stolp1Tod im Nazi-KZ

Zwölf Stolpersteine werden ab dem 1. Oktober 2022 an die zwölf Republikaner aus der Bizkaia-Stadt Barakaldo erinnern, die in den Konzentrationslagern der Nazis inhaftiert und ermordet wurden. In den deutschen Konzentrationslagern wurden sie zu Nummern gemacht, eine Gedenkfeier am 1.10. wird dafür sorgen, dass ihre Namen in Barakaldo nicht vergessen werden. An jenem Tag werden die Stolpersteine offiziell enthüllt. Auch in Elgeta, Iruñea (Pamplona) und Busturias sind bereits Stolpersteine zu finden.

Stolpersteine sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Stolpersteine wurden in 30 europäischen Ländern verlegt. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Barakaldo, die Industriestadt mit 100.000 Einwohner*innen an der Nervion-Mündung ist nicht der erste baskische Ort, an dem Pflastersteine zu sehen sind. Im Frühjahr 2022 wurde ein solcher Erinnerungsstein in Busturias (nördlich von Gernika in Bizkaia) verlegt, in der Altstadt von Pamplona (bask: Iruñea) gibt es bereits seit Jahren eine ganze Reihe davon. Und in der gipuzkoanischen Kleinstadt Elgeta, in deren Umgebung während des Spanienkrieges entscheidende militärische Auseinandersetzungen stattfanden, wurden vor dem Rathaus ebenfalls zwei Stolpersteine eingelassen.

Das Projekt begann im Geschichts-Unterricht der Alazne-Schule von Barakaldo: "Wir haben zunächst sechs Fälle von ermordeten Republikanern entdeckt und nach und nach die übrigen gefunden. Wenn die Jahre vergehen und die Pflastersteine immer noch da sind, wird es für die beteiligten Schüler und Schülerinnen etwas Besonderes sein", freut sich der Lehrer Jagoba Álvarez, der hinter der Forschungsarbeit steht. (1)

Über Opfer Stolpern

stolp2Was den spanischen Staat anbelangt, gibt es bislang Stolpersteine in den Regionen Katalonien, Extremadura, Andalusien, Kastilien-Leon, Asturien, Madrid und auf den Balearischen Inseln. Allein in Katalonien wurden sie an 30 Orten zur Erinnerung in die Erde gesetzt. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit Lettern beschriftet, die mit Hammer und Schlagbuchstaben von Hand eingeschlagen und von einem angegossenen Betonwürfel mit einer Kantenlänge von 96×96 und einer Höhe von 100 Millimetern getragen werden. Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Im Dezember 2019 verlegte Demnig den 75.000. Stolperstein.

Die Installation wird in den kommenden Wochen an verschiedenen Orten in Barakaldo erfolgen, von denen einige mit den Wohnungen der Opfer in Verbindung stehen. In den Straßen La Siebe, Pormetxeta, Lutxana (hier gibt es zwei), Anbia, Los Fueros, Autonomía, San Juan, Ibarra, Florida, Arrandi und Andikollano werden die goldenen Fliesen in den Boden eingelassen. Sie wurden kurz vor dem Ausbruch der Pandemie in Auftrag gegeben, die Folgen der Pandemie sowie die lange Warteliste des Künstlers führten dazu, dass sie erst jetzt fertiggestellt werden konnten.

Einige der Stolpersteine werden Texte in spanischer und andere in baskischer Sprache tragen, mit den Namen der Opfer, ihren Geburts- und Todesdaten sowie den Lagern, in denen sie inhaftiert waren: Mauthausen, Buchenwald, Gusen. "Hier lebte Nicolás Martín. Geboren 1916, deportiert 1941. Mauthausen. Ermordet am 4. September 1941", steht auf einem der Pflastersteine. Für die Hälfte der identifizierten Opfer endete der Einschluss im Konzentrationslager nicht tödlich, weil sie am Kriegsende von den Siegermächten befreit wurden. Sie starben Jahre später, weit entfernt von Grauen und Holocaust, dennoch werden auch sie mit Erinnerungs-Steinen geehrt.

Vor dem Vergessen gerettet

Ab Oktober werden Julián Aparicio, Luis Arranz, Emilio Cuevas, José Luis Mazo, Gerardo Moro, Martín Veiga, Félix Urrutia, Nicolás Martín, Juan Arregui, Demetrio Morales, Eugenio Alarcia und Segundo Rubianes somit Teil des Straßenbildes der Industriestadt sein. Ihre Namen wurden von einer Abitur-Klasse im Fach Geschichte vor dem Vergessen gerettet. "Es war Teil des Versuchs, den Schüler*innen das Weltgeschehen näher zu bringen. Wir haben im Schuljahr 2018/2019 damit begonnen und sind dann an den Stadtrat herangetreten, um die Anbringung von Gedenksteinen vorzuschlagen. Ich habe ihnen die Schlüsselbegriffe mitgeteilt, die Schüler*innen haben sich an der Suche nach Informationen beteiligt. Sie haben auch Flugblätter erstellt, die im Rathaus verteilt wurden“, erklärt der damals beteiligte Lehrer, der den Kontakt zu seiner ehemaligen Klasse aufrechterhält. Als die Arbeit öffentlich gemacht wurde, meldeten sich einige Familien von Opfern, so konnte die Liste um weitere Namen ergänzt werden. "Die Schüler*innen der Klasse wissen Bescheid, dass die Ehrung am 1. Oktober stattfindet", fügt er hinzu.

