Baskische Anthropologie
Fast 102 Jahre alt wurde "der weiseste unter den baskischen Anthropologen": José Miguel de Barandiaran. Im Jahr 1889 geboren, erforschte er die baskische Urgeschichte, die Kultur und die baskische Sprache. Dabei war seine Forschungsarbeit nicht nur von Entdeckungen und Anerkennung geprägt, sondern auch von Krieg, Diktatur und zwanzig Jahren Exil. Minutiös suchte er die baskische Landschaft nach Höhlen und Dolmen ab. Barandiarans Werk gilt als elementar für die Geschichte der baskischen Kultur.
Kindheit von José Miguel
(27.12.2014) José Miguel de Barandiaran y Ayerbe, so der volle Name des hier vorgestellten baskischen Anthropologen, Ethnologen, Archäologen und katholischen Priesters, wurde am Silvestertag des Jahres 1889 im kleinen Dorf Ataun in Gipuzkoa geboren. Er war das jüngste von neun Kindern des Ehepaars Francisco Antonio Barandiaran und Antonia Ayerbe und wuchs im elterlichen Bauernhof Perune-Zarre auf (1). Die Mehrheit der Familien in Ataun waren Landarbeiterinnen, von den damals ca. 1000 Bewohnerinnen des Ortsteils San Gregorio konnten vielleicht 20 ihren Namen schreiben. In jener Zeit wurde der öffentliche Bus zwischen Ataun und der nächstliegenden Stadt Beasain eingeführt, doch der war den Bessergestellten vorbehalten. Die spanische Sprache beherrschten nur die Priester und einige Reiche des Ortes, sie wurde als Sprache der Reichen und Gebildeten betrachtet. Das Ambiente unter den Leuten war geprägt von mythischen und magischen Erfahrungen. Die Kinder grüßten den Mond und nannten ihn "Illargi amandrea", Mutter Mond. Sie dachten, eine der Brücken im Dorf hätte Mikolas gebaut, in früheren Zeiten hätten da Feen gewohnt und bei Vollmond hätten die Hexen dort ihre Wäsche gewaschen. Sie glaubten auch, in den Höhlen des Dorfes habe der einäugige Riese Tartalo gelebt, Basajaun (Herr des Waldes) dagegen in den Wäldern (2).
Der seit seiner Kindheit liebevoll Joxemiel genannte Barandiaran entdeckte seine religiöse Ader vor allem durch die Erziehung seiner Mutter, einer Frau von tiefem katholischen Glauben. Dass er sich dem Priesteramt zuwenden wollte, war zu jener Zeit nichts Außergewöhnliches, so wie es auch üblich war, dass aus kinderreichen Familien im Erwachsenenalter wenigstens eines nach Übersee emigrierte.
Ausbildungsjahre
Barandiaran wurde mit 14 Jahren in ein Internat nach Baliarrain nahe seines Wohnortes geschickt. Nach seiner Entscheidung Pfarrer zu werden, kam er nach Gasteiz (span: Vitoria). Im Jahr 1914 wurde er in Burgos zum Priester berufen, gleichzeitig setzte er sein in Gasteiz begonnenes Studium der Theologie fort und schloß in Burgos ein Jahr später mit Magister ab. Bereits mit 23 Jahren war er Lehrer am Seminar in Gasteiz. Um sich in Volkspsychologie weiterzubilden ging er nach Leipzig, um an der dortigen Universität einen Kurs zu belegen. Die Vorlesungen bei Professor Wundt, dem Autor des monumentalen Werks "Völkerpsychologie" beeindruckten ihn und markierten seine künftigen anthropologsichen und ethnologischen Arbeiten (3). Barandiaran begann, sich für die Vorgeschichte zu interessieren, im Jahr 1916 unternahm er seine ersten Forschungen im Bereich der baskischen Ethnografie und der Archäologie.
