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Forschungsprojekt auf baskischer Insel

Izaro gehört zu den vor der baskischen Küste liegenden unbewohnten Inseln. Wer vom Biosphären-Reservat Urdaibai aufs Meer fährt, trifft genau auf das Eiland, das einst ein Franziskaner-Kloster beherbergte. Das ist lange her. Der Zugang zu diesem unter Naturschutz stehenden Flecken ist verboten. Vögel verschiedenster Art haben sich seither die 675 Meter lange und bis zu 150 Meter breite Insel zu eigen gemacht. Im Sommer 2018 werden die Tiere allerdings Besuch erhalten. Wissenschaftlichen Besuch.

Zusammen mit dem Urdaibai Bird Center arbeitet die Wissenschaftliche Gesellschaft Aranzadi auf der kleinen Insel Izaro vor der baskischen Küste an einer Studie über das Leben von Meervögeln und die Migration der Zugvögel.

Im August 2018 wollen die beiden Expertengruppen Leben und Gewohnheiten beider Vogelgruppen genauer studieren. Es handelt sich um ein Pilot-Projekt, dass die Bedeutung der Insel für die Vogelwelt erforschen soll: auf der einen Seite der Meeresvögel, die dort nisten, brüten und ständig leben; auf der anderen Seite der Zugvögel, die auf ihrem Weg von Europa nach Afrika dort Halt machen.

Die Insel Izaro liegt im Unesco-Biosphären-Reservat Urdaibai vor der Mündung des aus Gernika kommenden Flusses Oka im Baskenland. Geografisch gehört Izaro zur Hafenstadt Bermeo, von der sie 3 km entfernt ist. Näher liegt das Städtchen Mundaka in 2,2 km Entfernung. Die an ihrer höchsten Stelle 45 Meter hohe Insel ist Stoff für Legenden und war schon Teil des Vorspanns von Filmen aus anderen Zeiten. Heute ist das mythische Izaro vor allem Brutstätte vieler Meeresvögel – auf keiner baskischen Insel gibt es mehr Nester. Dabei wechseln sich die Spezies ab. Viele nutzen Izaro als Zwischenstation auf dem langen Weg von Europa nach Afrika. Deshalb wurde der Monat August ausgewählt für eine intensive Studie der vorhandenen Spezies und der Vogelmigration im Frühjahr und im Herbst.

Geschichte von Izaro

izaro02Der Bischof von Calahorra Diego López de Zúñiga und der Priester Fray Martín de Arteaga gründeten hier im Jahr 1422 ein Franziskanerkloster. Gebaut wurde es auf dem langen Hügel der Insel. Durch seine abgelegene Lage wurde das Kloster schnell berühmt und erlebte im Laufe seiner Existenz drei königliche Besuche: Heinrich IV von Kastilien im Jahr 1457, Fernando der Katholische 1476 und Isabel die Katholische 1483.

Eine Legende besagt, dass die Insel 1594 von einer Flotte von 14 Schiffen unter dem Kommando von Sir Francis Drake geplündert worden sei. Dabei sei beachtlicher Schaden entstanden, dennoch hätten es die Piraten nicht geschafft, das Kloster anzuzünden. Historiker*innen halten diese Geschichte allerdings nicht für real. Denn nichts spricht dafür, dass der Pirat der englischen Königin sich in jenen Gewässern aufgehalten hat. Zumindest nicht in jener Zeit. Wahrscheinlich ist hingegen, dass Izaro von französisch-hugenottischen Korsaren geplündert wurde, die damals häufig in der kantabrischen See unterwegs waren.

