lekeitio01xHöhlenmalereien in Lekeitio entdeckt

Lekeitio ist eines der malerischen Städtchen an der Küste Bizkaias. In der Umgebung gibt es eine Reihe urzeitlich bewohnter Höhlen. Keine davon wies jedoch Höhlenmalereien auf, was insbesondere Experten verwunderte. Mit dem Fund von Höhlenmalereien in der Lumentxa-Höhle bei Lekeitio wurde dieses Forschungs-Manko nun behoben. Die Malereien zeigen Umrisse zweier Bisons und eines Pferds. Seit 1921 war die Höhle bereits bekannt und erforscht, dennoch war der Fund reiner Zufall.

(2014-06-07) Experten wussten, dass sie existieren musste, fanden sie bisher jedoch nicht. Aufgrund der großen Anzahl von Höhlen im Gebiet Lea Artibai, die in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt waren, war es praktisch undenkbar, dass es in keiner von ihnen Höhlenmalereien geben sollte. Die Antwort auf dieses Rätsel fand sich nun in Lumentxa, einer Höhle zwischen Lekeitio und Ispaster. Ein Team von Archäologen entdeckte dort Zeichnungen zweier Bisons und eines Pferdekopfs: Höhlenkunst unserer Vorfahren, zwischen 12.500 und 14.500 Jahre alt. Sie entstanden zur gleichen Zeit wie die Zeichnungen in der Höhle Santimamiñe bei Gernika, keine dreißig Kilometer Luftlinie entfernt. "Die vermeintliche Nichtexistenz von Felsmalereien in der Region war überraschend. Die Entdeckung in Lekeitio füllt jene Lücke und hilft uns dabei, das Wissen über diese Zeitspanne in diesem Gebiet zu ergänzen", erklärten die für den Fund verantwortlichen Archäologen Roberto Rios und Diego Garate. Die Kulturbeauftragte der Provinzregierung Bizkaia, Josune Ariztondo, sagt über diese Zeichnungen, "sie runden das außergewöhnliche archäologische Puzzle Bizkaias ab."

Die Zeichnungen machen Lumentxa zur sechsten Höhle Bizkaias, die Felsmalereien aufweist - zusammen mit Venta Laperra, Santimamiñe, Arenaza, El Rincon und Askondo. Jedoch ist sie die erste mit Wandkunst im Gebiet Lea-Artibai. "Es handelt sich um ein bedeutendes Gebiet paläolithischer Besiedlung, viele Höhlen waren in jener Epoche zeitweise bewohnt. Es fehlte lediglich das Sahnehäubchen", stellen die Archäologen fest. Die Höhle wurde von Joxe Miel Barandiaran (1889-1991) im Jahr 1921 entdeckt (1). Obwohl dort zu verschiedenen Zeiten Ausgrabungen stattfanden, waren die Malereien bis heute nicht entdeckt worden.

Gefunden wurden die prähistorischen Spuren schließlich vor zwei Jahren von Diego Garate und Joseba Rios. Die wichtigsten befinden sich auf einem Stein, der von der Decke gestürzt war und danach als riesige "Leinwand" für die Malereien verwendet wurde: zwei Bisons und ein Pferdekopf in roter Farbe. Der Maler nutzte die obere Wölbung des Steins zur Markierung des Rückens der beiden Bisons, ein typisches Merkmal des Magdalénien. Hingegen sind die Linien deutlich erkennbar, die Hörner, Ohren, Augen, Fell, Beine, Bäuche und Schwänze skizzieren. Der Pferdekopf befindet sich innerhalb der Umrisse eines der Bisons.

Der Fund ist aus mehreren Gründen einzigartig. Erstens seiner "eindrucksvollen" Größe wegen, wie die Archäologen betonen, mehr als 170 Zentimeter hoch. "Die Bisons von Santimamiñe beispielsweise sind um die 30 oder 40 Zentimeter groß", vergleicht Diego Garate. Auch die Farbe ist anders als bei anderen Beispielen paläolithischer Kunst. "In der Regel wurden Bisons in schwarzer Farbe und in kleinerer Größe gemalt. Rote Bisons dieser Größe sind häufiger im Pyrenäen-Gebiet, tatsächlich befinden wir uns hier in einer Übergangsregion zwischen den Pyrenäen und der iberischen Halbinsel. In der Höhle von Ekain in Gipuzkoa gibt es Bisons im Stil der Pyrenäen und andere in kantabrischer Darstellungsart", ergänzt der Archäologe.