Wissenschaftliche Arbeit
Bei Untersuchungen im Schloss San Gregorio entdeckte er in der Umgebung des Argarbi in den Aralar-Bergen neun prähistorische Dolmen, die bis dahin unbekannt waren. Der junge Barandiaran wandte sich an den Professor Telesforo de Aranzadi (4), Lehrstuhlinhaber für Anthropologie an der Universität Barcelona, und schilderte seine Ausgrabungsarbeiten auf der navarrischen Seite des Aralar-Massivs.
Zusammen mit Telesforo Aranzadi und dem Geologie-Professor Enrique Eguren (5) von der Universität Oviedo in Asturien organisierte Barandiaran im Sommer 1917 die ersten Ausgrabungen und Untersuchungen der Dolmen auf der gipuzkoanischen Seite der Aralar-Berge. Dieses Projekt war der Beginn des Forschungs-Trios Aranzadi-Barandiaran-Eguren, das sich in den folgenden 20 Jahren prähistorischen Prosektionen, Augrabungen und Forschungen widmen sollte. Bis 1936, als der Spanische Krieg das Team sprengte und sie sich für immer aus den Augen verloren. Für den Studienkurs 1917-1918 hielt Barandiaran als Seminar-Professor von Gasteiz die Eröffnungsrede über baskische Vorgeschichte. Der Diskurs wurde publiziert und brachte ihn in Kontakt mit dem berühmten französischen Vorgeschichtler Henri Breuil (6), der ihm wiederum Zugang zu dem deutschen Prähistoriker Hugo Obermaier verschaffte (7).
Anerkennung und Kritik
Im Jahr 1921 gründete Barandiaran die "Sociedad de Eusko Folklore" (Baskische Folklore Gesellschaft), die Zeitschrift "Anuario de Eusko Folklore" (Jahresschrift der baskischen Folklore) und begann mit einer Serie von Publikationen zum Thema "Baskische Folklore. Materialien und Fragekataloge", in denen Mythen und Legenden dokumentiert werden.
Zusammen mit Profesor Aranzadi unternahm er im folgenden Jahr eine Europareise, sie besuchten verschiedene Museen und Institutionen. In den Jahren 1923 und 1924 besuchte Barandiaran auf Wunsch des Abtes Breuil dessen Vorlesungen. In dieser Zeit lernte er die Schwierigkeiten kennen, die die Politisierung seiner Arbeit nach sich zog. Denn innerhalb der Kirchenhierarchie, unter seinen Vorgesetzten, traf er auf starken Widerspruch, ebenso wie aus antiklerikalen Kreisen. Gleichzeitig wurde die Arbeit von Aita Barandiaran (bask: Vater), wie er in seiner Umgebung freundschaftlich genannt wurde, in akademischen Kreisen anerkannt. Im Jahr 1930 wurde er in den regionalen Vorstand des Museums des spanischen Volkes in Madrid berufen, und 1934 zum Mitglied des ständigen Rates der Internationalen Kongresse für Anthropologie und Ethnologie in London.
Unter seinen Schülern aus jener Epoche befanden sich der Neffe von Pio Baroja (8), der ihn um Aufnahme in seine Forschungsgruppe bat und später als Professor Julio Caro Baroja berühmt wurde (9). Bereits 1929 unternahm Barandiaran eine zweite Studienreise, erneut mit Professor Aranzadi zusammen, zum Besuch verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften und anthropologischer Institute. So kamen die beiden Wissenschaftler auf ihren Reisen nach Brüssel, Antwerpen, München, Köln, Innsbruck, Zürich, Bern, Wien, Genf, Rom und Paris.
Zusammen mit den Wissenschaftlern Aranzadi und Eguren führte Barandiaran in den Jahren von 1917 bis 1936 einen systematischen Plan von archäologischen Ausgrabungen durch, vor allem auf baskischem Territorium: die Dolmen der Aralar-Berge (1917), auf der Aitzgorri-Kette (1918), bei Atéun-Burunda (1919), bei Altzania (1920), auf den Encía-Bergen und bei Elosua Placencia (1921), bei Belabieta und Urbasa, bei den künstlichen Grotten von Santimamiñe (1924, 1925 und 1931), in der Lumentxa-Höhle von Lekeitio (1925), den Höhlen von Ermittia sowie anderen in Gipuzkoa (1924 und 1927), der Bolinkoba-Höhle von Abadiño (1933) sowie Urtiaga-Iciar bei Deba (1936).
