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Wandern durch das Bergmassiv

Der Gorbeia-Naturpark liegt zwischen den baskischen Provinzen Bizkaia und Araba. Er erstreckt sich über 20.000 Hektar und ist damit der größte Naturpark der gesamten Region Baskenland. 70% seiner Fläche sind von Buchen-, Eichen- und Kiefernwäldern bedeckt. Unzählige Hütten und Koppeln säumen die Wiesen und spiegeln die bis heute bedeutende Hirten-Tradition wider. Das ausladende Bergmassiv wird von einem Gipfel gleichen Namens gekrönt. Der Gorbeia ist mit 1.481 Metern der höchste Berg in Bizkaia.

Der Naturpark und sein Gipfel heißen auf Baskisch Gorbeia (span: Gorbea), der Gipfel ist von einem weithin sichtbaren Kreuz gekrönt. Der Aufstieg ist in baskischen Wanderkreisen sehr beliebt. Eine besondere Tradition ist die Besteigung am letzten und ersten Tag des Jahres. Dann stoßen am Gipfelkreuz Hunderte von Menschen auf das neue Jahr an.

Neben Weidetieren wie Schafen, Kühen, Ziegen und Pferden findet sich in diesem Naturpark auch ein breites Spektrum an wilder Fauna. Unter den Arten, die hier leben, ist das Vorhandensein mehrerer im Baskenland als bedroht katalogisierter Arten erwähnenswert. Zum Beispiel Fischotter, der Pyrenäen-Desman (eine Maulwurf-Art), die langschwänzige Gebirgsstelze oder die eurasische Wasseramsel. Aber auch große Wildtiere wie der emblematische Hirsch bevölkern den Naturpark.

Seine Buchen- und Eichenwälder beherbergen prähistorische Reste, die uns daran erinnern, dass diese Gegend seit Tausenden von Jahren von Menschen bewohnt war. In tieferen Lagen befinden sich etliche Bauernhäuser von typisch ländlicher Architektur. Darüber hinaus gibt es über den Naturpark verteilt Gebäudereste, die an Eisenverhüttung und an Getreidemühlen erinnern. In höheren Lagen sind deutlich weniger menschliche Einflüsse erkennbar. Die meisten Gebäude dienen der Unterbringung von Vieh oder sind Unterkünfte für die Hirten, die die Sommermonate im Naturpark verbringen. Dazu kommen einige Wanderhütten. Neubebauung ist heutzutage komplett untersagt.

gorbeia2Das Gipfelkreuz des Gorbeia

Das aktuelle Kreuz ist 17,23 Meter hoch. 1899 forderte Papst Leo XIII. die Errichtung von Kreuzen auf allen Gipfeln der höchsten Berge der Christenheit, um den Eintritt in das neue Jahrtausend zu feiern. Im Baskenland einigte man sich darauf, ein großes Kreuz auf dem höchsten Berg der Region aufzustellen, dem Gorbeia. Es wurde vereinbart, ein 33,33 Meter hohes Kreuz mit einer Flügel-Spannweite von 14,5 Metern und einem 27 Meter hohen horizontalen Blatt zu errichten. Es sollte im Jahr 1900 eingeweiht werden, aber die Arbeiten verzögerten sich. Am 16. Juni 1901 begannen die Ausgrabungen der Fundamente für das Kreuz, das schließlich am 12. November desselben Jahres eingeweiht wurde. Die Hirten, die zur Einweihung kamen, sagten voraus, dass es nicht lange stehen bleiben würde. Und sie behielten recht: genau einen Monat später, am 12. Dezember, fiel es um.

Zweites und drittes Kreuz

Kurze Zeit später wurde der Bau eines zweiten Kreuzes derselben Größe in Angriff genommen. Es wurde 22 Monate später eingeweiht und am 1. Oktober 1903 mit Wasser aus dem Jordan-Fluss gesegnet. Ein Sturm riss es zwei Jahre später am 12. Februar 1906 um. Bereits im Jahr 1907 begannen die Arbeiten des dritten Kreuzes für ein neues, deutlich bescheideneres Projekt mit einer Höhe von 17,23 Metern und einer Struktur, die an den Eiffelturm erinnert. Die Metallstruktur mit quadratischem Grundriss und einer Seitenlänge von fünf Metern ist auf Beton-Fundamenten verankert. Die vier Arme nähern sie sich einander an, bis sie an einem gemeinsamen Scheitelpunkt in der Mitte zusammenkommen. Aus dem Verbindungspunkt geht ein lateinisches Kreuz hervor, dessen Arme nach Osten und Westen weisen. Bezüglich seiner Einweihung gibt es keinerlei Information. Die erste Nachricht stammt aus dem Jahr 1912. Im Jahr 1991 wurde das Kreuz neu bemalt und restauriert, erneut im Juni 2019.

