gletsch01Klimakatastrophe auch in Navarra

Die Pyrenäen sind eine rund 430 km lange Gebirgskette, 120 davon entfallen auf die baskische Region Navarra. Sie trennen die Iberische Halbinsel vom übrigen Europa im Norden, und weisen bei Höhen von über 3.000 Metern eine Vielzahl von Gletschern auf. Bisher zumindest. Denn auch hier machen die Erderwärmung und die aufziehende Klimakatastrophe keinen Halt. Die Gletscher in den Pyrenäen haben seit 2011 bereits zwischen sechs und zwanzig Meter an Dicke verloren sowie ein Viertel ihrer Fläche.

Eine Studie des Pyrenäen-Instituts für Ökologie (IPE-CSIC) über 17 der 24 Gletscher in den Pyrenäen zeigt, dass die Gebirgskette zwischen 2011 und 2020 zwischen 6 und 20 Metern an Dicke und 23,3% ihrer Fläche verloren haben. Grund: die Erderwärmung.

Eine Studie des Pyrenäen-Instituts erklärt, dass die Dicke des Gletscher-Eises im Durchschnitt um 10 Meter abgenommen hat, an einigen Stellen sogar um mehr als 20 Meter. Der Rückgang an den verfügbaren Mess-Stellen erfolgt seit den 1980er Jahren in ähnlichem Tempo. Es handelt sich um eine Studie, an der verschiedene Forschungszentren aus Spanien und Frankreich beteiligt waren und deren wichtigste Schlussfolgerungen in der Zeitschrift "Geophysical Research Letters" veröffentlicht wurden.

Nach Angaben des IPE, das dem Spanischen Nationalen Forschungsrat (CSIC) untersteht, haben die Forscher*innen Ixeia Vidaller und Jesús Revuelto die Veröffentlichung dieser internationalen Studie geleitet, in der die in den letzten zehn Jahren festgestellten Veränderungen von Fläche und Dicke der Gletscher analysiert wurden. (1)

gletsch02Die Pyrenäen

Die Pyrenäen: spanisch: Pirineos, französisch: Pyrénées, baskisch: Pirinioak, katalanisch: Pirineus, aragonesisch: Perinés und okzitanisch: Pirenèus; von lateinisch: Pyrenaei, Berge. Die Gebirgskette spannt sich vom Atlantischen Ozean im Westen (Golf von Bizkaia) bis zum Mittelmeer im Osten (Golf von Roses). Die Pyrenäen sind Teil des Alpidischen Gebirgssystems. Die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Spanien folgt im Wesentlichen dem Gebirgskamm. Die Kette umfasst rund zweihundert Gipfel über 3.000 Meter. Der höchste Berg ist mit 3.404 Metern der Pico de Aneto im Maladeta-Massiv, die höchsten Gipfel sind vergletschert.

Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein starker Rückgang der Gletscher zu beobachten. Der ehemals sehr beeindruckende Ossoue-Gletscher am Vignemale hat viel von seiner einstigen Größe verloren. Negatives Beispiel für die durch Erwärmung erfolgten Veränderungen ist der zum Aneto-Gipfel zählende Gletscher, dessen Verlust auf 24,3% seiner Gesamtfläche und eine durchschnittliche Dicke von 8,5 Metern geschätzt wird, wobei in einigen Zonen ein Rückgang von bis zu 21 Metern verzeichnet wird.

Vignemale-Massiv

Zu den am stärksten betroffenen Eismassen gehören der Ossoue-Gletscher im Vignemale-Massiv, dessen Fläche um 25,7% geschrumpft ist und der im Durchschnitt 10 Meter an Dicke verloren hat. Oder der Taillon-Gletscher, der im Durchschnitt 11,6 Meter verloren hat, im zentralen Bereich übersteigt der Verlust 23 Meter. Die klimatischen Bedingungen zwischen den Gebieten, in denen sich die Gletscher befinden, unterscheiden sich kaum, da sich das Klima in den gesamten Pyrenäen in ähnlicher Weise verändert hat. Dennoch weist die Entwicklung von Eis und Gletscher den Wissenschaftler*innen zufolge während dieses Zeitraums auch deutliche Unterschiede auf.

