itzulia 02Radrundfahrt in sechs Etappen

Die Baskenland-Rundfahrt geht dieses Jahr in ihre 54.Auflage. Das einwöchige Rennen durch baskische Landschaften geht über fünf Tagesetappen und beinhaltet ein Einzelzeitfahren. Bis in die 80er-Jahre dominierten vorwiegend baskische Fahrer die "Euskal Herriko Txirrindulari Itzulia" genannte Baskenland-Rundfahrt. Rekordsieger ist Jose Antonio Gonzalez, der in den 70ern vier Erfolge feiern konnte. Gestartet wird 2015 am 7.April mit einer Rundetappe, die in Bilbao beginnt und endet.

(2015-04-07) Diese erste Etappe führt auf 162km rund um die Hautpstadt von Bizkaia. Die zweite startet ebenfalls in Bilbao, am Guggenheim-Museum und führt in die baskische Hauptstadt Vitoria-Gasteiz in der Provinz Araba, sie führt bei Urduña über einen Pass der ersten Kategorie und umfasst 174km. Die dritte Etappe führt über 170km von Gasteiz nach Zumarraga in Gipuzkoa, mit verschiedenen Bergen der ersten, zweiten und dritten Klasse. Das vierte Teilstück geht von Zumarraga nach Eibar, auch diese 162km beinhalten zwei Anstiege der ersten und drei der zweiten Klasse. Die 155km der fünften Etappe gehen von Eibar nach Aia, erneut mit Bergen aller drei Klassen bestückt. Die Entscheidung über den Sieg fällt bei einem Zeitfahren über 18km in Aia (Gipuzkoa). Insgesamt 742 anspruchsvolle Kilometer werden abgefahren mit sehr bergigen Abschnitten, Flachstücke gibt es entsprechend der baskischen Landschaften praktisch nicht.itzulia 03

Geschichte der Rundfahrt

Im letzten Jahr gewann der ehemalige Tour-Gewinner und Dopingsünder Alberto Contador aus Madrid zum dritten Mal, im Vorjahr der kolumbianische Newcomer Nairo Quintana. Bereits zwei Gesamtsiege fuhr der deutsche Ex-Profi Andreas Klöden bei der Vuelta Ciclista al Pais Vasco ein: er siegte in den Jahren 2000 und 2011. Der letzte baskische Sieg geht auf Iban Mayo 2003 zurück, der später ebenfalls des Dopings überführt wurde. Die erste Itzulia wurde 1924 gefahren, in den ersten Jahren gab es vorwiegend belgische und französische Sieger. Von 1931 bis 1934, den bewegten ersten Jahren der Zweiten Spanischen Republik, in denen sich Revolution und Militärregimes abwechselten, wurde das Rennen nicht gefahren. Einer kurzen Wiedereinführung im Jahr 1935 folgten 33 Jahre Pause, der Spanische Krieg und die Franco-Diktatur bildeten den Hintergrund. 1969 wurde das Rennen erneut wiederaufgenommen, es siegte der legendäre Franzose Jacques Anquetil. Der fünffache baskische Toursieger Miguel Indurain gewann übrigens vier Etappen, 1990 und 1996. Einmal konnte er die andere traditionelle baskische Radrundfahrt, die Bicicleta Vasca, baskisch: Euskal Bizikleta, für sich entscheiden. Dieses seit 1952 ausgetragene Rennen wurde 2009 mit der Itzulia zusammengelegt.

Die jährlich im April ausgetragene Rundfahrt gehörte seit 2005 zur neu geschaffenen UCI ProTour und ab 2011 zur Nachfolgeserie UCI World Tour, einer Serie der wichtigsten Radrennen des Jahres. Das Profil des Rennens gilt als äußerst anspruchsvoll, da ein großer Teil der Strecke in den baskischen Bergen gefahren wird.

Radsport – Leidenschaft der Baskinnnen

Neben Pelota und Fußball stellt der Radsport eine der Leidenschaften der sporttreibenden Baskinnen dar. Das kleine Volk hat viele große Namen hervorgebracht. Die bekanntesten sind sicher Miguel Indurain (Tour- und Giro-Sieger) und Abraham Olano (Straßen-Weltmeister) bei den Männern, und Joane Somarriba, als dreifache Gewinnerin der Tour de France und Weltmeisterin bei den Frauen. Auch Igor wurde Straßen-Weltmeister, zu erwähnen wären auch Joseba Beloki, Iban Mayo, Marino Lejarreta oder Roberto Laiseka, sowie Haimar Zubeldia, der einzige momentan Aktive aus der illustren Reihe.