Im Folgenden werden fünf Wanderrouten von unterschiedlichem Schwierigkeits-Grad vorgestellt, die alle von der Bizkaia-Seite des Gorbeia ausgehen.

Route 1: Feuchtgebiet Saldropo

Es handelt sich um einen Rundwanderweg ohne Schwierigkeiten. Das Saldropo-Feuchtgebiet gehört geografisch zur Gemeinde Zeanuri. Auf der N-240 von Zeanuri Richtung Vitoria-Gasteiz liegt der Pass Barazar. Ein Schild gibt die Passhöhe mit 604 Metern an. Eine verlassene Tankstelle und ein ehemaliges Restaurant zeugen von der früher wichtigen LKW-Strecke zwischen Bizkaia und Alava. Ein Schild auf der rechten Seite (gegenüber der Tankstelle) weist uns den Weg ins Feuchtgebiet.

gorbeia3Der Weg führt auf einer asphaltierten Straße durch einen ungewöhnlichen Wald von Zypressen und Lärchen. Je nach Jahreszeit begleitet uns das Quaken der Frösche in Tümpeln am Straßenrand. Das Zirpen von Grillen, aber auch das Blöken von Schafen und das Wiehern von Pferden sind ständig präsent. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir den Parkplatz von Saldropo (646 m), der am Fuße des Berges Atxuri (936 m) liegt. Das Gorbeia-Massiv mit seinem Gipfelkreuz bildet einen reizvollen Hintergrund. Dieser Punkt ist auch per Auto zugänglich.

Das heutige Erholungsgebiet Saldropo umfasst eine ungefähr drei Hektar große Ebene und liegt auf einem ehemaligen Torfmoor, das ausgebeutet wurde, bis es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktisch verschwand. Der Rundwanderweg führt um das Feuchtgebiet Saldropo herum. Der zentrale Teil des Gebiets ist unzugänglich und steht unter besonderem Schutz, weil er von großem ökologischem Wert ist und geprägt von einer sehr vielfältigen und charakteristischen Vegetation wie insektenfressende Pflanzen und Torfmoos.

Während der Zeit des Vogelflugs bevölkert auch diese Spezies das magische Biotop. Am besten lernen wir das Gebiet kennen, wenn wir vom Parkplatz aus dem Rundweg im Uhrzeigersinn folgen. Zu Beginn bietet der kurze Spaziergang spektakuläre Ausblicke auf das Gorbeia-Massiv. Vorbei an Pferdekoppeln und einer Herberge für Schulausflüge führt der Weg zu einem kleinen Bach. An dieser Stelle beginnt der Aufstieg zum Berg Atxuri (siehe Wanderroute 2), ein Schild weist den Weg über eine Brücke. Wenig weiter befindet sich ein ehemaliger Kalkofen. Kurz vor Erreichen des Ausgangspunktes am erwähnten Parkplatz gibt es eine Art Interpretations-Zentrum im Freien: Ausstellungstafeln zur Geschichte des Torfabbaus, zu Flora und Fauna., sowie Panoramatafeln, die die umliegenden Berge erläutern.

Route 2: Von Saldropo zum Berg Atxuri (936 m)

Der Rundweg Saldropo-Atxuri-Arralde-Saldropo geht über 7 Kilometer, dabei ist ein Höhenunterschied von circa 300 Metern zu bewältigen. Die Route beginnt am Parkplatz von Saldropo. Gegen den Uhrzeigersinn gehend, erreichen wir nach wenigen Minuten den ehemaligen Kalkofen und kurz danach die Brücke über den Bach in Richtung Atxuri. Der gesamte Weg ist entweder durch Holztafeln oder rot-weiße Markierungen ausgewiesen. Zu Beginn führt ein schmaler Pfad durch einen dichten Wald aus verschiedenen Pinienarten, Tannen, Zypressen und Lärchen. Nach einer Weile stoßen wir auf einen Waldweg, dem wir folgen, bis uns ein Holzschild nach rechts weist.

