Muscheln Paläste Pintxos
Donostia, die Hauptstadt der baskischen Provinz Gipuzkoa, spanisch: San Sebastián, ist seit langem untrennbar verbunden mit dem Bild eines der schönsten Stadtstrände Europas, dem Muschel-Strand, Playa Concha. Links und rechts von Bergen flankiert, in der Mitte eine Insel – fast wirken die Strände, als wären sie einem modernen Stadtdesign entsprungen. Für die Reichen Europas war diese besondere Lage seit 150 Jahren Anlass, den Sommer in dieser Küstenstadt am Golf von Bizkaia zu verbringen.
Im Jahr 1885 begann Maria Christina von Österreich, Königin von Spanien, mit der aristokratischen Tradition, San Sebastián zu ihrer Sommerresidenz zu machen. Weitere europäische Herrscher folgten. In diese Reihe fügte sich auch der spanische Faschisten-General Franco. Nachdem er im Krieg 1936 Tod, Vernichtung und Repression über die Stadt gebracht hatte, begann er 1940 mit regelmäßigen Sommerferien im Aiete-Palast, der etwas hinter Miramar liegt. Ende des 19.Jhs. wurde die Stadt erweitert, der Bau des Casinos 1887 steigerte die Attraktivität des Ortes für viele Besucherinnen in einer Zeit, in der das Reisen noch Adligen und Wissenschaftlern vorbehalten war. Denn anders als Bilbao und Bizkaia verzeichnete Donostia zu jener Zeit keine Arbeits-Einwanderung, weil eine industrielle Entwicklung nicht in Sicht war. Aus jener Epoche stammen viele der bedeutenden Gebäude der Stadt, die Kathedrale Buen Pastor, die Handwerks-Schule (heute Post), der Miramar-Palast, das Theater Victoria Eugenia, das Hotel Maria Cristina, sowie auf der östlichen Flussseite die Francia-Promenade und der Nord-Bahnhof. Der damals übliche „französische Stil“ verlieh der Stadt den Beinamen „Klein-Paris“ oder „Paris des Südens“.
Mit dem Beginn des 1. Weltkriegs 1914 wurde Donostia zur kosmopolitischen Stadt, im Casino verkehrten Mata Hari, Leo Trotzki, Maurice Ravel, die Tänzerin Pastora Imperio, protzige Banker. In San Sebastián begannen die Zeiten der sog. Belle Époque, regelmäßig gastierten französische Operetten-Gesellschaften, russische Ballette, Opernsänger/innen und berühmte Künstler/innen.
Donostia Geschichte
Der genaue Zeitpunkt der Stadtgründung ist nicht bekannt, als Ursprung gilt das Kloster San Sebastián im heutigen Stadtteil El Antiguo. Um 1180 wurde der Ort vom navarrischen König gegründet, als Hafen des Königreichs, im Jahr 1200 wurde Donostia per Eroberung der kastilischen Krone einverleibt. Die Selbstverwaltungs-Rechte blieben dennoch erhalten, die kastilischen Könige mussten darauf schwören. Nach 1266 verzeichnete San Sebastián sechs Stadtbrände, die jedoch weniger folgenreich waren als die Verlagerung des Handels nach Bilbao. 1489 brannte die Stadt erneut, danach wurde sie in Stein wieder aufgebaut.
Vom Handelsplatz wurde Donostia bis zum 19. Jh. zur Militärfestung ausgebaut, gegen französische, holländische und britische Überfälle. Die Stadt erlebte verschiedene Belagerungen und einen ständigen Kriegszustand. Der Seehandel schrumpfte, zum Nachteil der Stadt erhielt Sevilla das Handels-Monopol mit Amerika. 1719 wurde Donostia zum ersten Mal von einem mächtigen französischen Heer eingenommen, 2000 Soldaten setzten sich zwei Jahre fest, bis sie mit dem Vertrag von Den Haag zum Abzug gezwungen wurden. 1808 wurde die Stadt erneut besetzt, in diesem Fall von napoleonischen Truppen, die ganz Kastilien beherrschten und den (aus spanischer Sicht) Unabhängigkeits-Krieg auslösten. 1813 wurden die Franzosen mit anglo-portugiesischer Hilfe vertrieben, der entscheidende Angriff fand am 31. August statt. Allerdings wurde die Befreiung teuer bezahlt, die „Helfer“ ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen und plünderten die Stadt, wieder brannte sie.