Krieg und Exil
Nach dem Aufstand der faschistischen Generäle um Franco und Mola, ging Aita Barandiaran ins Exil im französischen Baskenland, wo er seine Forschungen weiter betrieb. Gleich nach seiner Ankunft in Saint Jean de Luz (bask: Garazi Lohizune) erhielt er vom Priesterseminar in Gasteiz den Auftrag, sich im nahen Bayonne (bask: Baiona) im dortigen Seminar zu melden, um sich um geflüchtete Priester zu kümmern. Von 1936 bis 1941 lebte Barandiaran in Biarritz, von 1941 bis 1953 im kleinen Dorf Sara (frz: Sare), begleitet von seiner Nichte Pilar, die in seinem Leben eine sehr wichtige Rolle spielte. Im Jahr 1946 gründete er das "Institut Basque de Recherches" (Baskisches Forschungs-Institut), Ikuska genannt, und begann mit der Herausgabe eines Bulletins mit dem selben Namen. Darin dokumentierte er seine Forschungsergebnisse. So finden sich dort einmalige ausführliche Studien über den traditionellen Kalender der Landmenschen und über die täglichen Arbeiten in verschiedenen Dörfern, Untersuchungen aus erster Hand, methodisch und akribisch genau notiert (10).
Während der Zeit von 1946 bis 1950 nimmt er an verschiedenen internationalen Kongressen teil: London und Oxford (1946). París: Kongress über Archäologie und Zivilisation, sowie Museum der Menschheit (Juli und September 1947), París (1948), Brüssel (1948 und 1949).
Rückkehr ins Baskenland – Erfolg in Salamanca
Nach diesen Wegen durch das Exil konnte Aita Barandiaran im Oktober 1953 schließlich in seinen Geburtsort Ataun zurückkehren. Zeitgleich zu seiner Rückkehr wurde an der Universität von Salamanca ein Lehrstuhl für baskische Studien mit dem Namen "Larramendi" eingerichtet (11). Aus Mangel an Kandidaten für eine dauerhafte Besetzung des Lehrstuhls, sollten die Vorlesungen von eingeladenen Gastprofessoren gehalten werden. Ziel des Lehrstuhls war, die bekanntesten (verfügbaren) Experten zum Thema einzuladen für kurze unabhängige Konferenzen, und Bücher zu publizieren mit Studien über das "Vascuence", wie die baskische Sprache Euskara in spanischen Gefilden bis heute leicht abfällig genannt wird.
Barandiaran war der erste. Gegenstand seiner Vorlesung war auf Wunsch des Uni-Rektors Antonio Tovar "Der aktuelle Stand der baskischen Studien" (12). Die Einweihungs-Veranstaltung war ein Erfolg. Barandiaran hielt einen Zyklus von zehn Vorlesungen, dabei beschränkte er sich nicht allein auf Probleme der Sprache, sondern bezog sich auf die Gesamtheit der baskischen Studien. Im Publikum saßen Leute wie Juan Gorostiaga als Vertreter der Akademie der baskischen Sprache, Euskaltzaindia (13), die zu jener Zeit in Spanien verboten war und nur im französischen Baskenland existierte; oder der Conde de Urquijo für die Abteilung Kultur der Regionalverwaltung Bizkaia. An zehn aufeinander folgenden Tagen sprach Barandiaran über "Die baskische Rasse", "Die praktische Kultur" (Jagd, Fischerei, Landwirtschaft und Viehwirtschaft, Gebäude, Berufe, etc.), "Religion und Mythologie", "Vorgeschichte" und andere Themen. Insbesondere die letzte Veranstaltung hatte Gewicht, denn Barandiaran verband das Thema der Forschung über baskische Probleme mit einer Liste von notwendigen Maßnahmen und Themen, die zu bearbeiten seien. Darunter befand sich die Notwendigkeit, innerhalb kürzester Zeit einen "linguistischen und ethnografischen Atlas des Baskenlandes" zu erstellen.
