covid2a
Beschränkungen der Bewegungsfreiheit

Die Maßnahmen wegen der Coronavirus-Verseuchung haben im Baskenland (Spanien) eine neue Stufe erreicht: Die Regierung in Madrid hat am 14.3. den Notstand ausgerufen und eine relative Ausgangssperre verhängt. Bis auf Läden von primärer Lebensnotwendigkeit wurden alle Geschäfte geschlossen. Wer auf der Straße ist, muss gute Gründe nachweisen können, Polizei kontrolliert überall. Zuwiderhandlung steht unter Strafe. Zuvor hatte Welt-Gesundheits-Organisation WHO hat die Epidemie zur Pandemie erklärt.

Spanien und Frankreich gehören zu den Ländern, die eine staatliche Notstandsregelung in Kraft gesetzt haben. Während in China das Schlimmste überwunden scheint, setzt die Pandemie in Europa immer neue Akzente. Im Baskenland herrscht Ausgehverbot, von Ausnahmen abgesehen. Polizei kontrolliert die Straße, bald auch Militär.

(2020-03-15)

Erster Notstandstag (1)

Relative Ausgangssperre

Mit der Verhängung des Alarm-Zustands, einer Art von allgemeiner Notstands-Regelung, ist die Entwicklung um die Pandemie des Coronavirus in eine neue Phase getreten. Zu Ende ist die Phase der Aufklärung, wie sich Personen schützen können, die Etappe der Appelle, was möglichst zu unterlassen sei. Die neue Phase ist geprägt von Schließungen, Verboten, Kontrollen und Strafe. Die Strafen bewegen sich zwischen 100 und 600.000 Euro, und bis zu einem Jahr Gefängnis-Strafe.

covid2bAuf der Straße dürfen nur Personen mit ganz konkreten Absichten: zur Arbeit gehen, einkaufen oder andere lebenswichtige Dinge erledigen. Am heutigen Sonntag wies die Polizei bei Missachtung der neuen Regeln freundlich auf die Folgen hin, am morgigen Montag kommen Bußgelder zum Einsatz. Weil Montag ein Arbeitstag ist und gesunde Personen zum Gang zur Arbeit aufgefordert sind, werden die Sicherheitskräfte vor einer echten Herausforderung stehen, wenn sie zwischen notwendig und unnötig unterscheiden müssen.

Nachbarschaftshilfe

Nachbarschafts-Netze haben sich wenige Stunden vor dem Beginn der Verbotsmaßnahmen auf öffentlichen Plätzen getroffen und schicken über soziale Medien Hilfsangebote herum für Personen, die mit der Situation nicht klarkommen, nicht mobil sind, zum Beispiel nicht einkaufen gehen können. In den Arbeiter-Vierteln hängen Plakate aus mit entsprechenden Kontakten. Die Provinz-Regierung Bizkaia ist dem Beispiel gefolgt und ruft Freiwillige auf, sich zu sozialen Hilfsdiensten zu melden. In Anbetracht wahrscheinlicher Entlassungen in allen vom Virus betroffenen Bereichen informieren die Gewerkschaften über die sozialen Netze über die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter. 

Militarisierung

In Madrid und anderen spanischen Städten sind Seuchen-Konvois und Kontroll-Einheiten der Armee im Einsatz, ein erster Schritt zur Militarisierung des Staates angesichts der Pandemie. Aus dem Baskenland wurde berichtet, dass 1.000 Soldaten auf ihren Einsatzbefehl außerhalb der Kasernen warten. Auch im Raum Bilbao wurden Armee-Bewegungen zur Kenntnis genommen.

covid2cIndustrie beugt sich

Heute Vormittag hatte der Betriebsrat des VW-Werks in Pamplona die Firmenleitung dringend aufgefordert, das Werk zu schließen, um die Gesundheit der Angestellten zu garantieren. Heute Abend beschloss die Direktion, das Werk auf unbestimmte Zeit zu schließen, nachdem für die Nachtschicht nicht mehr ausreichend Personal zur Verfügung stand, weil sich zu viele der Arbeiter/innen in Quarantäne befinden, die Zahl der Beschäftigten beläuft sich auf 4.000. Die Gewerkschafter bemängelten zudem, dass am Band der Sicherheitsabstand nicht gewährleistet werden kann, weil die Leute Rücken an Rücken arbeiten. Das Michelin-Werk in der baskischen Hauptstadt Vitoria-Gasteiz traf am Nachmittag dieselbe Entscheidung und schloss das Werk für zumindest acht Tage.

Zahlen

Am heutigen Sonntag wurden die bislang meisten Neu-Infizierungen gezählt. Erneut war Araba das Zentrum. Drastische Maßnahmen waren offenbar überfällig – ob Militär notwendig ist, steht auf einem anderen Blatt. Autoritäre Staaten kommen ohne Gewaltandrohung nicht aus. 

(2020-03-16)

Zweiter Notstandstag (2)

Schlagzeilen des Tages

Schlagzeilen des Tages: Die Wahlen im Baskenland (und Galicien) vom 4. April wurden abgesagt, wie es nicht anders vorstellbar war. Ein Minister der Sanchez-Regierung deutet an, dass der Ausnahmezustand länger als 15 Tage dauern könnte. Wichtigste Nachricht des gestrigen Tages war die Video-Konferenz, die der spanische Regierungschef mit allen Regional-Ministerpräsidenten durchführte. Totale Einigkeit, mit Ausnahme des Baskenlandes und Katalonien, deren Kompetenzen grundlos beschnitten wurden.