Bei der Einteilung des spanischen Königreichs in Provinzen wurde Donostia zur Hauptstadt Gipuzkoas ernannt, zum Nachteil von Tolosa; der Zoll wurde an den Ebro verlegt, der Amerika-Handelshafen geschlossen. 1863 wurden die Stadtmauern abgerissen, es begann eine neue Etappe von Stadtentwicklung: Donostia wurde erweitert und, wie eingangs geschildert, zur Attraktion für die Aristokratie.
Der Spanische Krieg von 1936 spielte nur eine kurze Rolle in der Stadt. Umkämpft waren vor allem die Loyola Kasernen am Urumea-Fluss, doch schon am 13. September, genau 57 Tage nach dem Militäraufstand fiel der Ort in die Hände der Franquisten. Franco machte San Sebastián nicht nur zu seiner Sommer-Residenz, während all jener Sommermonate wurde die Stadt regelmäßig auch zum Regierungs-Sitz. 1946 wurde im alten Casino das Rathaus eingerichtet.
Stadtrundgang
Wer sich die Mühe eines Rundgangs vom Ondarreta- zum Zurriola-Strand macht, bekommt einen Großteil der Sehenswürdigkeiten Donostias zu sehen. Denn auf den etwas mehr als 4 Kilometern zwischen dem Igeldo- und dem Ulía-Berg sind die meisten Orte und Gegenstände zu finden, die die Stadt berühmt gemacht haben.
Wir starten im Westen der Strandreihe. Zum Igeldo-Berg oberhalb der von Eduardo Chillida kreierten Eisenskulptur „Windkamm“ (Peine del Viento) führt eine Funicular, eine Schienen-Seilbahn aus dem Jahr 1912. Der Berg bietet einen schönen Blick über die ganze Bucht, der oben anzutreffende Freizeitpark ist eher enttäuschend und begeistert höchstens die jüngste Generation. Chillidas Kunstwerk ist ein begehrtes Fotomotiv, doch war der Paseo in den vergangenen Jahren mehr gesperrt als geöffnet, weil vom Steilhang regelmäßig Felsstücke abbrechen und es zu einem Todesfall kam. Am „Windkamm“ beginnt der Ondarreta-Strand, dieser Teil der Uferpromenade ist fest in der Hand der Bourgeoisie Donostias, davon zeugen Restaurants, Tennisplätze und angrenzende Villen. Wenige hundert Meter entfernt liegt mitten in der Bucht die Insel Santa Clara, die im Sommer mit dem Schiff zu erreichen ist, oder schwimmend. Das Eiland hat einen kleinen Anleger und einen Mini-Strand, sie ist 48 m hoch und bewaldet, oben stehen ein kleiner Leuchtturm und Picknick-Bänke. Im 16. Jh. wurde die Insel genutzt, um Pestkranke aus der Stadt abzusondern.
Unter dem Miramar-Palast, der vom Strand aus wegen seiner Höhenlage kaum zu sehen ist, führt ein Tunnel zum folgenden Strand, der nun Concha heißt und der Muschel-Bucht ihren Namen gibt. Es versteht sich, dass der Strand bei gutem Wetter gut gefüllt ist, um nicht zu sagen überlaufen. Als wäre die natürliche Schönheit des Strandes nicht schon ausreichend, wird dort in den Sommermonaten noch ein überdachter mobiler Swimmingpool aufgestellt, für die Crème de la Crème. Vor der Kulisse von Luxus-Wohnhäusern führt die Uferpromenade zum Rathaus der Stadt, das auf der rechten Seite der Bucht liegt. Hinter dem 1947 vom Casino zum Rathaus verwandelten klassischen Gebäude erstrecken sich die Altstadt, der Hafenbereich und der Urgull-Berg. Der Weg in den Hafen führt vorbei am illustren Königlichen Yachtclub, der in allerbester Lage nur Mitglieder zum Bräunen und Genießen edler Weine zulässt. Unterwegs zum Aquarium-Museum (mit Haifischen fast zum Anfassen), kommen wir am Schifffahrts-Museum (Museo Naval) und dem Hafen vorbei, an dem sich praktisch keine wirtschaftliche Tätigkeit mehr abspielt. Im August nimmt hier die phantasievoll bunte Piratenfahrt der Fiesta-Komparsen ihren Ausgang.
