kfsr01
Erinnerung an die Interbrigadisten

Am 18.Juli 2016 jährt sich zum 80. Mal der Staatsstreich faschistischer Generäle (18.Juli 1936), der zum sogenannten „Spanischen Bürgerkrieg“ führte. Dieser Krieg dauerte drei Jahre, kostete Hunderttausende das Leben und markierte den Beginn einer 40-jährigen Diktatur. Angesichts des weltweit drohenden Faschismus nahmen von Beginn an internationale Milizionäre an der Verteidigung der Republik teil. Der Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik“ organisiert im Oktober eine Erinnerungs-Reise.

Der Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ e.V. aus Berlin organisiert anlässlich des 80. Jahrestages des Beginns des Spanienkrieges im Oktober 2016 eine Erinnerungs-Reise, die an verschiedene Orte des Krieges führt und öffentlich ausgeschrieben ist.

Der „Spanische Bürgerkrieg“ wird von vielen auch als Spanienkrieg bezeichnet, weil der Begriff Bürgerkrieg fragwürdig erscheint für eine militärische Auseinandersetzung, die europäische Dimensionen hatte. Zwischen Juli 1936 und April 1939 standen sich in diesem Krieg die demokratisch gewählte Volksfront-Regierung der Zweiten Spanischen Republik und die rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco gegenüber. Von Beginn an wurden die Aufständischen von den Nazis mit ihrer Luftwaffen-Einheit Legion Condor und von den italienischen Faschisten mit der Aviazione Legionaria und Bodentruppen unterstützt.
kfsr02

Milizionäre und Brigadisten

Von Beginn an kamen jedoch auch internationale Milizionäre ins Baskenland, nach Katalonien oder Spanien, um die Republik zu verteidigen, die soziale Revolution zu unterstützen und den Faschismus aufzuhalten, der sich in Italien, Deutschland und Portugal breit machte und mit einem großen Krieg drohte. Die ersten dieser internationalen Milizionäre waren Teilnehmer der Volksolympiade in Barcelona und politische Emigranten, die in verschiedenen Teilen des spanischen Staates lebten. Dabei handelte es sich um ca. 300 Personen, die sich nach dem Staatsstreich vornehmlich in Barcelona organisierten. Sie bildeten mit den ersten internationalen Freiwilligen, die über Frankreich nach Spanien kamen, die ersten internationalen Milizgruppen. Anarchistische Freiwillige kämpften in CNT-Milizeinheiten, sozialistische Freiwillige in POUM-Milizeinheiten und kommunistische Freiwillige in PSUC-Milizeinheiten. Mit dem Beschluss der Kommunistischen Internationale (Komintern), internationale Brigaden aufzustellen erhielt die internationale Unterstützung und Solidarität mit der Republik eine zunehmende Bedeutung. Auf dem Höhepunkt der Beteiligung gehörten 25.000 Kämpferinnen und Kämpfer den Internationalen Brigaden an. Dabei waren bekannte Personen wie George Orwell, André Malraux, Ernest Hemingway und viele andere mehr. Insgesamt waren es fast 60.000 Männer und Frauen, die sich an den Internationalen Brigaden beteiligten, die größten Kontingente kamen aus Frankreich, Deutschland und Italien.

Der Krieg endete mit dem Sieg der Anhänger Francos und bedeutete den Beginn eines Regimes, das bis zum Tode des Diktators 1975 den spanischen Staat im Griff hatte: der sogenannte Franquismus. Im Baskenland war der Krieg bereits im Juni 1937 zu Ende, nachdem die Faschisten Bilbao erobert hatten und eine riesige Fluchtbewegung nach Westen – Kantabrien, Asturien, von Santander nach Iparralde – einsetzte. Die Internationalen Brigaden kamen in Euskal Herria praktisch nie an, hier waren es einzelne Solidarische, die auf eigene Faust kamen und sich in baskische Bataillone integrierten, je nach ideologischer Einstellung. Im Baskenland bekannt wurden der Italiener Nino Nanetti (1906-1937), der in den Tagen vor der Niederlage zum baskischen Truppenchef aufstieg und im bizkainischen Zalla im Gefecht tödlich verletzt wurde; sowie der Berliner Fritz Teppich (1918-2012), der als junger Mann aus Belgien ins Baskenland kam, um in Irun, Donostia, Bilbo, Gernika und Barambio zu kämpfen. Fritz Teppich erlebte in verschiedenen Etappen und an unterschiedlichen Orten den gesamten Krieg, ging durch verschiedene Konzentrationslager, und erlitt nach dem Krieg in Portugal Jahre der Verbannung, bevor er nach Deutschland zurückkehren konnte. Seine Geschichte ist in der Autobiografie „Der rote Pfadfinder“ dokumentiert (Wikipedia).

