Käse vom Feinsten in der Kulturhauptstadt
Das diesjährige International Cheese Festival fand vom 16. bis 18. November 2016 in der europäischen Kulturhauptstadt Donostia-San Sebastián statt. Dabei wurden 3.000 verschiedene Käsesorten aus 35 Ländern aller fünf Kontinente vorgestellt und bewertet. Es handelte sich um die 29. Ausgabe des internationalen Wettbewerbs World Cheese Awards WCA, bei dem die weltbesten Käsesorten prämiert werden. Dabei bestach die Käse-Tradition in der Schweiz, in Österreich, auch in den USA und vor allem in Spanien.
Die Austragung der World Cheese Awards stellte für Donostia / San Sebastián eine besondere Ehre dar, denn die Wettbewerbe haben in ihrem 29-jährigen Bestehen nur drei Mal (2016 eingeschlossen) außerhalb Großbritanniens stattgefunden.
Käse-Weltmeisterschaft
Zum ersten Mal in 29 Jahren mussten die Organisatoren aus Kapazitätsgründen Teilnahme-Anfragen abweisen, hundert Käsesorten konnten nicht aufgenommen werden in die Gesamtzahl von 3.000, die um die zu vergebenden Titel konkurrierten. Auch nicht alle professionellen Käseprüferinnen und -prüfer konnten eingeladen werden und im Verkaufsbereich Gazta Market (Gazta bedeutet Käse in baskischer Sprache) konnte aus Platzgründen nicht allen Anträgen gerecht werden. Das Festival hatte bereits im Vorfeld alle Erwartungen übertroffen. (1)
Im ersten Moment mag es überraschen, dass Donostia als Austragungsort ausgewählt wurde. Dabei spielte sicherlich die Nominierung zur Kulturhauptstadt Europas eine Rolle. Allerdings ist dieser Titel allein nicht ausreichend, da es jedes Jahr Kulturhauptstädte gibt, die außerhalb des UK liegen. Entscheidend könnte die Tatsache gewesen sein, dass Donostia weltweit die Stadt mit den meisten Michelin Sternen pro Quadratmeter ist. In einem Radius von 25 Kilometern beherbergt sie 16 Restaurants mit dieser Auszeichnung. Die Köche dieser Lokale sind die Begründer der Neuen Baskischen Küche (Nueva Cocina Vasca), sie genießen internationale Anerkennung und häufen Hunderte von Auszeichnungen an. Um nur die letzte zu nennen: das Restaurant Martín Berasategui wurde am 18. Oktober 2016 bei den Preisen Travellers´Choice zum weltbesten Restaurant auserkoren. Darüber hinaus hat sich Donostia mit der Gründung des Basque Culinary Center auch im Ausbildungsbereich einen Namen gemacht.
All diesen Gründen muss jedoch einer hinzugefügt werden, einer, der möglicherweise den Ausschlag gab für die Organisatoren des WCA: die Tätigkeit und Zusammenarbeit der baskischen Schafhirtinnen und Schafhirten, die im Verein Artzai Gazta zusammengeschlossen sind (Artzai setzt sich zusammen aus ardi = Schaf und tzain = Hüter, also Schafhirte, gazta bedeutet Käse). Dieser Verein ist Träger des diesjährigen Festivals und organisierte alle Aktivitäten, die 3 Tage lang im Kursaal, im Museum San Telmo und im Sitz des Basque Culinary Center ausgetragen wurden. (2)
Dieser Event hat den Ruf, weltweit der wichtigste seiner Art zu sein. Die derzeitige Koordinatorin des Vereins Artzai Gazta, Luisa Villegas, war diesjährige Direktorin des Festivals. „Dass unser Verein Organisator eines Events dieser Größenordnung ist, ist eine große Sache, aber ich denke, nach 35 Jahren kontinuierlicher Arbeit hat Artzai Gazta diese Gelegenheit verdient, das ist unumstritten, es ist eine Folge der Arbeit, die wir leisten. Wir tragen die Verantwortung für die große Anzahl von nationalen und internationalen Produzentinnen und empfinden dies als große Ehre“, erklärte Luisa Villegas.
Der Verein Artzai Gazta wurde von Joxe Antonio Otxandorena in einem kleinen Dorf der Bergkette Andia in Navarra ins Leben gerufen. Dieser Käsebauer war einer der ersten, der seine Berufsarbeit aufgab und sein bisheriges Leben umstellte, um sich voll und ganz der Käseherstellung und der Viehzucht zu widmen.
