Franquistischer Durchbruch am “Eisernen Ring“
Nach dem Militärputsch der faschistischen spanischen Generäle musste die baskische Regierung aus dem Nichts eine eigene Armee aufstellen und die Verteidigung ihrer verbleibenden Territorien organisieren. Navarra, Araba und Gipuzkoa fielen schnell in die Hände der Aufständischen, wichtig war deshalb vor allem die Verteidigung von Bilbao. Dazu wurde ein 80 Kilometer langer “Eiserner Ring“ aus Mauern, Bunkern und Schieß-Stellungen gebaut, der verhindern sollte, dass die Putschisten die Stadt erobern.
Der “Eiserne Ring“ ist ein achtzig Kilometer langer Schutzwall, der zu Kriegsbeginn um Bilbao herum gebaut wurde, um die baskische Hauptstadt vor der militärischen Eroberung durch die Franquisten zu schützen. Im Jahr 2019 wurde diese historische Verteidigungsanlage zum geschützten Kulturgut erklärt.
Am Tag des franquistischen Militäraufstands am 18. Juli 1936 hatte das Baskenland noch keine eigene Regierung, geschweige denn Soldaten zur Selbstverteidigung. Die republikanische Zentralregierung beeilte sich, dem Baskenland eine Autonomie einzuräumen, als Regionalregierung mit eigenen Kompetenzen. Damit sollten die Basken im Krieg zum Verbleiben auf der Seite der Republik überredet werden. Als am 7. Oktober 1936 José Antonio Aguirre zum ersten baskischen Ministerpräsidenten (Lehendakari) vereidigt wurde, hatte seine All-Parteien-Regierung nur noch Einfluss auf die Provinz Bizkaia. Denn Navarra und Araba hatten sich sofort den Faschisten angeschlossen, die republikanischen Kräfte in Gipuzkoa hielten nur zwei Monate stand.
Neue Armee und Verteidigung
Schnellstens musste eine Armee aufgestellt und zugleich die Verteidigung von Bilbao organisiert werden. Die Regierung beschloss, in einiger Entfernung um die Stadt einen doppel-reihigen Verteidigungswall zu bauen, der den Vormarsch der Aufständischen stoppen sollte. Bei dieser Art der Verteidigung orientierten sich die Basken an der in Frankreich nach dem 1. Weltkrieg gebauten Maginot-Linie, die das Land vor den Deutschen schützen sollte.
Um es vorweg zu nehmen: Der “Eiserne Ring“ (bask: Burdin Hesia, span: Cinturón de Hierro) konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Die Zeit reichte nicht aus, das riesige Bauwerk zu vollenden. Außerdem wurden die Baupläne und Schwachstellen des Schutzwalls an die Faschisten verraten. Vor allem aber hatten die Basken an die Verteidigung auf dem Landweg gedacht, an den Vormarsch von Panzern und Truppen. Doch war der Spanienkrieg (oft auch Spanischer Bürgerkrieg genannt) der erste Krieg, in dem die Luftwaffe eine entscheidende Rolle spielte.
Vor allem die von Franco zu Hilfe gerufenen Nazis mit ihrer modernen Legion Condor schufen eine militärische Überlegenheit, der die baskische Regierung nichts entgegen zu setzen hatte. Gegen die Legion Condor war auch der “Eiserne Ring“ nutzlos, Bilbao wurde praktisch von Beginn des Krieges an bombardiert, auch wenn die Gefechte damals noch in einiger Entfernung stattfanden. Im Juni 1937 wurde der Verteidigungsring von den Aufständischen überschritten, sieben Tage später fiel Bilbao in ihre Hände, die baskische Regierung begann den Rückzug und ging ins Exil.
Der Verfall des Verteidigungsrings
Seitdem – immerhin 82 Jahre sind vergangen – ist der “Eiserne Ring“ dem Verfall preisgegeben. Manche Elemente wurden abgebaut, weil die Menschen nach dem Krieg Material zum Häuserbauen brauchten. Einen Teil holte sich mit der Zeit die Natur zurück, die Schützengräben wuchsen zu, die Bunker stürzten ein. Erst nach dem Tod des Putschisten und Diktators Franco wurde in einigen wenigen Orten begonnen, die Ring-Anlagen zu restaurieren, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit erklärenden Schildern auszustatten.