So werden die kleinsten Gletscher der Pyrenäen (mit einer Fläche von weniger als 10 Hektar, wie der Barrancs im Maladeta-Massiv oder der Llardana im Posets-Massiv) stark von der lokalen Topografie und dem entsprechendem Mikroklima beeinflusst. Dies lässt sich aus dem Kontrast zwischen ihrem Flächen- und Dickenverlust ableiten. Die größeren Gletscher werden jedoch in erster Linie von den generellen klimatischen Bedingungen der Gebirgsregion beeinflusst, so dass sich die Verluste der größeren Gletschermassen (wie jene von Aneto, Maladeta, Ossoue und Monte Perdido) in ähnlicher Weise entwickeln.

gletsch03Weniger Sonneneinstrahlung und mehr Schnee

In diesem Zusammenhang betonen die Autor*innen der Studie die Bedeutung von Übersichts-Karten, um die beobachteten Verluste im Detail aufzuzeigen, und um die Gründe für die zunehmende Beschränkung der Gletscher auf geschützte Gebiete mit geringerer Sonneneinstrahlung und größerer Schneeansammlung zu überwachen und zu verstehen. In diesen Gebieten, so sagen sie voraus, könnten die Gletscher möglicherweise langsamer abnehmen. Aber auch sie sind letztendlich innerhalb der aktuell dominierenden Dynamik zum Verschwinden verurteilt.

In den Pyrenäen waren bislang die größten Gletscher Südeuropas zu finden, ihr Überleben ist durch den Klimawandel bedroht. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind daher ein Vorgeschmack auf die Entwicklung in anderen weiter im Norden gelegenen europäischen Gebirgsregionen wie den Alpen, wo die Gletscher ebenfalls einen deutlichen Rückgang verzeichnen. Die Veränderungen der Gletscherfläche wurden anhand von hochauflösenden Bildern berechnet, die von verschiedenen Satelliten mit optischen Sensoren aufgenommen wurden. Die Veränderungen der Gletscherdicke wurden bestimmt durch den Vergleich von 3D-Oberflächen, die mit Drohnenflügen im Jahr 2020 und anderen von einem luftgestützten LiDAR-Sensor im Jahr 2011 erzielt wurden.

gletsch04Forschungs-Methoden

Nach Ansicht des IPE birgt diese Untersuchungs-Methode ein großes Potenzial, ihre Anwendung ist jedoch aufgrund der Merkmale der überwachten Gebiete sehr komplex. Denn sowohl die Beobachtung aus der Luft wie auch der Zugang zu den Gebieten sind extrem schwierig. Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass die Kombination von Drohnentechniken und dem Lasersystem Light Detection and Ranging (Lidar) es ermöglicht hat, die Veränderungen der Gletscheroberfläche mit einer Unsicherheit von weniger als 0,4 Metern zu quantifizieren.

Forscher der Universität des Baskenlandes (UPV/EHU), des Cesbio (Centre d'Etudes Spatiales de la Biosphère) und des Legos (Laboratoire d'Etudes en Géophysique et Océanographie Spatiales) in Toulouse, der Glaziologie-Vereinigung Moraine und der Universitäten von Zaragoza und Valladolid haben an der Studie mitgearbeitet, die kürzlich von der Zeitschrift "Nature Climate Change" für ihre Rubrik "Featured Articles" ausgewählt wurde.

ANMERKUNGEN:

(1) “Los glaciares de la cordillera del Pirineo han perdido ya más de 6 metros de espesor desde 2011“ (Die Gletscher der Pyrenäen-Kette haben seit 2011mehr als 6 Meter Dicke verloren), Tageszeitung Gara, 2021-09-03 (LINK)

ABBILDUNGEN:

(1) Pyrenäen-Gletscher (naiz)

(2) Pyrenäen-Gletscher (swisseduc)

(3) Pyrenäen-Gletscher (naiz)

(4) Pyrenäen-Gletscher (twitter)

(PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2021-09-09)

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