Industrie lässt Rollläden runter

Nach Volkswagen in Pamplona und Michelin in Gasteiz und Gipuzkoa hat nun auch Mercedes in Gasteiz seine Produktion eingestellt, nachdem der Betriebsrat dies gefordert hatte. Dieselbe Maßnahme haben die Zugbauer CAF und Busbauer Irizar in Gipuzkoa ergriffen, zunächst für eine Woche. Die größte baskische Raffinerie Petronor bei Bilbao entzieht sich dieser Konsequenz, dafür wurde die Kantine geschlossen, es wird versucht, das Zusammentreffen vieler Arbeiter u vermeiden. Momentan sind noch keine Beschäftigte von Covid betroffen, sollten 10% der Belegschaft krank geschrieben sein, will die Betriebleitung reagieren.

covid2dHammernachricht

Die eigentliche Hammernachricht des Tages hatte jedoch nicht mit dem Virus zu tun, sondern mit Corona, das Wort für Krone oder Monarchie. Der aktuelle König ließ mitteilen, dass er das Erbe seines (korrupten) Vaters nicht annehmen werde. Der Skandal kocht gerade in der Schweiz, wo untersucht wird, ob es Konten mit Schmiergeldern auf den Namen des alten Königs gibt. Das spanische Parlament hat einen Untersuchungs-Ausschuss abgelehnt, weil das Königshaus, so korrupt es ist, unantastbar ist. Bemerkenswert ist die Platzierung der Nachricht: am Höhepunkt der Pandemie-Hysterie, dem Moment, in dem sie am wenigsten beachtet wird.

Nackte Tatsachen

Im Staat sollen es 8.744 Infizierte sein, von denen 297 gestorben sind (letzte Aktualisierung: 9.191 Fälle und 311 Tote), eine Steigerung um Tausend Fälle an einem Tag. In Euskadi (Baskenland ohne Navarra) sind es 727 Fälle, gestern starben 14 Personen, neun davon in Vitoria-Gasteiz. In Araba sind 404 Personen mit dem Coronavirus infiziert, in Bizkaia 194, in Gipuzkoa sind es 89. * Prominente Neuansteckungen: Die Ministerpräsidentin der Region Madrid und die Ehefrau des spanischen Ministerpräsidenten Sanchez. Daneben drei Ministerinnen, ein Senator der Regierung Navarra, immer mehr Sportler. * Die Metro Bilbao zählte 76% weniger Fahrgäste als normal. * Das baskische Gesundheits-System Osakidetza sagt sämtliche persönlichen Arztbesuche ab. * Die baskische Polizei warnt vor Hausbesuchen Leuten, die sich als Gesundheits-Personal ausgeben, um Wohnungen auszurauben. Betroffen sind allein lebende, ältere Menschen. * Unternehmen, die Gesundheitsmaterial lagern, wurden vom spanischen Gesundheitsminister aufgefordert, dieses Material innerhalb von 48 Stunden offenzulegen. Die Guardia Civil hat im Süden bereits 150.000 Masken beschlagnahmt. * In Pamplona wurde ein Familienvater mit Bußgeld belegt. Die Familie machte statt einer C-19-Untersuchung einen Fahrradausflug.

Eingesperrt

Noch ist fällt die Vorstellung schwer, dass wir alle nun zwei Wochen – manche sprechen bereits von vier – in unseren kleinen Wohnungen eingesperrt bleiben sollen und nur mit deklarierten Ausnahmen die eigenen Wände verlassen dürfen. Alle legen sich jetzt Argumente zurecht, die ein Erscheinen auf den Straßen rechtfertigen, falls ihnen nicht die Angst so tief in den Magen gerutscht ist, dass sie sogar froh sind, nicht mehr in die Öffentlichkeit treten zu müssen. Meine Argumente als Heimarbeiter sind: Einkaufen, Zeitung holen, mein Presseausweis, den Nachbarn im Rollstuhl begleiten. Zum Glück gibt es Internet, für mich als Berichterstatter bedeutet dies Informationen aus der Konserve. Bereits jetzt wird Internet zu 50% mehr genutzt.

covid2eSolidarität

Auf einem Zettel im Hausflur eines Wohnblocks im Arbeiterviertel Alt-Bilbao ist folgendes zu lesen: “Hallo liebe Nachbarinnen und Nachbarn. Wir müssen zugeben, dass das Coronavirus überaus gefährlich ist, vor allem für die Alten und chronischen Patienten. Deshalb sind einige Nachbarn von Nummer 6B bereit, für all jene zum Markt zu gehen oder zur Apotheke, die das nicht selbst machen können. Wir kümmern uns in diesen Momenten um alle! Klopft an die Tür oder ruft an. Lorenzo, Alex, Valerio.“ * Am sonnigen Sonntag saßen viele auf ihren kleinen Balkonen und unterhielten sich mit den Nachbar/innen. In der Nacht gaben einige vom Fenster aus kleine Konzerte, sangen gemeinsam oder trommelten wie in Donostia.

Isolierung

Besuche in Gefängnissen wurden stark eingeschränkt bzw. ganz verboten. Dies trifft nicht zuletzt die baskischen politischen Gefangenen, die bis heute im ganzen Staat verteilt sind (Dispersion). Eine Initiative lädt deshalb dazu auf, viele Briefe zu schreiben, um die Isolierung auf unbestimmte Zeit zu durchbrechen. Als Ausgleich werden den Gefangenen mehr Telefonate angeboten, um guten Willen zu zeigen und italienische Verhältnisse zu vermeiden – bekanntlich gab es dort Aufstände mit Massenflucht und Toten.

C-19-Nachrichten

Die Wahlen zum baskischen Regional-Parlament sind verschoben auf einen unbestimmten Termin. * Neuer prominenter Coronavirus-Fall: der katalanische Ministerpräsident Quim Torra. *Die baskische Regierung hat die Senkung der Transportquote um 40 bis 60% wieder zurückgenommen, weil es am ersten Alarm-Werktag zur Rushhour im öffentlichen Transport zu Massenansammlungen kam, bei denen der obligatorische Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden konnte. * Die Fußball-Clubs Athletic Bilbao, SD Eibar und Real Sociedad San Sebastian und das Basketball-Team Bilbao suspendieren alle weiteren Trainingseinheiten. Die Clubs Osasuna aus Pamplona und Alaves aus Gasteiz hatten dies bereits vor Tagen getan. * Auch im Baskenland ist bereits Militär auf der Straße, die baskische Regierung nimmt dazu keine Stellung, in der Tagesschau ist dazu nur ein Satz zu hören. Die Militarisierung des Coronavirus wird nicht gerne kommentiert.

