Von Gabriel Aresti bis Kirmen Uribe
Die folgende Liste von Zusammenfassungen ist Einführung und Überblick über Marksteine baskischer Literatur. Es geht sowohl um Schriftsteller-innen wie um Instititutionen, die mit Literatur und Sprache in Zusammenhang stehen. Unter den 30 Ausführungen sind 3 Institutionen, 22 Männer und nur 5 Frauen – ein Spiegelbild der Rollenverteilung der baskischen Gesellschaft, insbesondere wenn der Blick Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückgeht. Eingang finden auch überraschende Namen wie Tucholsky und Humboldt.
Baskische Literatur und Sprache in dreißig Kurztexten, Biografien von Persönlichkeiten, die sich in diesem Kulturbereich Verdienste erworben haben.
Aresti, Gabriel
Der mit nur 41 Jahren gestorbene Aresti (1933-1975) ist bis heute einer der bekanntesten baskischen Schriftsteller, er gilt als einer der Begründer des modernen Baskisch, dem Batua. Obwohl Vater und Großeltern Baskisch konnten, wuchs er in spanischer Sprache auf, es herrschte der Franquismus und Baskisch zu sprechen war verboten. Mit 12 Jahren begann er autodidaktisch Baskisch zu lernen. Arestis Werk ist beeinflusst von Nietzsche, Brecht und T.S.Eliot. Er schrieb Theater, Poesie, Romane und Erzählungen und geriet als Marxist mit dem Regime in Konflikt. Aresti übersetzte Lorca, Eliot und Boccaccio. Zu seinen Schülern gehörten Joseba Sarrionandia, Bernardo Atxaga und Jon Juaristi. Als Mitglied der Akademie der baskischen Sprache verteidigte er die Schaffung eines modernen und vereinheitlichten Baskisch. In der Altstadt Bilbaos ist ein Gedicht zu lesen, mit dem er die faschistische Zensur umging und das von Hoffnung handelt.
Atxaga, Bernardo
Atxaga (*1951) studierte Wirtschaftswissenschaft und Philosophie, arbeitete zunächst als Bankangestellter, Buchhändler, Baskisch-Lehrer und Autor von Rundfunk-Sendungen. Seit 1980 widmet er sich der Schriftstellerei. Im Baskenland wurde Atxaga bekannt mit Kinderbüchern und Gedichten (Etiopia, Nueva Etiopia), die auch vertont wurden. Er war Mitglied der avantgardistischen Gruppe POTT (1978–1983), der auch Joseba Sarrionandia, Ruper Ordorika, Jon Juaristi und andere angehörten. Außerhalb des Baskenlandes ist Atxaga in erster Linie als Prosa-Autor bekannt. Obabakoak (Die Leute aus Obaba) wurde mit bedeutenden spanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und von Montxo Armendáriz verfilmt. In mehreren seiner Bücher wird das Tabu-Thema des baskischen Terrorismus aufgegriffen. Atxaga ist Mitglied der baskischen Sprach-Akademie Euskaltzaindia.
Baskische Literatur
Der schriftlichen baskischen Literatur ging eine lange mündliche Tradition voraus: unzählige Legenden, Reime und Sprichworte. Die Schriftform begann mit einiger Verspätung. Das erste in der baskischen Sprache Euskara publizierte Buch wurde 1545 gedruckt. Zu Beginn waren es ausschließlich Priester, die baskisch schrieben, weil nur wenige überhaupt lesen und schreiben konnten. Nicht-Priester, also laizistische Schreiber begannen erst Mitte des 19. Jhs. mit Veröffentlichungen. Aktuell gibt es ca. 1000 Neuerscheinungen pro Jahr. Das Etxepare-Institut fördert die Übersetzung von baskischen Werken in andere Sprachen, sowie die Übersetzung klassischer Werke ins Euskara.