1719 verließen die Franziskaner das Kloster und die Insel blieb unbewohnt. Nur wenige Reste erinnern an jene Zeit. Für weitere menschliche Anwesenheit sorgten nur junge Leute, die dort gelegentlich campten. Aber nur solange, bis der Vorstand des Biosphären-Reservats jeglichen Zugang zur Insel verbot. Auf Izaro lebt eine bedeutende Kolonie von Mittelmeermöwen, dort nisten und brüten auch Sturmschwalben und Seidenreiher. In früheren Zeiten wurden dort Kaninchen gezüchtet, die wahrscheinlich von den Mönchen mitgebracht worden waren. Im 19. Jahrhundert wurde die Insel zum Weiden von Schafen verpachtet. Ihre Klippen und Umgebung werden heutzutage zum Schnorcheln und Fischen genutzt. Bei entsprechendem Wetter drängeln sich kleine Schiffe aus den Häfen Bermeo, Mundaka und Pedernales um die Insel.

Forschungsprojekt im August

Von Mundaka aus gesehen, sieht Izaro aus wie ein langer Strich, der von Westen nach Osten ansteigt. In Wirklichkeit hat die Insel eine Dreiecksform, im Südosten befindet sich eine natürliche Anlegestelle, die „Hafen“ genannt wird.

Die Abteilung Vogelforschung der Wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi (2), das Urdaibai Bird Center (3) mit Sitz in Gautegiz Arteaga und die Stadtverwaltung Bermeo haben sich gemeinsam an die Arbeit gemacht, in den kommenden Wochen das Inselleben zu erforschen. Sie wollen herausbekommen, was viele Vögel dazu treibt, ausgerechnet auf der Insel zu leben oder auszuruhen, obwohl sie zur Nahrungssuche jeden Tag wenigstens einen Kilometer weit fliegen müssen. Das erklärte Edorta Unamuno, Mitarbeiter des Bird Centers bei der öffentlichen Vorstellung des innovativen Untersuchungs-Projekts im Rathaus Bermeo.

izaro03Einerseits sollen Vögel beringt werden. Wichtigstes Ziel ist jedoch die Beschaffung von Information über die Wichtigkeit von Izaro bei der Vogelmigration. Auf dem Weg in den Süden müssen die Vögel die Wüste überqueren, um in die wirtlichen Zonen Afrikas zu kommen. Deshalb ist eine Zwischenstation mehr als angesagt. Zu den üblichen Besuchern aus der Vogelwelt gehören die Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und der Fitis (oder Fitislaubsänger, Phylloscopus trochilus), der zwischen acht und neun Gramm wiegt. Die Fitis kommen aus Grönland nach Izaro, bevor sie sich auf den Weg über die Sahara machen, berichtete Luis Betanzos, Mitarbeiter von Aranzadi und Direktor des neuartigen Projekts.

Nebelnetze

Um das Verhalten der Vögel intensiv zu studieren, campieren die Wissenschaftler*innen den ganzen August über auf der Insel. Insgesamt nehmen zwanzig Personen am Projekt teil, aufgeteilt in Viererteams, die sich wöchentlich abwechseln. Zum Kreis der Vogel-Expert*innen gehören Personen aus dem Baskenland, aus Navarra, Andalusien, Extremadura, Menorca und Madrid. Die Teams bestehen aus einer Person, die für die Beringung verantwortlich ist und drei Assistent*innen.

Das Beringungs-Protokoll sieht den Gebrauch von sogenannten „Nebelnetzen“ vor, um die Vögel einzufangen. Der Name erklärt sich durch die engen Maschen des Netzes – 14 Millimeter – dadurch erhält das Netz eine scheinbar weiße Farbe, die wie eine Nebelschwade aussieht. Diese Netze bleiben geöffnet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ein Mal pro Stunde werden sie kontrolliert, bei Regen und starkem Wind bleiben sie geschlossen, um die Tiere nicht in Gefahr zu bringen. Die gefangenen Vögel werden dann in Käfigen zur Beringung gebracht. Dabei werden sie auch vermessen und gewogen. Mittels einer Feder-Untersuchung soll außerdem das Alter der Tiere festgestellt werden.