covid2fZahlen

Was die Steigerung der Infektions-Zahlen betrifft, hat der spanische Staat weltweit nunmehr nach Italien den zweiten Platz erreicht, mehr als tausend innerhalb von 24 Stunden, am heutigen Tag waren es erneut 500 Neufälle. In der Rangliste der absoluten Infizierten-Zahlen liegt Spanien auf Rang vier nach China, Italien und Iran. * Was die Zahlen von Neu-Infektionen anbelangt übertrifft die baskische Provinz Bizkaia zum ersten Mal die bisherige Krisen-Provinz Araba (36/35). * Die für den Gesamtstaat mittlerweile auf 9.191 Covid-Infizierte veranschlagte Zahl verteilt sich nach Regionen folgendermaßen: Madrid (4.165), Baskenland (630), La Rioja (312), Andalusien (554), Aragon (174), Asturien (177), Balearen (73), Canarias (119), Kantabrien (58), Castilla-La Mancha (567), Castilla y León (334), Katalonien (903), Ceuta (1), Valencia (409), Extremadura (111), Galicien (245), Melilla (8), Murcia (77) und Navarra (274). * Die letzten Zahlen des Tages für Spanien sind 9.682 Infizierte und 315 Tote. * Beim Fußballclub FC Valencia ist 35% der Belegschaft am Virus erkrankt, schuld für die massive Ansteckung ist das Spiel bei Inter Mailand, das entgegen aller Warnungen nicht abgesetzt wurde. * Die Staatsgrenzen werden geschlossen.

Privates Gesundheitssystem

Die Regierung Sanchez teilt mit, dass die privaten Gesundheits-Unternehmen den öffentlichen Verwaltungen unterstellt werden. Angeblich den regionalen Behörden – vielleicht eine bewusst falsche Aussage, denn die regionalen öffentlichen Gesundheitssysteme wurden einen Tag zuvor bereits der Zentralregierung untergeordnet. Pharma-Unternehmen oder Verteiler von Gesundheit-Produkten wurden ultimativ aufgefordert, über ihre Bestände Auskunft zu geben, damit sie ggf. beschlagnahmt werden können (die Formulierung war etwas zurückhaltender). Die Privaten kassieren für eine COVID-Untersuchung bis zu 800 Euro.

(2020-03-17)

Dritter Notstandstag (3)

Militäreinsatz

covid2hDie Aufhebung ziviler Rechte bedeutet eine Notstands-Situation. Der Einsatz von Militär bedeutet Kriegszustand. In Gasteiz hat die spanische Armee die “Gunst der Stunde“ genutzt und macht sich auf den Straßen breit. Bislang gab es keine Gefängnisaufstände, keine Plünderungen, keinen zivilen Ungehorsam, lediglich die üblichen Unfolgsamkeiten an den üblichen Konfliktpunkten. Nichts, was nicht die normale Polizei hätte regeln können. Somit gibt es keine Gründe für den Einsatz von Soldaten, weder im Baskenland noch anderswo. Aber Spanien wäre nicht Spanien, wenn nicht eine solche Ausnahme-Situation für derartige Aufmärsche benutzt würde. Spanische Armeen laufen gerne im Baskenland auf, das geschah im Jahr 1200, als drei Provinzen aufhörten zum Königreich Navarra zu gehören, m Jahr 1512, als selbiges baskische Königreich liquidiert und dem Königreich Kastilien einverleibt wurde. Im 19. Jahrhundert ging es gegen die aufkommende revolutionäre Arbeiterbewegung, in den 1920er Jahren war es die Diktatur von Primo de Rivera und 15 Jahre später waren es bekanntermaßen die Franquisten, die das Baskenland bombardieren, besetze ließen und eine 40 Jahre dauernde eisenharte Diktatur veranstalteten, die jeglichen Ausdruck baskischer Kultur und Sprache zu eliminieren suchte. In Abwesenheit von Ungehorsamkeit im kleinen oder größeren Stil gibt es keinerlei Rechtfertigung für den Einsatz von Militär. Außer der Ausrede, einfach mal wieder Präsenz zu zeigen, an den von den Franquisten praktizierten Totalitarismus zu erinnern. Das Baskenland war und ist ein besetztes Land. Bleibt abzuwarten, wie die politischen Vertreter*innen die Militarisierung kommentieren. Dabei wird es zu keinen Überraschungen kommen.

Erste Zahlen des Tages

Im spanischen Staat sind es mittlerweile 11.178 Infizierte und 491 Tote. Die Sterblichkeitsrate beträgt somit 4%, die Zahl der Geheilten beträgt 1.098. * Die Zahlen für das Baskenland und Navarra: In Euskadi wurden 765 Covid-Fälle gezählt, 38 sind neu, keine weiteren Toten. In Navarra sind es 350 Covid-Fälle und zwei Tote. * Spanische Regierungsvertreter sprechen offen davon, dass zwei Wochen nicht ausreichen, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, zwei weitere Wochen seien notwendig. Also zwei Wochen mehr Hausarrest. Ostern eingeschlossen in den engen vier Wänden. * Die spanische Gesundheitsbehörde gibt bekannt, dass 450 Bedienstete aus dem Gesundheitssektor infiziert sind. * Sicherheitsbehörden empfehlen, Fahrten mit dem Auto nur mit einer Person zu unternehmen. * Das Rathaus Bilbao schließt die Schalter für die Öffentlichkeit. * Die Metro Bilbao wird von 25% weniger Fahrgästen benutzt als gestern, insgesamt fiel die Ziffer um 80%. * Um zu kontrollieren, wer zur auf der Straße auf dem Weg zur Arbeit ist, werden Formulare ausgegeben. Wer ohne Genehmigung angetroffen wird, ist verdächtig. * Die Finanzbehörden verlängern die Fristen zur Zahlung von Steuern.