Borda, Itxaro
Itxaro Borda stammt aus dem Nord-Baskenland, sie wurde 1959 in Baiona (frz: Bayonne) geboren. Ihr erstes Gedicht wurde 1974 in der Zeitschrift Herria publiziert. 1981 nahm sie Teil an der Gründung der baskisch-französischen Zeitschrift „Maiatz“, ihre erste Gedicht-Reihe kam 1984 heraus. Neben Poesie schrieb sie Romane, Artikel, Liedtexte und Essyas, sie übersetzte Brechts Kaukasischen Kreidekreis ins Baskische. 2002 erhielt sie den Euskadi-Literatur-Preis. Ihre bekannteste Romanfigur ist Amaia Ezpeldoi, eine nordbaskische Detektivin, untypisch, ländlich, bisexuell und mit Kommunikations-Problemen. Diese Figur erschien zuerst 1994 im Roman „Bakean ützi arte” (Bis ihr mich in Frieden lasst). In ihren Romanen behandelt Borda typisch nordbaskische Themen wie die Gasindustrie, die wirtschaftliche Situation und die dortige Kultur.
Cano, Harkaitz
Cano (*1975) gehört zur neuen Generation baskischer Schriftsteller/innen. Nach dem Jura-Studium veröffentlichte er seinen ersten Roman, Beluna Jazz, danach die alternative Weltgeschichte Belarraren ahoa (Strohmund), den Erzählband Neguko zirkua (Winterzirkus), der 2006 den Preis der spanischen Literaturkritik erhielt, sowie eine Sammlung literarischer Reportagen, das Ergebnis eines einjährigen New York-Aufenthalts: Piano gainean gosaltzen (Frühstück auf dem Klavier). Harkaitz Cano ist Drehbuchautor für Film- und Fernsehproduktionen und Comics und hat verschiedene Autoren ins Baskische übersetzt, darunter Hanif Kureishi und Allen Ginsberg. Sein Roman Pasaia Blues wurde im Pahl-Rugenstein-Verlag ins Deutsche übersetzt. Darin erzählt er die Geschichte eines Polizisten auf der Spur eines ETA-Kommandos, das die Polizei mit üblichen Methoden nicht zu fassen bekommt. Die heruntergekommene Industrielandschaft der 90er Jahre rund um den größten Schrotthafen Europas in Pasaia ist Schauplatz des tödlichen Spiels.
Davant, Jean Luis
Aus dem nordbaskischen Soule stammender Poet, Schriftsteller, Bertsolari und Theater-Regisseur (*1935). Er schrieb verschiedene Geschichtsbücher und inszenierte mehrfach die Pastoral-Volkstheaterstücke in Iparralde. Der Kultur in Soule stark verbunden.
Douglass, William
Der 1939 in Reno (USA) geborene William Douglass gründete das Zentrum für Baskische Studien, dessen Direktor er 30 Jahre lang war. Er gilt als der Wissenschaftler, der sich am umfassendsten mit der Geschichte baskischer Auswanderer in die USA beschäftigt hat und dazu publizierte. In Madrid studierte er spanische Literatur und kam 1963 ins Baskenland und begann zu forschen. Er schloss Freundschaft mit Bauersleuten, mit Julio Caro Baroja, Xabier Amuriza, Emilio Kortabitarte. 1967 erhielt er den Doktortitel der Universität Chicago. Fast seine gesamte Karriere beschäftigte er sich mit baskischen Themen und wurde sogar zum Friedensvermittler zwischen der spanischen Regierung und ETA.
Epaltza, Aingeru
Aingeru Epaltza Ruiz de Alda wurde 1960 in Pamplona geboren und gilt als Vorreiter moderner baskischer Literatur. Der studierte Journalist arbeitete für verschiedene Zeitungen und das baskische Fernsehen. Später repräsentierte er den baskischen Sprachrat von Navarra, ein Posten, von dem er zurücktrat, da er mit der Sprachpolitik der navarrischen Regierung nicht einverstanden war. In deutscher Sprache ist sein Roman “Rock'n'Roll“ erschienen, die Geschichte eines Kriminalfalls, der in Pamplona spielt: Vier unterschiedliche Freunde, das Verschwinden der Leiche einer alten Frau, ein abgeschnittener Finger, Recherchen eines frustrierten Journalisten, viele Verdächtige, doch kein Licht im Dunkel (Reihe Zubiak, Pahl-Rugenstein).
