covid4a
Industrielle Produktion wird stillgelegt

Die dritte Woche Alarmzustand, Ausgangssperre, Einschränkung der Bewegungsfreiheit beginnt im spanischen Staat mit einer wichtigen Zusatzmaßnahme: der “Einstellung aller nicht essenziellen wirtschaftlichen Aktivitäten“. Fabriken und Gewerbe bleiben somit geschlossen. Nur zur Bekämpfung der Pandemie wird noch gearbeitet. Gleichzeitig wird gebetsmühlenhaft der Tag X beschworen, an dem die Zahlen von Toten und Neuansteckungen zurück gehen und es nur noch Berichte von als geheilt Entlassenen gibt.

Coronavirus: Beginn der dritten Woche Alarm-Ausnahme-Zustand im Baskenland mit der Einstellung aller wirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht der Bekämpfung der Epidemie gelten. Baskische Seuchenzentren bleiben Gasteiz und Bilbao. Katastrophales Management in Madrid.

(2020-03-29)

15. Tag Ausnahmezustand

WWW – Weiter Warten Wendepunkt

Am heutigen Sonntag gehen wir in die dritte Woche Ausgangssperre, ganze vier Wochen nach dem ersten Coronavirus-Fall im Baskenland. Die beiden nächsten Wochen sind davon geprägt, dass nun auch Hunderttausende von Arbeiterinnen und Arbeitern zu Hause bleiben können, dürfen oder müssen. Das hat die spanische Regierung entschieden. Eine polemische Entscheidung, gegen alle Unternehmer, Kapitalisten und gegen die baskische Regierung, gegen alle Rücksichtslosen, die den wirtschaftlichen Profit der Gesundheit der Bevölkerung voranstellen. Die Entscheidung ist Sanchez sicher nicht leicht gefallen, dass er sie getroffen hat, muss insofern als Bankrotterklärung der bisherigen Anti-Corona-Maßnahmen gedeutet werden. Nach fünf Wochen der Griff nach Radikalmaßnahmen (wenn nicht der Alarmzustand schon einer war). Wir werden nie wissen, wie vielen Personen die “Einstellung aller nicht essenziellen produktiven Aktivitäten“ das Leben retten wird, jedoch können wir sicher sein, dass es nicht wenige sind. Im www-Panorama zeichnet sich ab, dass die USA auf eine Corona-Katastrophe zusteuern, die Italien in den Schatten stellt. New York City ist das neue Wuhan.

covid4a bebeDer Löwe ist los!

Weltweit: 666.211 Fälle (+64.000), 30.846 Tote (+2.957), 141.789 Geheilte (+9.935). In Spanien: 78.797 Fälle (+6.549), 6.528.Tote (+838), 14.709 Geheilte (+2.424). In Navarra: 2.011 Fälle (+182), 84 Tote (+14). In Euskadi: 5.740 Fälle (+604), 265 Tote (+44), 133 Geheilte (in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben). *** Die Zahl von 838 Toten in 24 Stunden in Spanien bedeutet einen neuen Rekord. Die Zahl der Infizierten könnte deutlich höher liegen als offiziell angegeben, weil im Staat aus Mangel an Personal und Material bei Weitem nicht so viele Tests gemacht werden wie zum Beispiel in Deutschland. * in Navarra haben sich 280 Feuerwehrleute freiwillig zum Extra-Dienst gemeldet, um Gebäude zu desinfizieren. Sie werden – wie die Tageszeitung Gara kritisiert – nicht wie die spanischen Militär-Desinfektions-Trupps mit dem Namen UME ständig von 10 Kameras begleitet. Propaganda gehört auch in Zeiten von Cholera zum Geschäft. * Der tägliche Applaus für das Pflegepersonal um 20 Uhr wird immer mehr zur Farce. Andere, weniger sichtbare, aber mindestens genauso wichtige Berufsgruppen stehen völlig im Schatten. Zum Beispiel die fast ausschließlich aus Frauen bestehenden Putztrupps. Ihnen fehlt Material, die Privilegien des Pflegepersonals gelten für sie nicht.

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.563 Fälle/ +138), Bilbao (844 / +109), Basauri (210 / +7), Donostia (234 / +26), Getxo (210 / +13), Barakaldo (211 / +32), Leioa (109 / +8), Santurtzi (100 / +10), Irun (93 / +10), Erandio (91 / +9), Tolosa (79 / +7), Galdakao (72 / +8), Portugalete (64 / +6), Zarautz (47 / +5), Durango (51 / +3), Arrasate-Mondragon (55 / +6), Laudio (49 / +4), Renteria (47 / +6), Eibar (40 / +4), Amorebieta (41 / +5), Arrigorriaga (38 / +4), Bermeo (35 / +1), Trapagaran (37 / +6), Sestao (44 / +8), Amurrio (31 / +3), Etxebarri (30 / +3), Pasaia (26 / +3), Sopela (30 / +6), Labastida (21 / +0), Gernika (21 / +3). *** Gasteiz bekommt den Virus nicht in den Griff, 138 Neufälle bedeuten nach wie vor Alarm. *** Der Industriegürtel um Bilbao ist nach wie vor stark gefährdet, Basauri, Donostia, Getxo und Barakaldo führen die Liste der Infizierungen an. *** Die vielen Ansteckungen in Tolosa erklären sich durch eine Massen-Infizierung in einem Altersheim.

Schlagzeilen

Neuer Rekord von Toten in Spanien, die Zahl der Ansteckungen sinkt. *** Unternehmer befürchten wirtschaftliche Auswirkungen ohne historischen Vergleich. *** Nach der ersten ablehnenden Reaktion der PNV-Regierung auf die Einstellung der Industrie-Produktion fordert der baskische Ministerpräsident nun von Sanchez, dass seine Regierung definieren soll, was “essentielle wirtschaftliche Aktivitäten“ sind – sicher um möglichst viele Ausnahmen zu schaffen. Urkullu verteidigt seine Unternehmen mit Zähnen und Klauen.

"Das baskische Kapital ist bedroht!"