Doch nicht nur die Sportlerinnen, auch das baskische Publikum ist unter den Fahrerinnen und Fahrern äußerst beliebt, weil es eine ungeheure Begeisterungsfähigkeit auf die Straße bringt und dabei nicht nur die eigenen anfeuert. Wenn die Tour de France jährlich durch die Pyrenäen kommt, säumen Tausende von baskischen Radsportfans die Straßen und Berge und verbreiten zum einen eine erstklassige Stimmung, zum zweiten auch ihre Botschaft für die politischen Gefangenen und die Freiheit des Baskenlandes.itzulia 04

Wofür sich die baskischen Radfans nur beschränkt begeistern ist die regelmäßig im September stattfindende dreiwöchige Spanien-Rundfahrt, die Vuelta de España. Auch wenn der Radsport nicht gerade die Parade-Disziplin für Länderteams ist: baskische Verbände und Institutionen fordern seit Jahrzehnten die offizielle Zulassung von baskischen Nationalteams auf internationaler Ebene. Sie berufen sich dabei auf Beispiele wie Schottland oder Puerto Rico, die ebenfalls keine Staaten darstellen und dennoch mit allen Rechten an internationalen Turnieren teilnehmen. Die Vuelta gilt jedenfalls als Aushängeschild für den spanischen Sport und ist wenig beliebt. Bis vor drei Jahren kam sie gar nicht mehr durch das Baskenland, weil es vor Jahrzehnten Bedrohungen und Anschläge gab. Mit der politischen Normalisierung im Baskenland hat sich dies geändert, die Vuelta kommt wieder. Beliebter wird sie deshalb nicht.

1. Etappe 2015 - Euskal Itzulia

Der australische Rad-Profi Michael Matthews hat den Auftakt zur 55. Baskenland-Rundfahrt im Norden Spaniens gewonnen. Der Australier setzte sich im Spurt des Feldes in Bilbao durch. Der frühere Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hatte in den Straßen von Bilbao den Spurt für Weltmeister und Teamgefährten Kwiatkowski angezogen, im Ziel reichte es für den Polen für Platz zwei. Kurz vor dem Ziel stürzte ein Dutzend Fahrer, praktisch auf der Zielgeraden über einen auf der Strecke befindlichen ungesicherten Pfosten.

2. Etappe 2015

Die zweite Etappe begann mit einer Verzögerung von 5 Minuten. Die Fahrer protestierten damit gegen die völlig unzulänglichen Sicherheits-Vorkehrungen am Schlussteil der Strecke, die zu einem schweren Massensturz geführt hatte. Noch befinden sich drei Fahrer im Krankenhaus. Auf der Strecke von 174km mit sechs Bergwertungen siegte der Italiener Fabio Felline im Sprint vor dem Vortags-Sieger Matthews, der somit weiter die Rundfahrt anführt. Auf dem Weg ins basksiche Araba ging es nach der Wertung am Urduña-Pass in 900m Höhe ein paar Kilometer durch die spanische Provinz Burgos.

3. Etappe 2015

Die Etappe über 170km von Gasteiz nach Zumarraga mit verschiedenen Bergen der ersten, zweiten und dritten Klasse brachte zum ersten Mal etwas mehr Spannung in die Rundfahrt. Die Favoriten "ließen sich sehen", wie es im Journalistendeutsch so schön heißt. Für Bewegung sorgten ein Ausreißversuch und der abschließende Bergaufstieg vor Zumarraga, nur drei Kilometer vor dem Ziel, die sog. "Mauer von Antigua", die bis zu 20% steil ist. Dabei gab es faszinierende Bilder: viele Fahrer mussten absteigen und schulterten ihr Fahrgerät, als ob es sich um einen Cross handeln würde. Die Zuschauerinnen waren begeistert und gingen auf dem wenig mehr als 2 Meter breiten Teilstück auf Tuchfühlung. Zum allgemeinen Vergnügen wurde der Stieg gleich zwei Mal durchfahren, bevor sich der Katalane Rodriguez die Etappe sichern konnte. Einmal mehr im Sprint wurde das Rennen entschieden, innerhalb einer kleinen Gruppe von Spitzenfahrern, einschließlich des favorisierten Kolumbianers Quintana. Die Gesamtwertung übernahm dessen Landsmann Henao.