Etxepare, Bernart
Etxepare (1480-1545) ist der Autor des ersten (bekannten) in baskischer Sprache geschrieben Buchs mit dem Titel „Linguae Vasconum Primitiae“. Dieses Werk “Neuheiten der baskischen Sprache“ war sein einziges Buch, gedruckt wurde es 1545 in Bordeaux. Etxepare war Pfarrer im niedernavarrischen St-Jean-Pied-de-Port. Während seiner Lebenszeit wurde das Königreich Navarra von der kastilischen Krone angegriffen und der südlich der Pyrenäen liegende Teil militärisch erobert (1512). Somit bestand das Königreich nur noch aus dem Nordteil. Aufgrund politischer Streitigkeiten wurde Etxepare eingeperrt. "Linguae Vasconum Primitiae“ ist eine Niederschrift von fünfzehn Vers-Kompositionen, denen ein Prosa-Prolog vorausgeht. Geschrieben wurde es im niedernavarrischen Euskara-Dialekt. Zwei der Kompositionen sind religiöser Natur, zehn handeln von Liebe, eine ist autobiografisch, die beiden übrigen stellen ein Hohelied auf die baskische Sprache dar. Im autobiografischen Teil schildert er seinen Gefängnisaufenthalt in Bearn aufgrund eines falschen Verrats-Vorwurfs.
Euskaltzaindia
Baskisch: Hüterin des Baskischen. Die offiziell so genannte Königliche Akademie der Baskischen Sprache (Real Academia de la Lengua Vasca) wurde 1919 gegründet und ist eine Einrichtung zur Pflege und Standardisierung der baskischen Sprache, sowie zu ihrer Erforschung durch philologische und etymologische Studien. In den Jahren der Diktatur war sie ebenso verboten wie der Gebrauch der baskischen Sprache selbst. Sie hat ihren Sitz in Bilbao (bask: Bilbo) und Zweigsitze in Baiona (frz: Bayonne), Donostia (span: San Sebastián), in Gasteiz (span: Vitoria) und in Iruña (span: Pamplona).
Euskara
Die baskische Sprache, Eigenbezeichnung auch euskera, eskuara, üskara, wird in allen Teilen des historischen Baskenlands (Euskal Herria) von etwa einer Million Menschen gesprochen, darüber hinaus in der baskischen Diaspora in Europa und Amerika. Die ursprüngliche Verbreitung war weiträumiger, von Santander/Kantabrien bis Bordeaux/Frankreich und Zaragoza/Aragon. Euskara gilt als die älteste lebendige Sprache Europas. Es ist laut Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt. Während alle anderen Sprachen Europas zu sog. Sprachfamilien gehören, sei es zu den indogermanischen, den uralischen, den Turksprachen oder den semitischen Sprachen, gilt das Euskara als eine sogenannte isolierte Sprache.
Haritschelhar, Jean
Jean Haritschelhar Duhalde (1923-2013) war ein nordbaskischer Schriftsteller und Linguist, sowie Professor für Euskara und Linguistik in Bordeaux. Von 1962 an war er Mitglied der Königlichen Akademie der baskischen Sprache, Euskaltzaindia, und zwischen 1988 und 2004 deren Präsident.
Humboldt, Wilhelm von
Nach einer Reise durch das Baskenland im Jahr 1801 analysierte der preußische Gelehrte und Schriftsteller Wilhelm von Humboldt (1767-1835) die Anthropologie der Baskinnen und ihrer Sprache. Resultat war u.a. eine wissenschaftliche These: „Die basko-iberische These besagt im Kern Folgendes: die alten Iberer waren Basken, den heutigen in der Sprache gleich, oder ähnlich, sie bewohnten die ganze Iberische Halbinsel“.