Derzeit hat der Verein Artzai Gazta 112 Mitglieder, das bedeutet 112 Familien, die von der Viehzucht und der Käseherstellung leben. Das Kollektiv hat eine Reihe von Kriterien entwickelt, von denen einige unabdingbar sind: Mitglieder müssen mindestens 100 Schafe der baskischen Rasse Latxa (3) haben und die jährliche Produktion ist begrenzt auf 13.500 Kilo. Aktuell stammen 50% des Käses, der unter der geschützten Herkunftsbezeichnung Idiazabal (4) vermarktet wird, von Artzai Gazta. (5)
Der Verein Artzai Gazta
Der aktuelle Präsident des Vereins Pablo Basterra erklärt, dass sie nichts anderes tun als der Philosophie der kleinen Dinge zu folgen, die bereits mehr als dreitausend Jahre Geschichte hat. Er ist eines der ersten Mitglieder. Seine Geschichte als Käsehersteller begann vor 30 Jahren, als er seine Büroarbeit an den Nagel hängte, zusammen mit seinem Bruder Schafhirte wurde und begann, eigenen Käse unter dem Markennamen „Basterra Anaiak“ (Die Brüder Basterra) herzustellen. Sein Betrieb befindet sich in Goiuri (spanisch: Gujuli) in der Provinz Araba (Alava).
„Wir befinden uns an einem Höhepunkt. Nach 35 aktiven Jahren haben wir eine große Organisation geschaffen, die aktuell 112 Betriebe umfasst, vom äußersten Westen Bizkaias (Karrantza) bis ins Roncal-Tal im Osten Navarras. Jeder Betrieb hat seine eigene Struktur, die sich auf der jeweils persönlichen Situation gründet, aber alle haben wir auch etwas gemeinsam. Dass wir es bis hierher geschafft haben verdanken wir der Koordinatorin Luisa Villegas. Sie ist der Motor des Kollektivs und nicht zuletzt aufgrund ihres Engagements haben wir erreicht, dass uns die Austragung der World Cheese Awards übertragen wurde“.
Das Geheimnis des Käses
Nach dem Geheimnis von Artzai Gazta gefragt, erklärt Pablo Basterra: „Wir bekommen viel Besuch von außerhalb, sowohl von Schafhirten als auch von Qualitätsprüfern. Sie kommen, um unsere kleinen Käsereien und unsere Arbeitsweise kennenzulernen. Wir sind allesamt kleine Betriebe mit wenig eigenem Land und bringen unsere Schafe in die Berge, um über die Runden zu kommen ... Der Verein verfolgt ein eigenes Modell von Kooperation und Konkurrenz. Du stehst in Konkurrenz mit deinem Nachbarn, aber gleichzeitig gibt es viele Elemente, die uns verbinden: wir sind Hirten, wir sind Hersteller, wir sind wenige ... und wir haben dasselbe Ziel: der Verein ist uns allen sehr wichtig und es gibt eine Reihe von gemeinsamen Interessen, die über möglichen persönlichen Differenzen stehen. Ich hoffe, wir können aus dem Festival großen Nutzen ziehen, sowohl individuell als auch auf Vereinsebene. Die Austragung dieses großen Events zeigt uns, wozu wir in der Lage sind, wenn wir zusammenarbeiten“.
Die junge Generation bei Artzai Gazta
Marta Pérez Loperena ist eine der jüngsten Produzentinnen von Artzai Gazta. Für sie ist es „ein Luxus in Donostia dabei zu sein, neben 3.000 Käsesorten aus aller Welt“. Sie lebt und arbeitet in Egozkue, einem 26 Einwohner zählenden Ort in den Pyrenäenausläufern Navarras, in dem ihre Familie schon lange in der Tradition der Schafzucht verankert ist. Das Neue ist, dass Marta nach Übernahme des Betriebs vor einem Jahr begann, eigenen Käse herzustellen. Bis dahin hatte die Familie lediglich die Milch ihrer Latxa-Schafe verkauft. Ihr Fall ist repräsentativ für eine in letzter Zeit auffällige Tendenz: eine Art Generationswechsel. Es gibt immer mehr junge Leute, die auf den Primärsektor als Lebensgrundlage setzen. „Wir, die neuen Generationen, bringen hinsichtlich der Weiterentwicklung und Modernisierung der Betriebe innovative Ideen ein, wobei wir selbstverständlich wichtige Errungenschaften und Traditionen pflegen, denn uns ist bewusst, welchen Anteil die vorherigen Generationen zu unserem heutigen Wissensstand beigetragen haben. Auch bei Artzai Gazta gibt es zunehmend mehr jüngere Produzentinnen. Die Zeiten ändern sich, dies ist ein Berufszweig wie jeder andere, aber darüber hinaus ist es eine Möglichkeit, die Dörfer am Leben zu erhalten, zur Entwicklung auf dem Land beizutragen, zur Kultur. Die Arbeit ist hart und verlangt eine Kontrolle des gesamten Prozesses, vom Umgang mit den Schafen, deren Ernährung und Pflege bis hin zur Käseherstellung und dem anschließenden Kontakt mit den KonsumentInnen. Dieser gesamte Ablauf macht den Unterschied aus, darin unterscheiden wir uns, wir einzelnen und alle, die bei Artzai Gazta zusammengeschlossen sind“.
