Zwischenstand nach Spieltag acht
Fußballerisch war die neue Fußball-Saison 2017-2018 für die baskischen Clubs nach acht Spieltagen bisher sehr durchwachsen. Das gilt für Liga wie für Europa-Wettbewerbe. Nach dem Abstieg von Osasuna war die Zahl der baskischen Vertreter von fünf auf vier geschrumpft, in der Frauenliga von drei auf zwei: Athletic Bilbao, Deportivo Alavés, Real Sociedad und SD Eibar, bzw. Athletic und Real (in alfabetischer Reihenfolge). In der zweiten Liga vertritt Osasuna allein die baskischen Interessen.
Bei den Fußballerinnen sind Athletic (3.Platz) und Real Sociedad (16) in der ersten Liga, bei den Fußballern sind es Real (7), Athletic (10), Eibar (16) und Deportivo Alavés (19).
Deportivo Alavés
Nach dem Rekordjahr 2016/2017, in dem baskische Vereine ein Viertel der Teams stellten (5 von 20) könnte sich die Anzahl in der laufenden Saison weiter reduzieren, denn Eibar und der Hauptstadtclub Deportivo Alavés stehen in der Tabelle weit unten. Der Club aus Gasteiz-Vitoria sah sich nach sechs verlorenen Spielen sogar gezwungen, den Trainer zu entlassen. Es folgte ein Auswärtssieg, doch im Heimspiel dieses Wochenendes war wieder ein Doppelnuller angesagt: keine Tore, keine Punkte. Besonders schmerzhaft, dass dies auch noch gegen die baskische Konkurrenz aus San Sebastian (baskische: Donostia) ereignete. Nach dem Überraschungsjahr mit dem Aufstieg droht Alavés nun die Ernüchterung, trotz der Verstärkung durch Ex-Stars von Barca, Munir und Bojan. Dem gegenüber stehen schmerzliche Abgänge, die bisher nicht kompensiert werden konnten.
CD Eibar
Für den Club aus der Waffenstadt Eibar ist es die vierte Saison in der ersten Liga. Bislang liefen alle nach demselben Schema: hervorragende Vorrunde mit Blick Richtung Europa – danach katastrophale Rückrunden, Abstiegsangst inklusive. Damit ist im vierten Jahr Schluss, denn der viertletzte Tabellenplatz steht für die Krise, in der das Team steckt. Ein Trainerwechsel kommt in Eibar jedoch nicht in Frage. Der Führungsstil der (einzigen) Club-Präsidentin der Liga basiert auf Arbeit und Vertrauen, Mendilibar ist ein altvertrauter Baske, der schon Athletic und La Real trainiert hat und überall ziemlich beliebt ist: ein Arbeiter – kein Sprücheklopfer. Dennoch war das 0:0 im Heimspiel vom Wochenende gegen Deportivo La Coruña (ein direkter Konkurrent beim Blick nach unten) zu wenig, um sich im Keller etwas Luft zu verschaffen. Dabei würden es alle baskischen Fans den „Armeros“ wünschen, denn der Club ist der einzige, der auch in den Fangemeinden der übrigen baskischen Clubs Anerkennung und Respekt erfährt.
Real Sociedad San Sebastian
Bei Real Sociedad San Sebastian, der königlichen Gesellschaft, liegen in diesem Jahr Zaubern und Versagen dicht nebeneinander. Spektakulär startete das Team mit seinem Trainer Eusebio punktgleich mit Barca an die Tabellenspitze. Die Euphorie war groß! Darauf folgten vier Niederlagen. So was führt in der Stadt mit dem Edelstrand ziemlich schnell zu Unruhe bei den Fans, die als nicht besonders treu gelten, weil sie bereits nach einer verkorsten Halbzeit zu pfeifen beginnen. Von vier Spielen ganz zu schweigen. Gut dass das Derby in Gasteiz erfolgreich ausging (0:2), sonst wäre der Präsident – der bekannte Waffenfabrikant Aperribay – möglicherweise auf dumme Gedanken gekommen. Denn Trainer wurden in Donostia in der Vergangenheit schnell entlassen. Das Team leidet unter einigen Dauerverletzungen, Spielerwechseln und Gerüchten um Abgänge von Leistungsträgern. Eine Prognose ist schwierig. Umso mehr, als auch in der Europa-League sehr unterschiedliche Leistungen abgeliefert wurden. Einem glatten 4:0 gegen Rosenborg Trondheim folgte ein fatales 1:3 gegen den Gruppenfavoriten St. Petersburg. Gegen das mazedonische Vardar heißt es in Donostia kommende Woche also: quo vadis Real?