Wie nicht anders zu erwarten hat die Entscheidung der spanischen Regierung, die Industrie-Produktion einzustellen, deftige Reaktionen ausgelöst. Ein Teil der baskischen Regierung – die konservative PNV – kritisierte die Entscheidung frontal (vom anderen Teil, den PSE-Sozialdemokraten, kommt kein Kommentar). Vom baskischen Ministerpräsidenten war im Fernsehen zu hören: “Die baskische Industrie wird geschlossen, die Konkurrenz in Europa hat geöffnet, wir verlieren die Aufträge“. Kritisiert wurde, weshalb innerhalb von 48 Stunden die Krisen-Kriterien geändert wurden, ohne jegliche Kommunikation.

Tatsache ist, dass die Details der Schließungs-Entscheidung noch nicht im offiziellen Bulletin publiziert wurden, was zu einer juristischen Unsicherheit geführt hat: um 22 Uhr Sonntag beginnen in der Großindustrie die Nachtschichten und niemand weiß, ob sie unter das Einstellungsgebot fallen oder nicht. Organisiertes Chaos auf Madrider Seite.

Letzte Schlagzeilen

Baskische Schreckenszahl: 16% des Gesundheits-Personals ist krank (nicht unbedingt alle C-19), das macht 900 Personen. *** Laufend werden Notrufe verbreitet an alle, die jemals eine Ausbildung im Zusammenhang mit Gesundheit gemacht haben: bitte dringend melden! *** In Leganés, einem Madrider Stadtteil, wurden in einem verlassenen Altersheim von einrückenden Militärs elf Leichen von zurückgelassenen Alten entdeckt. *** Die Zahl der Toten allein in der spanischen Hauptstadt übersteigt die Zahl von 3.000.

covid4b cSchwerer Zwischenfall im armen Bilbao

Im Arbeiter-Stadtteil Alt-Bilbao kam es am Nachmittag zu einem schweren Zwischenfall, als die Polizei einen psychisch angeschlagenen jungen Mann kontrollierte, seine Medikamente für Drogen hielt, ihn verprügelte und festnahm. Auch seine Mutter, die den Irrtum erklären wollte, wurde von den baskischen Polizisten geschlagen, zu Boden geworfen, gefesselt und abgeführt. Die beiden Opfer haben “Migrationshintergrund“. Die Organisation SOS-Rassismus arbeitet an einer Presseerklärung.

(2020-03-30)

16. Tag Ausnahmezustand

Zahlen von gestern

Weltweit: 724.201 Fälle (+58.000), 34.026 Tote (+3.180), 152.314 Geheilte (+10.525). In Spanien: 85.195 Fälle (+6.398), 7.340 Tote (+812), 16.780 Geheilte (+2.071). In Navarra: 2.146 Fälle (+134), 102 Tote (+18). In Euskadi: 6.057 Fälle (+317), 297 Tote (+32), 185 Geheilte (+52, in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben).

covid4b urkiUrbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.686 Fälle/ +123), Bilbao (892 / +48), Basauri (239 / +29), Donostia (255 / +21), Getxo (222 / +12), Barakaldo (231 / +20), Leioa (114 / +8), Santurtzi (103 / +3), Irun (94 / +1), Erandio (96 / +5), Tolosa (79 / +0), Galdakao (92 / +20), Portugalete (71 / +7), Zarautz (54 / +7), Durango (58 / +7), Arrasate-Mondragon (66 / +11), Laudio (57 / +8), Renteria (48 / +1), Eibar (40 / +0), Amorebieta (43 / +2), Arrigorriaga (41 / +3), Bermeo (47 / +12), Trapagaran (38 / +1), Sestao (68 / +24), Amurrio (34 / +3), Etxebarri (31 / +1), Pasaia (29 / +3), Sopela (33 / +3), Labastida (21 / +0), Gernika (24 / +3).

Nachrichten

Der Direktor des Koordinations-Zentrums für Notfälle, der bislang täglich im Auftrag der spanischen Regierung die Coronavirus-Bulletins vorgetragen hatte, ist nun selbst erkrankt. *** Auch die navarrische Ministerpräsidentin (PSOE) fordert von Madrid, entscheiden zu können, welche Produktion “essenziell“ ist und welche nicht. *** Im Staat wurden bisher 1.688 Personen wegen schweren Verstößen gegen die Schutz-Bestimmungen festgenommen, insgesamt wurden 199.057 Bußgelder von 600 Euro oder mehr verteilt. *** Die Polizei hat angefangen, Einkaufstaschen zu kontrollieren. Erlaubt ist nur der Kauf von Gegenständen erster Notwendigkeit. Wer mit Blumenerde oder Lippenstift erwischt wird, zahlt Bußgeld. *** Das Bistum Bilbao hat sein großes Priesterseminar in Derio den baskischen Gesundheits-Behörden überlassen. *** In Bizkaia-Altersheimen starben bisher 20 Personen.

Rassistischer Polizei-Übergriff

Der brutale polizeiliche Übergriff im Bilbao-Stadtteil San Francisco, in dem viele Migrant/innen leben, hat möglicherweise ein Nachspiel. Die Innensenatorin hat eine interne Untersuchung wegen möglichen “Fehlverhaltens“ der beteiligten Polizeibeamten angekündigt. *** Die Menschenrechts-Organisation SOS Rassismus Bizkaia (SOS Racismo Bizkaia – Bizkaiko SOS Arrazakaeria) hat sich nach dem schwerwiegenden Zwischenfall am 29. März mit einer Erklärung an Presse und Öffentlichkeit gewandt. Es geht um die brutale Polizei-Aktion in der San-Francisco-Straße des gleichnamigen Stadtteils in Bilbao:

covid4c brutalMehrere Nachbarinnen und Nachbarn wurden gestern Zeug/innen der Ereignisse. Eine Patrouille der baskischen Polizei Ertzaintza hält einen jungen Mann mit Migrationshintergrund an, der mit einer Tüte vom Einkauf kommt. Er solle den Inhalt der Tüte vorzeigen. Der Mann gehorcht und sagt, er sei verrückt und ziemlich nervös. Die Polizisten fragen wegen Tabletten in der Tüte, sie durchsuchen ihn an der Wand und schlagen mehrfach mit dem Schlagstock zu. In dem Moment kommt die Mutter dazu, die darauf hinweist, dass ihr Sohn nicht recht im Kopf sei. Sie wohnen gleich nebenan und sollen ihn laufen lassen. Die Frau ruft ihren Mann an, er solle die Papiere des Sohnes bringen, worin von der Krankheit die Rede ist. In diesem Moment wird der Sohn festgenommen, die Frau insistiert, es sei ihr kranker Sohn. Die Polizisten schubsen sie weg, schlagen mehrfach mit dem Schlagstock auf sie ein und werfen sie auf den Boden. Die Frau liegt auf dem Boden, sie scheint bewusstlos. Im Video ist zu sehen, wie mehrere Polizeiwägen ankommen, sieben Polizisten sind bei der Frau, drei verdecken ihren Körper, teilweise mit einem Polizeischild, um den Zustand der Frau z verstecken. Von den Balken aus schreien verschiedene Nachbar/innen, sie fordern, einen Notarzt zu rufen. Die Ertzaintza ruft keinen Notfallwagen, sieben Polizisten führen die Frau ab, nachdem sie brutal behandelt wurde.

Von Seiten von SOS- Rassismus treffen wir folgende Feststellungen:

1. Wir haben in der Vergangenheit festgestellt, dass im Stadtteil San Francisco, in dem viele Migrant/innen leben, die Bevölkerung mit rassistischen Kontrollen, polizeilichem Missbrauch, physischer Gewalt konfrontiert ist, die in der aktuellen Situation von Ausgangssperre zusätzlich verschärft wurde.

2. Die Militarisierung und polizeiliche Repression, die der Stadtteil während der Ausgangssperre erleidet, wiederholt sich in keinem anderen Stadtteil von Bilbao.

3. Wir verurteilen die Polizei-Brutalität gegen einen Jungen mit Migrationshintergrund, der zum Einkaufen ging in einem Laden, der sich im Gebäude seiner elterlichen Wohnung befindet. Dieser junge Mann leidet bekanntermaßen an einer psychischen Krankheit.

4. Wir verurteilen die Brutalität gegenüber der Migrantin, eine Mutter, die verzweifelt rief, dass ihr Sohn krank sei.

5. Wir verurteilen die Bedrohungen der Polizei gegenüber Nachbarinnen und Nachbarn, die von ihren Balkonen aus die von ihnen beobachtete Polizei-Brutalität beklagten

KEINE WEITERE RASSISTISCHE POLIZEIGEWALT IN UNSEREN STADTTEILEN!

Reaktionen auf Polizei-Übergriff

covid4c xÜberraschende Reaktionen auf den brutalen Polizei-Übergriff im bilbainischen Stadtteil San Francisco, bei dem ein psychisch kranker junger Mann und seine Mutter unter den Augen vieler Nachbar/innen geschlagen und verletzt wurden. Erste Überraschung: das öffentliche Fernsehen berichtete ausführlich über den Fall und zeigte die Filmaufnahmen, die keinen Zweifel an der Brutalität lassen. Zudem wurde berichtet, dass es am Abend eine Protestaktion geben werde, an der sich – keine Überraschung – von Fenstern und Balkonen aus viele Leute beteiligten. Zudem wurde die verletzte Frau interviewt und der Polizeichef sah sich genötigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, in der nicht wie sonst üblich die Opfer zu Tätern gemacht wurden, sondern eine interne Untersuchung versprochen wurde. Vertreterinnen von Nachbarschafts-Vereinigungen wurden interviewt, die von regelmäßigen rassistischen Übergriffen sprachen. Zur besten Sendezeit. Die über soziale Medien rasend schnell verbreiteten Videos, waren eindeutig genug, dass die politisch Verantwortlichen in diesem Fall keine Zensur ausüben und die Journalistinnen den Fall objektiv und mit äußerst kritischen Stimmen darstellen konnten. Der Stadtteil ist ein Pulverfass, umso mehr in Zeiten von Ausgangssperre.

Der Kapitalismus regiert

Wie nicht anders zu erwarten war die Einstellung der Produktion Thema Nummer eins am 16. Tag des Alarm-Zustands. Die Konfrontation: Gesundheit oder Profit, wenig Grautöne. Von der neuen Maßnahme betroffen sind die Bereiche Bauwesen, Industrie, Metallverarbeitung und Häusliche Dienste. Allein im Bauwesen wurden 50.000 Beschäftigte in den Stillstand versetzt. *** Die baskischen Unternehmer-Verbände beschweren sich bitter über die Schließung ihrer Produktion. Einige Firmen müssten sogar mit finanziellen Sanktionen rechnen, wenn sie vertraglich vereinbarte Fristen oder Mengen nicht einhalten. Die Arbeitgeber schwadronieren von Unverantwortlichkeit und Chaos in der Regierung, sie sehen ihre Aufträge an die Konkurrenz abwandern. Tatsache ist, dass die Maßnahme von der Regierung in Madrid chaotisch durchgeführt wurde. *** Am ersten Stillstands-Tag war in vielen Firmen unklar, ob es sich bei ihrer Tätigkeit um “Essenzielles“ handelt oder nicht. Viele Firmen haben Mischproduktion und sind teilweise an Produkten beteiligt, die im Gesundheitswesen gebraucht werden. Madrid hat deshalb ein 24-stündiges Memorandum ausgegeben, um die Fragen zu klären und keine Eigentore zu schießen. *** Für Personen, die in “essenziellen Bereichen“ arbeiten, werden Formulare ausgegeben, die von der Polizei kontrolliert werden können. *** Von den befristeten Entlassungen sind 132.000 Arbeiter/innen betroffen. *** Die baskische Regierung stoppt in den nächsten Stunden die Arbeiten am umstrittenen Hochgeschwindigkeits-Zug AHT-TAV. *** In der baskischen Regierung zeigen sich Risse: der sozialdemokratische Koalitions-Partner von der PSOE fordert Loyalität gegenüber der spanischen Regierung und macht deutlich, dass nun Pedro Sanchez das Sagen hat. *** Die nach wie vor geöffneten Tankstellen in Bizkaia verkaufen 80% weniger Sprit. *** Private Gesundheits-Unternehmen sind nicht wie angenommen unter staatliche Kontrolle gestellt, nur ein Teil. Einige der Unternehmen sind dazu übergegangen, Personal zu entlassen und Einrichtungen zu schließen, um Kosten zu sparen und einem Bankrott zu entgehen.