Urgull-Berg und Zurriola-Strand
Der sich anschließende Urgull-Berg ist von einer Promenade (Pasaleku Berria) umschlossen und wird von einer Festung gekrönt, zu der eine riesige Christus-Figur gehört. Zur Festung Castillo de la Mota führen schmale Wanderwege, zum Komplex gehört das Geschichts-Museum. Bei der Rückeroberung der Stadt von den französischen Besatzern war die Festung deren letzter Halt. Zu sehen sind Reste der Verteidigungsanlage, die einst schützend die gesamte Altstadt umschloss. An der Nordseite des Urgull liegt etwas vernachlässigt der englische Friedhof. Bei starker See und hohen Wellen liefert die Promenade spektakuläre Bilder, Winterstürme verursachen regelmäßig große Schäden. Der Pasaleku endet am Urumea-Fluss, hinter der Altstadt und dem San Telmo Museum. Über die Kursaal-Brücke geht es zum gleichnamigen Kongress-Zentrum am Zurriola-Strand, einem quaderförmigen Glasbau aus dem Jahr 1999, der seither Hauptsitz des Filmfestivals „Zinemaldia“ ist. Mit dem „Großen Kursaal“ hatte das neue Zentrum seit 1921 bereits einen Vorläufer, der als Casino, Spielsaal, Restaurant und Kino genutzt wurde. Hinter dem Kursaal öffnen sich die beiden Stadtteile Egia und Gros. Der 800 m lange Zurriola-Strand ist aufgrund seiner offenen Lage besonders bei Surfer/innen beliebt, dort ist Nacktbaden erlaubt.
Am Ende der Zurriola-Allee (Hiribidea) beginnt bei der Kirche San Pio X stadteinwärts die breite Ategorrieta-Allee, daneben das Kulturzentrum Okendo, in dem regelmäßig interessante Ausstellungen stattfinden. Die Allee führt vorbei an einem besetzten Senioren-Zentrum (alte Villa mit öffentlichem Cafe) zum Stadtteil Intxaurrondo. Vor Intxaurrondo liegt rechts der städtische Polloe-Friedhof, ein sehenswerter Ort. Intxaurrondo selbst ist bekannt für die Kaserne der Guardia Civil, in der in den 80er und 90er Jahren systematisch gefoltert wurde. Der Befehlshaber der Kaserne, ein gewisser Galindo, wurde einst wegen Entführung und Ermordung von baskischen Aktivisten zu 75 Jahren Haft verurteilt, von denen er lediglich vier absitzen musste.
Walfänger-Berg
Hinter dem Okendo Kulturzentrum führt eine kurvige Straße auf den Ulía-Berg, ein Naherholungsgebiet hoch über der Küste mit Restaurants und Wanderwegen. Hier vergnügte sich früher die Aristokratie, es gab eine kleine Seilbahn, übrig sind Ruinen. Gleichzeitig wurde die strategisch günstige Anhöhe von 235 m seit dem Mittelalter als Beobachtungspunkt für Walfänger (atalaya) benutzt, bis die Spezies des baskischen Wals vor hundert Jahren ausgerottet war. Ein Denkmal erinnert an die Walfänger, am Berg-Parkplatz steht ein unscheinbares Denkmal für die Opfer des Franquismus.