Fußball - Virus - Fußball

covid2gHeute ist ein lebenswichtiger Tag für alle Fußballfans in Europa und darüber hinaus. Wichtiger als der Grund seiner Ursache. Die internationalen Herrenclubs FIFA und UEFA verhandeln darüber, wie mit den verschiedenen nationalen Ligen, Europa-Turnieren und der Europameisterschaft umzugehen sei. Alles geht nicht, so viel ist klar. Millionen-Summen gehen von Mund zu Mund. Wo wären die schlimmsten Verluste zu verzeichnen? Die schwächsten Argumente hat die Eurocopa, die bekanntlich in zwölf Ländern stattfinden soll. Italien will den Antrag auf Absage stellen. Der Verlust dieses Turniers, das in Bilbao schwerwiegende Spuren hinterlassen würde, wäre am ehesten zu verkraften. Dafür sollen die Landesturniere und die Champions gerettet werden, womöglich in einem bisher nie erlebten Format. Fußball bewegt Milliarden. Nicht Fans, sondern Euros, Yen und Dollars. Die Diskussion um die Rettung des Fußballs – Opium fürs Volk – ist praktisch wichtiger als der Grund, der den Fußball in Frage gestellt hat, nämlich die Pandemie.

Und überhaupt …

Die internationalen Fußballverbände haben beschlossen, die Europameisterschaft auf 2021 zu verschieben, um den nationalen Ligen und den kontinentalen Wettbewerben die Möglichkeit einzuräumen, ihre Meisterschaften auszuspielen. * Eine bisher unbestätigte Nachricht besagt, dass vom Virus kurierte Personen weiter den C-19 in sich tragen und anstecken können. Dies auszuschließen müssten sie sich weitere zwei Wochen aus der Öffentlichkeit fernhalten. * Im Baskenland ist der Tourismus praktisch zum Erliegen gekommen. Stadtführungen fallen unter das Ausgehverbot, Reise-Unterkünfte erhalten laufend Absagen.

covid2iDie Buschtrommel erklingt

Wo eine persönliche Kommunikation nicht mehr möglich ist, erleben wir den Rückgriff auf die alte Schule. Um dem Gesundheits-Personal auf die Schulter zu klopfen und zu danken, gibt es jeden Tag um 20 Uhr Applaus von den Balkonen aus. Heute gab es um 21 Uhr aus tragischem Anlass eine Cacerolada – Töpfeschlagen. Wenn es im Baskenland zum Mord an einer Frau kommt, sagt ein Protokoll: Protestversammlung am selben Abend. In Soraluze wurde gestern eine Frau von ihrem Sohn umgebracht. Weil Versammlungen nicht möglich sind, wurde über die sozialen Medien mobilisiert, um 9 Uhr gab es Cacerolada-Buschtrommel.

Solidaritäts-Netze

In jedem Barrio im gesamten Baskenland haben sich Leute organisiert, die bereits sind, ihren schwachen Nachbar/innen zu helfen, bei den alltäglichen Erledigungen und Notwendigkeiten. Das Ganze hat eine legale Absicherung, weil die Hilfe für Bedürftige als Grund für das Erscheinen auf der Straße definiert wurde. Die Solidarität der arbeitenden Klasse holt einmal mehr die Kohlen aus dem Feuer.

Nachrichten

Die Zahlung von Hypotheken wird aufgeschoben, wer aufgrund der Folgen der Pandemie nicht zahlen kann, hat keine Nachteile. * Nur die Organisatoren der Olympische Spiele halten an ihren Plänen fest.

(2020-03-18)

Vierter Notstandstag (4)

Zahlen des Tages

Weltweit: 198.083 Fälle, 7.954 Tote, 81.959 Geheilte. In Spanien: 13.716 Fälle, mehr als 2.500 Neufälle, 558 Tote, 1.081 Geheilte. In Navarra: 386 Fälle, 4 Tote. In Euskadi: 973 Fälle, 40 Tote, 14 Geheilte, hier steigen die Zahlen stark, 208 neue Fälle und vier Tote mehr im Vergleich zu gestern.

covid2kNull Tourismus

Die spanische Regierung verordnet die sofortige Schließung aller touristischen Einrichtungen – jedoch nur im Baskenland. Betroffen sind Hotels, Pensionen, Hostels, Landhäuser, Herbergen, Campingplätze und Caravan-Parkplätze. Dabei gilt eine Frist von sieben Tagen, um die komplette Leerung und die Schließung zu vollziehen.

Nachrichten

Weil am Donnerstag Feiertag ist wird befürchtet, dass einige Unverantwortliche sogenannte “Brückenausflüge“ (verlängertes Wochenende) machen, die Polizei verstärkt die Kontrollen auf den Landstraßen und Autobahnen. * Das Verteidigungs-Ministerium erwägt die Möglichkeit, außerhalb von Gasteiz ein Zelt-Krankenhaus aufzubauen. * Covid-Tests werden von der baskischen Krankenversorgung nur noch in “harten Fällen“ gemacht. * Physiotherapeuten und Zahnärztinnen fordern von der Regierung, dass sie nur noch Notfälle behandeln müssen. * Öffentlicher Transport wird immer weniger genutzt, die Tendenz geht Richtung Auto. * Marshall-Plan: Mit 200 Milliarden Euro will die spanische Regierung die angeschlagene Wirtschaft wieder flott machen. Zu befürchten ist, dass diese Fonds nicht in den Händen der Bedürftigen landen.

Warnende Stimme aus China

Der in China für die drastischen Schutzmaßnahmen verantwortliche Arzt warnte die europäischen Behörden und Regierungen, dass nur einschneidende Maßnahmen geeignet sind, die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Abseits der europäischen Wahrnehmung wurden diese Maßnahmen in China durchgeführt, mit dem offenbaren Ergebnis, dass dort die Pandemie gestoppt werden konnte.

covid2jDie definitive Spritze

Zwei Meldungen des Tages: 1. In China gibt es nur 25 neue Covid-Fälle. 2. China hat bekannt gegeben, einen Impfstoff gegen Coronavirus gefunden zu haben. Dies teilte der Verteidigungs-Minister mit. Ein Team um eine Ärztin habe einen Monat lang intensiv an der Spritze gearbeitet, die nun die Welt von Covid-19 befreien soll. Ab sofort solle der neue Impfstoff an Menschen getestet werden.