Beispielhaft ist dies im gipuzkoanischen Elgeta geschehen, die dortigen Intxorta-Berge waren lange Zeit ein Bollwerk vor Bilbao, das die Franquisten nicht knacken konnten. Schaden erlitten die Anlagen überall auch durch Sammler, die auf Militärmaterial spezialisiert sind und teilweise mit Suchgeräten nach allem suchen, was aus dem Krieg übrig ist: Granaten, Gürtelschnallen, Gewehre, Patronen, Geschirr. Manche dieser Fundstücke finden den Weg auf Märkte, wo Militaristen ihrem perversen Vergnügen nachgehen. Nur wenige Teile kommen in die Erinnerungs-Museen von Berango und Elgeta.
Schutz des Kulturerbes
Im Februar 2019 hat die baskische Regierung nunmehr beschlossen, den “Eisernen Ring“ zum geschützten Kulturgut und zum “monumentalen Komplex“ zu erklären. Darunter werden alle Anlagen verstanden, die direkt zum Ring gehörten, sowie jene, die in Bilbao zur Verteidigung und zum Schutz der Bevölkerung eingerichtet wurden. “Ziel dieser Entscheidung ist es, den Wert dieses Erbes hervorzuheben, dem Bauwerk seine verdiente historische Bedeutung zuzubilligen und diese Infrastruktur zu schützen“, so der Kultursenator bei der Vorstellung der Schutzmaßnahmen. Nach seinen Worten handelt es sich um die größte Militärkonstruktion in der Geschichte des Baskenlandes, die mit den neuen Regelungen vor Verfall und Vandalismus geschützt werden soll. (1)
Der “Eiserne Ring“ wurde in der Eile der damaligen Situation und der militärischen Gefährdung für Bilbao nicht als einheitliches Projekt geplant. Integriert wurden bereits bestehende Konstruktionen, verschiedene Bauernhäuser zum Beispiel, die zu kleinen Festungen umgebaut wurden. So wurde der Ring zu einer Ansammlung von Schützengräben, Schutzorten, Maschinengewehrnestern, Mauern und Gebäuden. Einige dieser Strukturen sind bis heute in gutem Zustand, andere wurden mit der Zeit restauriert – wie zum Beispiel der MG-Stand von Areneburu in Berango. Viele Elemente des Rings hingegen gingen für immer verloren.
Die Vorstellung der Maßnahmen zum Schutz der Verteidigungsanlagen als Kulturerbe fand statt im kleinen Ort Berango, dort ist das “Erinnerungs-Museum des Eisernen Rings“ zu finden. Die Hügel um Berango lagen auf der Linie des Rings, hier wurden neuerdings ebenfalls Reste verschiedener Anlagenteile restauriert und konserviert. Präsentiert wurde bei der Gelegenheit auch ein Erinnerungs-Rundweg, der die Kleinstadt umkreist und Einblick in die Geschichte der Anlage gibt.
80 KM – 33 Orte
Im Baskenland selbst ist der Ring vor allem unter dem Begriff “Cinturón de Hierro“ bekannt, was wörtlich “Eiserner Gürtel“ bedeutet. Der Senator erinnerte daran, dass die Verteidigungsanlage 80 Kilometer lang gewesen sei und in Ringform von der Küste wieder zur Küste verlief. Sie führt durch 33 Orte in den Provinzen Bizkaia und Araba. Die Bauarbeiten begannen im Oktober 1936, wenige Tage nach Amtsantritt des Lehendakari Aguirre und knapp einen Monat nach der Aufstellung der Euzkadi-Armee (bask: Euzko Gudarostea). Die neue Armee unterstand dem Ministerpräsidenten. Der Bau der zweireihigen Verteidigungsanlage wurde von den Ingenieuren Montaud, Murga und Goicoechea beaufsichtigt.
