt. Pilzkultur zum Beispiel.

trail02Der Herbst ist in diesen Tagen, Anfang Oktober, schon deutlich spürbar. Noch steht die Sonne halb hoch und die Temperaturen sind milde. Die Blätter der Bäume fallen bereits. Für viele Freund*innen des Wanderns, Bergsteigens und Radfahrens ist es eine bevorzugte Jahreszeit, zwischen der Hitze des Sommers und der Kälte des Winters. (1)

Das Esteribar-Tal, kaum 30 Minuten von Iruñea (Pamplona) entfernt, bietet eine wirklich eindrucksvolle Herbstlandschaft. Es ist sozusagen das Tor in die navarrischen Pyrenäen. Unter den emblematischen Gipfeln von Adi, Saioa, Zuriain oder Baratxueta sind unzählige Wege zu finden, die daran erinnern, dass hier in früheren Zeiten Schmuggler, Jäger, Holzfäller, Schafhirten und wilde Tiere ihrer Wege gingen. Mit ein wenig Inspiration hat die Landschaft ohne Zweifel einen magischen Charakter – Geschichte wird hier beinahe greifbar. Nicht zuletzt die Ruinen der alten Waffenfabrik von Eugi aus dem 19. Jahrundert tragen dazu bei. Ihre Reste werden nach und nach von den Schlingen eines Buchenwaldes verzehrt.

In diesem Ambiente hat EREMUA sein Basiscamp aufgebaut: die erste Bike-und-Trail-Station Navarras. Sie bietet klassische Strecken wie den navarrischen Jakobsweg, oder die Pfade des Halbmarathons Orreaga-Zubiri – dessen 13. Ausgabe am 7. Oktober 2018 ausgetragen wurde. Auch der Berglauf Nafarroa Xtrem fand hier statt. Die Wege sind aufgeteilt in drei Strecken, die längste umfasst 68 Kilometer und 4.000 Meter Höhenunterschied, also halb den Everest hoch – nur nicht am Stück!

Manche werden sich fragen: was ist eine Bike-und-Trail-Station? Es handelt sich um ein Paket von Angeboten und Dienstleistungen, die dabei helfen sollen, die Landschaft und ihre Strecken auf verschiedene Weisen zu erleben und zu genießen: Wandern, Trekking, Bergläufe, Mountainbiketouren und mehr.

Jede Strecke ist besonders markiert und beschrieben, von Anfang bis Ende. Das ermöglicht den Aktiven, Details der bergigen Umgebung genauer kennenzulernen. Die Strecken sind mehr oder weniger lang und schwierig, sie haben unterschiedliche Höhenunterschiede. All das ist mit verschiedenen Farben markiert – grün, blau, rot und schwarz. Daneben gibt es Ziffern zur Wiedererkennung, mit den entsprechenden Daten der Routen.

Das Konzept von EREMUA richtet sich an unterschiedliche Zielgruppen: Ausflüge von unterschiedlicher Länge und Dauer, für Familien mit Kindern oder für erfahrene Ausflugsexpert*innen. Die EREMUA-Station befindet sich im Mehrzweck-Sportzentrum des Ortes Zubiri. Hier gibt es Information über die Strecken, Infos über verleihbares Material und GPS-Apparate, es gibt Kontakte zu professionellen Streckenbegleiter*innen. Daneben Umkleideräume, ein öffentliches Schwimmbad, Boxen zum Reinigen von Fahrrädern, ein Restaurant, ein Parkplatz und mehr. Die Wander- und Fahr-Strecken starten in Zubiri und im sieben Kilometer entfernten Eugi.

Eremua-Station Zubiri

trail03Zubiri ist ein Ort am Jakobsweg im baskischsprachigen Teil der Autonomen Gemeinschaft Navarra (410 Einwohner*innen). Es ist der Hauptort und Sitz der Verwaltung der Gemeinde Esteríbar. Der Ortsname ist baskisch und bedeutet Dorf an der Brücke. Über diese zweibogige gotische Brücke betreten die Jakobspilger*innen auch heute noch den Ort. Ein traditioneller Ritus hat der Brücke ihren zweiten Namen gegeben: Dreimal das Vieh um den Mittelpfeiler der Puente de la Rabia (Tollwut-Brücke) zu treiben, soll die Tiere vor dieser Krankheit schützen. Die Kraft für diesen Schutz rührt dem Volksglauben nach aus den im Pfeiler vergrabenen Reliquien der Heiligen Quiteria. Arnold von Harff, deutscher Reisender des 15. Jahrhunderts, erwähnt den Ort als Pont de paradijs – Paradiesbrücke. (2)

Das Konzept der Sportstation wird unterstützt von namhaften navarrischen Sportler*innen wie Beñat Seminario und zwei dreifachen Weltmeistern: Luis Alberto Hernando, in der Disziplin Trail Running ITRA; und dem jungen Daniel Osanz, der in diesem Jahr drei Modalitäten des World Junior Skyrunning gewonnen hat. Positiv geäußert hat sich auch Laura Sola de Miguel, die 2018 die staatliche Ultra Trail Meisterschaft und den Orreaga-Zubiri-Lauf bereits zum vierten Mal gewann und gleichzeitig Zeit-Rekordhalterin ist.