Ein steiles Teilstück lässt uns schnell an Höhe gewinnen bevor der Pfad wiederum in den Waldweg mündet, dem wir nach rechts folgen. Wiederum eine Weile später biegen wir einem Schild folgend nach links in einen steil aufsteigenden Pfad. Kurze Zeit später liegt der untere Teil des Berges Atxuri direkt vor uns. Ein nach links abbiegender Pfad leitet uns direkt auf den Gipfel, den wir nach ca. 10 Minuten erreichen. Von hier aus gibt es die Möglichkeit über ein etwas unangenehmes steiniges Gelände zum Gipfel des Arralde (941 m) weiter zu gehen.

gorbeia4Route 3: Von Saldropo zum Gipfel des Gorbeia

Rundweg Saldropo – Aldamin – Gorbeia – Saldropo geht über 14 Kilometer, bei einem Höhenunterschied von ca. 800 Metern und einem mittleren Schwierigkeitsgrad. Der erste Teil des Weges ist identisch mit der Beschreibung der Wanderung auf den Berg Atxuri (siehe Wanderung Nr. 2). Der gesamte Weg ist als GR-12 ausgeschildert. Eine gewisse Ausdauer ist Voraussetzung, der Weg selbst ist jedoch nicht weiter kompliziert.

Wie beschrieben gelangen wir nach der Durchquerung des Waldes an den unteren Teil des Atxuri-Berges. Dem Weg folgend, gehen wir unterhalb eines überhängenden Felsens mit Namen “Visera de Atxuri“ (Atxuri-Schirm) entlang und erreichen eine Steigung, die auf der linken Seite beginnt. Der Aufstieg kann wegen der Glätte des Steins gefährlich sein. Nach etwa zehn Minuten erreichen wir ein offenes Feld mit einem weiteren Holzpfosten, der uns den Weg nach rechts weist.

Der Weg über die ausladenden Weidewiesen führt an zwei Schutzhütten vorbei, immer in Richtung des Berges Aldamin (1.373 m), der sich uns nun deutlich von seiner Nordseite zeigt. Wir behalten ihn im Blick, passieren ihn jedoch auf der linken Seite und erreichen nach weiteren 10 Minuten einen Hang, wobei wir den Aldamin immer rechts liegen lassen. Nach einer weiteren Viertelstunde gelangen wir zum Aldamiñoste-Pass, von dem aus wir nach links aufsteigen, das Gipfelkreuz des Gorbeia stets im Blick.

Route 4: Ojo de Atxular und Höhle Supelegor

Rundgang von Orozko-Urigoiti (440 m) zum Felsdurchgang Atxular (1.086 m) und zur Höhle Supelegor (992 m). Der Weg ist von mittlerem bis hohem Schwierigkeitsgrad, die Wanderzeit hin und zurück beträgt 5 Stunden.

gorbeia5Diese Strecke ist von faszinierenden Landschaften geprägt. Vorsicht ist geboten, denn man kann sich leicht verirren. Während des Aufstiegs gibt es viele Stellen, an denen kein Pfad zu sehen ist, und es ist schwierig zu gehen, da der Weg über scharfe Felsvorsprünge führt. Oft tun sich Nebelfelder auf, die zum einen die Orientierung erschweren und zum anderen durch Feuchtigkeit zu Rutschgefahr führen. Daher ist es empfehlenswert, die Tour nicht alleine zu machen und, wenn möglich, sich mit GPS auszurüsten. Diese Route ist körperlich recht anspruchsvoll, denn in den höheren Lagen müssen die Füße ständig zwischen unwegsamen Felsbrocken nach einem Weg suchen. Dieses Itxina genannte zerklüftete Karst-Gebiet birgt auch gefährliche bis zu mehreren Metern tiefe Schächte oder Steilhöhlen. Also höchste Vorsicht bei Nebel.
Ausgangspunkt ist der Ortsteil Urigoiti von Orozko. Kurz nach Beginn der Wanderung kommen wir an eine Wegkreuzung. Wir empfehlen, den rechten Weg zu nehmen und später auf dem linken Weg zurückzukehren. Der rechte Weg ist kürzer, jedoch steiler und (wie oben beschrieben) etwas kompliziert. Der Rückweg ist markiert und praktisch ohne Schwierigkeiten. In beiden Fällen werden wir von Kühen und Pferden begleitet, bis wir die Campas de Arraba erreichen (Wiesen von Arraba). Das letzte Teilstück führt über einen schmalen steilen Pfad zum Felsdurchgang Atxular. Diese natürliche Felsöffnung sieht aus wie ein Auge, das in eine spektakuläre Landschaft blicken lässt (auf Spanisch wird diese Stelle mit “Ojo de Atxular“ (Auge von Atxular) bezeichnet. Beim Durchqueren erscheint es jedoch wie eine Tür in eine veränderte Landschaft.

