Besuch der Woodstock-Stimme
Bereits im Juli 1988 trat die US-amerikanische Folk-Sängerin, Bürgerrechtlerin und Pazifistin JOAN BAEZ einmal in Bilbao auf. Die durch ihre klare Stimme und ihr politisches Engagement gegen den Vietnamkrieg und für die Bürgerrechts-Bewegung bekannte Sängerin kommt nun erneut nach Bizkaia, am 17.März in den Euskalduna-Palast. Den Auftritt vor 27 Jahren gestaltete sie zusammen mit der bekannten argentinischen Sängerin Mercedes Sosa und der afrikanischen Gruppe Lady Smith Blake Mambazo.
(2015-03-15) Bei jenem Konzert in der Stierkampfarena von Bilbao trug die Woodstock-Sängerin unter anderem das bekannte baskische Lied "Txoria Txori" in Euskara vor, ein Lied, mit dem der Liedermacher Mikel Laboa in den 60er Jahren die Zensur des Franquismus umgangen und lächerlich gemacht hatte. Im Internet ist die Version zu hören mit der Legende: "Joan Baez TXORIA TXORI from Joan's 'Diamonds And Rust In The Bullring'. Joan says: This record was made in a bullring in Bilbao, Spain, in 1988. It is dedicated to the Mayor and the people of Bilbao, who came out to see me perform. The song is 'Euskera'. TXORIA TXORI is about a sweet little bird". Sicher wird sicher die mittlerweile 74-jährige Joan Baez die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Lied erneut zu singen.
Biografisches
Joan Baez wurde 1941 in New York City geboren. Ihr Großvater trat in Mexiko aus der katholischen Kirche aus, wurde methodistischer Pastor und zog 1914 nach New York City. Die Eltern von Joan Baez waren ursprünglich Methodisten, später Quäker. Ihre Mutter war Schottin, ihr Vater, ein Physiker mexikanischer Abstammung, weigerte sich, für die lukrative Rüstungsindustrie zu arbeiten. Diese idealistische Einstellung des Vaters hatte Einfluss auf Baez späteres Engagement gegen den Vietnamkrieg und für die Bürgerrechte. Wegen ihrer dunkleren Hautfarbe wurde sie während ihrer Kindheit öfter als "Nigger" bezeichnet, Nachbarskindern wurde untersagt, mit ihr zu spielen. Aus beruflichen Gründen des Vaters zog die Familie häufig um, nach Palo Alto, Boston, Paris, Rom und Bagdad. Besonders letztgenannter Ort prägte sie durch die Armut und menschenverachtende Behandlung der dortigen Bevölkerung, die sie damals als 10-Jährige erlebte.
1956 hörte sie zum ersten Mal eine Rede des jungen Martin Luther King und bekam von den Eltern ihre erste Gitarre. Erste musikalische Einflüsse durch den Folkmusiker Pete Seeger und den afroamerikanischen Sänger Harry Belafonte. Wichtig wurde für die junge Sängerin nach eigenen Angaben auch Rhythm and Blues, sowie insgesamt die Musik des schwarzen Amerika sie mehr beeinflusst hat als die des weißen. Die junge Joan hatte schon als Schülerin ihre Mitschüler mit Schulhof-Konzerten unterhalten. Nach Beendigung der High School konzentrierte sich bald auf ihre Gesangskarriere. Diese begann 1959 mit einigen Auftritten. 1959 erreichte sie auf dem renommierten Newport Folk Festival zum ersten Mal ein größeres Publikum.
Ihre erste Solo-LP erschien ein Jahr später unter dem Titel Joan Baez bei Vanguard Records. Das Nachfolgealbum Joan Baez Vol. 2 (1961) erhielt in den USA Goldstatus, genauso wie beide Teile von Joan Baez In Concert von 1962. 1961 ging sie außerdem auf eine USA-Tournee und lernte dabei Bob Dylan kennen, der im Vorprogramm von John Lee Hooker auftrat. Sie begann, seine Songs zu interpretieren, und stellte ihn ihrem Publikum vor. Aus der anfänglich beruflichen wurde bald auch eine private Beziehung.
In der ersten Hälfte der 1960er stand sie mit an der Spitze der Folkbewegung. Bereits zu dieser Zeit beeinflusste ihr Stil Künstlerinnen wie Joni Mitchell, Bonnie Raitt und Judy Collins. 1962, auf einer Tournee durch die Südstaaten, entschloss sich Joan Baez, nur noch dort aufzutreten, wo es keine Rassenschranken gab. Somit blieben ihr in den USA nur die schwarzen Universitäten. Am 28. August 1963 sang sie auf dem Civil Rights March das berühmte We Shall Overcome, das in den folgenden Jahren quasi zu ihrem sängerischen Markenzeichen wurde. Außerdem trat sie dort zusammen mit Bob Dylan auf. Bezogen vor allem auf die 1960er Jahre wurde sie rückblickend als „Stimme und Gewissen ihrer Generation" bezeichnet.
Sie heiratete den Kalifornier David Harris, einen bekannten Gegner des Vietnamkrieges und Kriegsdienstverweigerer. 1969 trat sie auf dem Woodstock-Festival auf. Die schwangere Sängerin nutzte dieses große Forum, um die Missstände in der Welt anzuprangern. Sie thematisierte zudem die Inhaftierung ihres Ehemanns, der zu dieser Zeit eine dreijährige Freiheitsstrafe verbüßte und einen Hungerstreik unter den Mithäftlingen initiiert hatte, nachdem er aus einem Bezirksgefängnis in ein schärfer bewachtes Bundesgefängnis verlegt worden war. Anschließend nahm sie ihre Gitarre herunter und sang a cappella den Gospel Swing Low, Sweet Chariot.