Schon die Einrichtung dieses Lehrstuhls war von einiger Brisanz und nicht frei von Widersprüchen. Denn 14 Jahre nach Ende des Krieges hatte die franquistische Diktatur die Zügel fest in der Hand. Es war verboten, die baskische Sprache zu sprechen, Kinder konnten nicht auf baskische Namen getauft werden, all das stand unter Strafe. In der Schule ging "der Ring" herum als Strafe für jene Schüler/innen, die gegen die Verbote verstießen. Rektor Tovar war ein altgedienter falangistischer Politiker mit republikanischer Vergangenheit – eine widersprüchliche Persönlichkeit also. Nach dem Durchlauf durch die franquistische Propagandamaschine widmete er sich seinem Beruf der Sprachwissenschaft, stieg auf zum Rektor der Universität Salamanca und wusste aufgrund seiner politische Karriere im Regime offenbar gut, wo er ausreichend politischen Spielraum finden konnte, sich dem Thema baskischer Studien anzunehmen. Dass er einen Teil seiner Kindheit im Baskenland verbracht und Euskara gelernt hatte, half bei seinem Unternehmen (12).
Im Jahr nach der Rückkehr aus dem Exil nahm Barandiaran in der Urtiaga-Höhle die archäologischen Ausgrabungen wieder auf, an derselben Fundstätte, die er 18 Jahre zuvor hatte verlassen müssen. Dieses Mal arbeitete er unter der Schirmherrschaft der Wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi (14). Im Jahr 1956 begannen die bedeutenden Ausgrabungen in der Lezetxiki-Höhle von Arasate (span: Mondragon), 1960 waren dann die Aitzbitarte IV Höhlen in Rentería an der Reihe. Diese Fundstellen wurden zu Feldschulen, in denen junge Prähistoriker, die ihre universitären Studien beendet hatten, sich von dem Experten Barandiaran technisch etwas abschauen konnten: Jesus Altuna, J.M. Apellaniz, Ignacio Barandiaran und andere.
Publikation und Lehre
Im selben Jahr nahm Barandiaran die Herausgabe des Jahrbuchs Eusko Folklore wieder auf, von der Nummer 15 bis zur Nummer 30 im Jahr 1991, ebenfalls unter dem Schirm der Wissenschaftlichen Gesellschaft Aranzadi. Zusammen mit jungen Wissenschaftlern machte sich Barandiaran auch an die Ausgrabungen in Kurtzia, Atxete, Urtiaga, Axlor und Ekain.
Von 1965 bis 1977 hatte er den Lehrstuhl für Baskische Ethnologie inne, der an der Universität von Navarra gegründet worden war. Im Februar 1964 begann er als Professor für Euskara am Lehrstuhl für Vascuence der Abteilung Philosophie und Geisteswissenschaften der Universität von Navarra. Er entwickelte den Plan "Etniker" und stellte für alle baskischen Regionen Arbeitsteams aus Forschern und Helfern zusammen, die systematisch ethnografische Studien anstellen sollten mit dem Ziel, einen "Atlas der Ethnografie Vasconias" zu erstellen – eine Arbeit, der, je länger sie zurück liegt, ein immer größerer historischer Wert zukommt.
Die Große Baskische Enzyklopädie mit den Arbeiten Barandiarans wurde ab 1972 in 22 Bänden herausgegeben. Sechs Jahre später reaktivierte er zusammen mit Manuel Lekuona, sowie den Wissenschaftlern Irigaray und Gárate, Manuel de Irujo und Agustín Zumalabe, allesamt ehemalige Vorstandsmitglieder, die "Sociedad de Estudios Vascos", auf Baskisch: "Eusko Ikaskuntza", Gesellschaft für Baskische Studien (15). Auf einer General-Versammlung im September 1976 in Oñate – fast ein Jahr nach dem Tod des Diktators – wird er einstimmig zum Präsidenten von Eusko Ikaskuntza gewählt. Barandiaran war damals bereits 88 Jahre alt.
