Baskische Jugend-Meisterschaften
Im Juni 2019 fanden in Zarautz (Gipuzkoa) die baskischen Jugendmeisterschaften im Surfen / Wellenreiten statt. Insgesamt 88 junge Surferinnen und Surfer nahmen teil, alle jünger als achtzehn, die jüngsten waren unter 12 Jahre alt. Acht verschiedene Titel wurden ausgespielt. Wetter und gute Wellen sorgten für beste Stimmung. Vor allem aber beeindruckte das hohe Niveau der teilnehmenden Jugendlichen. Bei den über das gesamte Jahr verteilten Turnieren kommen alle baskischen Surf-Freundinnen auf ihre Kosten.
88 junge Surferinnen und Surfer nahmen im Juni 2019 im gipuzkoanischen Zarautz an den baskischen Jugendmeisterschaften im Wellenreiten / Surfen teil, in verschiedenen Altersgruppen zwischen 12 und 18 Jahren. Einer unter vielen Wettbewerben in diesem Sport.
Surferinnen und Surfern aus Europa haftet der Charakter von Hipstern an, Sprösslinge aus der Mittel- und Oberschicht, die sich einen nicht gerade billigen Sport leisten können (plus obligatorischem Campingbus) und mit diesem Equipment die Küsten bereisen. Im Baskenland trifft dieses Bild nicht zu, zumindest nicht für die große Mehrheit. Die typischen baskischen Surfer*innen sind Naturfreund*innen, die das Surfbrett mit derselben Begeisterung benutzen wir die Plastiktüte zum Aufsammeln von Meeresmüll. Wie zwei Seiten einer Medaille. Ehrenamt und praktischer Umweltschutz. Da gibt es die Geschichte von einem blinden Surfer in Gipuzkoa (1), sowie die bekannten Namen, die wie Aritz Aranburu weltweit bei internationalen Grand Prix beteiligt sind. Und es gibt die Basisarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Jugendmeisterschaften
Schönes Wetter und hervorragende Stimmung prägten das Turnier-Wochenende am Strand von Zarautz in Gipuzkoa, 20 Kilometer von Donostia (San Sebastian) entfernt. Zum ersten Mal trug der Surfverband des Baskenlandes den Jugend-Wettbewerb auf der westlichen Seite des ungefähr ein Kilometer langen Strandes aus. Von den Einheimischen wird dieser Strandteil Munoa genannt (wie der in der Nähe liegende Platz in der Altstadt und das Parkhaus am Strand). Die Entscheidung, den Wettbewerb hier auszutragen, hatte positive Auswirkungen, nicht zuletzt deshalb wurde die Surf-Meisterschaft zu einem großen Erfolg. (2)
Die Wettbewerbe wurden in vier Alterskategorien ausgetragen (18, 16, 14 und 12 Jahre) und zwar in Runden von 20 Minuten, sowohl am Samstag wie am Sonntag. In den Runden traten jeweils vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, auch in den Finalrunden. Für die Gesamtwertung waren die beiden besten Wertungen der Jugendlichen entscheidend. Kleinere, beziehungsweise leichter zu reitende Wellen brachten weniger Punkte ein als größere, kraftvollere Wellen. Daher war es wichtig, nicht die erstbeste Welle zu nehmen, sondern mit mehr Geduld auf eine besonders gute Welle zu warten.
Euskal Surf Txapela Txiki 2019
Die Meisterschaft 2019 hieß offiziell und in baskischer Sprache “Euskal Surf Txapela Txiki 2019“. Ausgetragen wird sie vom baskischen Surfverband EHSF (Euskal Herriko Surf Federazioa = Surfverband des Baskenlands) und ersetzt die bisherige “Txiki Surf Txapelketa“ (wörtlich: Kleine Surf Meisterschaft). Letztere stellte ein spezielles Jugendturnier dar, wird nun aber nicht weiter organisiert. Das heißt, die Euskal Surf Txapela Txiki ist nunmehr die einzige U-18 Meisterschaft – wer gewinnt, verdient den einzigen Pokal des Jahres. (2)
Im Baskenland werden die Gewinner*innen sportlicher und anderer Wettbewerbe mit einer Txapela gekrönt. Die Txapela ist eine großformatige Baskenmütze, in die von Hand die Angaben zum Wettbewerb gestickt weden: Art des Wettbewerbs, Austragungsort und Jahreszahl. Von der Txapela (Baskenmütze) abgeleitet ist der Begriff für die Meister*innen: Txapeldunak – die Hüteträger*innen. Asier Nieto, Mitglied der EHSF (Euskal Herriko Surf Federazioa) und Organisator des Wettbewerbs: “Das schönste Geschenk für die Siegerinnen und Sieger ist, wenn sie aus dem Wasser kommen und von Gegnern und Freunden auf die Schultern genommen werden und in luftiger Höhe über den Strand getragen werden.“
Am linken westlichen Teil des langen Strandes von Zarautz, dem diesjährigen Austragungsort des Turniers, ist die Wellenhöhe im Vergleich zu anderen Teilen des Strandes am geringsten. Die meist von Nordwesten ankommenden Wellen werden nach Osten hin größer bevor sie in den östlichen Teilen des Strandes brechen. Wenn die Wellen besonders hoch ankommen, ist dieser relativ geschützte Ort sehr angemessen für Surfpraxis. Sind die Wellen jedoch klein, fehlt es ihnen in Munoa an Kraft.