Das Festival wird eine Art Sprachrohr sein für Artzai Gazta, aber auch für alle anderen Käse-Produzentinnen, die sich voller Engagement dem Erhalt und der Weiterentwicklung einheimischer Käsesorten widmen, und damit natürlich auch dem Erhalt der Landwirtschaft und der Viehzucht in ihrer Region. Finanziell unterstützt wurde der Großevent von der Baskischen Regierung und „The Guild of Fine Food“.
Programm des World Cheese Award
An der 29. Ausgabe dieses Festivals im November 2016, dessen Ausgangspunkt die englischen Inseln waren, nahmen ca. 10.000 Personen teil, unter dem strengen Urteil von 250 Prüferinnen aus aller Welt. Es wurden 3000 Käsesorten aus allen fünf Kontinenten vorgestellt, 30 besondere Käseproben, 16 geschützte Herkunftsbezeichnungen aus aller Welt, es gab acht verschiedene Stände zum Probieren der Käsesorten, 38 Stände von Käseherstellern. Desweiteren neun Showcookings, präsentiert von Köchen mit Michelin-Sternen, neun Präsentationen von herausragenden Käsesorten, Veranstaltungen zum Thema Käse und die Anwesenheit von mindestens zehn Experten der Käseproduktion.
Als Neuheit ist das erste internationale Forum der Weidekultur hervorzuheben, ins Leben gerufen von Artzai Gazta. Außerdem wurde der erste Wettbewerb „The champion of the champions“ ausgetragen, an dem alle bisherigen Gewinner- Käsesorten teilnahmen. Am 17. November wurde das Forum der andersartigen Weidekultur vorgestellt und es gab Arbeitsgruppen, die sich dieser Jahrtausende alten Kultur widmeten.
Das Festival war öffentlich zugänglich für Besucherinnen. Unter dem Namen Gazta Market (Käsemarkt) gab es einen Bereich, in dem sowohl die Käseherstellung vermittelt wurde als auch Verkaufsstände zur Verfügung standen. Diese Zone war gleichzeitig auch Begegnungsforum für ProduzentInnen. Daneben wurde die Geschichte der Käseherstellung erzählt und Besucherinnen konnten erfahren, dass die Geschichte Euskal Herrias von jeher eng verbunden ist mit dem Hirtenleben.
Das Programm
Am 16. November fand der Wettbewerb „World Cheese Award“ statt. An insgesamt 38 Ständen stellten Produzentinnen und Produzenten ihre Käsesorten der verschiedenen geschützten Herkunftsbezeichnungen aus (Denominación de Origen, Kürzel DO). Während der Festival-Tage fanden Vorträge statt wie zum Beispiel über die Geschichte von Käse, Rohmilch und Presse, oder über das Konzept Slow Food, das sein Gründer Carlo Petrini persönlich vorstellte. Außerdem sprach John Farrand, Generaldirektor des Unternehmens, das den World Cheese Award organisiert. Es wurde auch über mexikanische und kanarische Käsesorten gesprochen, über die Kombination von Jerez und Rohmilchkäse, über speziell für Käsefreunde entwickelte Öle, über Txakoli und Käse, über Innovation, über Möglichkeiten, die das Internet bietet. Auch Weinproben waren im Angebot ...