Durchbruch am Eisernen Ring
Ende März bestanden die baskischen Verteidigungskräfte aus 43 kompletten Bataillonen sowie elf, die im Aufbau waren. Dazu kamen die Kräfte für Gesundheit und Transport – insgesamt knapp 40.000 Personen. Demgegenüber waren die aufständischen Kräfte deutlich in Übermacht, sowohl personell wie auch technisch. Das Ende des Monats April gestaltete sich für Euskadi dramatisch. Nacheinander besetzten die Franquisten Eibar, Markina und Durango – Gernika wurde am 26.4. vernichtet. Nach der Katastrophe von Gernika befahl der baskische Generalstab den Rückzug auf ein Dreieck um Bilbao, Stützpunkte waren die drei Berge Jata, Sollube und Bizkargi. Im Mai begann die Evakuierung der Zivilbevölkerung, die baskische Luftabwehr war völlig unzureichend. Der Kampf an der Front war verbissen und geprägt von ständigen Angriffen und Gegenangriffen.
Im Juni 1937 kam es zu den entscheidenden Gefechten. Die Übermacht der franquistischen Armee wurde unterstützt von Artillerie und mehr als 100 Bombern, die baskischen Verbände waren in jeder Hinsicht unterlegen. Am 11. Juni ging für die Basken überraschend der Bizkargi-Berg verloren, von dort marschierten die Faschisten weiter nach Gaztelumendi, wo der “Eiserne Ring“ am 12. Juni durchbrochen wurde. Die aufständischen Truppen wussten genau, wo sie angreifen mussten. Denn zu Beginn der letzten Offensive war der leitende Ingenieur Goicoechea zu den Franquisten übergelaufen (2). Bei einem vorherigen Fluchtversuch war der zweite Ingenieur, Pablo Morga, mit Bauplänen des Rings erwischt worden. Den Plänen konnten viele Details über das Bauwerk entnommen werden. Insofern war es kein Zufall, dass der “Eiserne Ring“ an einer Stelle durchbrochen wurde, wo der Bau am wenigsten weit fortgeschritten war.
Die franquistischen Truppen überwanden den “Eisernen Ring“ nach einem 48-stündigen heftigen Kampf. Sie selbst sprachen mit großer Achtung über die gefürchtete Anlage, vielleicht auch nur, um dem militärischen Sieg in den eigenen Reihen eine besondere Note zu geben. Nach den Worten des Senators war der Ring “für die Propaganda beider Seiten“ ein Thema, wodurch die Erinnerung an das Bauwerk mit der Zeit eine symbolische Note erhielt. Der Senator bezeichnete die Verteidigungsanlage wegen ihres Umfangs als Kulturgut nur vergleichbar mit dem Jakobsweg und den urzeitlichen Kultstätten im Baskenland.
Verbot von Metalldetektoren
Als “monumentaler Komplex” wurde der “Eiserne Ring“ in drei Zonen aufgeteilt, für die unterschiedliche Regeln gelten. Für die erste Zone gilt ein besonderer Schutz, der sich auf mehr als 300 konkrete Elemente bezieht wie Bunker, Schutzräume, Schießstellungen oder befestigte Bauernhäuser. Jeglicher menschliche Eingriff an diesen geschützten Orten bedarf einer vorherigen Genehmigung der Provinzverwaltung.
Die zweite Schutzstufe gilt für alle Orte, an denen Reste der Anlage vermutet werden, deren aktueller Zustand aber genauere Rückschlüsse oder Bewertungen bisher nicht zulässt. An dritter Stelle steht der grundsätzliche Schutz, er gilt für die Peripherie der Anlage. Hier sind menschliche Eingriffe erlaubt, sie müssen allerdings entsprechend dokumentiert werden. In allen drei Schutzzonen ist der Einsatz von Metalldetektoren ausdrücklich verboten.