Die Altstadt
Die historische Altstadt von Donostia liegt unterhalb des Urgull-Berges. Gastronomie, Mode, Souvenirs, Frisöre und Tatoos prägen dort die heutzutage auf Tourismus ausgerichtete Ladenszene. Entsprechend sind die Preise. Eine besondere Attraktion sind die gastronomischen Angebote, die in der Altstadt geboten werden, Donostia gilt als Hochburg der baskischen Küche. Berühmte Köche wie Berasategui, Arzak, Subijana oder Aduriz haben Restaurants in der Stadt. Besonders berühmt ist die Pintxo-Kultur: Pintxos sind kleine Appetithäppchen nach baskischer Art, die lecker-bunt zusammengestellt werden und gelegentlich gastronomische Kunstwerke darstellen. An Sehenswertem gibt es in der Altstadt das interessante San Telmo Museum am Zuloaga-Platz, die Kirchen Santa María und San Vicente, den quadratischen Constitución Platz im Zentrum, an dessen Fassaden die Nummern daran erinnern, dass der Ort früher als Stierkampfarena benutzt wurde. Am Trinidad-Platz finden während des Jazz-Festivals öffentliche Konzerte statt. Daneben ein Infobüro und der traditionelle Markt am Bretxa-Platz, der heute zu einem bloßen Einkaufszentrum geworden ist, Fastfood inclusive.
Stadtteile
Mitte des 19. Jhs. wurde damit begonnen, die historische Altstadt zu erweitern, so entstanden Cortazar im Süden, Gros und später Egia (Eguia) im Osten, und Amara wo heute das Anoeta-Fußball-Stadion steht. Der Stadtteil Gros ist von Strand, Tourismus und bürgerlichem Leben geprägt. Egia hingegen hat seinen Charakter bewahrt, dort ist eine alternative Laden- und Kneipenszene zu finden. Auf der anderen Seite der Bucht, im hoch über der Küste liegenden Stadtteil Igeldo (Igueldo), der sich von Donostia unabhängig machen will, liegt der gleichnamige Campingplatz in schöner Hanglage mit einer Reihe von Spazierwegen.
Wanderung Donostia - Pasaia
Vom Ulía-Berg aus bietet sich eine Wanderung zum Nachbarort Pasaia (Pasajes) an, der hoch über der Küste entlang führt und schöne Blicke auf Felslandschaft und Meer liefert. Die Wanderung kann in der Nähe des Zurriola-Strands und des Okendo-Kulturzentrums zu Fuß begonnen werden, über Treppen und steile Wege geht es auf den Berg. Alternative ist der Bus, der bis zum Eingang der Parks führt. Jahrzehntelang war der alte Weg unbegehbar, bis er in den 90er Jahren durch einen Waldbrand wieder freigelegt wurde. 7,5 km Weg (mit Auf- und Abstieg) bei einem Höhenunterschied von 165 m verbinden die beiden Orte, verschiedene Aussichtspunkte liefern einen Eindruck von der Wichtigkeit, die diese auch Jakobsweg genannte Strecke für die Fischer hatte, die nach Walen Ausschau hielten. Stationen sind der Ballenero-Fels, der Königs-Fels, die Kutraia-Quelle, der Ataloi-Fels, der Senekuloa-Leuchtturm – eine Wanderung ohne Schwierigkeitsgrad.
Erinnerungen an den Krieg von 1936
Wie eingangs beschrieben dauerte der Krieg von 1936 in Donostia nicht lange. Die Militär-Behörden waren nicht eindeutig auf Seiten der Aufständischen, so hatte die Volksbewegung Spielraum, sich zu formieren und von Faschisten besetzte Gebäude zurückzuerobern, u.a. das Casino, das Hotel Maria Cristina und die Loyola-Kasernen. Erst nach Fliegerangriffen und massiver Verstärkung durch faschistische Truppen aus Navarra gewannen die Franquisten die Oberhand und begannen mit ihrem Terror gegen alle aus ihrer Sicht Verdächtigen. Eine große Flüchtlings-Bewegung setzte ein Richtung Westen nach Bizkaia. Die nicht wegkamen wurden in provisorischen Gefängnissen eingesperrt, die insbesondere in Schulen eingerichtet wurden, sowie in der Stierkampf-Arena, in einem beschlagnahmten Parteilokal der nationalistischen PNV am Boulevard, oder im Provinzgefängnis Ondarreta. Viele Gefangenen mussten Zwangsarbeit leisten, im Straßenbau und in privaten Firmen.