Hohes Leistungs-Niveau
Dennoch haben die natürlichen Klippen, die diesen Strandteil abschließen, andere günstige Eigenschaften zu bieten. Beispielsweise gilt diese Zone als der windgeschützteste Teil des gesamten Strandes, weil der anschließende Höhenzug unmittelbar auf 200 Meter Höhe ansteigt. Wichtig ist auch die Wellenbewegung. Normalerweise brechen sich die Wellen auf der gesamten Länge des Strandes von links nach rechts, oder von Westen nach Osten. Vor den Klippen von Munoa jedoch öffnen sie sich immer, sei es zur rechten oder zur linken Seite.
Aus diesen Gründen hat sich der Verband entschlossen, die diesjährige Meisterschaft auf dieser Strandseite auszutragen. Trotz der Tatsache, dass die Wellen verhältnismäßig klein waren, wurde deutlich, dass es sich um einen Ort handelt, der viele Möglichkeiten bietet. “Die Vorhersage für Samstag war sehr schlecht, aber wir hatten Glück. Die Wellen waren zwar klein, aber sehr gut geeignet: Wir konnten alle Runden der Jungen und Mädchen unter 12 Jahren ausspielen“, sagte Asier Nieto, der Verantwortliche des Turniers.
In der Kategorie unter 12 Jahren nahmen insgesamt 21 Kinder teil, 16 Jungen und 5 Mädchen. Eder Fuentes aus Getxo gewann den Titel der Jungen, auf den zweiten Platz kam Oxel Oregi. Die Wettbewerbs-Richter hoben das Leistungs-Niveau der Mädchen besonders hervor: “Wir sind es gewohnt, bei den Jungen ein hohes Niveau zu sehen, aber an diesem Samstag waren wir besonders über das hohe Niveau der 12-jährigen Mädchen überrascht. Beeindruckend!“ Annette Gonzalez-Etxabarri gewann den U-12-Titel und verdrängte Laine Goenaga auf den zweiten Platz. (2)
Ausgezeichneter Sonntag
Am Sonntagvormittag gab es in Zarautz sehr schöne Wellen, die Teilnehmer*innen genossen die kleinen, aber sauberen Wellen, die sowohl nach links wie auch nach rechts brachen. Mit voranschreitender Zeit wurden die Wellen jedoch deutlich kleiner und mit zunehmender Flut ließ die Kraft der Wellen nach.
Jedenfalls konnten vor der auflaufenden Flut alle Runden erfolgreich zu Ende gebracht werden. Gegen fünf Uhr nachmittags wurde der letzte der diesjährigen Gewinner der Surf Txapela Txiki auf den Schultern seiner Freunde über den Strand getragen. Iker Amatriain aus Zarautz gewann den Titel der 18-jährigen, der zweite Platz ging an Tomas Zarraonandia. Bei den Mädchen gewann Mikele Beato, ebenfalls aus Zarautz, auf den zweiten Platz kam Paula Nieto.
Am Vormittag wurden die Runden der unter 14 und unter 16-jährigen vor allem bei Ebbe ausgetragen. In der Kategorie unter 14 belegten Peru Zuñiga und Aitzol Aginaga die ersten beiden Plätze bei den Jungen und bei den Mädchen kam Janire Gonzalez-Etxabarri auf Platz eins und Ibone Gomez auf Platz zwei. Markel Bizkarguenaga wurde U16-Sieger der Jungen, den zweiten Platz belegte Xuban Lopetegi. Bei den Mädchen gewann Bianca Tye die Goldmedaille der U16-Kategorie und die Silbermedaille ging an Alejandra García.