Technische Details
In höher gelegenen Zonen waren überdachte Unterstände aus Zement und Holz Teil des “Eisernen Rings“, teilweise wurden sie in den Fels geschlagen und mit Erde und Stämmen “unsichtbar gemacht“. Kleine Munitionslager wurden in Erdhöhlen etwas abseits der Schützengräben angelegt. In den 1930er Jahren gab es im Baskenland bedeutend weniger Wald als heute, das heißt, viele der Verteidigungsanlagen waren deckungslos in die Berge gebaut. Alle 400 Meter wurde am Ring ein kleiner Zementbunker gebaut, aus dem geschossen werden konnte. Wenn sie einmal nicht gebraucht wurden schliefen die Gudari-Milizionäre in nahe gelegenen Bauernhäusern (bask: baserri, span: caserio), die teilweise in die Anlage integriert waren. Aus einfachen Schutzwällen, die mit Grünzeug getarnt waren, konnte ebenfalls geschossen werden. Gegenüber Luftangriffen war der „Eiserne Ring“ völlig ungeschützt. Er war in 10 bis 15 Kilometern um Bilbao angesiedelt, relativ nahe am Stadtgebiet, umfasste also keine wirklich große Zone. Dem Ring fehlten Versorgungslinien in dritter oder vierter Reihe. Einige wichtige Höhenzüge, von denen aus der Ring angegriffen werden konnten, gehörten nicht zu seinem Verlauf.
Die meisten Verteidigungsanlagen des Rings lagen auf Hügeln oder in Bergen. Schützengräben wurden teilweise in Zick-Zack-Linie gebaut, damit bei möglichen Granaten-Treffern die tödliche Druckwelle sich nicht auf beide Seiten fortsetzen konnte. Gegen die mehr als 200 deutschen und italienischen Bomben- und Jagdflugzeuge gab es keinen Schutz. Der “Eiserne Ring“ konnte in den Kriegsmonaten nie wirklich fertiggestellt werden. Als die Faschisten eindrangen sollen nur ungefähr 30% der Schützengräben in einem funktionalen Zustand gewesen sein. Die MG-Stellungen waren mit Zement gegen den Beschuss bis zu einem bestimmten Kaliber abgesichert, die feindlichen Angreifer benutzten jedoch stärkere Geschosse.
Mehr als Ruinen
Dass der “Eiserne Ring“ viel mehr ist als eine Reihe von Ruinen aus der Vergangenheit wurde in verschiedenen Beiträgen während der Vorstellung deutlich. Für viele ist es “ein Symbol für das Drama, das Tausende von Baskinnen und Basken während des Spanienkriegs unverdienterweise erlitten haben“. Insofern hat der Schutzwall auch einen wichtigen nicht-materiellen Wert. Am Bau der Anlage waren zu Beginn 14.000 Personen beteiligt, später sank die Zahl aufgrund anderer Notwendigkeiten auf 2.000. “Die Mehrheit bestand aus Zivilistinnen, vielen Frauen und Jugendlichen. Der Ring war ein kollektives Werk von Personen, die gewillt waren, demokratische Werte zu verteidigen, sowie die Rechte und Freiheit unseres Volkes, gegen einen antidemokratischen Aufstand und einen ungerechten Krieg“. Die Erinnerung wieder auszugraben und die demokratischen Werte zu vermitteln, die damals verteidigt wurden, ist ein weiteres Ziel der Konservierung des “Eisernen Rings“. (1)
Der Krieg und die allgemeine Mobilisierung waren an sich schon eine Ausnahmesituation, in der – im Falle des Baskenlandes - alle Kraft dem Ziel der Verteidigung galt. Die Bedingungen, unter denen dieses riesige Bauwerk von 80 Kilometern Länge geschaffen wurde, waren schlechter nicht denkbar: auf schwierigem Terrain zwischen Bergen, Hügeln und Abhängen, bei nahendem Herbst und Winter, bei problematischer Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und einem nicht endenden Flüchtlingsstrom aus dem von den Faschisten besetzten baskischen Osten. In Anbetracht all dessen war die Konstruktion des “Eisernen Rings“ ein nahezu übermenschliches Unterfangen, das nur durch die ungeheure Hingabe aller Beteiligten möglich war. (1)