1972 trat Joan Baez zusammen mit B. B. King und den Voices of East Harlem im berühmten Gefängnis "Sing Sing" im Bundesstaat New York auf. Anders als viele ihrer Kollegen waren sie bereit, eine Filmprojektgruppe aus dem Gefängnis zu unterstützen und bei einem Abschlusskonzert mitzuwirken. 1988 trat sie unter dem Namen 3 Voices auf einigen Konzerten gemeinsam mit Konstantin Wecker und Mercedes Sosa auf. Ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feierte sie 1989 mit dem Album Speaking of Dreams. 2004 und 2005 tourte sie durch die USA, 2006 durch mehrere Städte Deutschlands, 2008 gab sie Konzerte beim Glastonbury Festival in England und beim Montreux Jazz Festival in der Schweiz. Joan Baéz interpretierte vielfach (zum Beispiel in Woodstock) den berühmten Folksong über den amerikanischen Arbeiterführer Joe Hill mit dem Titel "I dreamed I saw Joe Hill last night" aus der Feder von Pete Seeger.
Neben ihrer Musik engagierte sich Joan Baez früh politisch und setzte sich für Minderheiten auf der ganzen Welt, für den Pazifismus und gegen die Rassentrennung in ihrer Heimat ein. Nachhaltig beeinflusst wurde sie durch den Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Martin Luther King. Baez blieb King bis zu dessen Ermordung verbunden und arbeitete bei zahlreichen politischen Aktionen mit ihm zusammen. Ihr politisches Engagement begann 1957, als sie sich aus zivilem Ungehorsam weigerte, das Klassenzimmer während einer Luftschutzübung zu verlassen, da die Übung sinnlos sei. Zuvor hatte sie mit ihrem Vater ausgerechnet, dass die Schüler unmöglich die Schutzräume erreichen könnten, bevor, wie in der Übung suggeriert, Raketen aus der Sowjetunion ihren damaligen Wohnort Palo Alto in Kalifornien erreicht hätten. Der Vorfall um die "besserwisserische" Schülerin wurde in der Lokalpresse groß aufgemacht und brachte Baez den Ruf ein, Kommunistin zu sein. Kurz darauf verließ die Familie den Ort. Im selben Jahr traf sie Ira Sandperl, ein Schüler Mahatma Gandhis, er wurde zu ihrem aktivistischen Mentor. In den 1960er Jahren zahlte sie einen Großteil ihrer Lohnsteuer auf ein Sperrkonto, um den Vietnamkrieg nicht mitzufinanzieren, unterstützte das Free Speech Movement – eine für Meinungsfreiheit und gegen den Krieg in Vietnam eintretende Studentenorganisation.
Nachdem sie während der Beteiligung an einer Blockade der Zufahrt zu einem Armeekomplex 1967 zu einer Freiheitsstrafe von 10 Tagen verurteilt worden war, wurden alle ihre Platten aus den PX Stores in Europa entfernt. Sie wurde ein zweites Mal verhaftet und verbrachte insgesamt einen Monat im Gefängnis. Weiterhin gründete sie die West-Coast-Abteilung von Amnesty International. 1975 erhielt sie bei den ersten Rock Music Awards eine Auszeichnung für ihren Dienst an der Öffentlichkeit und wurde außerdem mit einem Feiertag (Joan Baez Day, am 2. August 1975) in Atlanta geehrt. Nachdem sie 1972 in einem Interview gesagt hatte, dass sie 10 Jahre zuvor eine lesbische Beziehung unterhalten hatte und sich als bisexuell sieht, gab sie 1978 einige Benefizkonzerte gegen die sogenannte Briggs-Initiative, die allen homosexuellen Lehrern den Unterricht an öffentlichen Schulen in Kalifornien verbieten wollte.
In Madrid sang sie 1977 nach dem Ende der Diktatur Francisco Francos unter anderem den Song We Shall Not be Moved, der in Spanien 40 Jahre lang verboten gewesen war. Sie sang gegen Diktaturen und Militärputsche in Südamerika und gründete 1979 eine Menschenrechtsorganisation, die sich um Boatpeople aus Vietnam kümmerte. Auch gegen den Irakkrieg meldete sie sich am 20./21. August 2005 zu Wort, als sie Cindy Sheehan, die Mutter eines getöteten Soldaten, bei ihrem Camp an der Zufahrt zu George Bushs Ranch besuchte. Außerdem ist sie bis heute Sponsorin des Zentralkomitees für Kriegsdienstverweigerer in den USA.
ANMERKUNGEN:
(1) Mikel Laboa: Artikel bei Baskultur.info
(2) Große Teile des Textes stammen aus Wikipedia: Joan Baéz
ABBILDUNGEN:
(1) aus Musicazul.com
(2) Konzertankündigung Tageszeitung DEIA 2015
(3) Auftritt Joan Baez' beim Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 (Wikipedia)
(4) Joan Baez und Bob Dylan 1963 bei dem vom Civil Rights Movement organisierten Marsch auf Washington (Wikipedia)