Erst 2014 wurde von einer linken Stadtregierung ein Erinnerungs-Denkmal aufgestellt für die Opfer des Krieges und der franquistischen Diktatur. Es ist zu finden hinter dem Rathaus, neben dem Yachtclub. Die wissenschaftliche Gesellschaft Aranzadi, die im Baskenland zuständig ist für die Ausgrabung von Massengräbern aus der Kriegszeit schätzt, dass in Donostia mehr als 300 Personen hingerichtet wurden, am Ondarreta-Strand oder auf dem Schießplatz von Bidebieta. An der Eisenbrücke (Puente de Hierro, nahe Anoeta) wurden nach Bauarbeiten 2009 verschiedene Leichen aus der Kriegszeit geborgen. Auf dem Ulía-Berg wird – nach Aussagen von Zeitzeugen – ebenfalls ein Massengrab vermutet, dort findet jährlich eine Gedenk-Veranstaltung für die zumeist extralegal Hingerichteten statt. Eine unrühmliche Erinnerung ist auf dem städtischen Friedhof Polloe zu finden, dort steht bis heute ein faschistisches Denkmal, ein großes Kreuz mit Inschrift, umgeben von Guardia Civil Gräbern aus der Nachkriegszeit.
Im Oktober 1940 besuchte der SS-Reichsführer Heinrich Himmler Donostia, dabei ging es um Gestapo-Angelegenheiten. Im Mai 1945 kam es zu einem Zwischenfall, als der belgische Nazi Leon Degrelle, Mitglied der Waffen-SS, von Oslo flüchtete und mit einer Heinkel-111 am Concha-Strand notlandete. Franco gewährte ihm Schutz, er starb 1994 in Malaga, wo er sich bis zu seinem Tod als Holocaust-Leugner hervortat.
Kultur in Donostia
Kultureller Höhepunkt der jüngeren Geschichte ist der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“, den Donostia im Jahr 2016 tragen darf – ein weiterer Meilenstein in der langen Tourismus-Geschichte. Doch auch ohne derartige Titel bietet die Stadt jedes Jahr kulturelle Höhepunkte: ein europaweit bekanntes Filmfestival, ein Jazzfestival und verschiedene sportliche Großereignisse. (Link Kulturhauptstadt)
Das Internationale Filmfestival „Zinemaldia“ geht auf eine Initiative von Gewerbetreibenden im Jahr 1953 zurück. Damit sollte zum einen der touristische Sommer verlängert werden, zum anderen sollte es ein Schritt sein, der „bleiernen Zeit“ des Franquismus einen kulturellen Farbfleck entgegen zu setzen und zur Glamour-Gesellschaft zurückzukehren. Das Experiment gelang, nach dem Erfolg der ersten Ausgabe erkannte das Regime die Chance, sein hässliches Bild aufzupolieren, und übernahm die Veranstaltung, die langsam Prestige gewann und zu einem der bekanntesten Film-Festivals Europas wurde, bei dem im September regelmäßig große Stars auflaufen. Zweiter kultureller Großevent ist das seit 1966 veranstaltete Jazz-Festival „Jazzaldia“ (Juli), das älteste in Europa. Im Sommer bietet die „Quincena Musical“ (Musikalische Wochen) eine Serie von klassischen Konzerten. dFeria ist ein seit 1988 veranstaltetes internationales Theater-Festival im März. Im Oktober findet die Woche des Phantastischen und Terror-Films statt, im April das Menschenrechts-Film-Festival. Daneben gibt es das Surfilm Festibal und mit Donostikluba ein Festival der elektronischen Musik.