Kaum zu glauben

… ist, dass wir von heute auf morgen Dinge loswerden, die wir so lange vergeblich bekämpft haben: Wettbüros, die Europa-Meisterschaft in Bilbao, den Tourismus, der unseren Lebensraum zerstört. Schade nur, dass wir das in unseren Wohnzimmern und vor der Glotze erleben müssen und nicht in der Kneipe mit Freundinnen und ein paar Bier.

Dass Hostels und Pensionen schließen, ist eine insofern gute Nachricht, weil sie von der Abwesenheit von Touristen zeugt. Für die dort Angestellten ist sie weniger angenehm. Die ebenfalls betroffenen Hotels sind weniger anfällig, weil sie in der Regel viel Kapital im Rücken haben, das den Ausfall einer Saison wegstecken kann. Dennoch wird in Monaten Bilanz gezogen werden, wer überlebt und wer nicht. Dasselbe gilt für Läden (die weiter ihre Miete zahlen müssen), für Kneipen und alle, die zum Schließen gezwungen wurden. Wenn sie können werden sie die Folgen auf die meist prekär Beschäftigten abwälzen, um die Pleite zu vermeiden.

Ein Schlag ins Kontor der Hotelketten ist die Absage der Eurocopa, die Bilbao vier Spiele beschert hätte. Die großen Unterkünfte hatten ihre Preise bereits um ein Vielfaches erhöht und waren dennoch ausgebucht. Nun wird storniert und geschlossen, Ersatz ist nicht in Sicht – falls es nicht noch zu einem Sommer-Reise-Boom kommt – auszuschließen ist heutzutage gar nichts.

Orwell`sche Visionen

Zum Glück gibt es Internet, stellen wir gerade eins ums andere Mal fest, da sind wir sogar informiert, wenn wir zu Hause bleiben müssen. Das Problem: Internet kann mit einem Handstreich abgeschaltet werden. Gut, dass wir unsere WhatsApp-Netze haben, mit denen wir uns in Sekundenschnelle verständigen können, um zu mobilisieren: auch das ein Koloss auf tönernen Füßen, der uns per Knopfdruck genommen werden kann. Wie anfällig wir doch sind, inmitten der freien kapitalistischen Gesellschaft! Draußen stehen Polizei und Militär, drinnen fällt das Internet aus. Vielleicht auch das Telefon. Kein Grund zur Panik, es wird nicht morgen sein, doch sollten wir wissen, dass es sehr schnell möglich ist, wenn sich die Ereignisse überstürzen. Wir sind anfällig – die politisch Verantwortlichen sitzen in ihren Bunkern.

Halt´s Maul!

Heute Abend um 21 Uhr wird der aktuelle spanische König Felipe eine Rede an die Nation halten. Im Baskenland wird zu gleicher Zeit von den Balkonen aus eine Cacerolada praktiziert, das heißt, tausendfach wird zum Protest auf Kochtöpfen getrommelt, um die Botschaft der korrupten Monarchie zu übertönen. Im Internet gehen Botschaften herum, die fordern, dass die Monarchie 100 Millionen Euro Schwarzgelder aus Saudi-Arabien-Deals, im Besitz des alten Königs, an das öffentliche Gesundheitssystem transferieren soll.

Die Schwächsten

Was geschieht mit den Frauen, die mit gewalttätigen Lebenspartnern zusammenleben? In einem langen Artikel beschäftigt sich die Tageszeitung Gara mit dieser Frage und versucht Handlungs-Anleitungen zu vermitteln. Mit der Einschränkung behördlicher Dienstleistungen werden auch die Anlaufpunkte für misshandelte Frauen weniger. *** Was geschieht mit den afrikanischen Regenschirm-Verkäufern, deren Anblick in der Stadt uns seit Jahren zur Gewohnheit geworden ist? Sie haben ihre einzige Einkommensquelle verloren, weil manche keine Papiere haben, erhalten sie auch keinerlei Hilfe. *** Was geschieht mit den Obdachlosen, deren Anblick in der Stadt uns seit Jahren zur Gewohnheit geworden ist? Die Stadt Bilbao hat eine ehemalige Sporthalle zur Verfügung gestellt, die aber offenbar nicht ausreicht. Dazu kommt, dass Punkies mit Hunden dort nicht aufgenommen werden. *** Was geschieht mit den im Baskenland Autónomos genannten Kleinunternehmern? Sie arbeiten in der Regel allein, oft für eine bestimmte Firma. Wenn die Aufträge wegfallen, haben sie keine Einnahmen und auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Über die bekannten Unterschriften-Portale im Internet wird gefordert, sie von der Zahlung der monatlich obligatorischen Sozialversicherung zu befreien. Die Behörden lehnen dies ab.

Unverantwortlicher Landgang

Ein Koordinations-Fehler zwischen Guardia Civil und Ertzaintza ermöglichte den Landgang von hunderten englischer Touristen von ihrem Fährschiff in Getxo-Bilbao. Das Innenministerium hatte den Landgang verboten, die Nachricht kam in Getxo jedoch nicht an. Ein Teil dieser Touristen ist nun in Bizkaia unterwegs, die Polizei sucht.

covid2lFreilassung!

Die Organisation der Angehörigen politischer Gefangener, Etxerat, fordert die sofortige Freilassung von kranken Gefangenen und solchen, die älter sind als 70 Jahre. *** Fermin Muguruza stellt seine CDs und Dokumentarfilme öffentlich bei Youtube aus, um den zu Hause Eingesperrten eine Unterhaltung zu bieten. *** Die Kommunalwahlen in Frankreich endeten mit einem Minusrekord an Wahlbeteiligung, der dort übliche zweite Wahldurchgang wurde auf unbestimmt verschoben.