(2020-03-31)

17. Tag Ausnahmezustand

Zahlen von gestern

Weltweit: 787.010 Fälle (+63.000), 37.829 Tote (+3.804), 166.214 Geheilte (+13.900). In Spanien: 94.417 Fälle (+9.222), 8.189 Tote (+849), 19.259 Geheilte (+2.479). In Navarra: 2.305 Fälle (+159), 113 Tote (+12). In Euskadi: 6.320 Fälle (+263), 325 Tote (+28), 213 Geheilte (+18 gestern, in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben).

covid4d 2Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.770 Fälle/ +84), Bilbao (931 / +39), Donostia (267 / +12), Basauri (244 / +5), Getxo (226 / +4), Barakaldo (243 / +12), Leioa (117 / +3), Santurtzi (108 / +5), Irun (99 / +5), Erandio (100 / +4), Tolosa (80 / +1), Galdakao (98 / +6) Portugalete (71 / +0), Zarautz (56 / +2), Durango (60 / +2), Arrasate-Mondragon (66 / +0), Laudio (60 / +3), Renteria (49 / +1), Eibar (45 / +5), Amorebieta (46 / +3), Arrigorriaga (42 / +1), Bermeo (50 / +3), Trapagaran (41 / +3), Sestao (70 / +2) Amurrio (34 / +0), Etxebarri (31 / +0), Pasaia (29 / +0), Sopela (35 / +2), Labastida (21 / +0), Gernika (24 / +0). Bis auf zwei Ausnahmen war der Anstieg in allen Orten geringer als am Vortag, einige sind bei Null angelangt. Auffällig nur noch Gasteiz, Bilbao und Barakaldo. *** Spanien hält an seiner Rekordtendenz fest, auch wenn der Anstieg nicht mehr ganz so dramatisch ist wie an Vortagen. *** Vorsichtiger und fraglicher Optimismus bei Osakidetza, dem baskischen Gesundheits-System: sieben von zehn Tests gestern waren negativ. Absolute Zahlen werden nicht angegeben.

Wirtschaft wirft Motoren wieder an

Die baskische Regierung verhandelt mit dem spanischen Industrie-Ministerium über eine “Flexibilisierung“ des Produktionsstopps. Insbesondere die Metallverarbeitung soll wieder in Gang kommen. Dass die Spanier zurückrudern wird auch aus der Genehmigung für die Region Asturien deuten, wo die Industrie mit wenigen Ausnahmen praktisch wieder gestartet wird. Auch die Autonomo-Kleinunternehmer kehren wieder zur Normalität zurück. Bei dieser ”Flexibilisierung” half mit Sicherheit die Tatsache, dass Asturien ebenfalls von der PSOE regiert wird. Betroffen von der Abschwächung des Produktions-Verbotes sind: Eisenindustrie, Produktion von Zink, Blei und Zinn, Kalkherstellung, Recycling, Chemieindustrie, Keramik, Maschinenherstellung und sogar der Bergbau. Die Genehmigung gilt auch für alle entsprechenden Zulieferer.

Nach diesen Genehmigungen entsteht ein Bild, das nicht mehr die Ausnahmen der Schließung auflistet, sondern die wenigen Bereiche, die im Laufe der nächsten Tage überhaupt noch geschlossen bleiben. Der Druck der Unternehmer trägt Früchte. Ein weiterer Sieg des Kapitalismus gegen das Recht auf Gesundheit.

C-19-Nachrichten

Wer meinte, die bisher ausgesprochenen Bußgelder wegen Verstößen gegen den Alarm-Zustand seien symbolisch, wird eines Besseren belehrt: ab sofort werden sie auf den Weg gebracht. *** Der Bürgermeister von Gernika, José Mari Gorroño ist wegen Coronavirus ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dasselbe Schicksal ereilte den Bürgermeister von Pamplona, rechten Antibasken Moya. *** Die spanische Regierung will alle Zwangsräumungen wegen Zahlungsunfähigkeit aussetzen. Jene Hausbesitzer, die über mehr als acht Immobilien verfügen, könnten auf ihre Mieteinnahmen verzichten müssen, falls die Mieter nicht zahlen können.

"Unerlässlich"

… ist das neue Zauberwort, welches das von der Regierung ausgesprochene Produktionsverbot relativieren soll. “Unerlässliche“ Arbeiten sollen dennoch ausgeführt werden dürfen. Für das CAF-Unternehmen in Gipuzkoa heißt das, von 3.000 Beschäftigten gehen 50 zur Arbeit, um an dringenden Aufträgen zu arbeiten. Bereiche wie die Eisen- und Stahlproduktion sollen mit einem minimalen Personalstand auskommen, der das Nötigste erledigt und gleichzeitig den Mindestabstand zwischen den Arbeiter/innen gewährleistet. Unerlässlich, unverzichtbar – alles ist relativ. Die Arbeitgeber sind zufrieden.

Die Verdammten dieser Erde

covid4d 1Vom Verbot “nicht essenzieller Aktivitäten“ betroffen ist auch die Arbeit von Personen in privaten Haushalten zur Reinigung oder Pflege, in der großen Mehrheit Frauen. Geschätzte 30% dieser Arbeiten laufen ohne Vertrag, in vielen Fällen haben die Arbeiter/innen keine legalen Papiere. Viele werden nun entlassen. Für die legal Arbeitenden soll es wirtschaftliche Hilfe geben, die Übrigen fallen in ein schwarzes Loch, kein Geld, keine Unterstützung, unmöglich, die Miete zu bezahlen, oder das Internet, damit die Kinder am Fernunterricht teilnehmen können. Härtefälle, von denen die Gesellschaft in ihrem Alltag lebt, die aber nicht vorkommen, wenn das System in die Krise kommt.