Ende des Jahres 1989 publizierte er "Mythen des baskischen Volkes" und im Alter von 100 Jahren kontrollierte er nach wie vor den Druck einer Serie von ethnografischen Untersuchungen, die er einige Jahre zuvor im navarrischen Örtchen Ezkurra angestellt hatte. Während der fast zwei Jahre Leben, die ihm blieben, betrieb er weiterhin Feldforschung und publizierte bis zu seinem Tod. José Miguel de Barandiaran y Ayerbe, von seinen Freunden Joxemiel genannt und unter dem Namen Aita Barandiaran bekannt, starb dort, wo er auch geboren worden war: in Ataun, am 21.Dezember 1991 10 Tage vor seinem 102. Geburtstag.
Anerkennung für die Arbeit
Vierzig Jahre des jahrzehntelangen Schaffens von Barandiaran waren überschattet von Krieg und Diktatur, bei der alles Baskische per se verdächtig, verboten oder diskriminiert war. Insofern zogen seine Bemühungen um Kenntnisse über die baskische Kultur und Sprache diese Verdachtsmomente auf sich wie ein Magnet. Die Folge war zum einen das Exil, zum anderen kam die Anerkennung für seine Arbeit vor allem aus dem Ausland. Erst nach Francos Tod und der Normalisierung der baskischen Institutionen und Sprache konnte er auch im Baskenland die Früchte seines Werkes genießen und fand Anerkennung. Von der baskischen Universität UPV-EHU wurde ihm der Ehrendoktor für Theologie verliehen. Dieselbe Würde wurde ihm auch von Seiten der Jesuiten-Universität Deustu (Bilbao) und von der Complutense in Madrid zuteil. 1987 verlieh ihm die baskische Regierung den Orden "Baum von Gernika", 1989 erhielt er von der navarrischen Regierung die Ehrenmedaille in Gold. Noch zu Lebzeiten richtete die Gesellschaft für baskische Studien (Eusko Ikaskuntza) eine Stiftung mit seinem Namen ein, die einen Teil seiner Werke wieder auflegt (2). Barandiaran war Ehrenpräsident von Aranzadi und Eusko Ikaskuntza, sowie Ehrenmitglied der Akademie der baskischen Sprache, Euskaltzaindia; ebenso beim Institut Labayru (16).
In seiner Exilheimat Sara wurde 2004 eine Ausstellung mit 14 Gemälden gezeigt, auf denen bedeutende baskische Maler Barandiaran darstellen, darunter Chillida, Ruiz Balerdi, Zumeta, Juan Luis Goenaga, Amestoy, Cárdenas und Donezar. Als "der weiseste unter den baskischen Anthropologen" wurde Aita Barandiaran gelegentlich bezeichnet, auch als "der Patriarch der baskischen Kultur", dessen große Leistungen erst nach Ende der Diktatur anerkannt wurden. Verschiedene öffentliche Gebäude tragen seinen Namen, zwei Schulen in Leioa (Lejona) und Donostia (San Sebastián), die Bibliothek von Bermeo. In seinem Heimatort Ataun wurde ein Museum eröffnet, das sich mit seiner Person und der baskischen Kultur und Mythologie befasst. In vielen baskischen Gemeinden sind Straßen nach ihm benannt, nicht zuletzt auch in Santa Fe im andalusischen Granada. Vor dem Eingang zur Höhle von Santimamiñe nahe Gernika steht ein Denkmal mit einer Büste von Aita Barandiaran.
Barandiarans bekannteste Werke
* Paletnografía vasca (Baskische Pal-Ethnografie) (1921).
* Mitología vasca (Baskische Mythologie) (1924).
* El hombre primitivo en el País Vasco (Der primitive Mensch im Baskenland) (1934).
* Antropología de la población vasca (Anthropologie der baskischen Bevölkerung) (1947).
* Cultura vasca (Baskische Kultur) (1977).
* Historia general del País Vasco (Allgemeine Geschichte des Baskenlandes) (1980).
* Brujería y brujas (Hexerei und Hexen) (1984).
* Mitos del Pueblo Vasco (Mythen des baskischen Volkes) (1989).