Fernando Fregenada von der Käserei La Antigua in Fuentesauco (Region Zamora) referierte über den unterschiedlichen Geschmack beim Aufschneiden des Käses. Weine aus Navarra präsentierte Jordi Vidal. Es gab Showcookings von Martín Berasategui (Restaurant Lasarte, zwei Michelin-Sterne), Xabier Zabaleta (Asador Aratz, Donostia), José Andrés (mehrere Restaurants in USA), Rubén Trincado (Restaurant Mirador de Ulia, Donostia, ein Michelin-Stern), Aitor Elizegi (Restaurant Bascook, Bilbao), Dani López (Restaurant Kokotxa, Donostia, ein Michelin-Stern).
Zusätzlich zu diesen erwähnten Programmpunkten wurden begleitete Führungen angeboten. Eintrittskarten gab es ab 12€ pro Tag mit der Möglichkeit 3.000 Käsesorten aus aller Welt zu sehen. Bei 20€ lag der Preis für die Besichtigung von 6 der 38 Stände mit Geschmacksproben. Ein ausführliches Programm ist im Internet zu finden (6).
Interview mit Victoria Urresti, Mitglied der Fachjury der WCA
Für die Bewertung und Auswahl der besten Käsesorten, rechnen die World Cheese Awards (WCA) mit 16 professionellen Jury-Mitgliedern. Victoria Urresti aus Bizkaia ist eine von ihnen. Diese Arbeit macht sie zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit als Dozentin für Deutsch und Englisch am Institut für Sprach – und Literaturwissenschaften der baskischen Universität.
Was bedeutet es Mitglied der Fachjury der WCA zu sein?
Es ist ein gutes Gefühl, wenn sie mit dir rechnen und es ist eine wichtige Anerkennung, vor allem, wenn es darum geht, dein eigenes Land und Käse von Artzai Gazta und Idiazabal zu vertreten. Eine doppelte Ehre.
Wie sind Sie zu der ehrenvollen Aufgabe gekommen?
Ich war zuvor bereits an den Käseproben der Herkunftsbezeichnung Idiazabal beteiligt und es kam der Moment, in dem unsere baskischen Käsesorten auch an mehreren internationalen Wettbewerben beteiligt waren. Die Organisation der WCA selbst war es, die nach einer Person in Vertretung der baskischen Käsesorten suchte, um ihnen die Charakteristika dieser geschützten Herkunftsbezeichnung erklären zu können. So begann meine Beteiligung im Jahr 2008. Unser Käse war zu jenem Zeitpunkt, trotz Beteiligung am Wettbewerb, wenig bekannt. Von da an waren wir immer vertreten und haben nach und nach auch einige Preise gewonnen. Heutzutage brauchen wir praktisch keine Präsentation mehr.
Was ist ihre Aufgabe als Prüferin?
Nach einer ersten Phase, in der ungefähr 250 bis 300 Prüferinnen und Jurymitglieder damit beschäftigt sind, 50 bis 60 Käse der Extraklasse auszuwählen, beginnt eine zweite Phase, in der wir 16 Prüferinnen der Fachjury zum Einsatz kommen. Jede von uns übernimmt die Patenschaft für einen Käse, einen, den die jeweilige Person für den besten hält und den sie im Finale vertritt.
Und wenn ein Idiazabal ins Finale kommt? Vertreten Sie ihn dann?
Nein, in dem Fall nicht. Wenn ein Käse ins Finale kommt, dem eine PrüferIn nahesteht, dann nimmt diese Person nicht am Finale teil. Das wäre nicht ok.
Artzai Gazta erhält immer mehr Anerkennung und zeigt ein sehr gutes Niveau ...
Ja, von Jahr zu Jahr mehr. Aber es stimmt auch, dass unsere Käsehersteller von Jahr zu Jahr mehr Käsesorten bei den Wettbewerben präsentieren. Unsere Käse finden viel Anerkennung und sind sehr beliebt. Wie bei vielem im Leben, um so besser du ein Produkt kennst, um so besser gefällt es dir.
Was bedeutet es für Donostia, dieses Festival zu beherbergen?
Ein wahrer Luxus für die Stadt selbst, aber auch für Euskal Herria. Dieses Festival genießt internationales Prestige und es in einem kleinen Land wie dem unseren aufzunehmen bedeutet eine große Gelegenheit, ein großes Schaufenster. Es ist die Gelegenheit, unser Land, unsere Kultur, unsere Gastronomie zu zeigen. Insbesondere jedoch ist es ein großer Anstoß für unsere Hirten. Die Tatsache, dass hier hochwertiger Käse hergestellt wird in Handarbeit, gewonnen aus der Milch der eigenen Herde, ist etwas besonderes. Damit können nicht sehr viele Länder der Welt aufwarten. Diese Hintergründe bekannt zu machen, ist unsere wesentliche Absicht.