Unabhängig davon, ob sie gewannen oder nicht: alle 27 Mädchen und 61 Jungen gaben ihr Bestes. Alle zeigten ein hohes Niveau und wurden mit viel Aufmerksamkeit und Beifall belohnt. Im Publikum befanden sich natürlich viele Familienangehörige und Bekannte der teilnehmenden Jugendlichen, die in angenehmer und fröhlicher Stimmung bei gutem Wetter die beiden Tage genossen.
Euskal Herriko Surf Federazioa
In der Euskal Herriko Surf Federazioa – dem Baskischen Surf-Verband – sind verschiedene Surf-Techniken und Altersgruppen vertreten. Neben Kindern und Jugendlichen natürlich die Altersgruppe derer, die den Sport semiprofessionell oder professionell betreiben. Auch die Senior*innen haben ihren Platz. Für alle Gruppen werden über das Jahr verteilt Wettbewerbe veranstaltet, vom Frühjahr bis in den Winter. Weil der Verband großen Wert auf professionellen Umgang legt, bietet er auch Kurse für die Trainer*Innen und Monitor*innen der Surfschulen an. Auch die Ausbildung zu Wettbewerbs-Juror*innen fehlt nicht, denn irgendjemand muss die Surfkunst bei den Meisterschaften ja auch bewerten können. Für all jene werden ständig Schulungen und Weiterbildungen angeboten. (2)
Meisterschaften übers Jahr verteilt
Die Meisterschaften in den verschiedenen Disziplinen und für unterschiedliche Altersgruppen sind verteilt über das Jahr und über die gesamte baskische Küstengeografie in Bizkaia und Gipuzkoa (Araba und Navarra haben keinen Meerzugang, das nordbaskische zu Frankreich gehörende Iparralde ist ein extra Thema). Einige Txapelketa-Meisterschaften sind in vier Turniere aufgeteilt, die zwischen Januar und Dezember stattfinden, vorwiegend im Sommer. (3)
Da gibt es den “Euskalsurf Zirkuitua“ (eins bis vier), ausgetragen in diesem Jahr in Deba, Sopela, Getaria, Mundaka und Bakio. Damit wären bereits fünf der bekanntesten Namen von Surforten benannt. Den “Euskalsurf Body Board Zirkuitua“ (eins bis vier) gibt es 2019 in Sopela, Zumaia, Ereaga-Getxo und erneut in Mundaka-Bakio. Jugend-Wettbewerbe “Euskalsurf Gazte Zirkuitua“ gibt es in Barinatxe-Sopela, Donostia, Karraspio-Lekeitio und Plentzia.
Der Jugend Wettbewerb “Euskalsurf Meduxa Body Board Gazte Txapelketa“ findet nur einmalig im Juni in Bakio statt. Ebenso der ausführlich beschriebene “Euskalsurf Txapela Txiki” und die Meisterschaft für Erwachsene, “Euskalsurf Txapela Handi“ im September in Sopela. Die Senior*innen dürfen sich zeitgleich messen beim “Euskalsurf Beteranoen Txapela“ im September in Sopela; und die Vereinsmeisterschaften “Euskalsurf Elkarteen Txapela“ sind ebenfalls in Sopela (spanisch: Sopelana). Was wir uns unter einem “Euskalsurf Sorginetxe Big Wave” vorzustellen haben (Euskalsurf Große Hexen Wellen), sei dahingestellt, dieses Vergnügen findet von Januar bis März in Deba statt. Last not least: Der Vierteiler “Euskalsurf Sup Race Zirkuitua” wird in Getxo, Deba, Hondarribia und Orio ausgetragen.
Mit mehr als 22 schön über das Kalenderjahr verteilten Surf-Wettbewerben wird im Baskenland jedes Surfherz ausreichend befriedigt. Denn selbstverständlich sind die Turniere nicht nur für die angemeldeten Teilnehmer*innen ein Anlaufpunkt, sondern auch für all jene, die sich noch nicht trauen und gerne in der “Welt der Großen“ schnuppern möchten.
(Publikation Baskultur.info 2019-06-25)
ANMERKUNGEN:
(1) Artikel “Surfen ganz anders – Der blinde Weltmeister“, Baskultur.info 2017-01-26 (LINK)
(2) Information aus dem Artikel “Euskal Surf Txapela Txiki 2019“ (Baskische Jugend-Surf-Meisterschaft 2019) Autor: Haritz Larrañaga Altuna, Tageszeitung Gara, 17. Juni 2019. (LINK)
(3) Euskal Herriko Surf Federazioa = Surfverband des Baskenlands (LINK)
ABBILDUNGEN:
(1) Euskal Surf (surf30)
(2) Euskal Surf (diariovasco)
(3) Euskal Surf (gara)
(4) Euskal Surf (ariane ochoa)
(5) Euskal Surf (surf30)