Baskische Altersheime

In zwei Tagen haben sich die Ansteckungen in baskischen Altersheimen verdoppelt. In allen baskischen Hauptstädten wurden deshalb große Hotels angemietet, in denen das Pflegepersonal übernachten kann, um nicht die eigenen Familien anzustecken. In einigen Altersheimen hat das Personal beschlossen, sich mit den Pensionär/innen einzuschließen, um keine weiteren Ansteckungen nach innen oder nach außen zu riskieren. In den Sanitätshotels werden auch medizinische Anlagen eingerichtet für weniger schlimme Fälle. *** Medizin-Studierende und Krankenpfleger/innen im letzten Semester werden für die Covid-Versorgung rekrutiert, als Hilfspersonal auf freiwilliger Basis. *** Insgesamt 2.000 Personen sind in den Intensiv-Stationen der baskischen Krankenhäuser eingeliefert. In Spanien sind es 5.600. *** Aus den Hospitälern der spanischen Hauptstadt wird von Chaos berichtet. Alles ist improvisiert, Material fehlt hinten und vorne, es fehlen Einsatzpläne für anwesende Ärzt/innen. *** Spanien geht mit neuem Rekord zu Bett: 850 Tote und 9.200 neu Infizierte. Man tröstet sich damit, dass die Kurve der Statistik flacher geworden sei.

WWW

Warnende Stimmen in den USA sprechen von 200.000 möglichen Corona-Toten, im schlimmsten Fall. Der Präsident kommentiert dies: “Wenn diese Zahl nicht überschritten wird, haben wir gute Arbeit geleistet“. An Zynismus nicht zu übertreffen. Es wird allgemein zum Abstandhalten aufgerufen, New York bittet andere US-Staaten um materielle Hilfe. Bereits jetzt gibt es mehr Tote als in China, 300 Not-Hospitäler sollen hochgezogen werden. *** Vergleich: Portugal zählt 1.00 neue Fälle von Corona. Gleichzeitig werden die Notstands-Maßnahmen um 15 Tage verlängert, bis zum 28. April. *** Italien zählt 100.000 Coronavirus-Fälle. ***Dort wird spekuliert, dass Mitte Mai eine Situation von null Neufällen erreicht werden könnte. *** Die kolumbianische Guerrilla ELN hat einen einseitigen Waffenstillstand verkündet. *** In Afrika wurden 5.000 Ansteckungen registriert und 170 Tote. *** Weltweit ist die Zahl der Corona-Fälle auf 800.000 gestiegen.

(2020-04-01)

18. Tag Ausnahmezustand

April, April

Weltweit: 862.234 Fälle (+73.000), 42.404 Tote (+4.526), 178.836 Geheilte (+12.000). In Spanien: 102.136 Fälle (+7.719), 9.053 Tote (+864), 22.647 Geheilte (+3.388). In Navarra: 2.497 Fälle (+192), 130 Tote (+17). In Euskadi: 6.838 Fälle (+518), 369 Tote (+44), 0 Geheilte (in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben).

covid4d 3Altersheime

Die Virus-Fälle in 28 verschiedenen Altersheimen der Provinz Bizkaia haben sich in zwei Tagen auf 140 Fälle verdoppelt. 86 werden in den Zentren versorgt, 54 wurden wegen der Schwere der Krankheit in Krankenhäuser gebracht. Gleichzeitig sind 300 Altenpfleger/innen in Quarantäne, das entspricht 10% des Gesamtpersonals, 31 wurden positiv getestet. Über die Zahl der Todesopfer herrscht Unklarheit, offizielle Stellen sprechen von Tod “mit Coronavirus und durch Coronavirus“. Die Gewerkschaft ELA vermutet, dass die Zahlen bewusst verschleiert werden, weil sie dramatische Zustände widerspiegeln.

Zahlen-Manipulation

Die baskische Gesundheitsbehörde Osakidetza behauptet, vergleichsweise so viel Tests zu machen wie dies in Deutschland geschieht. Die Tageszeitung Gara kommt in ihren Recherchen auf komplett andere Ergebnisse. Eine Pflegerin, die nach einer Covid-Erkrankung aus der Intensivstation entlassen wurde, berichtet: “Ich wurde Montag krank, Samstag wurde der Test gemacht“. Zahlen werden manipuliert, geschönt, relativiert, gefälscht.

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.838 Fälle/ +68), Bilbao (1.036 / +105), Donostia (284 / +17), Basauri (262 / +18), Getxo (247 / +21), Barakaldo (272 / +29), Leioa (120 / +3), Santurtzi (120 / +12), Irun (108 / +9), Erandio (102 / +2), Tolosa (81 / +1), Galdakao (106 / +8), Portugalete (81 / +10), Zarautz (63 / +7), Durango (69 / +9), Arrasate-Mondragon (69 / +3), Laudio (62 / +2), Renteria (52 / +3), Eibar (47 / +2), Amorebieta (49 / +3), Arrigorriaga (46 / +4), Bermeo (56 / +6), Trapagaran (44 / +3), Sestao (73 / +3) Amurrio (34 / +0), Etxebarri (35 / +4), Mungia (32), Pasaia (30 / +1), Sopela (38 / +3), Labastida (22 / +1), Gernika (28 / +4). *** Unregelmäßige Zahlen, es scheint, dass vorgestern einige Fälle nicht gezählt wurden, die gestern in die Statistik einflossen. Gasteiz beruhigt sich, Bilbao nimmt kräftig zu, ebenso Barakaldo. *** Von den baskischen Intensiv-Stationen wird berichtet, dass Betten frei wurden, weil Patient/innen als geheilt entlassen werden konnten. *** Vier Hotels wurden mit medizinischer Grundausstattung ausgerüstet, um leichtere Krankheitsfälle zu versorgen, sowie Personen, die sich von Corona erholen.