lekeitio02xDie Farbpalette des Malers

In der Höhle wurden weitere wichtige Elemente gefunden. Zum Beispiel ist die gesamte Höhle voller verschiedener Ensembles von Punkten und Strichen, sowohl in sichtbaren Bereichen als auch in verborgenen. Erhalten geblieben ist auch ein von den Archäologen als "Malerpalette" bezeichnetes Gefäß, in dem die Maler das Ocker aufbewahrten während sie die Silhouetten zeichneten, ganz in der Nähe der "Hauptleinwand". Außerdem wurde überraschenderweise in einer Ecke der Höhle ein Werkzeug aus Feuerstein entdeckt, das zum Schneiden diente. Dieser Bereich ist heute nicht mehr zugänglich, da der natürliche Verkalkungsprozess des Steins die Öffnung verkleinerte. "Dies ist ein bedeutender Fund, weil er sehr selten ist. In anderen Höhlen, z.B. in Askondo (in der Nähe von Mañaria), sahen wir in die Wände eingesetzte Knochen, aber die Anwesenheit von Feuerstein ist unüblich. Wir müssen bis Nieder-Navarra gehen, um Ähnliches zu finden", fügten die Archäologen hinzu.

Die Eigenschaften der Malereien erlauben den Experten, ihre Herkunft im Magdaleniense (Jungpaläolithikum) vor 12.500 bis 14.500 Jahren zu datieren, präzisere Angaben sind allerdings nicht möglich. "Die Zeichnungen sind aus anorganischer Materie gefertigt, sodass es nicht möglich ist, sie mit der C14-Methode zu datieren. Da die Figuren nicht mit Kalzit überzogen sind, kann auch die Uran-Thorium-Untersuchung nicht weiterhelfen. Aufgrund stilistischer Vergleiche mit anderen Malereien, können wir jedoch mit Gewissheit sagen, dass sie in diese Zeitspanne fallen."

Eine weitere Besonderheit schließt eine mögliche Fälschung aus, so die Archäologen. Über den Zeichnungen wurden einige alte Graffitis aus dem späten neunzehnten Jahrhundert gefunden, unter denen das Wort Uribe und das Datum 1868 zu lesen sind. "Sie sind älter als das Wissen um die Existenz paläolithischer Kunst, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft erst im Jahr 1902 anerkannt wurde. Die Person, die diese Graffitis herstellte, konnte nicht einmal wissen, was sie da übermalte", räumt Garate ein.

"Ein archäologischer Schatz"

Josune Ariztondo zögerte nicht, den Fund als "archäologischen Schatz" zu bezeichnen. "Er erlaubt, das außerordentliche archäologische Puzzle Bizkaias weiter zu vervollständigen". Die Informationen, die aus diesen Untersuchungen hervorgehen, "erlauben, unsere Vorfahren besser kennenzulernen, den Einfluss der Umgebung, in der sie lebten, ihre Art der Darstellung ... Wir finden zunehmend mehr zuverlässige Antworten auf die Frage, wie unsere Vorfahren lebten und sie stehen immer im Zusammenhang mit dem, was wir sind und was wir sein werden."

Weder Provinzregierung noch Archäologen erwägen die Möglichkeit, die Höhle für Besucher zu öffnen, da die Zeichnungen Schaden nehmen könnten. "Auch Santimamiñe ist nicht geöffnet. Keine der Höhlen mit Felsmalereien in Bizkaia ist für Publikum zugänglich, einzig Experten haben Zugang", betonte Josune Ariztondo. Diego Garate unterstrich, dass auch in Gipuzkoa Höhlen dieser Art nicht besucht werden können. "Heute gibt es genügend technische Mittel, um die Besucher entweder mit natürlichen dreidimensionalen Reproduktionen zufrieden zu stellen wie in Ekain, oder virtuell wie in Santimamiñe. Dies ist der erste Schritt der Verbreitung, aber solche Aspekte werden in der Zukunft weiter überdacht werden", schloss er. (2)