Izagirre, Koldo
Izagirre (1954) hat sich als Philosoph, Philologe und Schriftsteller der Entwicklung der baskischen Sprache verpflichtet. Seit 1976 publiziert er Poesie, Essays und Romane. Einige seiner Werke wurden in andere Sprachen übersetzt. Zusammen mit Bernardo Atxaga gründete er in den 70ern die Zeitschrift Ustela, die später zu einem wichtigen Verlag für die junge Generation von Schriftsteller/innen wurde. 1978 gründete er mit Kollegen zusammen das Literatur-Magazin „Oh! Euzkadi!“. Er schrieb sowohl Kinder- alsauch Erwachsenen-Literatur, häufig Artikel für Zeitschriften und Magazine, daneben Drehbücher für Film und Fernsehen und arbeitete als Übersetzer aus anderen Sprachen. Izagirre fordert von Schreibenden die Einmischung in soziale, kulturelle und politische Angelegenheiten der Gesellschaft. Bei Wikipedia gibt es interessanterweise eine baskische, englische und französische Beschreibung, nicht jedoch auf Spanisch.
Jaio, Karmele
Karmele Jaio (1970) studierte Informations-Wissenschaften und arbeitete als Journalistin. Neben ihrer Tätigkeit für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften war sie Pressebeauftragte der Stiftung Euskalgintza Elkarlanean und des Baskischen Fraueninstituts Emakunde. 2004 erschien der Erzählband “Hamabost zauri“ (Fünfzehn Wunden), 2006 veröffentlichte sie ihren ersten Roman “Amaren eskuak“ (Mutters Hände), der vom Pahl-Rugenstein-Verlag in deutscher Sprache herausgegeben wurde.
Jimenez, Edorta
Edorta Jimenez (1953) arbeitet als Seemann, Übersetzer und Autor, schreibt Kolumnen und Drehbücher, hält Vorträge über Literatur und engagiert sich für den Erhalt des Naturschutzgebietes Urdaibai. Vielseitigkeit, Skepsis gegenüber vermeintlichen Wahrheiten sowie ein bildhafter Erzählstil sind für sein literarisches Schaffen charakteristisch. Oft wählt er Mundaka und die baskische Küste als Thema und Kulisse. Unter dem Namen Omar Nabarro veröffentlichte er sechs Gedichtbände. Für seine Kurzgeschichten-Sammlung Atoiuntzia erhielt er 1990 den Gabriel-Aresti-Preis. “Baleen berbaroa“ (1997, Die Stimme des Wals) konzipierte Jimenez als Auftakt einer Triologie. Der Roman schildert den Lebensweg eines Seemanns zur Zeit der Renaissance. Mit “Sukar ustelaren urtea“ (Das Jahr des Typhus) folgte 2004 der zweite Band. Das in der Zubiak-Reihe übersetzte “Der Lärm der Grillen“ (Kilkerren hotsak) hat den Spanischen Krieg zu Thema, es geht um die Aufarbeitung alter Agentengeschichten.
Juaristi, Jon
Der in Bilbao geborene Juaristi (*1951) schrieb Poesie, Romane, Essays und machte Übersetzungen. Er stammte aus einer nationalistischen baskischen Unternehmer-Familie. Mit 11 Jahren begann er auf eigene Faust Baskisch zu lernen, mit 16 schloss er sich einem proletarischen ETA-Zweig an. Er studierte romanische Sprachen, machte den Doktor, wurde aus der Uni geworfen und verbrachte Monate im Gefängnis. 1974 wurde er Baskisch-Lehrer. Nach dem Franquismus schloss er sich der literarischen Avantgarde-Gruppe Pott an (1977-1980), zusammen mit Atxaga, Ordorika und Sarrionandia. Nach 1980 wurde er Mitglied der spanischen Sozialdemokratie und wurde zu einem der schärfsten Kritiker des baskischen Nationalismus. Er lehrte an verschiedenen Universitäten, wurde Chef des Cervantes-Instituts und der spanischen National-Bibliothek.
