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5. Konferenz am 22. Februar 2019

Am 22. Februar 2019 findet in Bilbao, im Stadtteil San Francisco erneut eine Rosa-Luxemburg-Konferenz statt. Diese fünfte Konferenz mit dem berühmten Namen hat das Thema „Faschismus – heute und hier“. Als Referent eingeladen ist der Journalist und Schriftsteller Hedoi Etxarte aus Pamplona (baskisch: Iruñea). Als Ko-Referentinnen sind Personen aus den Bereichen Gewerkschaft, Feminismus, LGBTI+ und Antifaschismus eingeladen, die aus der politischen Praxis sozialer Bewegungen berichten.

Seit 2015 organisiert eine Gruppe namens „Rosas Freundinnen“ im baskischen Bilbao jährlich eine Rosa-Luxemburg-Konferenz, die verschiedene Themen von Aktualität behandelt: Feminismus, Waffenproduktion, Sexismus in linken Kreisen, Sozialismus-Modelle oder die Republik-Bewegung in Katalonien.

RLK1902Mit „Faschismus“ nimmt die RL-Konferenz erneut ein hochaktuelles Thema auf, das momentan in der halben Welt viele Gemüter bewegt. Im vergangenen Jahr ging es um Waffenproduktion und Waffenexport, vornehmlich aus dem Baskenland. Davor waren die Themen Sozialismus, Sexismus in der Linken, sowie die Entwicklung in Katalonien an der Reihe, immer unter einem feministischen Blickwinkel. Und natürlich verschiedene Aspekte über Rosa Luxemburg selbst.

Vor Jahren schrieb die baskische Journalistin Lorea Agirre eine Biografie über die deutsche Kommunistin in baskischer Sprache – leider fand das Buch nur wenig Beachtung. Denn Rosa Luxemburg ist zwar in einschlägig marxistischen Kreisen des Baskenlandes eine Referenz, deutlich weniger jedoch in der baskischen abertzalen Linken. Weil Rosa Luxemburg keine Freundin von nationaler Befreiung war, sondern eher eine Vertreterin der sozialistischen Weltrevolution fand sie in der linken Unabhängigkeitsbewegung nur wenig Freundinnen und Freunde. Die in Donostia (San Sebastián) lebende Biografin jedenfalls schloss sich der RL-Initiative an und blieb ihr treu.

Wer ist Rosa Luxemburg?

Die Erfahrung von vornehmer Zurückhaltung machte auch die Initiativ-Gruppe „Freundinnen und Freunde von Rosa Luxemburg“ (auf baskisch: Rosaren Lagunak) bei der Organisation der ersten Konferenz im Jahr 2015. Auf der Suche nach Kooperationspartnern für die Veranstaltung blieben manche Türen verschlossen. Das hat sich nach dem Erfolg der bisherigen Konferenzen verändert, nicht zuletzt, weil deutlich wurde, dass die RLK-Bilbo weder anti-abertzal noch anti-baskisch ist. Gleich zur ersten Konferenz schloss sich der baskisch-deutsche Kulturverein Baskale der Organisation an. Dazu kommt seit drei Jahren das Institut für Soziale Studien, IPES. Dieses Gespann hat es geschafft, die jährlich stattfindende Rosa Luxemburg Konferenz zu einer festen Einrichtung in der bizkainischen Hauptstadt zu machen und sogar Besucher*innen von außerhalb anzulocken.

RLK1903Aktuelle Themen

Denn die RL-Konferenz zeichnet sich dadurch aus, dass sie aktuelle, interessante, aber auch polemische Themen aufnimmt, wie vor zwei Jahren das Thema Sexismus in linken Kreisen. Zu gut besuchten Konferenzen haben auch die hochkarätigen Referentinnen und Referenten beigetragen, die für inhaltliche Qualität sorgen. Manche Besucher*innen kommen zur Konferenz nur des Namens wegen, unabhängig vom Thema.

Erfahrungen aus Berlin

Dass die bilbainische Rosa-Luxemburg-Konferenz in diesem Jahr nicht wie immer am Freitag nach der jährlichen Bilbao-Groß-Demonstration für die Rechte der politischen Gefangenen am zweiten Samstag des Jahres stattfindet, sondern im Februar, hat einen bedeutenden Grund. 2019 jährte sich zum 100sten Mal der Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.

Diese historische Tatache hat einige Mitglieder der Organisations-Gruppe RLK dazu motiviert, die Berliner RL-Konferenz zu besuchen und sich ein Bild zu machen von den Diskussionen, die dort geführt werden. Die zeitliche Überschneidung machte infolgedessen eine Verlegung in den Februar notwendig. Die Berliner Eindrücke, mittels einer 10-minütigen Diashow und einer Kurzbilanz, bilden den Einstieg in die diesjährige Bilbao-Konferenz.