Widersprüche

Die baskische Regierung verlängert die Suspendierung der Bildungs-Einrichtungen auf unbestimmte Zeit. *** Die spanische Regierung verspricht einen sofortigen C19-Test für alle Personen mit Symptomen – die baskische Regierung hatte das ausgeschlossen und wollte sich auf die “harten“ Fälle konzentrieren. *** Subfirmen des öffentlichen baskischen Fernsehens haben trotz Schutzmaßnahmen ihre Dreharbeiten nicht unterbrochen und für die Infektion von 10 Schauspieler/innen und Filmleuten gesorgt. Der Berufsverband der Schauspieler/innen bezeichnet den Fall als Skandal. *** Auch beim Fußballclub Español Barcelona sind mittlerweile mehrere Spieler und Funktionäre an Coronavirus erkrankt.

(2020-03-19)

Fünfter Notstandstag (5)

Vormittags-Bulletin

Weltweit: 219.427 Fälle, 8.946 Tote, 84.153 Geheilte. In Spanien: 14.769 Fälle, 1.000 Neufälle, 638 Tote, 1.081 Geheilte. In Navarra: 386 Fälle, 4 Tote (nicht aktualisierte Zahlen vom Vortag). In Euskadi: 973 Fälle, 41 Tote, 14 Geheilte, auch hier werden die Zahlen vom Vortag wiederholt, als hätte es keine neuen Infizierungen gegeben; eine Quelle spricht von 208 neuen Fällen und 13 zusätzlichen Toten in den vergangenen 24 Stunden.

Ausfahrverbot

Nach wie vor gibt es dreiste Zeitgenossen, die den Feiertag zu einem Ausflug nutzen wollen. Bereits gestern kontrollierte die Polizei Ausfallstraßen und verteilte Bußgelder, was sich heute (Sankt-Josef-Feiertag) wiederholt. Weil zum ersten Mal auch Supermärkte geschlossen sind, dürfte es weniger Bewegung auf der Straße geben.

Mehr C19-Tests

In Euskadi, Madrid und Barcelona wurden in den vergangenen Tagen weniger Tests gemacht, auf Anweisung des Gesundheits-Ministeriums konzentrierten sich die Behörden auf “härtere Fälle“. Dies führte zu einer irrealen Statistik, die der Öffentlichkeit vermittelt wurde. In Wirklichkeit ist der Virus stärker verbreitet, dies soll nun mit verstärkten Tests korrigiert werden.

covid2n borbonPropaganda-Rede

Mitten in einem der größten Skandale in der Geschichte der Bourbonen-Monarchie hielt der Neukönig Felipe VI eine Ansprache ans Volk. Im Baskenland und Katalonien wurde diese Rede mit einer tausendfachen Cacerolada begleitet, Kochtopfschlagen. Der Auftritt wurde zur üblichen Schaufensterrede mit Plattitüden. Für die Bourbonen liegt die Gefahr nicht beim Coronavirus, sondern beim “Corinnavirus“, denn Corinna von Wittgenstein ist die dänische Adlige, die sich der Altkönig JC zur Gespielin gewählt hatte, mit der zusammen millionenschwere Geschäfte mit Schmiergeldern organisiert wurden, und die ihn jetzt in London verklagt hat wegen Repressalien. Dagegen machten 100.000e von ihren Fenstern und Balkonen aus 10 Minuten lang Lärm.

Schlagzeilen

China meldet keine neuen Fälle von Coronavirus. *** Weltweit wurden in 24 Stunden 3.431 neue Fälle gezählt, ein Rekord. *** Italien verlängert den Notstand. *** Weil die Masken ausgehen, fordert die Regierung die Sanitäter/innen auf, sie mehrfach zu benutzen. *** Beschäftigte aus dem Gesundheits-Bereich fordern improvisierte Übernachtungs-Möglichkeiten in der Nähe ihrer Arbeitsplätze, um nicht die eigenen Familien mit dem Virus zu gefährden. *** Ein spanischer General spricht von einem “Krieg, in den wir alle verwickelt sind“.

Bemerkenswerter Todesfall

In Galdakao, Bizkaia stirbt die erste Krankenpflegerin im spanischen Staat an Coronavirus, sie war 52 Jahre alt. Die Behörden weisen darauf hin, dass nicht nur alte Menschen gefährdet sind, sondern auch junge. Die Statistik der Infizierten in Euskadi lautet 9 Fälle (unter 9 Jahre), 25 Fälle (10 bis 19) 62 Fälle (20 bis 29), 101 Fälle (30 bis 39), 160 Fälle (40 bis 49), 162 Fälle (50 bis 59), 158 Fälle (60 bis 69), 174 Fälle (70 bis 79), 138 Fälle (80 bis 89), 49 Fälle (über 90 Jahre). Laut Statistik sterben von 100 Infizierten 1,4 Personen.

Totalitäre Maßnahmen erwünscht?

China hat die europäischen Staaten zu einer konsequenteren Bekämpfung der Pandemie aufgefordert, nach eigenem Beispiel. Das hat eine gewisse Logik, denn die fortlaufend widersprüchlichen und halbkonsequenten Maßnahmen in Europa sind nicht effektiv. China ist ein autoritärer Staat, indem sich totalitäre Maßnahmen leicht durchsetzen lassen. In Europa hingegen existieren bestimmte “demokratische Freiheiten“, die radikale Maßnahmen erschweren. Sind wir bereit, den Preis der Einschränkungen zu bezahlen? Sollen wir dem autoritären China folgen und unsere “Freiheiten“ in den Ofen des Kampfes gegen den Virus werfen?

covid2o urkulIndustrie öffnet und schließt

Die metallverarbeitenden Betriebe Sidenor und ACB, beide in der Industriestadt Sestao (10 km vor Bilbao) angesiedelt, gehen unterschiedliche Wege. Sidenor hatte gestern auf Druck der Belegschaft die Produktion eingestellt. Bei der Behörde für Arbeit der baskischen Regierung wurde nun ein Antrag gestellt, das Werk wieder zu öffnen unter der Voraussetzung der konsequenten Einhaltung der Sicherheits-Maßnahmen zum Schutz der Arbeiter/innen. Dem stimmte die Behörde zu. ACB vom Multi Arcelor-Mittal geht den umgekehrten Weg, das Werk wird geschlossen, aber nicht wegen Coronavirus, sondern weil es keine Aufträge mehr gibt.