Erinnerungs-Reise 2016

An diese Kämpferinnen und Kämpfer und an ihr Engagement erinnert in diesem Jahr der KFSR, der Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e. V.“ mit dem Aufruf zu einer Erinnerungs-Brigade im Oktober: „Internationale Reise 2016 – Auf nach Spanien! – Bildung der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren – No pasaran – pasaremos!“ (Webseite: www.kfsr.info).

In der Einladung auf der Webseite heißt es: „Sie waren erfüllt von der ehrenvollsten Seite der Solidarität und des Internationalismus, nämlich aktiv und mit dem Einsatz des Lebens an der Seite derer zu sein, die in ihrem Kampf um Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit existenziell bedroht sind. Sie kämpften gegen Faschismus! Nachkommen, Freunde der Kämpfer an der Seite der Spanischen Republik 1936-1939 aus vielen Ländern der Welt ehren die Kämpfer im Oktober 2016 auf einer Rundreise zu Stätten ihres Wirkens. Die Organisationen AABI – Asociación de Amigos de las Brigadas Internacionales aus Spanien, ACER – Les Amis des Combattants en Espagne Républicaine aus Frankreich,sowie der deutsche Verein Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e. V. haben einen gemeinsamen Vorschlag für die Reise koordiniert.
kfsr03

Reise-Programm

Derzeit haben die drei veranstaltenden Organisationen – ACER, AABI und KFSR – einen vorläufigen Rahmenvorschlag zur Reiseroute vorgelegt, mit einigen wichtigen Stationen und Veranstaltungen. Das Baskenland kommt in dieser Route nicht vor, weil es hier keine Interbrigadistinnen gab. Im Folgenden das vorläufige Programm der Erinnerungs-Reise „Internationale Reise 2016 – Auf nach Spanien! – Bildung der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren – No pasaran – pasaremos“:

22. Oktober 2016: Enthüllung des Denkmals für die Internationalen Brigaden am Bahnhof Gare d'Austerlitz, Paris.

23. Oktober 2016: Abfahrt von Paris und Ankunft in Benicàssim. Übernachtung in Benicàssim.

24. Oktober 2016: Veranstaltungen in Benicàssim - Enthüllung einer Gedenktafel im Hospital der Internationalen Brigaden (jetzt Hotel Voramar). Besuch des Friedhofs, Filmvorführung, Besuch von Villen, in denen sich Interbrigadisten damals erholten. Übernachtung in Benicàssim.

25. Oktober 2016: Abfahrt von Benicàssim nach Albacete. Veranstaltung in Albacete – Enthüllung einer Gedenktafel. Übernachtung in Albacete.

26. Oktober 2016: Veranstaltung in Albacete-Universität UCLM / Madrigueras. Übernachtung in Albacete.

27. Oktober 2016: Abfahrt von Albacete nach Madrid. Übernachtung in Madrid.

28. Oktober 2016: Besuch am Jamara / Guadalajara. Übernachtung in Madrid.

29. Oktober 2016: Enthüllung des Denkmals für die Internationalen Brigaden in Vicálvaro. Übernachtung in Madrid.

30. Oktober 2016: Abreise aus Madrid.

Weitere Informationen zu möglichen Stationen und Programmpunkten, die noch präzisiert werden, sind zu finden können unter dem Stichwort „Aktivitäten zum 80. Jahrestag der Internationalen Brigaden in der Provinz Albacete. In Paris wird das Denkmal der Internationalen Brigaden am 22. Oktober 2016 am Bahnhof Austerlitz enthüllt (Vie Nouvelle). Es wird auch einen skandinavischen „Zug nach Spanien” geben.