* Mitología del pueblo vasco (Mythologie des baskischen Volkes) (1994).
Anmerkungen:
(1) Teile der information zu diesem Artikel stammen aus Wikipedia "Jose Miguel Barandiaran", in baskischer und spanischer Sprache. Eine deutsche Fassung liegt nicht vor.
(2) Stiftung Barandiaran: www.barandiaranfundazioa.com
(3) Wikipedia: Wilhelm Maximilian Wundt (1832 - 1920) war ein deutscher Physiologe, Psychologe und Philosoph. Er gründete 1879 das erste Institut für experimentelle Psychologie mit einem systematischen Forschungsprogramm. Wundt gilt als Begründer der Psychologie als eigenständiger Wissenschaft und als Mitbegründer der Völkerpsychologie (Kulturpsychologie).
(4) Telesforo Aranzadi Unamuno (1860-1945) war ein auf Anthropologie, Botanik und Zoologie spezialisierter Wissenschaftler, Doktor in Pharmazeutik und Naturwissenschaften. Zudem war er Professor für Mineralogie und Zoologie an den Universitäten Granada und Barcelona. Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi im Baskenland trägt seinen Namen. (Glossar Baskultur.info)
(5) Enrique Eguren Bengoa war Archäologe (Gasteiz-Vitoria 1888 – Oviedo/Asturien 1944). Industriellensohn, der am Priesterseminar studierte und den Archäologen Federico de Baraibar und andere kennenlernte (Euskomedia – Auñamendi).
(6) Henri Édouard Prosper Breuil (1877 in Mortain, Manche; 1961 in L'Isle-Adam, Val-d'Oise) war ein französischer Prähistoriker und katholischer Priester. Er begründete die Erforschung von Fels- und Höhlenbildern und schuf die Grundlage für die Chronologie der Altsteinzeit (Wikipedia).
(7) Hugo Obermaier (1877 Regensburg - 1946 Freiburg, Schweiz) war ein deutscher Prähistoriker. Als Sohn des Königlichen Studienrates Anton Obermaier wuchs Hugo Obermaier in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. 1886 bis 1895 Gymnasium Regensburg. Nach Abitur Studium 1895 bis 1900 am Regensburger Lyzeum katholische Theologie und Geschichte. Erste archäologische Erfahrungen im Jahre 1897, als er dem Privat-Archäologen Joseph Fraunholz bei der Erforschung der Kastlhänghöhle nahe Essing half. 1900 zum Priester geweiht, beantragte jedoch Beurlaubung, um sich dem Studium der Altertumswissenschaften widmen zu können. Studierte von 1901 bis 1904 in Wien die Fächer Prähistorische Archäologie, Physische Geographie, Geologie, Paläontologie, Ethnologie,Deutsche Philologie und Anatomie. Zu seinen Lehrern zählten in dieser Zeit Rudolf Hoernes, Albrecht Penck und Josef Szombathy. 1904 mit "Die Verbreitung des Menschen während des Eiszeitalters in Mitteleuropa" promoviert. Vier Jahre später habilitierte er sich mit dem Thema Die Steingeräte des französischen Altpaläolithikums. Von 1909 bis 1914 mehrere Grabungskampagnen in der spanischen Höhle El Castillo. Freundschaften mit den französischen Paläolithforschern Émile Cartailhac und Henri Breuil. 1911 Professorenstelle am neu gegründeten Institut de Paléontologie Humaine in Paris, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Zahlreiche Forschungsreisen zu archäologischen Fundplätzen in Europa, wie die Cueva de La Pasiega. Während eines Spanienaufenthaltes im Jahre 1914 entschloss er sich, zunächst am Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid zu arbeiten und wurde 1922 auf einen eigens für ihn umgewidmeten Lehrstuhl an der Universität Complutense Madrid berufen. Wissenschaftliche, persönliche und politische Gründe veranlassten ihn, in Anbetracht des heraufziehenden Dritten Reichs 1932 auf einen Ruf an den vakanten Berliner Lehrstuhl Max Eberts zu verzichten. Infolge des Spanischen Bürgerkrieges, musste er aufgrund politischer Schwierigkeiten und fachlicher Rivalitäten seinen Lehrstuhl aufgeben. 1939 verließ er Spanien für immer, um eine Professorenstelle in Freiburg (Schweiz) anzunehmen. Die wissenschaftlichen Verdienste Hugo Obermaiers liegen in der Altsteinzeitforschung. Obermaiers synthetische Darstellung der europäischen Urgeschichte im Werk "Der Mensch der Vorzeit" (1912) trug zu Beginn des 20.Jhs maßgeblich zur Europäisierung der Urgeschichtsforschung bei.