(2020-04-02)

19. Tag Ausnahmezustand

covid4e entierroImmer noch April, April

Weltweit: 862.234 Fälle (+73.000), 42.404 Tote (+4.526), 178.836 Geheilte (+12.000). In Spanien: 102.136 Fälle (+7.719), 9.053 Tote (+864), 22.647 Geheilte (+3.388). In Navarra: 2.682 Fälle (+185A), 141 Tote (+11). In Euskadi: 6.838 Fälle (+518), 369 Tote (+44), 0 Geheilte (in Euskadi wird die Gesamtzahl der Geheilten nicht angegeben). *** Spanien übersteigt die Zahl von 10.000 Ansteckungen, neuer Tages-Rekord an Toten mit 950. *** Vier Tote in einem Altersheim in Sestao. *** Sechs Mönche eines Kloster-Altersheims in Bilbao-Santutxu sterben in einer Woche, alle zwischen 76 und 97 Jahren. *** In einem Altersheim in Balmaseda (Bizkaia): sechs tote Pensionäre, 35 Ansteckungen.

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (1.955 Fälle/ +117), Bilbao (1.131 / +95), Donostia (312 / +28), Basauri (271 / +9), Getxo (262 / +15), Barakaldo (296 / +24), Leioa (126 / +6), Santurtzi (129 / +9), Irun (112 / +4), Erandio (110/ +8), Tolosa (83 / +3), Galdakao (115 / +9), Portugalete (97 / +16), Zarautz (67 / +4), Durango (76 / +7), Arrasate-Mondragon (78 / +9), Laudio (68 / +6), Renteria (54 / +2), Eibar (54 / +7), Amorebieta (52 / +3), Arrigorriaga (47 / +1), Bermeo (59 / +6), Trapagaran (52 / +8), Sestao (77 / +4) Amurrio (36 / +2), Etxebarri (37 / +2), Mungia (35 / +3), Pasaia (31 / +1), Sopela (41 / +3), Labastida (23 / +1), Gernika (29 / +1). *** Fazit, überall Zunahmen, Gasteiz und Bilbao halten die hohe Tendenz, Barakaldo und Portugalete fallen negativ auf.

Aktualität

Es wird diskutiert, das Schuljahr möglicherweise nicht mehr neu zu aufzunehmen und bis Sommer keinen persönlichen Unterricht mehr zu machen. *** Der Coronavirus-Krise fallen 834.000 Arbeitsplätze zum Opfer, 302.000 Personen gehen in die Arbeitslosigkeit. *** In Euskadi steigt die Zahl der Arbeitslosen um 10.973, 144.000 sind von befristeter Kündigung betroffen. *** Das Gesundheits-System in Katalonien ist am Kollaps, deshalb wurde die spanische Armee um Mediziner und Krankenpersonal gebeten. *** Der philippinische Präsident hat der Polizei und der Armee befohlen, alle zu töten, die sich nicht an die Schutzbestimmungen halten. *** Die griechische Regierung hat das Flüchtlingslager Ritsona (75 km von Athen) unter Quarantäne gestellt, nachdem dort 20 Fälle von Coronavirus festgestellt wurden. ***

covid4e greciaUNERLÄSSLICH statt ESSENZIELL

Im spanischen Staat wird die Pandemie mit linguistischen Feinheiten bekämpft. Die Industrieproduktion im Staate hat eine Seelenwanderung durchgemacht von essenziell zu unerlässlich, sicher um kollaterale Schäden zu vermeiden, Altlasten aufzuarbeiten, für saubere Energieversorgung zu sorgen und sich auf dem internationalen Auftragsmarkt über Wasser zu halten. *** Dazu passt die Nachricht von dem in Mungia (Bizkaia) ansässigen Unternehmen Arteche, das u.a. Energieunternehmen zuarbeitet und sich somit auf die Essenziell-Ausnahme berief, um weiter zu produzieren. Ausgerechnet die Beauftragte für Maßnahmen gegen Betriebsunfälle ist an Covid erkrankt, nun wurden die 500 Beschäftigten nach Hause geschickt.*** Die baskische Regierung schreibt es sich als Erfolg zu, dass die Wirtschaft wieder in Gang gebracht wurde, die spanische Regierung verneint das. *** Die baskische Gewerkschaft LAB klagt gegen die Aufweichung des Produktionsverbots. *** Die Chefin der baskischen Sozialdemokraten wettert gegen den Arbeitgeber-Präsidenten und warnt die PNV, in ihrer Kritik gegen Sanchez zurückhaltender zu sein. *** In Navarra ist ein guter Teil der Industrie wieder angelaufen. *** 22 Polizisten in Navarra sind infiziert. *** In Astigarraga (Giopuzkoa) hat der Bürgermeister den Ausgang mit Hunden auf drei Mal pro Tag beschränkt, weil viele Hundebesitzer fast den ganzen Tag unterwegs waren.

(2020-04-03)

20. Tag Ausnahmezustand

covid4f bettenKeine Entspannung in Sicht

Weltweit: 1.016.534 Fälle (+78.000), 53.164 Tote (+5.891), 211.856 Geheilte (+17.000). In Spanien: 117.710 Fälle (+7.472), 10.935 Tote (+932), 30.513 Geheilte (+3.770). In Navarra: 2.836 Fälle (+154), 151 Tote (+10). In Euskadi: 7.27 Fälle (+510), 444 Tote (+32). *** Neue Spitzenzahlen in Spanien und Euskadi, was im Widerspruch steht zu der in den Nachrichten angekündigten Abflachung der Ziffernkurve. *** Die Sterblichkeitsrate in Navarra multipliziert sich um 2,25. *** Die vielen Neuansteckungen werden auf familiäre Kontakte mit vorher infizierten oder bereits geheilten Personen zurückgeführt. *** Weltweit mehr als 1 Million Fälle, 53.000 Tote.

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (2.030 Fälle/ +75), Bilbao (1.218 / +87), Donostia (324 / +12), Basauri (280 / +9), Getxo (280 / +18), Barakaldo (335 / +39), Leioa (131 / +5), Santurtzi (138 / +9), Irun (112 / +0), Erandio (116/ +6), Tolosa (84 / +1), Galdakao (119 / +4), Portugalete (105 / +8), Zarautz (73 / +6), Durango (88 / +12), Arrasate-Mondragon (85 / +7), Laudio (70 / +2), Renteria (57 / +3), Eibar (64 / +10), Amorebieta (59 / +7), Arrigorriaga (51 / +4), Bermeo (64 / +5), Trapagaran (58 / +6), Sestao (98 / +21) Amurrio (48 / +12), Etxebarri (44 / +7), Mungia (36 / +1), Pasaia (31 / +0), Sopela (43 / +2), Labastida (23 / +1), Gernika (34 / +5) Loiu (32), Hernani (31), Zumaia (31). *** Fazit, überall Zunahmen, Gasteiz und Bilbao halten die hohe Tendenz, Barakaldo und Portugalete fallen negativ auf.