Dieses karstige Gebiet, geprägt von Steinen, Dolinen und einem uralten Buchenwald ist nicht umsonst Ausgangspunkt vieler Legenden aus der baskischen Mythologie. Unter anderem soll die kaum 700 Meter von Atxular entfernte Höhle Supelegor einer der Wohnorte der großen Göttin Mari gewesen sein, die in den baskischen Bergen lebte und das Geschehen in der Bevölkerung beobachtete und beeinflusste. Der Eingang ist nicht zu übersehen, eine große quadratische Öffnung bietet Zugang ins Innere eines unendlich erscheinenden Schlunds. Im Eingangsbereich wurden prähistorische Reste gefunden, die darauf hinweisen, dass die Höhle einst bewohnt war.

Route 5: Wanderung zum Gipfel des Berges Gorbeia

Ausgangspunkt dieses Wanderwegs ist der Parkplatz Pagomakurre (878 m), die Entfernung hin und zurück beträgt 18,2 Kilometer, bei einem Höhenunterschied von 600 Metern, mit Pausen dauert die Wanderung ca. 6 Stunden. Diese Tour ist eine klassische und beliebte Route unter den baskischen Bergwanderfans. Der Weg ist angenehm und ohne technische Schwierigkeiten, wenn auch von einer anstrengend langen Schlussrampe geprägt. Auf der Strecke liegen zwei Schutzhütten, die zu kleinen Pausen einladen.

gorbeia6Anfahrt: Auf der Landstraße N-240, zwischen Igorre und Leguti, nehmen wir die Abzweigung nach Areatza. Im Zentrum des Dorfes ist die Abzweigung zum Naturpark ausgeschildert, an einer Kreuzung folgen wir dem Schild nach Pagomakurre. Eine schmale, asphaltierte Landstraße führt auf einer ca. 7 Kilometer langen kurvenreichen Strecke nach oben. Die Straße endet an einem großen Parkplatz mit Brunnen und Picknick-Tischen mit dem schönen Namen Pagomakurre.

Am Ende des Parkplatzes beginnt ein breiter Weg, der zunächst einen kahlen felsigen Berg (Peña Lekanda) umrundet, den wir immer rechts liegen lassen. Nach einigen Kilometern kommen wir auf die Weidewiesen von Arraba, ein ausladendes immergrünes Gelände, das von den Hirten der Umgebung als klassisches Weideland genutzt wird. In Arraba gehen wir Richtung Süd-Osten. Ein kleiner von Bäumen gesäumter Weg führt in der Nähe der ersten Schutzhütte mit Namen Elorria vorbei. Danach überqueren wir den Hügel Aldape, der sich am Fuße des Berges Gatxarrieta befindet, ein wenig weiter stoßen wir auf den prähistorischen Menhir von Zastegi, der sich auf der rechten Seite des Weges befindet. Von hier haben wir die beiden höchsten Berge der Provinz Bizkaia in Sichtweite: links der Aldamin (1.373 m) und rechts der Gorbeia (1.479 m).

Wir erreichen ein kleines schönes Buchenwäldchen, das denselben Namen trägt wie die daneben liegende Schutzhütte des Bergklubs Juventus: Egiriñao. Jetzt macht der Weg einen starken Anstieg und wir erreichen einen Bergsattel, der die beiden Berge Aldamin und Gorbeia voneinander trennt. Hier treffen die meisten Wanderrouten zusammen, die zum Gorbeia hinaufführen, darunter auch die, die von Murua aus der Provinz Alava kommt.

Nun fehlt nur noch eine letzte große Anstrengung, um die langgezogene Wölbung am Nordhang des Gorbeia zu besteigen. Dieser letzte Teil hat es in sich, vor allem, wenn die Beine nach dem bereits erfolgten Anstieg vielleicht etwas schwer geworden sind. Eine einzigartige 360-Grad-Aussicht entschädigt für die Mühen. Der Rückweg nach Pagomakurre geht über dieselbe Strecke.

ABBILDUNGEN:

(1) Schneewanderung zum Gorbeia (2mundosencontrados.com)

(2) Menhir von Zastegi (senderioja.es)

(3) Atxuri-Schirm (2mundosencontrados.com)

(4) Gorbeia-Gipfel (senderioja.es)

(5) Atxular-Durchgang (wikiloc)

(6) Supelegor-Höhle (wikiloc)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-09-22)

 

 

 

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