“Ich habe das Glück, in der Nähe von Zubiri zu leben, ein wahres Paradies, das über die vielen Wege erkundet werden kann”, sagt sie. „Um die endlosen Buchenwälder problemlos durchqueren zu können, wurden viele Streckenverläufe markiert. Das ist ein Erlebnis, das niemand enttäuschen wird“.

Esteribar

trail04Eugi und Zubiri gehören beide zur Sammelgemeinde Esteribar im navarrischen Landkreis Auñamendi, mit einer Fläche von 146 qkm und einer Bevölkerung von 2.630 Personen (1. Januar 2017). Esteribar ist eine Gemeinde in der Autonomen Gemeinschaft Navarra. Die Gemeinde besteht aus mehreren Ortschaften, die im gleichnamigen Pyrenäental liegen. Gemeinde und Tal Esteribar erstrecken sich entlang des Rio Arga. Esteribar besteht aus 31 Ortsteilen, von denen nicht mehr alle bewohnt sind. Sitz der Verwaltung ist in Zubiri. Der Ort liegt in der Mitte des Esteribar-Tals. Die größeren Orte sind Eugi im oberen Teil des Tals sowie Larrasoaña und Urdaniz, von Zubiri talabwärts gelegen. Ohne Bevölkerung sind inzwischen die Orte Belzunegui (Beltzunegi), Idoyeta (Idoieta) und Zay (Zai). (3)

Das Tal Esteribar wurde traditionell als Durchgangsweg zwischen Frankreich und der Iberischen Halbinsel über die Pyrenäen genutzt. Dieser relativ einfache Weg führt aus dem Becken von Pamplona über Esteribar entlang des Rio Arga ins Tal von Erro und weiter über den Ibañeta Pass nach Frankreich. Es wird angenommen, dass bereits die Kelten zur Zeit der Völkerwanderung diese Route nahmen. Später führte durch das Tal die Römerstraße Astorga-Bordeaux. Im Mittelalter wurde die Römerstraße Teil des Jakobsweges Camino de Santiago. Den Höhepunkt erreichte das Pilgerwesen im 12. Jahrhundert, als es im Tal von Esteribar mehrere Pilgerherbergen und Hospize gab.

Die erste schriftliche Erwähnung des Tales Esteribar ist datiert auf das Jahr 1066 anlässlich einer Schenkung an das Kloster von Leyre durch das Kloster San Agustin de Larrasoaña. In der frühen Neuzeit ist der Hauptort des Tales Aquerreta, in dem auch das Rathaus stand und wo der jeweilige Bürgermeister residierte, der im Rotationsverfahren von den einzelnen Dörfern gestellt wurde. Mit der Verwaltungsreform des 19. Jahrhunderts erhielt das Tal den Status einer Gemeinde. Zubri, mit seiner zentralen Lage und der zweitgrößten Bevölkerung, wurde Hauptort mit Sitz der Verwaltung. Obwohl inmitten des Tals gelegen, bestand Larrasoaña bis ins 20. Jahrhundert als unabhängige Gemeinde, bevor es 1928 Teil von Esteribar wurde. Vermutlich entstand der Ort im 10. Jahrhundert um das Kloster San Agustin de Larrasoain. Bereits 1212 wurde Larrasoaña als eine gute Stadt erwähnt.

trail05Ein weiterer Ort im Tal kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: Eugi. Hier wurde 1535 von der kastilischen Krone eine Munitionsfabrik gegründet, die bis ins 18. Jahrhundert bestand. Im Jahr 1930 wurde in der Nähe der alten Fabrik das größte Magnesit-Vorkommen Europas entdeckt, das ab dem Jahre 1945 abgebaut wurde. Dieser Abbau und der 1970 angelegte Stausee (Eugi Reservoir) zur Wasserversorgung Pamplonas haben die Landschaft radikal verändert. (3)

Schmuggel und Pilze

Dass die Region um Esteribar seit jeher eine Flucht- und Schmuggelgegend war, macht ein Blick auf die Landkarte deutlich (4). Von Eugi sind es sieben Kilometer zur entlegenen ehemaligen Waffenfabrik. Von dort führen weitere neun oder zehn Kilometer zur französischen Grenze. Pilztradition gibt es prinzipiell überall im Baskenland, erstaunlich viele Personen sind absolute Kenner*innen von Pilzen und wissen genau zwischen gut und gefährlich zu unterschieden (5).

(Publikation Baskultur.info 2018-10-13)

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus: “Las puertas del pirineo navarro se abren para dar paso a Eremua bike y trail” (Die Türen zu den navarrischen Pyrenäen öffnen sich mit Eremua für Bike und Trail), Tageszeitung Gara 2018-10-08

(2) Zubiri (Wikipedia)

(3) Estiribar (Wikipedia)

(4) Schmugglergeschichten, Baskultur.info: „Baskische Schmuggler – Altes Gewerbe im Baztan“ (Link)

(5) Pilztradition, Baskultur.info: „Baskische Pilz-Tradition – Perretxiko, die Perle des Frühlings“ (Link)

ABBILDUNGEN:

(1) Mountainbike (tuvalum.com)

(2) Eugi (wikipedia)

(3) Alte Waffenfabrik Eugi (quintoreal)

(4) Berglauf (eremua)

(5) Trail Wettbewerb (lafragua.run)

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