Niederlage am 23. April 1937
Elgeta ist ein kleiner Ort mit etwas mehr als 1000 Einwohner*innen zwischen den Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa. Lange Zeit waren Elgeta und die Intxorta-Berge im Hintergrund letzte Hindernisse für die Franquisten auf ihrem Vormarsch auf die baskische Hauptstadt Bilbao. Am 23. April 1937 musste sich der Widerstand in Elgeta der Übermacht der Luftangriffe durch die Legion Condor geschlagen geben. Was folgte waren Besetzung, Erschießungen, Vergewaltigungen und nackter Terror gegen die Zivilbevölkerung.
Elgeta und die Intxorta-Berge an der Grenze zwischen Gipuzkoa und Bizkaia wurden im Krieg von 1936/1937 bekannt. Denn dort wurde der faschistische Vormarsch 9 Monate lang aufgehalten. Trotz Übermacht und schlechter Ausrüstung.
Nach dem Militärputsch der Franco-Generäle im Juli 1936 war der Krieg in der baskischen Provinz Gipuzkoa schnell beendet. Die Front der Franquisten und ihrer Verbündeten trieb einen Flüchtlingsstrom vor sich her und bewegte sich nach Westen, Richtung Bizkaia. Nur diese Provinz war noch in der Hand der baskischen Regierung, loyal zur demokratisch gewählten republikanischen Regierung des spanischen Staates. In den Bergen um Elgeta kam es zu erbitterten Kämpfen. Obwohl sie besser ausgerüstet und zahlenmäßig überlegen waren und über eine Luftwaffe verfügten, waren die faschistischen Truppen lange nicht in der Lage, das Gebiet einzunehmen. Die baskischen Verteidiger hatten den Vorteil, dass ihre Stellungen in den Bergen und die der Angreifer im Tal lagen. Erst massive Luftangriffe brachen diesen Widerstand im April 1937. Elgeta wurde von der nazi-deutschen Legion Condor bombardiert und von italienischen Truppen überrannt. Was folgte war faschistischer Terror gegen alle, die nicht weggekommen waren oder nicht weg konnten. (*)
An 18. April 1937 beschossen Jägerstaffeln den Ort Elgeta. Am 19. April morgens startete die baskische Artillerie überraschend einen heftigen Gegenangriff auf die faschistischen Stoßtrupps, die sich für den Vorstoß am nächsten Tag sammelten. Am Morgen des 20. Aprils attackierte die baskische Artillerie erneut. Dennoch starteten die faschistischen Luftstreitkräfte am 20. April im Tiefflug ihre Angriffe auf die "Intxortas". Die beiden Intxorta-Gipfel glichen Vulkanen, aus denen rötlicher Rauch aufstieg. Telefon-Verbindungen wurden unterbrochen, Elgeta stand in Flammen, Geschütze, Munition und Begleitfahrzeuge der Artillerie wurden von den Bomben der Legion Condor zerstört. Zurück blieben viele gefangene, tote und verletzte Milizionäre der baskischen Armee. Elgeta und Umgebung waren zerstört.
2004 wurden von der wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi in zwei Massengräbern die Überreste von sechs Milizionären/Gudaris geborgen. Zum Begraben ihrer Leichen hatte man die von den Geschossen erzeugten Krater benutzt. Nur wenige Meter entfernt befand sich einer der vielen Schutzräume, in denen sich die Kämpfer vor den Bombardierungen schützten. Ein Bewohner von Elgeta berichtete 2004: „Als die Franquisten am Samstag, den 24. April 1937 den Bauernhof Ansuategi Bazterrekoa erreichten, es war 4 Uhr nachmittags, hatten sich unser Vater und sieben weitere Basken zum Schutz vor dem schrecklichen Beschuss in einer Grube nahe des Hauses versteckt. Sie befahlen auf Spanisch: ‘Kommt alle raus zum Sterben!‘ Unser Vater, Jose Bizente Garai, kam aus dem Unterstand und erklärte, dass er der Besitzer des Hofs sei. Darauf erwiderten sie nur ‘Hände hoch!‘ und erschossen ihn. Drei andere töteten sie neben der Tür, die anderen vier neben einer anderen Tür. Unter ihnen waren baskische Soldaten aus Azpeitia und Mondragón. Unser Bruder war damals 11 Jahre alt und Zeuge des Ganzen, er hat das alles miterlebt“.
Hinweise, die an den Überresten gefunden wurden, bestätigen die Eile, in der die Männer hingerichtet wurden. Bei den Leichen fand man persönliche Gegenstände wie Zahnbürsten, Münzen, Feldgeschirr, Ringe oder Uhren. Eine der Uhren war um zehn nach fünf stehengeblieben, wahrscheinlich der Moment der Erschießung. Die Untersuchung eines der Skelette durch den Gerichtsmediziner Paco Etxeberria ließ auf dessen Alter schließen: zwischen 16 und 18 Jahren.
An einem anderen wurde ein Armband mit einer Erkennungsmarke mit der Nummer 71.513 gefunden. Sie gehörte dem Milizionär Jose Zuazua Mondragón vom Bataillon Dragones, Arbeiter der Fabrik Unión Cerrajera in Arrasate. Zur gleichen Zeit wurden auf dem nahegelegenen Bauernhof Ikatzarre weitere sieben junge Gudaris und eine Milizionärin gefangengenommen. Auch in ihrem Fall wurde dasselbe Schnellverfahren angewandt: sie wurden auf der Stelle erschossen, ihre Leichen vergraben. Augenzeugen berichten, dass die junge Frau ein weißes Tuch trug.
Der Monolith bei der Kapelle San Salvador wurde zur Erinnerung und zu Ehren der in Elgeta erschossenen Menschen aufgestellt. Eine der Angegriffenen berichtete: „In der Nacht des 24. April gegen drei Uhr morgens kamen einige Aufständische zum Bauernhof Sesto Gain. Sie wollten mich vergewaltigen, ich war damals 13 Jahre alt. Mein Vater, Pedro Tellería Askasibar, weigerte sich, mich ihnen auszuliefern, sie schossen ihm aus nächster Nähe in den Kopf. Als ich erkannte, dass er am Verbluten war, drückte ich meine Hand auf die Wunde. Als sie das zweite Mal auf ihn schossen, zerfetzten sie meine Hand. Meiner Mutter, Francisca Lamarain Aranzabal, schlugen sie den Schädel mit dem Gewehrkolben ein. Sie starb zehn Tage später, ohne noch einmal zu Bewusstsein zu gelangen.
Wenn sie merkten, dass sie nicht bekamen, was sie wollten, griffen sie zur Gewalt: Ermordungen, Vergewaltigungen ... all das“. Auf dem Bauernhof Ansuategi Erdikoa öffnete der republikanische Gemeinderat Canuto Ugalde den ankommenden Faschisten die Tür. Während sie ihm den Schädel einschlugen, gelang es seiner Familie, durch den Hinterausgang zu fliehen. Weitere Zivilisten wurden in Elgeta ermordet. Zwischen dem 20. und 27. April 1937 wurden über fünfzehn Personen getötet. Alle waren Zivilisten. Es waren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die laut den Gesetzen der Vereinten Nationen nicht verjähren.
ANMERKUNGEN:
(*) Jedes Jahr im April finden in Elgeta Gedenkveranstaltungen statt. Die Webseite von Elgeta Memoria lautet elgetamemoria.com
FOTOS:
(*) Elgeta, antifaschistisches Gedenken (FAT)