Kriterien für die Bewertung der Käsequalität und Ablauf einer Käseprobe
Käseproben haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Weinproben. Damit ein Käse alle seine Qualitäten entfalten kann, sollte er mindestens eine Stunde vor dem Verzehr aus dem Kühlschrank genommen werden. Am besten kommt er zur Geltung bei Zimmertemperatur. Jede Käsesorte muss auf bestimmte Art angeschnitten und serviert werden, um Struktur, Geschmack und Aroma beurteilen zu können.
Hart- bzw. Extrahartkäse (queso curado): Der Käse wird in Keilform geschnitten. Hart- und Extrahartkäse mit starkem Geschmack werden in Keile von 5 bis 10 mm geschnitten.
Halbhartkäse (quesos blandos o cremosos): Er wird in kleinen Scheiben von mindestens 5mm serviert. Da diese Käsesorte schwierig zu schneiden ist, wird empfohlen, das Messer in heißes Wasser zu tauchen, dies verhindert das Festkleben.
Blauschimmelkäse (quesos azules): Dieser Käse wird in kleinen Würfeln präsentiert.
Weichkäse (Quesos de corteza enmohecida): Sie werden mit Rinde in Scheiben geschnitten wie die Halbhartkäsesorten.
Frischkäse (Quesos untables o cremas): Er wird in einer Schale oder als ganzes Kuchenstück serviert.
Die einzelnen Phasen der Käseprobe
Visueller Eindruck: Der Käse wird zunächst optisch auf seine äußerlichen Aspekte hin geprüft. Was die Außenseite betrifft, wird die Art der Rinde, ihre Farbe und Form bewertet, auf das Innere bezogen, sind sowohl die Farbe des Käseteiges wichtig, die einheitliche Oberfläche, das Vorkommen von Augen (Größe und Anzahl), Hohlräumen und Rissen.
Gemischte Phase: Diese Phase ist sehr wichtig, um die verschiedenen Geschmacksnoten zu würdigen, sie besteht darin, die verschiedenen Attribute zu identifizieren, die den Aufbau des Käses definieren. Hierfür sind sowohl die Seh- und Hörorgane, wie auch der Tastsinn in den Fingern und im Mund (Zunge, Zähne) entscheidend. Bei der Bewertung der Textur wird auf Elastizität, Festigkeit, Brüchigkeit, Körnigkeit, Haftung und Löslichkeit geachtet.
Geruchsphase: Das Zusammenspiel von Geruch und Geschmack ist vielleicht der wichtigste Faktor bei der Bewertung. In dieser Phase werden Aromen, Geschmacksnoten und andere Empfindungen wahrgenommen, die zusammen mit dem bleibenden Eindruck und dem Nachgeschmack dazu dienen, einen Käse korrekt zu identifizieren. In dieser Geruchsphase wird das aromatische Profil und die Geschmacksintensität bestimmt.
Textur und Geschmack: In dieser letzten Phase wird der Käse im Mund bewegt und sein elementarer Geschmack wahrgenommen. Kriterien wie Leichtigkeit, Geschmacksentfaltung, Klebrigkeit, Nachgeschmack und Nachhaltigkeit werden analysiert.
Gewinnerinnen
Die Wettbewerbs-Kategorien waren sehr breit unterteilt, insofern gab es eine große Anzahl von Gewinnerinnen beim International Cheese Festival, Gold, Silber, Bronze – wie bei der Olympiade. Wenig überraschend war, dass keine Preise nach Asien und Afrika gingen, als Kontinente teilten sich Europa, Australien und Amerika die Ehrungen auf. Unter den Prämierten waren Länder, die für Laien wenig käse-verdächtig sind wie Dänemark, Südafrika, Kroatien, Belgien, Estland, Norwegen, Brasilien, Slowenien, Kanada, Irland, Portugal, Schweden, Australien, daneben Mexiko und Griechenland. Von den Niederlanden wäre etwas mehr als eine Handvoll Awards zu erwarten gewesen, nach Deutschland gingen ganze zwei. Das Gros der Medaillen ging nach Frankreich, Italien, Österreich, Großbritannien, in die Schweiz und in die USA. Fast die Hälfte aller Ehrungen ging oder blieb im spanischen Staat, wobei die Preisliste nicht zwischen asturischem, galicischem, kastilischem und baskischem Käse unterscheidet. Die definitive Liste der Gewinnerinnen (7).