Nachrichten von morgen

Bei der Zahl der Coronavirus-Toten hat Italien das Ursprungsland China überholt. In Spanien, so werden wir morgen in den Blättern lesen, stieg die Zahl der Infizierten auf fast 18.000 (3.200 mehr als heute früh) und die Zahl der Toten auf 830 (200 mehr). Die Luft wird dünner.

(2020-03-20)

Sechster Notstandstag (6)

Corona-Philosophie

Coronavirus hat eine philosophische Komponente. Viele von uns haben plötzlich viel mehr Zeit, weil wir entweder keine Arbeit mehr haben, oder aber unseren üblichen Freizeitaktivitäten nicht mehr nachgehen können: kein Sport, kein Kneipengang, kein Kino, Theater, Konzert, keine Demonstration. Keine Reisen, keine Wanderungen – wir sind zu Hause eingesperrt. Was bleibt ist die Runde mit dem Hund, Zeitung kaufen oder der Gang zum Supermarkt, was wegen der dort anzufindenden Masse eher unangenehm ist. Mehrfach ist zu hören, dass uns diese unbekannte Notsituation zum Umdenken bringen könnte. In welche Richtung bitte? Mehr Ökologie, weniger Konsum und Kapitalismus?

Die Lottozahlen

Weltweit: 245.484 Fälle (+26.000), 10.031 Tote (+1.000), 86.032 Geheilte (+2.000). In Spanien: 19.980 Fälle (+5.000), 1.002 Tote (+400), 1.588 Geheilte (+500). In Navarra: 482 Fälle (+100), 6 Tote (+2). In Euskadi: 1.465 Fälle (+500), 53 Tote (+12), 18 Geheilte (+4). Dramatische Zunahmen.

covid2p khs2Baskenland

Besonders betroffen von Coronavirus sind die baskischen Städte Gasteiz (502), Bilbao (3), Basauri (71), Donostia (24), Getxo (23), Labastida (21), Leioa (21). *** In Atharratze, Zuberoa, im nördlichen Baskenland kommt es zu einem ersten Todesfall: ein 66-jähriger Rentner. *** In der baskischen Regierung wird über den Einsatz der Armee gestritten, die Chefin der Sozialdemokraten ist dafür, der Präsident der PNV dagegen. *** Weil viele am gestrigen Feiertag versuchten, Ausflüge zu machen, wurden 1.000 Bußgelder verordnet, die meisten belaufen sich auf 600 Euro, einige auf 30.000 Euro. *** Es kam zu Festnahmen von 18 Personen, die sich der Befolgung polizeilicher Anweisungen widersetzten. *** Bisher kam es zu 2.832 Entlassungen wegen Covid-19. Erste Schätzungen sprechen von einem Verlust von 300.000 Arbeitsplätzen im Staat in diesem Jahr. *** Ein wild gewordener Jugendlicher, dessen Mutter die Polizei gerufen hatte, sticht auf die anrückenden Beamten ein und verletzt einen schwer.

Spanien

Verschiedene Einheiten der spanischen Armee sind ausgerückt, um öffentliche Anlagen zu desinfizieren. Das Baskenland steht nicht auf der Liste. *** In Madrid wird ein mittlerweile leeres Hotel zum Krankenhaus umgerüstet. *** Die Opposition in Madrid fordert die Rücknahme der vor Jahren erfolgten Stellenstreichungen im Gesundheitsbereich.

Weltweit

China meldet, dass 90% der Infizierten die Krankheit überwunden haben, keine Neufälle, keine neuen Toten *** Italien übertrifft China 3.405 zu 3.130 Toten, Weltspitze. *** Frankreich verzeichnete 10.995 Infizierte und 372 Tote. *** Allein in New York, das stark vom Tourismus lebt, werden 500.000 Personen ihre Arbeit verlieren.

covid2q irakMassenvernichtungsmittel

Heute vor 17 Jahren starteten die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) im Irak einen Krieg, den der damalige Präsident als präventiven Verteidigungskrieg bezeichnete. Erinnert sich jemand? Behauptet wurde, der Irak besäße Massenvernichtungsmittel, die nie gefunden wurden. In diesem Krieg – erinnert sich jemand? – starben weit mehr Menschen (und tun es noch an den Folgen von Uranverseuchung) als bei der Coronavirus-Pandemie. Bisher, und sehr wahrscheinlich auch, wenn am Ende Bilanz gezogen wird. Im Irak ist von einer halben Million zivilen Opfern die Rede. Erinnert sich jemand? Unterstützt wurde dieser Völkermord-Krieg von den Ministerpräsidenten Großbritanniens und Spaniens – erinnert sich jemand? Die Kriegsverbrecher Bush, Blair und Aznar mussten sich für ihren “Irrtum“ nie rechtfertigen, sie wurden nie vor ein Gericht gestellt, auch nicht in Den Haag. Wir sollten für dieses Triumvirat die Höchststrafe fordern und für Trump gleich mit. Wir sollten uns erinnern …

Notstands-Krimi

Im Fernsehen lief heute Nacht ein deutscher Krimi: Autobahn-Polizei in NRW, Thema willkürliche Attentate gegen die Zivilbevölkerung. Es kommt zu Panik, Hamsterkäufen, im Supermarkt prügeln sich Leute, allgemeine Verunsicherung. Ich hatte den Film bereits einmal gesehen, ohne Covid-19, nun erlebte ich ihn mit anderen Augen.

Dramatik

In linken Medien werden Stimmen laut, die dem spanischen und baskischen Krisen-Management jeden Wert absprechen und die inkonsequenten Maßnahmen kritisieren. Tatsache ist, dass die Zahlen sprunghaft steigen, aus Italien werden 3.500 neue Fälle gemeldet. Im spanischen Staat starben zwei Guardia-Civil-Beamte. Viele Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps, in Madrid ist dies bereits geschehen, hier wird Notversorgung vorbereitet, ein Hotel umgebaut.