Aktualität

In Altersheimen im Südbaskenland starben bisher 119 Personen. In Frankreich waren es insgesamt 884. *** Mehrere baskische Gewerkschaften fordern die Einstellung des Telepizza-Auslieferungsdienstes, weil die Gesundheit der Bediensteten nicht gewährleistet sei.

covid4g mapaPolizei brutal

Die baskische Innensenatorin hat sich eher vorsichtig geäußert zu der per Video aufgezeichneten Polizei-Brutalität im Barrio San Francisco, Bilbao. Doch schießt die Polizei-Gewerkschaft scharf und verurteilt die Verurteilungen der Streife, die einen kranken Jungen und seine Mutter brutal angriffen. Behauptet wird unter anderem, der Junge hätte die Beamten bespuckt. Bei change.org wurde eine Kampagne gestartet zur Überstützung der Schläger-Patrouille “angesichts der schwerwiegenden Diffamierungen …“. Was sich im Barrio abspielt hat SA-Charakter, nicht erst seit dem letzten Übergriff. *** Die linke Koalition EH Bildu hat die Innensenatorin zu einer Stellungnahme aufgefordert und will wissen, was sich hinter der (angeblichen) polizei-internen Untersuchung verbirgt.

Militarisierung

covid4h pamplWenn noch ein Beweis gefehlt hätte, dass die spanischen Behörden ein nicht zu unterschätzendes Interesse haben an einer Militarisierung der Coronavirus-Krise, dann mögen die heutigen Bilder aus der San-Fermin-Stadt Iruñea, spanisch Pamplona, ausreichen. Weit entfernt von den bisherigen Desinfektions-Inszenierungen patrouillieren spanische Soldaten in gemächlichem Schritt durch die Altstadt, fragen nach dem einen oder anderen Ausweis (was nicht in ihrer Kompetenz liegt) und schauen sich aufmerksam nach oben um, wo ein Großteil der Anwohner/innen mit Töpfeschlagen seinen Unmut zum Ausdruck bringt. Navarra, dritter April 2020, zwanzigster Alarm-Tag. Vor einer Woche wurde im Süden ein Panzer aufgefahren, nun soll der Anblick von bewaffneten Militärs die Menschen erschrecken. Stadtpolizei, Guardia Civil und Nationalpolizei reichen nicht aus, um die Schutzmaßnahmen durchzusetzen. Belagerungszustand nennt sich nach Alarm-Zustand und Ausnahme-Zustand die dritte Notstands-Maßnahme, die die spanische Verfassung für Katastrophen vorsieht. Iruñea hat heute einen Vorgeschmack auf die dritte Stufe gegeben.

Videokonferenzen

covid4h angelaIn Zeiten eingeschränkter Bewegungsfreiheit und der Unmöglichkeit von Informations-Veranstaltungen kommen Videokonferenzen in Mode. Über bislang unbekannte Software. Mit Direktzuschaltung verschiedener Teilnehmerinnen, wie wir das sonst nur aus dem Fernsehen kennen. Eingeschlossen die Option, nicht nur zu hören und zu sehen, sondern auch aktiv teilzunehmen. Neulich zum Thema Besetzung in Palästina, gestern mit Angela Davis und Naomi Klein zu den aktuellen Perspektiven der US-amerikanischen Linken und heute zur Festung Europa. In der Altstadt hat die findige Fiesta-Gruppe ein Unterhaltungs-Programm organisiert. Jeden Tag Kurse mit Kochen, Photoshop, Tanz, dazu Theater, Spinning, Gymnastik, Kleinkonzerte, nichts wird wiederholt, alles einmalig. Vorher aufgenommen oder Live. Über Instagram. Wer noch kein Konto hatte, wird es jetzt einrichten. Müssen. Kein Rettungsanker darf ausgelassen werden in dieser kommunikationsarmen Zeit.

Verlängerung wahrscheinlich

Italien hat den Ausnahmezustand bereits verlängert, in der spanischen Regierung wird nun ebenfalls darüber nachgedacht. Theoretisch bleiben noch neun Tage, doch gibt es bisher keine Anzeichen für Entspannung, es ist reichlich unwahrscheinlich, dass die Zeit ausreicht, das Virus unter Kontrolle zu bringen. Was in den vergangenen vier Wochen geleistet wurde, war die Verwaltung von Chaos und Unzulänglichkeit. Ein Fehlschritt folgte auf den anderen, seit 10 Tagen ist von der Erwartung des Krisen-Höhepunkts die Rede, der sich jedoch nicht einstellen will.

(2020-04-04)

21. Tag Ausnahmezustand

Ende der dritten Woche!

covid4i sanchWeltweit: 1.119.575 Fälle (+102.000), 58.955 Tote (+5.791), 226.873 Geheilte (+15.000). In Spanien: 124.736 Fälle (+7.026), 11.744 Tote (+809), 34.219 Geheilte (+3.706). In Navarra: 2.972 Fälle (+136), 171 Tote (+20). In Euskadi: 8.187 Fälle (+360), 477 Tote (+33).

Urbane Härtefälle

Die baskischen Städte Gasteiz (2.088 Fälle/ +58), Bilbao (1.289 / +71), Donostia (341 / +17), Basauri (298 / +18), Getxo (292 / +12), Barakaldo (353 / +18), Leioa (137 / +6), Santurtzi (145 / +7), Irun (116 / +4), Erandio (125/ +9), Tolosa (87 / +3), Galdakao (120 / +1), Portugalete (117 / +12), Zarautz (74 / +1), Durango (94 / +6), Arrasate-Mondragon (91 / +6), Laudio (73 / +3), Renteria (59 / +2), Eibar (74 / +10), Amorebieta (62 / +3), Arrigorriaga (53 / +2), Bermeo (65 / +1), Trapagaran (63 / +5), Sestao (104 / +6) Amurrio (49 / +1), Etxebarri (45 / +1), Mungia (39 / +3), Pasaia (31 / +0), Sopela (47 / +4), Labastida (24 / +1), Gernika (36 / +2) Loiu (34 / +2), Hernani (31 / +0), Zumaia (32 / +1).