Krutwig, Federico
Schriftsteller und Philosoph mit deutschen Vorfahren (1921-1998). Als Autodidakt lernte er Baskisch, 1943 trat er in die illegale Akademie der baskischen Sprache ein und arbeitete für die Vereinheitlichung des Euskara. Im nordbaskischen Exil lernte er Mitglieder der Oppositionsgruppe Jagi-Jagi kennen, 1963 gab er unter Pseudonym das Buch „Vasconia“ heraus, in dem er den traditionellen Nationalismus in Frage stellt und zu aktualisieren versucht. Mit seinem Freund Felix Likiniano zusammen entwarf er das Konzept eines Zusammenspiels von Anarchismus und Unabhängigkeit. 1964 wurde er aus Frankreich ausgewiesen und ging nach Belgien, wo er Kontakt mit ETA-Mitgliedern aufnahm, die er 1975 wieder abbrach. Nach Ende des Franquismus ließ er sich in Gipuzkoa nieder und widmete sich dem literarisch-philosophischen Schaffen, das weiter um die baskische Realität kreiste.
Lertxundi, Anjel
Anjel Lertxundi Esnal (*1948) gilt als einer der wichtigsten Autoren baskischer Literatur. Zunächst studierte er am Priesterseminar in Donostia, später Philosophie und Geisteswissenschaften in Rom und Valencia. Er arbeitete als Lehrer, Schulleiter und Dozent. 1970 erschien sein erstes Buch, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Mittlerweile umfasst sein literarisches und publizistisches Werk neben Kurzgeschichten auch Romane, Essays sowie Artikel, Kunst- und Filmrezensionen für verschiedene Zeitungen. Eines seiner großen Anliegen ist die Pflege und Weiterentwicklung der baskischen Sprache. So befasst er sich u.a. mit der Neuschöpfung baskischer Worte, z.B. für Begriffe aus der Welt des Internets. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Baskischen Schriftstellerverbandes EIE und ist Mitglied der Königlichen Akademie der Baskischen Sprache. Zweimal gewann er den Baskischen Literaturpreis sowie den Nationalen Kritikerpreis. Auf Deutsch erschien sein Roman “Domingos letzte Wette“, eine Milieugeschichte um die baskische Wettleidenschaft.
Louis Lucien Bonaparte
Louis Lucien Bonaparte (1813-1891) war französischer Mäzen, Linguist, Baskologe, Romanist und Dialektologe, der in London tätig war. Als Neffe von Napoleon Bonaparte wurde wurde er in England geboren und wuchs in Italien auf. Seine Studien widmete er der Sprachwissenschaft. Er war mehrfach Abgeordneter und Senator. Bonapartes bedeutendste Forschungen betreffen das Baskische (Wikipedia). Insbesondere seine Studien der baskischen Dialekte, zu denen er eine Verbreitungs-Landkarte anlegte, ist bis heute legendär und grundlegend für die Euskara-Forschung. Die Manuskripte seines Nachlasses wurden in neuester Zeit in 24 Bänden herausgegeben. Darunter „Langue basque et langues finnoises”, London 1862, und „Le Verbe basque en tableaux, accompagné de notes grammaticales, selon les huit dialectes de l'euskara, avec les différences de leurs sous-dialectes et de leurs varietés”, London 1869. Bonaparte unterhielt eine eigene Druckerei, in der er als Mäzen zahlreiche Bücher verlegte, vornehmlich von ihm geplante, angeforderte und oft auch kommentierte Übersetzungen von Teilen der Bibel in italienische, sardische, spanische, englische, baskische Dialekte.