Ärzte sagen, dass sich ein Großteil der Bevölkerung anstecken werde. Obwohl erst sechs Tage nach der Verkündung der relativen Ausgangssperre vergangen sind, wird deutlich, dass die ersten nervös und widerspenstig werden. Angriffe gegen die Polizei, Umgehen des Mobilitätsverbots, illegale Partys … den ersten fällt das Dach auf den Kopf.

(2020-03-21)

Siebter Notstandstag (7)

Makabre Zahlen

Weltweit: 275.469 Fälle (+30.000), 11.402 Tote (+1.400), 88.261 Geheilte (+2.200). In Spanien: 24.926 Fälle (+5.000), 1.326 Tote (+320), 2.125 Geheilte (+600). In Navarra: 482 Fälle (+100), 6 Tote (+2). In Euskadi: 1.725 Fälle (+250), 71 Tote (+18), 21 Geheilte (+3). Weniger Zunahmen als gestern. China erlebt den dritten Tag ohne neue Infizierungen. Spanien rekordreif: 324 Tote mehr, fast 5.000 mehr Fälle.

covid2r nuncaBaskenland

Besonders betroffen von Coronavirus sind die baskischen Städte Gasteiz (576 heute, 502 gestern), Bilbao (131 / 103), Basauri (85 / 71), Donostia (35 / 24), Getxo (43 / 23), Barakaldo (25 / ?), Labastida (21 / 21), Leioa (28 / 21), Tolosa (20 / ?). *** Insbesondere in Altersheimen wird die Situation dramatisch, sowohl für die Senior/innen wie für das Personal. Eine Residenz wurde geschlossen, generell wurde die Anweisung ausgegeben, die Infizierten nach Schweregraden aufzuteilen. *** Die Intensivstationen der Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps, es fehlt an wesentlichem Material. *** Weil sie die Schutzmaßnahmen trotz expliziter Aufforderung nicht eingehalten haben und Widerstand leisteten wurden 65 Personen festgenommen, gleichzeitig wurden 2.338 Bußgelder verteilt. *** In Iparralde, dem Nordbaskenland, wurde bislang nur ein Toter gezählt, diese Situation könnte sich bald ändern, weil aus Paris eine Vielzahl von Personen in ihre Zweitwohnungen in den Süden kommen. Dasselbe gilt für die Bretagne. Baskische Politiker/innen beobachten die Tendenz mit großer Sorge, die Regierung schreitet nicht ein. *** Die baskische Regierung zeigt sich plötzlich offen für den Vorschlag, dass die spanische Armee den Flughafen Bilbao und Krankenhäuser systematisch desinfiziert.

Letzte Nachricht

In 85 zum spanischen Staat gehörenden Städten wurden insgesamt 8.200 Soldaten der spanischen Armee zum Einsatz verteilt. *** Die baskische Regierung verbietet von heute an, Begräbnisfeiern und Beerdigungen mit Publikum. *** Um Mitternacht endet die erste Woche Ausnahmezustand. Die Situation hat sich nicht verbessert, alle warten auf den Höhepunkt – die meisten Toten und Ansteckungen – der Covid-19-Krise. * Mit dem Ex-Präsidenten von Real Madrid ist der erste Promi am C-19 gestorben.

Baskischer Alltag

Die Umstände erfordern es, dass jeder Schritt vor die Tür legitimiert wird. Grundlegend ist der Gang zum nächstgelegenen Supermarkt. Dort treffe ich einen Bilbao-Stadtrat, der ebenfalls keine Hamsterkäufe macht, die Regale sind am Samstag Nachmittag sowieso fast leer. – Gehst du noch zur Arbeit ins Rathaus? – Klar, irgendjemand muss ja kontrollieren, was die Verantwortlichen da aufziehen! – Auf Widersehen! – Sicher hier im Supermarkt, der einzige Sozialraum, der uns bleibt!

Newroz – Frühlingsfest

Was für ein Frühlingsanfang! Das werden sich auch die Kurdinnen und Kurden in aller Welt sagen, die heute normalerweise ihren Neujahrstag begehen. *** In Italien läuft der Katastrophenfilm, Ultrarechte fordern den Einsatz von Militär zur Durchsetzung der Ausgangssperre. Die Frage ist: Wann werden die ersten Ungehorsamen oder Durchgedrehten vom Militär oder der Polizei erschossen? Es wird keine Woche dauern …

covid2s fhfItalienische Zustände

“In der rund 122.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Bergamo sind bisher fast 400 Menschen gestorben. Armeelastwagen mussten am Donnerstag weitere Särge in die Stadt liefern. Da die Friedhöfe überfüllt sind, würden die Lastwagen die Särge zum Teil auch gleich abtransportieren. Die Bestattungs-Unternehmen kämen laut Medienberichten nicht mehr hinterher. Wenn Beerdigungen stattfänden, dann im Abstand von 30 Minuten, damit die Trauernden sich nicht anstecken.“ (JW)

Hilfe aus Kuba und China

Ausgerechnet die (fast) überall verfluchten Chinesen und Kubaner kümmern sich sogar im Ausland um die Eindämmung der Pandemie: “Zumindest auf Hilfe aus Havanna kann man sich in Italien verlassen. Am Samstag werden 53 Ärzte und Krankenschwestern aus Kuba in der Lombardei erwartet, wie das Nachrichtenportal Cubadebate am Donnerstag berichtete. Wegen des Personalmangels hatte die Region die Unterstützung angefordert. Am Donnerstag war bereits ein Team von 37 chinesischen Ärzten und Sanitätern mit 20 Tonnen Material in Mailand eingetroffen, in den kommenden Tagen sollen weitere folgen.“ (JW)

(letzter Eintrag der ersten Woche Coronavirus-Ausnahmezustand im Baskenland, am morgigen Sonntag erscheint an gleicher Stelle eine neue Kolumne)

(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-03-15)

 

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