(8) Pío Baroja y Nessi, (1872 in San Sebastián - 1956 in Madrid) war ein spanischer Schriftsteller und ein Vertreter der Generación del 98. Er studierte Medizin in Madrid, wo er auch den Großteil seines Lebens verbrachte. Während des Spanischen Bürgerkriegs lebte er, wie viele Intellektuelle und Autoren seiner Zeit, in Frankreich. 1955, ein Jahr vor seinem Tod, wurde er zum Mitglied der Real Academia Española ernannt. Wikipedia)
(9) Julio Caro Baroja (Madrid 1914 – Vera de Bidasoa, Navarra 1995) war ein spanischer Anthropologe, Historiker, Linguist, Folklorist und Essayist, Neffe des Schritstellers Pío Baroja und des Malers und Schriftstellers Ricardo Baroja.
(10) Artikel des Ethnologen Alejandro de Arcaya: sJosé Miguel de Barandiaran y Ayerbe www.euskomedia.org/aunamendi/11007
(11) Manuel Larramendi (Andoain Gipuzkoa, 1690 - Azpeitia, Gipuzkoa 1766) war ein baskischer Schriftsteller, Priester, Philologe und Historiker. Er war ein großer Förderer der baskischen Sprache und Kultur, bekannt als der erste baskische Folklorist. Daneben einer der Vorläufer der Foralisten (Vertreter der baskischen Autonomierechte) und des baskischen Nationalismus (Euskomedia).
(12) Antonio Tovar Llorente (Valladolid 1911 – Madrid 1985) war von 1951 bis 1956 Rektor der Universität Salamanca. Sein Studienfach war Vergleichende Linguistik. Notarsohn, der u.a. in Elorrio (Bizkaia) aufwuchs, wo er als Kind Euskara lernte. Studierte Jura und Klassische Philologie in Madrid, Paris und Berlin. Während seines Studiums war er Präsident einer republikanischen Vereinigung an der Universität. Doch im September 1936 nach dem Putsch der Generäle verschrieb er sich den Falangisten, beeinflusst durch seinen Intimfreund Dionisio Ridruejo und wurde zu einem der Hauptverantwortlichen für Propaganda des Regimes in Burgos, war jedoch von Franco zunehmend enttäuscht. Während des Krieges wurde Tovar 1938 von seinem Freund zum Verantwortlichen für das neugegründete Radio Nacional de España ernannt, später arbeitete er als Sekretär für Presse und Propaganda. Er nahm an verschiedenen Reisen nach Nazi-Deutschland teil, auch an einem Treffen mit Hitler. Nach seinem Rückzug aus der Politik widmete er sich seinem Beruf als Sprach-Wissenschaftler, wurde Rektor der Universität Salamanca und richtete den Lehrstuhl "Baskische Studien" ein. Tovar wurde zum Spezialisten für eine große Anzahl von Sprachen, unter anderem für Euskara, für das er mit Manuel Agud und Koldo Mitxelena ein Ethymologisches Lexikon schrieb. Er dozierte in Argentinien und USA, und wurde zu einer Referenz innerhalb der spanischen Philologie. Er schaffte die Berufung in die Real Academia, die Königliche Akademie der spanischen Sprache ebenso wie die Aufnahme in die Akademie der baskischen Sprache. Ehrendoktor-Titel in Buenos Aires, München, Dublin und Sevilla. Im Jahr 1981 wurde ihm für seine Verdienste um die Freiheit der Forschung der Goethe-Preis verliehen. (Wikipedia Antonio Tovar, spanische Version)