Martinez, Toti
Toti Martínez de Lezea ist eine 1949 in Gasteiz geborene Schriftstellerin, die auf Baskisch und Spanisch schreibt. Sie ist diplomierte Übersetzerin für Deutsch, Englisch und Französisch, arbeitet für das Fernsehen. Martinez begann als Schauspielerin und gründete in Larrabetzu eine Theatergruppe. Ihre literarischen Themen kreisen stark um das Mittelalter, um baskische Geschichte und Traditionen. In den 80er Jahren erarbeitete sie für die baskische Regierung Bildungsvideos. Für das baskische Fernsehen schrieb und leitete sie 1.200 Kinder- und Jugend-Sendungen.
Mintegi, Laura
Schriftstellerin, Universitäts-Professorin und Politikerin. Mintegi (*1955) studierte Geschichte und Psychologie und war von 2004 bis 2012 Vorsitzende des baskischen PEN-Clubs. Sie schrieb verschiedene Romane und Erzählungen, arbeitet für verschiedenste Medien und erhielt mehrere Preise für ihr literarisches Schaffen. Gleichzeitig kandidierte sie mehrfach für politische Ämter, zuletzt war sie Fraktionssprecherin der linken Koalition EH Bildu im baskischen Parlament.
Mitxelena, Koldo
Koldo Mitxelena Elissalt (1915-1987) wird bis heute als Autorität in der Euskara-Forschung betrachtet, er war einer der Betreiber der Vereinheitlichung der Sprache (Batua). Aus nationalistischem Hause kommend, war er als Milizionär an der Verteidigung des Baskenlandes beteiligt, wurde in Santoña festgenommen und verbrachte Jahre in verschiedenen Gefängnissen. Auch nach seiner Entlassung war er politisch aktiv, was ihm einen zweiten Gefängnisaufenthalt einbrachte. Er gelangte in den Lehrbetrieb der Uni Salamanca und konnte legal Euskara erforschen. Vom im Exil befindlichen Sprachinstitut Euskaltzaindia wurde er beauftragt, die Grundlagen für eine Vereinheitlichung des Euskara zu erarbeiten.
Otero, Blas de
Der in Bilbao geborene Otero (1916-1979) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der sog. „sozialen Poesie“ der 50er Jahre. Als Schriftsteller durchlebte er eine religiöse, eine existenzielle und eine politische Phase, in der er KP-Mitglied wurde und ins Exil gehen musste. Später lebte er in Barcelona, erlitt die franquistische Zensur, besuchte 1960 die Sowjetunion und China, 1964 Kuba, wo er drei Jahre blieb.
Tucholsky, Kurt
„Ein Pyrenäenbuch“ wurde 1927 publiziert und ist das Tagebuch einer Reise durch die baskischen und aragonesischen Pyrenäen. Mehr noch als die bizarre Schönheit der Berge faszinierten Tucholsky die Bewohnerinnen und ihre Lebensform nördlich und südlich der Gipfel. Seine Aufzeichnungen sind lebendige, humorvolle und ironische Beschreibungen seiner Eindrücke, Begegnungen und Erlebnisse, Reflexionen über Alltagssituationen, die bis heute von Aktualität und interessant zu lesen sind.
Txillardegi (Jose Luis Alvarez Enparantza)
(1929-2012) Txillardegi stammt aus Donostia, er studierte Ingenieurwesen in Bilbao und Linguistik in Paris, nach 1982 war er Professor an der baskischen Universität. Zwei Jahre bevor er mit anderen zusammen die Untergrundorganisation ETA gründete veröffentlichte er 1957 seinen ersten Roman, der als der erste moderne Roman in baskischer Sprache gilt. Daneben schrieb er Erzählungen, Essays und forschte über die baskische Sprache, die er mit 17 Jahren lernte. Txillardegi blieb der Politik treu, in Parteien verschiedener Ausrichtung, er wurde auch in den spanischen Senat gewählt. Was baskische Kultur betrifft, gilt Txillardegi als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der zweiten Häfte des 20. Jhs.