Das Leben in den Schützengräben
Die dokumentarische Abhandlung “Lemoatx, Geschichte einer Schlacht“ (Lemoatx, historia de una batalla) untersucht im Detail die intensiven Kriegsgefechte, die sich in der Bizkaia-Kleinstadt Lemoa während des Spanienkrieges abspielten (span: Lemona) (3). Symbolischen Charakter erhielten eine schwarze Baskenmütze “Txapela“ und eine dunkelgraue Uniformjacke der Gudaris, wie die freiwilligen baskischen Milizionäre genannt wurden, das Wort geht zurück auf “guda“ - Krieg. Beide Gegenstände stellen einen kleinen Schatz dar, der mehr als achtzig Jahre lang in der Erde der Berge von Lemoa verborgen geblieben war. Diese Kleidungsstücke überdauerten die Schlachten und blieben erhalten trotz Witterung und sauren Bodens. In der Regel zersetzen sich Textilien im Laufe der Zeit, deshalb sind es ansonsten meist nur Kugeln und Geschossfragmente, die an die Episoden des Spanienkriegs erinnern. Das Buch “Lemoatx, Geschichte einer Schlacht“ beschäftigt sich mit dem Kampf am Lemoatx-Berg über dem Ort Lemoa in den Monaten Mai und Juni 1937. Im März 2019 wurde es im Rathaus vorgestellt.
“Die damalige republikanische Presse in Bilbao bezeichnete den Kampf als Sieg und wollte damit die Bevölkerung ermutigen“, erklärte Juantxo Agirre Mauleon, Vertreter der Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi und Koordinator dieses multidisziplinären Projekts von vierzehn Autoren (4). “Es war jedoch das letzte Mal, dass es der baskischen Armee gelang, die aufständischen Militärs zum Rückzug zu zwingen“. Seitdem sind es die Berge, die die Gegenstände der Erinnerung an die kriegerischen Auseinandersetzungen bewahren.
Fundstücke aus dem Krieg
Die in sechs Jahren durchgeführte Forschungsarbeit beruht auf bibliographischen und dokumentarischen Quellen und kombinierte diese mit den Ergebnissen der Feldarbeit. Die dort durchgeführten Ausgrabungen haben um die fünftausend Objekte ans Licht gebracht, die von den Zusammenstößen, von menschlichem Widerstand und Drama erzählen in eineinhalb Meter tiefen Schützengräben, die mit Erdsäcken geschützt und dem Relief der Landschaft angepasst waren. Gefunden wurden Gürtelschnallen mit dem Wappen der baskischen Regierung, Gewehre, Bajonette, Patronen und intakte Munitionskisten, aber auch Zahnbürsten und Bleistifte, Schuhe mit Metallnieten, ein Rasierpinsel und Glasampullen, die Morphin enthielten. “Der Sprengstoff verursachte äußerst schmerzhafte Wunden. Es waren schwere Kämpfe, in denen die Positionen hin und her wechselten. Die baskischen Verteidigungslinien wurden von der feindlichen Artillerie mit Kugelhagel eingedeckt, die nazideutsche Luftwaffe bombardierte ständig“. (3)
Lemoatx als Kulturerbe
Hunderte von baskischen Milizionären verbrachten viele Wochen in dieser umkämpften Zone, wo sie schossen, aßen, schliefen und starben. Es waren junge Männer aus Bizkaia mit einem Durchschnittsalter von einundzwanzig bis zweiundzwanzig Jahren, Männer aus Gipuzkoa, das sich bereits in Händen der Aufständischen befand. Daneben Bataillone aus der westlich gelegenen Region Asturien, die zur Unterstützung gegen die Franco-Offensive ins Baskenland gekommen waren.