Kommentar

Offiziell meldete die spanische Behörde für gesundheitliche Notfälle am Donnerstag die Zahl von 110.000 Infizierten. Das wäre vor wenigen Wochen noch als Fantasterei erschienen. Und: Damit hätte Spanien eine absurd hohe Sterblichkeit von fast 10% - in Madrid sogar 14%. Das liegt ein Vielfaches über der realen Letalität des Virus, die in Deutschland bei einigermaßen realen 0,2% liegt. Fachleute rechnen deshalb die Zahl der Infizierten anhand der Todeszahlen hoch, um auf eine halbwegs "vernünftige" Größe zu kommen. So kalkulieren einige Forscher mit dem Faktor 200 und gehen davon aus, dass es real 2 Millionen Infizierte sind. In Spanien wird der Anteil der Infizierten an der Bevölkerung am höchsten eingeschätzt, heißt es in der Publikation von Imperial College London vom 30. März. Das bestätigt die Befürchtung, dass wegen der massiven Fehler der spanischen Regierung die weitere Entwicklung noch schlimmer als in Italien werden könnte.

Der Minister und seine Beschwichtiger im Krisenstab berufen sich beim angeblichen "Abflachen der Kurve" allein auf die Zahl der neu festgestellten Infektionen. Das hat seine Eigentümlichkeit, weil in Spanien fast nicht getestet wird. Man muss also davon ausgehen, dass hier mit Absicht getäuscht und Propaganda von denen betrieben wird, die ständig vom "Krieg" reden und Militärs einsetzen …

Die Tests und die Zahl der Toten. Wie will Spanien Neuinfektionen feststellen, wenn nicht einmal in Krankenhäusern Menschen mit deutlichen Symptomen getestet werden? Intensivstation-Krankenpfleger Ulloa im Telepolis-Gespräch: "Seit einigen Tagen wird konkret hier in Madrid kein Test mehr bei den Leuten gemacht, die die typischen Symptome zeigen." Schon jetzt wurden bei diesen Zahlen die Toten nicht berücksichtigt, die zu Hause oder in Altenheimen gestorben sind, weil auch sie nicht getestet werden.

Angesichts dieser Tatsache ist der neue offizielle Rekord von 950 Toten in nur 24 Stunden noch viel erschreckender. Die Dunkelziffer dürfte zudem schon deshalb steil ansteigen, da aus Altenheimen kranke Menschen kaum noch in die überfüllten Krankenhäuser überführt werden - "Triage" im Vorfeld, womit auch die Statistik geschönt wird. Aber eine rein spanische Spezialität ist die merkwürdige Zählweise wiederum auch nicht. Guido Marinoni, Präsident der Ärztekammer in Bergamo, hat keinerlei Zweifel, dass die Zahl der Todesfälle auch in Italien viel höher ist. Denn auch der Katastrophenschutz, der jeden Tag am späten Nachmittag Daten herausgibt, weist nur die Toten aus, die in Krankenhäusern gestorben sind. In diesen Daten werden weder diejenigen verzeichnet, die zu Hause gestorben sind, noch die alten Menschen, die in Dutzenden Pflegeheimen gestorben sind. Kein Wunder, dass der Madrider Pfleger Eduardo Ulloa zur Einschätzung kommt: "Ich gehe davon aus, dass die realen Todeszahlen in Europa so erschreckend hoch sind, dass keine Regierung die realen Zahlen ermittelt." (Ralf Streck, Telepolis)

covid4j miliAzken Berriak – Last News

Die baskische Gewerkschaft ELA hat auf gerichtlichem Weg erreicht, dass das Pflegepersonal komplett mit Schutzausrüstung versorgt wird. Bislang war diese minimale Anforderung nicht erfüllt. Frage ist, ob die Behörden der Forderung mit entsprechendem Material nachkommen können. *** Die kleine Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheitsbereich beklagt, dass die Angestellten gezwungen werden, ihre Schutzanzüge mehrfach zu benutzen, obwohl die Vorschriften dies verbieten. *** In einer privaten Einrichtung in Bilbao ist die zweite Krankenschwester des Baskenlandes an Coronavirus gestorben, sie war 36 Jahre alt. *** Die spanische Regierung hat eine Verlängerung des Alarm-Zustands um weitere zwei Wochen in die Wege gebracht, eine Mehrheit im Parlament ist sicher. Der “Ausnahmezustand“ wird somit bis 26. April dauern. Die Maßnahmen in der Industrie werden erneut “flexibilisiert“, Bau-Unternehmen und Industrie werden wieder starten können, falls sie dies noch nicht getan haben. *** Der Verbraucherverband will überprüfen, ob Supermärkte die aktuelle Situation zu überhöhten Preisen nutzen. *** Wie vorhersehbar, sind die Baskisch-Feste in Iparralde und Bizkaia abgesagt, normalerweise führen sie mehr als 100.000 Besucher/innen zusammen. Die Euskara-Schulen erleiden damit einen großen Verlust. Es ist abzusehen, dass nacheinander weitere Massen-Veranstaltungen des Sommers der Virus-Bedrohung zum Opfer fallen werden. *** Wir nehmen zur Kenntnis, dass wir in den letzten Tagen und Wochen mit falschen Zahlen gefüttert und bei Laune gehalten wurden. Die Situation ist dramatischer als offiziell dargestellt. Die Regierung Sanchez wird über ihre Unfähigkeit stolpern, die baskische Regierung wird trotz gleichen Versagens wiedergewählt. Baskische Verhältnisse.

(2020-04-04 – Letzter Eintrag der fünften Coronavirus-Woche im Baskenland, zum Abschluss der dritten Alarm-Woche mit relativer Ausgangssperre. Am morgigen Sonntag erscheint an gleicher Stelle ein neuer Beitrag, der die Ereignisse täglich kommentiert.)

(ERST-PUBLIKATION BASKULTUR.INFO 2020-03-29)

 

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