Fiestas
Die Saison beginnt im Januar mit der Tamborrada, einem 24-stündigen Trommelfest, an dem zur widrigsten Jahreszeit die ganze Stadt unterwegs ist und Tausende Donostiarras teilnehmen. Ihren Ursprung hat die Tamborrada in der militärischen Tradition der Stadt bis zum Beginn des 19. Jhs. Fast gleichzeitig beginnt mit dem Txotx-Fest die Sidra-Saison. Anfang August startet die 9-tägige Aste Nagusia, die große Festwoche in Donostia. In früheren Zeiten war sie, wie in Bilbao, von großer Volksbeteiligung geprägt, doch bekam sie zunehmend einen kommerzielleren Charakter. Seit einigen Jahren haben sich allerdings die Piraten mit ihrer Überfahrt einen Platz erkämpft als neues Highlight der Volksbewegung. Die Aktion besteht darin, dass Gruppen von jungen Leuten improvisierte Boote und Flöße bauen und in einer Art Regatta versuchen, vom Hafen an den Concha-Strand zu kommen. Viele tragen politische Botschaften auf den Segeln. So werden die Piratak immer mehr zum Farbfleck einer eher ruhigen Festwoche, bei der ansonsten nur die nächtlichen Feuerwerke herausragen. Anfang September folgen die Euskal Jaiak, die baskischen Feste, zusammen mit dem Sagardo Eguna, dem Tag des Sidra. Abgeschlossen wird das Jahr mit dem Santo Tomás Fest am 21.Dezember, eine alte bäuerliche Tradition: die Landbevölkerung bringt ihre Produkte zum Verkauf in die Stadt, ein Tag mit Talo-Maiscrêpes und viel Apfelmost.
Sehenswert
Bauwerke: die Brücken Kursaal und María Cristina; Victoria Eugenia Theater und María Cristina Hotel; das Ende 2015 eingeweihte Kunst- und Kulturzentrum Tabakalera, das Kursaal-Kongresszentrum; die Anfang 2016 eröffnete Musikene-Musikschule. Museen: Kunst- und Kulturzentrum Koldo Mitxelena, San Telmo Museum, Miramon Wissenschafts-Museum (außerhalb, südlich des Anoeta-Stadions), Meeres-Museum und Aquarium (am Hafen), Geschichts-Museum am Urgull-Berg, Zement Museum Rezola (im Süden der Stadt).
Sport
Im Anoeta-Stadion findet im Sommer ein internationales Jugend-Fußball-Turnier statt, dort befindet sich auch das Museum des Clubs Real Sociedad. Ende Juli besucht der Profi-Radsport Donostia zum eintägigen und erstklassig besetzten Radrennen „Clásica de San Sebastián“. Den sportlichen Jahreshöhepunkt liefert jedoch ein typisch baskischer Sport: die Traineras-Boots-Regatte. Traineras waren die kleinen Walfang-Boote, die ausgeschickt wurden, um Walfische zu harpunieren, dabei kam es auf Kraft, Schnelligkeit und Wendigkeit an. Heute rudern 13 Remeros mit einem Steuermann. Die „Bandera de la Concha“ ist die letzte Regatta einer Saison, die von Juni bis September dauert und an der Ruderteams der gesamten Nordküste teilnehmen, aus Galicien, Asturien, Kantabrien und den beiden Seiten des Baskenlandes. Die Concha-Regatta für Frauen und Männer ist die einzige, die in zwei Durchgängen ausgetragen wird, eines der wichtigsten Sportereignisse in Euskal Herria. Für Freund/innen des Laufens endet das Sportjahr im November mit dem Halbmarathon Behobia – San Sebastián, zu dem sich regelmäßig Tausende anmelden.
Kultur alternativ
In verschiedenen Stadtteilen existieren Gaztetxes, besetzte Häuser, die als alternative Treffpunkte dienen. Sie sind selbstverwaltet und ergänzen das städtische Kulturprogramm mit nicht-kommerziellen Angeboten. Von der Stadtverwaltung sind sie nicht gerne gesehen, so droht ihnen oft die Räumung. In musikalischer Hinsicht verfügt San Sebastián über eine ganze Reihe kleiner Musikclubs, in denen regelmäßig Konzerte verschiedenster Art stattfinden.
FOTOS:
(1) Donostia: Zurriola-Strand und Ulía-Berg. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(2) Donostia: Chillidas Skulptur „Peine del Viento“.(Foto Archiv Txeng – FAT)
(3) Donostia: Festung auf dem Urgull-Berg. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(4) Donostia: Stadtansicht vom Urgull-Berg gesehen. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(5) Donostia: Concha-Strand und Hafen. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(6) Donostia: Piraten bei der Fiesta. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(7) Donostia: Denkmal für die Opfer der Diktatur. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(8) Donostia: Polloe-Friedhof. (Foto Archiv Txeng – FAT)
(9) Donostia: Plaza Constitución in der Altstadt. (Foto Archiv Txeng – FAT)