Auch die derzeitigen Schüler*innen der Klasse bleiben mit dem Projekt verbunden. "Es ist nicht so, dass die Namen der Menschen aus Barakaldo, die in den Konzentrationslagern waren, in die Prüfungen aufgenommen werden, wir unterrichten dies als separates Fach. Ich habe bereits damit begonnen, ihnen das Projekt zu erklären, damit sie bei der Ehrung anwesend sind und die Geschichte kennen lernen", sagte Álvarez.

Die Gedenksteine werden in den nächsten Tagen verlegt, die Namen und Daten der Opfer sind aufgedruckt. Ursprünglich sollten sie leicht aus dem Boden ragen und so die Aufmerksamkeit der Fußgänger auf sich ziehen. Die Passant*innen in Barakaldo sollen darüber stolpern, damit die Geschichte dieser Opfer nicht mehr übergangen wird, und in Barakaldo nicht mehr nur in Büchern weiterlebt.

Die Erinnerung gilt …

Gerardo Moro de la Fuente: Geboren am 23. April 1917. Starb im Lager Mauthausen. Er war in einem "Stalag" (Lager nur für Kriegsgefangene, nicht für Zivilisten) in Fallingbostel (Deutschland) sowie in Steyr (Österreich). Im Januar 1941 wurde er als Häftling mit der Nummer 87.240 nach Mauthausen deportiert. Er starb dort am 2. April 1942. Der Stolperstein liegt vor der Hausnummer 14 der Los Fueros Straße.

José Luis Mazo Sámano: Geboren am 8. August 1918. Er war Kriegsgefangener in Orleans (Frankreich). Geboren im Barakaldo-Stadtteil El Regato. Während des 2. Weltkriegs geriet er in Orleans in Gefangenschaft und wurde in das Stalag Moosburg in Bayern gebracht. Nachdem er Mauthausen überlebt hatte (die Befreiung fand am 5. Mai 1945 statt) lebte er in Paris. Der Erinnerungsstein liegt vor der Hausnummer 38 der Anbia Straße.

Julián Aparicio Baranda: Geboren am 14. März 1917. Im Lager Gurs (Südfrankreich, nahe Iparralde) wurde er als Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens geführt. Er wurde am 3. April 1941 ins Lager Gusen (Österreich) deportiert. Dort starb er noch im selben Jahr, am 21. November. Seine Häftlingsnummer war 24.825. Sein Stolperstein liegt vor der Hausnummer 9 der La Siebe Straße.

Emilio Cuevas Alonso: Geboren am 27. April 1917. Vor seiner Befreiung in mehreren Lagern. Er durchlief das Lager Gurs in Südfrankreich, nachdem er vorher im Spanienkrieg auf Seiten der Republik gegen die Faschisten gekämpft hatte. Am 24. Mai 1944 wurde er nach Neuengamme deportiert, später ins Außenlager Fallersleben-Laagberg, beide in Deutschland. Dort wurde er von den alliierten Streitkräften befreit. Der Stolperstein liegt vor der Hausnummer 38 der Lutxana Straße.

Luis Arranz: Gerburtsdatum unbekannt. Er überlebte das Vernichtungslager. Zuerst war er im Stalag in Toulouse gefangen, von wo aus er am 6. August 1944 in das deutsche Lager Buchenwald deportiert wurde. Er war einer der drei Menschen aus Barakaldo, die 1945 von den Alliierten befreit werden konnten. Der Stolperstein liegt vor der Hausnummer 30 der Pormetxea Straße.

Félix Urrutia Sáez: Geboren am 1. August 1907. Gestorben in Gusen, er hatte die Häftlings-Nummer 87.193. Nach seiner Inhaftierung im Stalag von Fallingbostel (Deutschland) wurde er am 27. Januar 1941 in das Konzentrationslager Gusen (Österreich) deportiert. Dort blieb er nur acht Monate, bevor er am 27. September 1941 starb. Der Stolperstein liegt vor der Hausnummer 3 der Lutxana Straße.

Martin Vega Uzcati: Er wurde vom Konzentrationslager Vernet in Frankreich in die Caffarelli-Kaserne in Toulouse verlegt, von wo aus er nach Dachau gebracht wurde. Von dort konnte er im August 1944 flüchten. Er wird einen Gedenkstein in der Autonomía-Straße 22 erhalten.

Nicolás Martín González: Er starb am 4. September 1941 in Mauthausen, wohin er im April desselben Jahres deportiert worden war. Er wurde in Barakaldo geboren und wird einen Stolperstein in der San Juan Straße 22 erhalten.

Juan Arregui Olano: Er wurde aus dem Lager Mauthausen befreit, in das er im September 1942 deportiert worden war. Er wurde 1903 geboren, sein Pflasterstein wird vor der Hausnummer 12 der Ibarra Straße stehen.

Demetrio Morales Morales: Nach seiner Überstellung in das Lager Gusen wurde er schließlich befreit. Er wird in der Florida Straße 14 einen Gedenkstein erhalten, wo er wohnte.

Eugenio Alarcia Obregón: Geboren am 4. Januar 1914, starb am 2. Januar 1943 im Lager Mauthausen. Er wird eine Gedenktafel in der Arrandi Straße 38 erhalten.

Segundo Rubianes Castroviejo: Seine Häftlings-Nummer war 5.041. Er starb am 9. Dezember 1941 in Mauthausen. Sein Gedenkstein wird neben dem Block 33 im Stadtteil Andikollano angebracht.

ANMERKUNGEN:

(1) “Doce adoquines recordarán a los baracaldeses prisioneros en campos de concentración nazis” (Zwölf Pflastersteine werden an die Menschen aus Barakaldo erinnern, die in den Konzentrationslagern der Nazis inhaftiert waren), El Correo, 2022-09-16 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(*) Stolperstein (elcorreo)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2022-09-25)

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