ANMERKUNGEN:
(1) Die Zitate stammen aus zwei Artikeln des Wochenend-Magazins ON vom 23. Juli 2016 und 12. November 2016
(2) Webseiten des International Cheese Festivals (Link) und der baskischen Organisationsgruppe Artzai Gazta (Link)
(3) Latxa ist eine baskische Schafrasse und zeichnet sich dadurch aus, dass sie nie gekreuzt wurde. Seit Langem ist sie in den baskischen Provinzen nördlich und südlich der französisch-spanischen Staatsgrenze heimisch. Es gibt zwei Unterrassen: die schwarzköpfige Latxa (eusk: Ardi latx muturbeltza), die vorwiegend in Gipuzkoa und Navarra vorkommt und die hellköpfige (Ardi latx muturgorria), hauptsächlich in Araba und die Latxa de Karrantza, die mehr im westlichen Bizkaia, einer Region, die Karrantza genannt wird, heimisch ist. Ihr zotteliges Fell ist fast bodenlang, sehr grob (latxa bedeutet auf Baskisch herb, rauh, grob) und ölig und hat sich dem feuchten Klima der Pyrenäenregion angepasst. Das Kurzhaar des Kopfes ist leicht rötlich oder schwarz. Das Latxa-Schaf wird fast ausschließlich seiner Milchproduktion wegen gehalten, aus der der Käse mit der geschützten Herkunftsbezeichnung (Denominación de Origen DO) Idiazabal hergestellt wird. Pro Schaf wird durchschnittlich ungefähr 1 Liter Milch pro Tag während einer Zeitspanne von ca. 150 Tagen pro Jahr produziert. Die Lämmer werden mit großem Gewicht geboren, weil die Zeit der Trächtigkeit relativ lange ist (154 Tage). Daher kommt es auch in 30-40% der Geburten zu Komplikationen. (Information zum Teil aus Wikipedia)
(4) Idiazabal ist ein baskischer Hartkäse mit geschützter Herkunftsbezeichnung („Denominación de Origen Protegida“, DOP). Namensgebend für den Käse wurde der Name des Ortes Idiazabal in der baskischen Provinz Gipuzkoa gewählt, weil dieser den geographischen Mittelpunkt des Produktionsgebietes darstellt. Der Käse wird aus der Milch der baskischen Schafrasse Latxa hergestellt, wobei es sich sowohl um Rohmilch als auch um pasteurisierte Milch handeln kann. Hergestellt wird er in zwei Versionen: geräuchert und ungeräuchert. Ein Käselaib wiegt zwischen 1 und 3 kg, bei einer zulässigen Höhe von 8 bis 12 cm und einem Durchmesser von 10 bis 30 cm. Der Mindestgehalt des Fetts i. Tr. beträgt 45 %. Jährlich findet in dem Ort Ordizia in Gipuzkoa eine Käseprobe statt, in der eine Jury den besten Idiazabal-Käse wählt. Bei der Probe wird ein halber Käse verspeist, die verbleibende Käsehälfte wird am selben Ort unter Restaurants und anderen Mitbietenden versteigert und erreicht üblicherweise Preise in der Größenordnung von über 5.000 €. (Wikipedia)
(5) „Denominacion de Origen“ oder „Denominación de Origen cualificada” sind zwei geschützte Herkunftsbezeichnungen, die für Lebensmittel verschiedener Art gelten, für Fleisch, Käse, Wein, Gemüse. In der Regel handelt es sich um hochwertige Produkte, deren Qualitätskontrolle gesichert ist.
(6) Programm des International Cheese Award in Donostia – San Sebastián (Link)
(7) Liste der Gewinnerinnen bei International Cheese Festival in Donostia – San Sebastián 2016 (Link)
FOTOS:
(1) Plakat des International Cheese Festival Donostia 2016 (Foto: Festival-Web)
(2) Baskischer Käse in Märkten und Schaufenstern (Foto Archiv Txeng – FAT)
(3) Probierstände beim International Cheese Festival Donostia 2016 (Foto: Festival-Web)
(4) Baskischer Käse in Märkten und Schaufenstern (Foto Archiv Txeng – FAT)
(5) Baskischer Käse in Märkten und Schaufenstern (Foto Archiv Txeng – FAT)
(6) Baskischer Käse in Märkten und Schaufenstern (Foto Archiv Txeng – FAT)
(7) Baskischer Käse in Märkten und Schaufenstern (Foto Archiv Txeng – FAT)