lekeitio03xDie Stadt Lekeitio

Lekeitio (spanisch Lequeitio) liegt in der baskischen Provinz Bizkaia im Küstenbezirk Lea Artibai. Die ca. 5.500 EinwohnerInnen zählende Stadt liegt in auffallend schöner Umgebung. Die vorgelagerte Insel San Nicolás, die Mündung des Flusses Lea und zwei große Strände locken viele Besucherinnen an und sorgen dafür, dass der Tourismus die traditionelle Einnahmequelle Fischerei ersetzt. Lekeitio liegt zwischen den beiden Bergen Otoio (399m Höhe) und Lumentxa, die beide zum Meer hin abfallen. Die Umgebung ist bergig und ziemlich felsig bis auf das Flusstal des Lea, das einen tiefen Einschnitt zwischen den Bergen markiert. Die Ökonomie der Stadt war immer eng mit dem Meer verbunden, Fischfang war ihre Grundlage. Zeitweise war auch der Seetransport eine Einnahmequelle. Rund um die Fischerei entstand eine Großzahl an Zuliefer- und Konservenindustrie. (3)

"Eine ganz zufällige Entdeckung"

Am 24. Februar 2012 besuchten die Archäologen Diego Garate und Joseba Rios die Höhle Lumentxa, um ihren Eingangsbereich zu fotografieren. Sie fanden das Gitter zerstört vor, deswegen gingen sie hinein, um mögliche Schäden zu überprüfen. Nichts deutete auf den Fund einer Felsbemalung hin, als sie auf die Umrisse zweier riesiger Bisons und eines Pferdekopfs stießen. "Es war ein völlig zufälliger Fund. Wir wissen nicht, ob wir die Zeichnungen fanden oder sie uns", so die beiden Archäologen. Äußerst seltsam, dass bis vor zwei Jahren und trotz verschiedener Ausgrabungen seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, niemandem das Vorhandensein dieser roten Linien aufgefallen war. Allerdings, so betonen die Archäologen, bedarf es eines "geschulten Blicks", um die Linien als Höhlenkunst zu erkennen. Außerdem existierten vor hundert Jahren nicht dieselben Techniken wie heutzutage. "Es kann sein, dass es damals zu keiner systematischen Untersuchung der Wände hinsichtlich möglicher Bemalungen kam, es fehlten technische Mittel, besonders was Beleuchtung betrifft".

Zwischen den Orten Lekeitio und Ispaster gelegen war Lumentxa eine wichtige Höhle im Tal des Flusses Lea im späten Magdalenien, vor mehr als 12.500 Jahren. Obwohl die baskischen Vorfahren viele Höhlen dieser Gegend bewohnten, war Lumentxa diejenige, die am dauerhaftesten besiedelt war. "Die anderen Höhlen wurden eher für kürzere Aufenthalte benutzt, in konkreten Momenten. Sie sind auch deutlich kleiner." Das erklärt vielleicht, warum die Zeichnungen hier und in keiner anderen Höhle erscheinen. Die Zeichnungen stammen aus einer Zeit, in der sich das Klima zu ändern begann: die harten Jahre der Eiszeit gehen zu Ende und ein gemäßigteres Klima entsteht. "Das wirkte sich natürlich auf die Lebensweise der Menschen in der Altsteinzeit aus", sagt Joseba Rios. Die Lebensweise dieser Urbewohner basierte auf der Jagd (Bisons natürlich, aber vor allem Rotwild und Ziegen) und dem Sammeln von Früchten und Schalentieren. Lumentxa befindet sich in bevorzugter Lage: in der Nähe der Flussmündung, auf einem gut sichtbaren Hügel, außerdem ist sie in Bezug auf Bewohnbarkeit eine der größten Höhlen der gesamten Region. Bei früheren Ausgrabungen wurden hier verschiedene Bruchstücke gefunden, wie das 5cm große Ockerstück, bemalt mit zwei Pferden. (2)

Quellen:

(1) José Miguel de Barandiarán y Ayerbe, bekannt unter dem Namen Joxemiel Barandiaran (1889-1991), war baskischer Priester, Anthropologe, Ethnologe und Archäologe
(2) Die Informationen stammen weitgehend aus zwei Artikeln, die am 23.5.2014 in der baskischen Tageszeitung DEIA erschienen: Hallan las primeras pinturas rupestres de Lea-Artibai, y Fue un hallazgo totalmente casual
(3) Die Beschreibung des Ortes Lekeitio geht auf Wikipedia zurück 

Fotos: Txeng

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