Der Zugang der Teams zur Insel ist immer abhängig vom Zustand des Meeres. Auf kleinen Schiffen des Roten Kreuzes in Bermeo werden sie auf die Insel gebracht. Von Nordeuropa kommend ist Izaro das erste Stück Erde der iberischen Halbinsel. Das erklärt, weshalb die Insel als „strategischer Punkt“ betrachtet wird. Die Wechsel der Beobachtungsteams finden an den Tagen 5, 12, 19 und 26 im August statt. Am 3. September wird das Camp abgebaut und die Forschungsarbeit am Rande des Biosphären-Reservats abgeschlossen.

Biosphären-Reservat Urdaibai

izaro04Das Gebiet Urdaibai umfasst 230 qkm und wurde 1984 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Der Naturpark ist 20 Kilometer lang (N-S) und 12 breit (W-O), mit dem Oka-Fluss im Zentrum. Das Gebiet umfasst 22 Gemeinden. Die Orte Mundaka, Pedernales, Busturia, Murueta, Forua, Gernika-Lumo, Ajangiz, Mendata, Arrazua, Kortezubi, Gautegiz-Arteaga und Elantxobe liegen komplett im Naturschutzgebiet; die übrigen Gemeinden nur zum Teil. Mittelpunkt des Reservats bildet das 12 Kilometer lange Feuchtgebiet, zwischen Gernika im Süden und Mundaka an der nördlichen Flussmündung. Vor der Insel Izaro ist es ein Kilometer breit. Urdaibai ist das größte Naturschutzgebiet des Baskenlandes, mit einer großen Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Urdaibai wurde 1994 zum besonderen Vogelschutzgebiet erklärt. Bei Flut füllt sich die Flussmündung und wird zu einer breiten Wasserfläche, der Tidenunterschied beträgt bis zu 4,5 Meter. Bei Ebbe tauchen hunderte kleiner Schilfinseln auf. Das Gebiet ist zu Fuß nicht überall zugänglich, nur wenige nicht ausgeschilderte Wanderwege führen in Wassernähe. Einen ausgezeichneten Blick auf das Gebiet und die Insel Izaro liefert das über der Oka-Mündung gelegene Restaurant des Campingplatzes Portuondo. (Baskultur.info – 2018-07-26)

Der in Bilbao ansässige Kulturverein Baskale hat im Juli 2018 ein alternatives Reisebuch herausgegeben, bei dem Geschichte, Kultur und Leben in Bizkaia geschildert wird (Link).

ANMERKUNGEN:

(1) Information aus dem Artikel “El Urdaibai Bird Center y Aranzadi estudiarán la migración de aves en la isla de Ízaro” (Urdaibai Bird Center und Aranzadi studieren die Vogelmigration auf der Insel Izaro) vom 25.Juli 2018 aus der Tageszeitung El Correo (Link)

(2) Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi wurde 1947 gegründet mit der Absicht, die Arbeit der im Franquismus verbotenen Gesellschaft für Baskische Studien fortzuführen. Ihr Zweck ist die wissenschaftliche Erforschung von Natur und menschlichem Wirken. Ihren Namen hat die Gesellschaft von Telesforo de Aranzadi, einem bekannten Anthropologen und Ethnologen (1860-1945). Besondere Bedeutung kommt Aranzadi heutzutage bei der Aushebung von Massengräbern aus der Zeit des Spanischen Krieges und der Identifizierung der dort gefundenen Opfer des Faschismus zu.

(3) Das Urdaibai Bird Center wurde 2012 in der Gemeinde Gautegiz Arteaga eröffnet. Es verbindet Forschung und didaktische Verbreitung von Informationen aus der Vogelwelt und ist gleichzeitig ein Museum.

ABBILDUNGEN:

(1) Insel Izaro (FAT)

(2) Inselbesuch (El Correo)

(3) Urdaibai Bird Center (FAT)

(4) Mundaka (FAT)

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