Die von Aranzadi finanzierte Studie hat einen Gesamtplan des Standortes erstellt. “Es ist ein Juwel unserer Vergangenheit. Diese wissenschaftliche Abhandlung ist die erste ihrer Art in der Geschichte der Archäologie im Baskenland“, sagte Agirre in der Hoffnung, dass Ausgrabungsarbeiten an anderen Stellen des Verteidigungskomplexes “Eiserner Ring“ weitere Erkenntnisse zu Tage fördern. Die Stadtverwaltung von Lemoa hat mit einem institutionellen Verfahren begonnen, dessen Ziel es ist, den Kriegsschauplatz zum inventarisierten Kulturgut zu erklären. (3)
Franquistische Relikte
Die siegreichen Franquisten ließen auf dem Kamm des Lemoatx-Bergs einen Komplex mit Kapelle und Krypta erstellen, um an die Toten ihrer Seite zu erinnern. Zusammen mit einem riesigen Kreuz sind sie bis heute weithin sichtbar. Bei den letzten Grabungen konnten Überreste von Soldaten und von nach der Niederlage erschossenen Republikanern geborgen werden. “Über lange Zeit hinweg fanden die Bauern aus der Gegend immer wieder menschliche Überreste, wenn sie die Erde umgruben. Außerdem wurden intakte Granaten entdeckt, die von der baskischen Polizei Ertzaintza kontrolliert gesprengt wurden“. Das faschistische Kreuz soll eines Tages abgerissen werden, bisher scheitert es an der Geldfrage.
An vielen Orten können Teile des “Eisernen Rings“ bewandert und besichtigt werden, zum Beispiel an den Orten Larrabetzu, Elgeta, Ganguren, Galdakao, Ugao, Laudio, Gernika, Gaztelumendi, Baranbio, Artxanda, Lemoa, Sopela, Gorliz, Berango. Wenn es die Natur zulässt, ist der Zugang überall frei. Auf einigen Bergen wurden unlängst Bäume und Gestrüpp entfernt, um Schützengräben freizulegen, in Gaztelumendi zum Beispiel. In Baranbio (Araba) hingegen wurde vor drei Jahren ein Wald gefällt und dabei verschiedene Gräben und Stellungen zerstört. Solches künftig zu verhindern ist nun die Regierung mit ihrem Dekret angetreten. (Der in Bilbao ansässige Kulturverein Baskale bietet erklärende Begleitungen zu den genannten Orten an).
(Publikation Baskultur.info 2019-04-29)
ANMERKUNGEN:
(1) “El Cinturón de Hierro de Bilbao vuelve a estar blindado” (Der Eiserne Ring ist wieder geschützt), Tageszeitung El Correo, 2019-03-01 (LINK)
(2) Alejandro Goicoechea wurde negativ berühmt, als er mitsamt den Bauplänen zu den Franquisten überlief und ihnen über die Schwachstellen des Bauwerks berichtete. Goicoechea machte später in der Diktatur Karriere, er entwickelte den ersten TALGO Schnellzug, das “G“ im Namen für den Zug steht für seinen Nachnamen.
(3) “La vida en las trincheras de la Guerra Civil”, Tageszeitung El Correo, 2019-03-15
(4) Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi wurde 1947 gegründet mit der Absicht, die Arbeit der im Franquismus verbotenen Gesellschaft für Baskische Studien fortzuführen. Ihr Zweck ist die wissenschaftliche Erforschung von Natur und menschlichem Wirken. Ihren Namen hat die Gesellschaft von Telesforo de Aranzadi, einem Anthropologen und Ethnologen (1860-1945). Besondere Bedeutung kommt Aranzadi heutzutage bei der Aushebung von Massengräbern aus der Zeit des Spanienkriegs und der Identifizierung der dabei exhumierten Opfer des Faschismus zu. Kürzlich hat Aranzadi eine Aufsehen erregende wissenschaftliche Expertise erstellt, in der die systematische Folter spanischer Polizeieinheiten seit den 1960er Jahren geprüft und bestätigt wurde.
ABBILDUNGEN:
(1) Bunkereingang Ganguren (FAT)
(2) Lageplan Eiserner Ring (elcorreo)
(3) Exhumierung Lemoa (FAT)
(4) Darstellung (elcorreo)
(5) Schützengräben Lemoatx (FAT)
(6) Memoria in Elgeta (FAT)
(7) Faschistisches Kreuz Lemoatx (FAT)
(8) Elgeta (FAT)