4. Etappe 2015

Die sogenannte Königsetappe führte über 162km von Zumarraga nach Eibar, mit zwei Anstiegen der ersten und drei der zweiten Klasse. Insbesondere der Schlußanstieg von Eibar zum Kloster Arrate hatte es in sich. Bis 9km vor dem Ziel lag ein starkes Duo vorne, dann holte das Feld auf. Es kam zu verschiedenen Versuchen, sich abzusetzen, die alle wieder geschluckt wurden. Dem Favoriten Quintana aus Kolumbien gelang es nicht, sich an die Spitze zu setzen, er schwächelte. Am Ende spurteten 10 Fahrer um den Sieg. Den holte sich wie am Vortag der Katalane Rodriguez, der während des Rennens einmal von einem Betreuer-Fahrzeug umgeworfen worden war und später das Rad wechseln musste. Die Gesamtführung bleibt in Händen des zweiten Kolumbianers Henao, jedoch zeitgleich mit dem Doppelsieger und Quintana. Sollte sich morgen keine Differenz zwischen den dreien ergeben, entscheidet das abschließende Zeitfahren.

5. Etappe 2015

Der Vorteil eines Bahnrennens ist, dass die Zuschauerinnen bei jeder Runde dem Wettkampf nahe sein können. Straßenrennen bieten dieses Vergnügen normalerweise nicht. Bei der heutigen Etappe von 155km von Eibar nach Aia gab es den abschließenden Aufstieg jedoch in dreifacher Ausgabe, für die Fans lohnte es sich also dreifach, den regnerischen Nachmittag im Freien auszuhalten. Berge der ersten und vier Mal der 2.Klasse standen auf dem Programm, eine definitive Entscheidung gab es nicht. Ein Ausreißversuch, diesmal in großer Gruppe, hatte keinen Erfolg, der abschließende Dreierpack von Aufstieg und Abfahrt lieferte ein Wechselbad der Gefühle. Am Ende hatte zur Freude des Publikums ein Baske die Nase vorn, nachdem er 300 Meter vor dem Ziel im richtigen Moment den Sprint angezogen und gewonnen hatte: Mikel Landa. Der erste baskische Tagessieger seit 2008, kein sonderlich bekannter Fahrer, konnte sein Glück kaum fassen. In der Gesamtwertung bleiben Henao und Rodriguez zeitgleich vorne, der Favorit Quintana fiel auf den vierten zurück, allerdings mit minimalem Rückstand von wenigen Sekunden. Im abschließenden Zeitfahren gibt es weder Massensprint noch Gruppenankunft, hier sind die Zeitfahrer am Drücker. Quintana gilt als stark in dieser Disziplin, somit wird er erneut zum Favoriten.

6. Etappe 2015itzulia 05

Ein Zeitfahren über 18km musste die Euskal Itzulia, die Radrundfahrt im Baskenland entscheiden. Gleich vier Fahrer hatten vor dieser letzten Etappe einen minimalen Unterschied von 13 Sekunden in der Gesamtwertung. Start und Ziel des Zeitfahrens war der Zielort von gestern, der malerische gipuzkoanische Bergort Aia. Der Katalane Joaquin "Purito" Rodriguez wurde zweiter der Etappe und gewann die Gesamtwertung. Obwohl kein Zeitfahr-Spezialist fuhr er die Strecke ausgezeichnet. Favorit Quintana enttäuschte erneut und wurde sogar noch von einem Teamkollegen überholt, dem Basken Ion Izagirre, sehr zur Freude der vielen Zuschauerinnen an der Strecke. Rodriguez ist mit 36 Jahren ein Veteran im Fahrerfeld. Bereits zwei Mal hatte er die Itzulia beim abschließenden Zeitfahren noch verloren. Purito gilt als guter Etappenfahrer, Rundfahrten sind nicht seine Stärke. Insofern war seine Freude über den Sieg besonders groß. Von den baskischen Fans wurde er jedenfalls begeistert gefeiert.

Fotos:

(1) aus der Tageszeitung Deia.online
(2) Foto der Tageszeitung Deia
(3) Foto der Tageszeitung Deia
(4) Foto der Tageszeitung Deia vom 2015-04-11

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