(13) Euskaltzaindia: Baskisch: Hüterin des Baskischen. Die offiziell so genannte Königliche Akademie der Baskischen Sprache (Real Academia de la Lengua Vasca) wurde 1919 gegründet und ist eine Einrichtung zur Pflege und Standardisierung der baskischen Sprache, sowie zu ihrer Erforschung durch philologische und ethymologische Studien. In den Jahren der Diktatur war sie ebenso verboten wie der Gebrauch der baskischen Sprache selbst. Sie hat ihren Sitz in Bilbao (bask: Bilbo) und Zweigsitze in Baiona (frz: Bayonne), Donostia (span: San Sebastián), in Gasteiz (span: Vitoria) und in Iruñea (span: Pamplona). (Glossar www.Baskultur.info)
(14) Die Wissenschafts-Gesellschaft Aranzadi wurde 1947 gegründet mit der Absicht, die Arbeit der im Franquismus verbotenen Gesellschaft für Baskische Studien fortzuführen. Ihr Zweck ist die wissenschaftliche Erforschung von Natur und menschlichem Wirken. Ihren Namen hat die Gesellschaft von Telesforo de Aranzadi, einem bekannten Anthropologen und Ethnologen (1860-1945). Besondere Bedeutung kommt Aranzadi heutzutage bei der Aushebung von Massengräbern aus der Zeit des Spanischen Krieges und der Identifizierung der dort gefundenen Opfer des Faschismus zu. (Glossar www.Baskultur.info)
(15) Eusko Ikaskuntza - Sociedad de Estudios Vascos – Gesellschaft für Baskische Studien: eine wissenschaftlich-kulturelle Organisation mit privatem Charakter, die 1918 gegründet wurde von den Provinzregierungen Araba, Bizkaia, Gipuzkoa und Navarra, als beständiges Instrument zur Entwicklung der baskischen Kultur. Nach dem Krieg von 1936 wurde die Gesellschaft verboten, im französischen Baskenland bestand sie weiter und hielt Kongresse ab in Biarritz (1948) und Baiona (1954). 1978 wurde sie – nach dem Ende des Regimes – neu gegründet. (www.eusko-ikaskuntza.org)
(16) Labayru Ikastegia - Instituto Labayru – Sprachinstitut Labayru: 1970 gegründet und seit 1977 Kulturstiftung. Zweck ist Forschung und Verbreitung von allem, was mit der baskischen Sprache und Kultur zu tun hat. Wichtigste Arbeitsfelder: Sprachforschung, Sprachvermittlung, Literatur, Pläne zur Normalisierung und des Gebrauchs von Euskara, Übersetzungen, Sammlung des Volks-Kulturerbes, Ethnografie. Labayru bietet den höchsten Euskara-Abschluß an, verfügt über eine Bibliothek mit Namen Euskal Biblioteka und wurde 1989 von der baskischen Regierung zum "Zentrum für bibliografischen Reichtum" erklärt. (http://www.labayru.org)
Abbildungen:
(1) Der Dolmen Sorginetxe, das "Haus der Hexen", bei Agurain in der Provinz Araba, nahe der navarrischen Grenze. Fotoarchiv Txeng (FAT)
(2) Monument für Joxemiel Barandiaran vor dem Eingang der Santimamiñe-Höhle, nahe Gernika (FAT)
(3) Eingang der Santimamiñe-Höhle, nahe Gernika (FAT)
(4) Hinweisschild auf den Dolmen Sorginetxe, das Haus der Hexen, bei Agurain in der Provinz Araba, nahe der navarrischen Grenze. (FAT)
(5) Dolmen "La Hechizera" in der Nähe von La Guardia in Araba. (FAT)
(6) Modell eines Oppidums, Keltische Siedlung vor 3000 Jahren, Archäologie-Museum Bilbo. (FAT)
(7) Sarg von Barandiaran (Euskomedia)
(8) Hinweisschild auf den Dolmen "La Hechizera" in der Nähe von La Guardia in Araba. (FAT)