Anmeldungen

Bislang (Stand 30.6.2016) liegen 30 Voranmeldungen zur Teilnahme an der Reise vor. Die Logistik (Hotels, Flüge und andere Transporte) wird vom Verein KFSR weitestgehend selbst organisiert. „Wir werden versuchen Hotels zu reservieren, Euch diese dann zu benennen, so dass Ihr selber oder mit unserer Hilfe diese buchen könnt. Die AABI (Partnerorganisation in Spanien) und die ACER (Partnerorganisation in Frankreich) werden uns dabei natürlich auch unterstützen. Um aber schnellstens auch eine Kostenempfehlung zu erstellen, benötigen wir den Anmeldebogen ausgefüllt zurück. Kostenlose Abmeldungen sind auf jeden Fall bis Anfang September möglich! Bitte: Da wir keine ausgebildeten Reisefachfrauen oder -männer sind, benötigen wir dringend Eure Unterstützung. Wer kann uns bei der Hotelfindung für mindestens 50 Personen in Spanien oder Paris helfen? Weiterhin benötigen wir Unterstützung für die Organisation von Transportmöglichkeiten innerhalb Spaniens. Salud Eure Andrée Mergen, im Auftrag des KFSR-Vorstandes Berlin“.

Eingeladen zu dieser Erinnerungs-Reise im Oktober 2016 sind „alle Interessierten, Angehörige und Nachkommen von Spanienkämpfern, Künstler, Historiker, Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Buchautoren, Musiker und Ensembles, sich der Reise anzuschließen und mit Beiträgen den spanischen Familien an der Seite der Republikaner und Aktivisten zu danken, die sich um das Erbe der Internationalen Brigaden verdient machen. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, was der Kampf der Internationalen Brigaden uns heute zu sagen hat, wie wir die Erfahrungen des Kampfes gegen den Faschismus und für Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ins Heute und die Zukunft tragen können. Lassen Sie uns transparent machen, wer diese Kämpfer waren, was sich an Lebensleistungen hinter ihren Namen verbirgt“.

Hinweise zur Fahrt

Die Kosten für die Reise (Transport, Unterkunft und Verpflegung) tragen die Reiseteilnehmerinnen und Teilnehmer selbst. Die Organisationen können keine Honorare für Beiträge zahlen. Interessierte, die sich dem Verein „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939 e.V. bei der Organisation der Reise (Buchungen Flug, Zug; Buchung Hotels u.a.) anschließen möchten, melden sich bitte bei Frau Andrée Mergen via E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Sie erhalten dann einen Informationsbrief und einen Anmeldebogen. Beide Dokumente können Sie auch als Download erhalten. Eine solche Reise bedarf vieler fleißiger und engagierter Helferinnen und Helfer. Wer dabei mitmachen möchte, kann sich gerne melden bei Frau Andrée Mergen via E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir suchen Übersetzerinnen und Übersetzer (Zusammenfassungen, Arbeitsübersetzungen für Englisch, Russisch, Polnisch, Kroatisch, Serbisch, Tschechisch, Slowenisch, Französisch, Katalanisch und Spanisch im Vorfeld der Reise und in unserer Arbeit insgesamt. Wer helfen kann, melde sich bitte an: Kerstin Hommel via E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Auch wenn manches jetzt noch wage erscheint, so schrieb Almudena Cros, Präsidentin der AABI (Spanien) dieser Tage: „Ich bitte Euch, habt Geduld, weil es sehr mühsam ist, die Details der Reise zu organisieren … Diese Reise wird in würdiger Weise an unsere Helden und Heldinnen der Internationalen Brigaden erinnern“ (Kerstin Hommel – Vorsitzende des KFSR 1936-1939 e.V.).
kfsr04

Selbstvorstellung des KFSR

„Zur Abwehr des faschistischen Putsches in Spanien und zur Verteidigung der eben errungenen Freiheit nahmen in den Jahren 1936 bis 1939 Tausende Freiwillige aus über 50 Ländern, Männer und Frauen, Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten, Parteilose, Atheisten, Juden, Christen und andere am Kampf des spanischen Volkes teil. Darunter waren etwa 3 000 Deutsche. Wer sind wir? Wir sind ein Verein, der im September 2001 von Kämpfern der spanischen Republik, ihren Freunden, von Kindern und Enkeln der deutschen Internationalisten, die der jungen spanischen Republik in den Jahren 1936 bis 1939 gegen den Faschismus kämpfend zur Seite standen, gegründet wurde. Die Arbeit des Vereins basiert auf den Erfahrungen der Arbeitsgruppe Spanienkämpfer beim IVVdN und der AG Spanien bein BdA Dachverband, die sich 1997 zusammengeschlossen haben“.

ANMERKUNGEN:

(1) „Kämpfer undFreunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ e.V. / Magdalenenstr.19 , 10365 Berlin, Webseite: www.kfsr.info.

FOTOS:

(*) alle Abbildungen aus der Webseite des Vereins KFSR

Für den Betrieb unserer Webseite benutzen wir Cookies. Wenn Sie unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen, akzeptieren Sie unseren Einsatz von Cookies. Mehr Information