Hedoi Etxarte

RLK1904Der diesjährige Referent Hedoi Etxarte (Jg. 1986) stammt aus Iruñea-Pamplona, er ist Schriftsteller, Violinist und Übersetzer, schreibt in der baskisch-sprachigen Tageszeitung Berria und ist einer der Promotoren des linken Kulturprojekts Katakrak (Verlag, Buchhandlung, Kantine) in Iruñea-Pamplona. Zu seinen Publikationen gehören zwei Gedichtbände und ein grafischer Roman. Außerdem übersetzte er den Komik „Gaston“ in die baskische Sprache. Katakrak hat im Übrigen soeben in baskischer Sprache Rosa Luxemburgs „Briefe an Sophie Liebknecht“ herausgegeben, sozialistische Anwältin und Ehefrau von Karl Liebknecht.

RLK-Konzept

Zum Konzept der Rosa-Luxemburg-Konferenz Bilbao gehört seit dem vergangenen Jahr, dass nach den Hauptreferaten verschiedene eingeladene Organisationen und Gruppen vorbereitete Kurzbeiträge halten. In diesem Jahr sind eingeladen: eine Gewerkschaft, Gruppen von Feministinnen, LGBTI+ und Antifaschistinnen, die alle kontinuierlich zum Thema Antifaschismus arbeiten. Mit diesen Beiträgen aus der Praxis soll die Diskussion angeregt werden, die – das zugegeben – häufig etwas zu kurz kam, sei es aus Zeitmangel, oder weil es keine weiteren Stimmen aus dem Publikum gab.

Zum Konzept gehört auch, dass die RL-Konferenzen – mit Ausnahme des Referenten aus Katalonien – ausschließlich in der baskischen Sprache Euskara stattfinden. In einem nicht gerade euskara-freundlichen Ort wie Bilbao ist dies eine besondere Herausforderung. Damit niemand zu kurz kommt wurde seit der ersten Konferenz eine Simultan-Übersetzung über Mobiltelefon angeboten – diese Praxis hat sich bewährt.

RLK1905Umso mehr in einem Stadtteil wie San Francisco, einem der ärmsten Bilbaos. Politische Veranstaltungen sind hier selten, denn das politische Leben zentriert sich auf die Altstadt und die Innenstadt. Daraus ergibt sich ein weiterer Kompromiss der Initiativ-Gruppe RLK: Inhalte und Euskara in die Wiege der baskischen Arbeiterinnen-Bewegung zu tragen. Denn dieser Stadtteil erlebte Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Bergwerke in Bizkaia, die Industrialisierung, die Gründung sozialistischer Parteien und Gewerkschaften, sowie eine massive Einwanderung aus anderen spanischen Regionen, um dem aufstrebenden Kapitalismus die notwendigen Arbeitskräfte zu verschaffen. Dass Sanfran, wie die Bilbainas sagen, immer von Migration geprägt war, hat bezüglich der Euskara-Kenntnisse bis heute seine Spuren hinterlassen. Die Konferenz hat diesen Kompromiss aufgenommen und segelt gegen den Wind.

Politische Gefangene

Von Beginn an waren politische Gefangene bei der Konferenz eine feste Referenz. Zum einen die baskischen politischen Gefangenen, deren Freilassung bzw. heimatnahe Unterbringung seit Langem gefordert wird. Zum anderen aber auch der seit 37 Jahren in den USA inhaftierte ehemalige Black Panther und Journalist Mumia Abu-Jamal. Dem Beispiel der Berliner Konferenz folgend, wird bei der Konferenz-Eröffnung in Bilbao jeweils ein aktueller Text des afro-amerikanischen Gefangenen vorgelesen. Dass im Baskale-Kulturverein Personen mitarbeiten, die bereits seit 30 Jahren, angefangen in Deutschland, in der Informations-und Solidaritätskampagne für Mumia Abu-Jamal arbeiten, hat die Verbindung umso einfacher gemacht.

RLK1906Berlinkontakte

… gibt es keine, denn die große Vorbild-Konferenz im Norden hat bislang nicht auf entsprechende Kontaktversuche reagiert. Was auch nicht weiter tragisch ist, denn von den Inhalten her hebt sich die Bilbao-Konferenz (von Mumia Abu-Jamal abgesehen) deutlich ab, sicherlich auch in ihrer politischen Ausrichtung.

Bilbao Konferenz-Daten

„FASCHISMUS; HIER UND HEUTE“ – Hedoi Etxarte / 5. Rosa-Luxemburg-Konferenz Bilbao / Stadtteil San Francisco, Bürgerzentrum / Plaza Corazon de Maria / 22. Februar 2019 – 18 bis 21 Uhr / Im Anschluss an die Konferenz gibt es in einem naheliegenden Kulturzentrum einen gemütlichen Umtrunk, mit Pintxos und gutem Wein.

Weblinks

www.rosaluxemburgkonferentzia.blogspot.com
www.baskinfo.blogspot.com
www.baskultur.info

Organisation

Rosaren Lagunak
Kulturverein Baskale Bilbao
IPES - Instituto de Promoción de Estudios Sociales

ABBILDUNGEN:

(1) Rosa Luxemburg (Sare Antifaxista)

(2) Hedoi Etxarte (argia)

(3) Lenin, Luxemburg 1968 (gettys)

(4) Bilbao Plakat 2019

(5) Luxemburg Buch 2019 (katakrak)

(6) Konferenz in Berlin (jungewelt)

 

 

 

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