Athletic Bilbao
Der beliebteste Club im Baskenland zeichnet sich zum zweiten Jahr in Folge dadurch aus, keinen neuen Spieler verpflichtet zu haben – einmalig in der sonst so schnelllebigen Kickerwelt. Nicht, dass sie es nicht gewollt hätten, aber die Merino, Azpilikueta oder Monreal wollten oder durften nicht weg aus ihren alten Clubs. Da es bei Athletic nur baskische Spieler sein dürfen, wurde die Verstärkung erneut im eigenen Nachwuchs gesucht. Und gefunden: drei Spieler sind regelmäßig im Einsatz. Das vielleicht größte Handicap ist der Trainerwechsel, der zu einer Änderung des Arbeitsstils geführt hat. Die ruhige Art des Ernesto Valverde (jetzt Barca) wurde ersetzt durch die Hektik von Kuko Ziganda, der fünf Jahre lang erfolgreich die Zweite betreut hatte. Der bislang Beste der Saison, Muniain, hat sich außerdem das Kreuzband gerissen, mit seinen nur 23 Jahren bereits zum zweiten Mal. Doch wurde dieser Rückschlag gegen Sevilla gut weggesteckt, nach einer schwarzen Serie wurde der Tabellenzweite und Championsleague-Teilnehmer mit 1:0 geschlagen. Nun wartet das dritte Europacup-Spiel gegen einen vermeintlich schwachen Club – aber gegen genau solche Teams ist Athletic besonders anfällig, wie schon die Heimspiel-Niederlage gegen die Ukrainer aus Luhansk zeigte.
CD Osasuna
Erfreuliches bringt der Blick in eine Etage tiefer. Denn der abgestiegene Club Osasuna steht etwas überraschend an der Spitze. Mit dem in Zaragoza ergatterten Punkt liegen die Navarros nun einen Zähler vor der Konkurrenz. Doch nur Optimisten rechnen mit einem direkten Wiederaufsteig, das Team konnte nicht wirklich verstärkt werden und lebt von Eigengewächsen. Um das bedrohliche Defizit abzubauen, mussten Leistungsträger verkauft werden. Nicht nur wegen Auf- und Abstiegen steht Osasuna für das Wechselbad der Gefühle: unlängst wurden Spiele verkauft, Spieler zockten mit Ergebnissen, Clubführungen häuften hohe Schulden an, zwei Präsidenten sitzen in U-Haft. Aufgewühlte Zeiten also, verbunden mit sportlichen Hochs und Tiefs. Nur auf das treueste Publikum im Baskenland ist bei Osasuna Verlass – neben den Fans von Athletic Bilbao versteht sich!
Frauen-Fußball
Weil im Frauenfußball immer mehr Geld fließt, haben die baskischen Clubs immer weniger zu melden. Zu Saisonende stieg der Miniclub Kirol Elkartea Oiartzun aus Gipuzkoa ab – ein Verein, der in den 1990er Jahren immerhin drei Mal die Meisterschaft gewonnen hatte, als weiblicher Fußball praktisch noch um seine Existenz und um Anerkennung kämpfen musste. Real Sociedad liegt sieglos auf dem letzten Platz und Athletic Bilbao (5 Mal Meisterinnen) immerhin noch auf Platz drei. Gegen die Neureichen von Barca, Atletico Valencia und nun auch Real Madrid ist kein Kraut gewachsen.
ABBILDUNGEN:
(*) Spiel Eibar-Athletic 2015 (FAT)