Sarrionandia, Joseba
Baskischer Schriftsteller und Übersetzer (*1958). Studierte baskische Philologie und gründete mit dem Schriftsteller Bernardo Atxaga, dem Musiker Ruper Ordorika und anderen die avantgardistische Zeitschrift POTT, die maßgeblich zur Entwicklung der modernen baskischen Literatur beitrug. Zeitgleich schloss er sich aus Empörung über die politische Kontinuität nach Francos Tod der Untergrund-Organisation ETA an. 1980 wurde er verhaftet, schwer gefoltert und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Fünf Jahre später gelang ihm auf spektakuläre Weise die Flucht. In seinem unbekannten Exil übersetzte Sarrionandia u.a. Werke von Samuel Taylor Coleridge, Konstantinos Kavafis, T. S. Eliot und Fernando Pessoa. Heute gilt er als einer der führenden baskischen Schriftsteller, bekannt für die Entwicklung neuer literarischer Stile. Sein Roman „Lagun izoztua“ (Der gefrorene Mann) wurde ins Deutsche übersetzt. 2017 stellte er sich in Kuba erneut der Öffentlichkeit, nachdem er an der Universität eine Professur für baskische Literatur bekam.
Urretabizkaia, Arantxa
Die Schriftstellerin und Historikerin Arantxa Urretabizkaia (*1947) ist regelmäßig in Diskussionsrunden zu politischen und sozialen Themen zu finden. Sie gilt als eine der ersten engagierten baskischen Schriftstellerinnen in der Aufbruchszeit der 1970er und 1980er Jahre. Anfang der 70er übersetzte sie u.a. Teile des Werkes von Franz Fanon zur Revolution in Afrika (Afrika iraultzaren alde). Zu ihrem poetischen Werk zählen „San Pedro bezperaren ondokoak“ (1972, Die Folgen der Nacht vor San Pedro) und “Maitasunaren magalean“ (1982, Im Schoß der Liebe). Ihre bekannteste Prosaveröffentlichung ist ”Zergatik Panpox“ (1979, Warum Panpox). Der Kurzroman provozierte seinerzeit, weil die Autorin eine alleinerziehende Mutter als Protagonistin wählte. In deutscher Sprache erschien in der Zubiak-Reihe des Pahl-Rugenstein-Verlags „Das rote Heft“ (Koaderno gorria), die Geschichte einer Frau im Exil, die ihre Familie aus den Augen verliert und versucht, mit einem Tagebuch ihr Leben zu vermitteln.
Unamuno, Miguel de
Der aus Bilbao stammende Unamuno war baskischer Schriftsteller und Philosoph (1864-1936), er gilt als eine der literarischen Größen in Bilbao und Spanien. Unamuno schrieb Essays, Romane, Erzählungen, Reisebeschreibungen und Dramen. Sein politischer Werdegang führte ihn von linksrepublikanischen zu faschistophilen Positionen, weshalb er als literarische Figur umstritten ist. Zuletzt war er Rektor der Universität Salamanca und Franco-Unterstützer. Als er die Brutalität der Faschisten erkannte, war es zu spät, er wurde abgesetzt und starb fünf Monate nach dem Putsch.
Uribe, Kirmen
Kirmen Uribe (*1970) ist einer der jüngsten und gleichzeitig erfolgreichsten baskischen Autoren. Seinen ersten Preis erhielt er, als er wegen Wehrdienstverweigerung im Gefängnis war. 2009 erhielt er für sein Buch „Bilbao-New York-Bilbao“ den Spanischen Literatur-Preis für Erzählungen. Immer wieder beteiligt sich Kirmen Uribe an phantasievollen multimedialen Projekten, bei denen seine Herkunft aus einer baskischen Fischerfamilie einfließt.
FOTOS:
(1) Baskischer Buchladen (FAT)
(2) Toti Martinez (Diario Vasco)
(3) Kirmen Uribe (eigene Webseite)
(4) Laura Mintegi (EH Bildu)
(5) Louis Lucien Bonaparte (Wikipedia)
(6) Arantxa Urretabizkaia (Euskonews)
(7) Wilhelm von Humboldt (Posterlounge)
(8) Karmele Jaio (Euskonews)
(9) Itxaro Borda (Argia)